Lesbisch und verliebt in den Kollegen?

franzi05

Neuer Benutzer
18. März 2009
27
0
0
39
Hallo liebe Forumsmitglieder,

es gibt da eine Sache, die mich sehr beschäftigt. Vielleicht mag ja der eine oder andere von euch was dazu sagen. Ich hab hier schon viele tolle Anregungen bekommen und komme irgendwie immer wieder hierher zurück.

Erst mal eine kurze Zusammenfassung meiner Geschichte: ich habe weite Teile meines bisherigen Lebens in heterosexuellen Beziehungen gelebt, die von meiner Seite immer mehr Freundschaft als Beziehung waren. Vor ca. 2 Jahren habe ich dann festgestellt, dass ich (auch?) auf Frauen stehe. Hatte dann auch eine lesbische Beziehung und habe mich fortan als lesbisch definiert. Vielleicht haben ja ein paar von euch meine Beiträge zu dem Thema gelesen: ich hatte extreme Probleme mit meiner Familie deswegen.

Stand heute: Ich bin Single und führe das Leben, auf das ich mich immer gefreut habe. Endlich gibt es da eine eigene Wohnung und ich kann tun und lassen was ich will, ohne Druck von irgend einer Seite. Einen neuen Job habe ich mittlerweile auch und auch der macht mir Spaß. Also eigentlich alles Friede, Freude, Eierkuchen ;-)

So, jetzt hat die neue Arbeit (naja, so neu ist sie nicht, war schon als Werkstudentin da) auch neue Kollegen mit sich gebracht.

Ich arbeite in einer ziemlichen Männerdomäne und bin praktisch bei allen Terminen die einzige Frau.

Erst war mein vorherrschendes Problem was wohl passieren wird, wenn mich mal jemand auf einschlägigen lesbischen Veranstaltungen trifft. Dieses outen/nicht outen-Thema stand doch ziemlich im Raum.

Tja, zumindest das hat sich jetzt vorerst erledigt. Wir treffen uns nämlich mit den Kollegen auch außerhalb der Arbeit immer mal wieder zu gemeinsamen Aktivitäten. Und da hat es sich zugetragen, dass ich einen der Kollegen an einem Wochenende gleich zweimal getroffen habe. Und einer dieser Termine war eine Tanzparty Standard/Latein auf der er mein Tanzpartner war.

Ich hatte schon vorher gemerkt, dass wir uns blendend verstehen. Aber an diesem besagten Wochenende hat sich irgendwas in mir verändert.

Mir fallen plötzlich Dinge an ihm auf, die ich vorher gänzlich ignoriert hatte. Er hat zum Beispiel wunderschöne Hände. Und ich denke ganz oft an ihn.

Damit hab ich leider gleich in mehrerer Hinsicht Probleme:

1. Er ist ein wirklich enger Arbeitskollege. Wir arbeiten direkt zusammen an einem gemeinsamen Projekt. Das geht eigentlich absolut garnicht für mich in so einer Situation anzubändeln.

2. Ich hatte doch gerade für meinen Weg gekämpft und war schwer überzeugt, dass ich lesbisch bin. Und jetzt kommt er. Ich bin wirklich zutiefst verwirrt und frage mich, ob ich das wirklich will.

Da sind diverse Erklärungsversuche in mir, wieso das jetzt so kam:

a) bin ich vielleicht zu lange alleine und genieße jetzt nur die Nähe eines Menschen der mir sehr sympatisch ist?

B) will ich einfach nur den leichteren Weg gehen und hab mir deswegen jetzt wieder einen Mann gesucht?

c) spielt die Tatsache, dass ich auf jeden Fall eine Familie will eine Rolle?

d) oder aber habe ich mich tatsächlich einfach verknallt?

Im Moment kann ich tatsächlich keinen klaren Gedanken fassen. Ich seh ihn ja schließlich jeden Tag und hab auch fast jeden Tag näher mit ihm zu tun. Und ich erkenne immer mehr Gemeinsamkeiten. Aber kann ich mir wirklich vorstellen, wieder eine Beziehung mit einem Mann zu führen? Verliere ich dann auch nicht vor meiner Familie das Gesicht, wenn ich jetzt wieder auf "hetero" zurückschraub? Ich werd mich selbst nie wieder als hetero defnieren, weil ich weiß, dass es da noch eine andere Seite an mir gibt. Aber trotzdem kommt es mir vor, als hätte ich nach aussen hin den Kampf ganz umsonst gekämpft. In mir hat sich viel verändert und das will ich auch nicht missen.

Ihr merkt, das meine Situation schon wieder knifflig ist ;-) Einfach finde ich irgendwie langweilig....

Wie wirkt das Ganze auf euch? Freue mich über jedes Feedback!

Viele Grüße,

Franzi

 
Denke auch das du beides sein kannst. Definier liebe nicht über das Geschlecht. Wenn du dich verliebst, verliebst du dich. Egal ob Mann oder Frau.

 
Hallo ihr zwei!

Danke für eure Antworten. Ich selbst werde mich, wenn das wirklich was Ernstes sein sollte mit dem Kollegen, auf jeden Fall als Bi definieren. Hatte ich auch in meinen Text vorhin schon angedeutet:

Ich werd mich selbst nie wieder als hetero defnieren, weil ich weiß, dass es da noch eine andere Seite an mir gibt.
Aber mein Umfeld wird es tun. Eine in einer Heterobeziehung lebende Bisexuelle ist für die Gesellschaft hetero. Das Problem, das ich damit habe ist, dass ich von meiner Familie ein verständiges Nicken sehen werd mit dem anschließenden Kommentar: hat es das letztes Jahr wirklich gebraucht? Und damit werden sie mein Outing meinen, an dem um ein Haar unsere Familie draufgegangen wär.

