Liebe oder Gewohnheit?

Tigerli

Neuer Benutzer
14. Apr. 2004
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Hallo zusammen

Ich wende mich nach vielen Jahren wieder einmal an euch. (Sorry, ist ein bisschen lang geworden)

Wir lernten uns vor 9 Jahren (ich 16 J. er 19 J.) kennen und sind seit diesem Tag zusammen. Seit 4 Jahren wohnen wir zusammen. Wir haben gute und weniger gute Tage zusammen erlebt.

Nun, stelle ich mir die Frage, ist es Liebe oder Gewohnheit?

Zuhause geht jeder seinen eigenen Hobbys nach. Nur selten sehen wir gemeinsam TV oder machen gezielt etwas zusammen. Auch Sex haben wir nicht mehr häufig. Im Durchschnitt 1x pro Monat. Mitunter Grund ist auch, dass er immer viel später ins Bett kommt als ich. Mir reicht weder der Sex noch die Zeit die