Aber mal abgesehen von diesem (eventuellen) Zukunftsschauplatz:

Klappt das, einen Beziehung unter so engen Kollegen? Und:

Hat irgendjemand nen Rat, wie ich für mich Klarheit bekomm, was das jetzt sein soll?

In mir herrscht Gefühlschaos.

Viele Grüße,

Franzi

 
Hey....

ob ne Beziehung auf Arbeit gut geht, da kann ich dir leider auch nicht weiter helfen, hatte das noch nie. Aber wie du Klarheit bekommst, das kannste, glaub ich, nur rausfinden in dem du einfach was mit ihm unternimmst....

PS: Und was dein Umfeld denkt, falls das was werden sollte, kann dir doch eigentlich vollkommen egal sein, wenn du wieder mit nem Mann rumläufst. Es ist dein Leben, die anderen gewöhnen sich schon nach na Zeit daran. Und deinen Eltern würde ich erstmal nix sagen, solange du dir nicht sicher bist, bzw. das nicht ernst ist.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Du musst bedenken, was passiert, wenn es auf der Arbeit rauskommt: was sagen die Kollegen? Ist er dir höher gestellt, dann werden sie dir andichten, du würdest es nur zum eigenen Vorteil tun. Was würde dein Chef sagen? Du sagst, du arbeitest in einer Männerdomäne. Könnte sein, dass dein Kollege dich vielleicht nicht als Frau sondern tatsächlich nur als Kollegin sieht. Versuch raus zu finden, was du fühlst. Treff dich mal außerhalb der Arbeit mit ihm und versuch zu sehen, wie er privat ist. Dann kannst du immer noch entscheiden, was du tust. Und was deine Familie dazu sagt... schwierig. Aber du musst in aller Linie glücklich sein und ich würde ihnen sagen, dass das jetzt nicht heißt, dass Frauen für dich uninteressant sind.

 
Hallo tekka, hallo Tante,

danke für eure Antworten.

Vielleicht noch ein bißchen was zu den Rahmenbedingungen: er ist in der Firmenhierarchie genau auf der gleichen Stufe wie ich. Wenn er in irgendeiner Weise mein Vorgesetzter wäre, dann wäre es ja gleich noch schwieriger.

Ich hab schon das Gefühl, dass er immer mal wieder mit mir flirtet. Aber auch das muss ja noch nichts heißen. Ich denke in gemischten Teams ist das einfach so. Da kommen schon mal eindeutig zweideutige Sprüche. Macht mir auch bei den meisten Kollegen nichts.

Und getroffen habe ich ihn ja jetzt auch schon zweimal ausserhalb der Arbeit. Allerdings waren beide Male wieder Kollegen um uns rum. Ich will ja auch nicht mit der Tür ins Haus fallen. Na vielleicht ergibt sich ja am Wochenende was. Zumindest scheinen wir praktisch die einzigen beiden Kollegen zu sein, die Freitag arbeiten. Da könnte man ja mal leise anklopfen, was er denn am Wochenende so macht ;-)

Das mit meiner Familie ist wirklich knifflig. Klar werden sie erst eingeweiht, wenn das wirklich was Festes sein sollte. Und sie werden auf jeden Fall zu hören kriegen, dass das nicht heißt, dass da nicht wieder ne Frau kommen kann.

Eigentlich habe ich gedacht, dass das "Was werden die Leute denken"-Thema jetzt durch ist - Irrtum ;-)

Wenigstens geh ich im Moment sehr gerne in die Arbeit - um mal das Positive in den Vordergrund zu stellen.

Ich werde weiter berichten, falls sich was Neues ergibt. Falls noch irgendjemand Anregungen hat: immer her damit!

Viele Grüße,

Franzi

 
Hallo nochmal,

hab ja versprochen, dass ich mich wieder melde, wenn sich was Neues ergeben hat.

Und tatsächlich: wir waren nochmal unterwegs. Er hat mich eingeladen mit ihm und seinem Kumpel Fußball zu kucken. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen.

War auch wirklich lustig und ich hatte viel Spaß.

Eine Situation gab es, wo ich mir wieder nicht sicher war, ob da was ist zwischen uns. Wir sind zusammen mit der U-Bahn heimgefahren und er saß neben mir. Ein bißchen zuuu dicht für normale Verhältnisse.

Trotzdem bin ich gefühlstechnisch zumindest so weit über den Berg, dass ich das Ganze einfach auf mich zukommen lassen kann. Tendenziell denke ich aber, dass wir gute Freunde werden, aber nicht mehr. Wissen kann man das natürlich nie.

Schön ist, dass ich auch jetzt schon das Gefühl habe wieder ein bißchen mehr über mich selbst zu wissen. Und das ist wahrscheinlich das Wichtigste, was man aus solchen Verwirrungen lernen kann ;-)

Das Fazit bisher lautet: es gibt wohl Männer, die mich zumindest schwer zum Nachdenken bringen. Trotzdem hab ich für mich erkannt, dass mein Herz in erster Linie zu Frauen tendiert. Ausnahmen nicht ausgeschlossen.

Danke für die Ratschläge und das Zuhören (eher Mitlesen). Irgendwie macht mich das gleich viel ruhiger, wenn ich hier zumindest alles niederschreiben kann.

Viele liebe Grüße,

Franzi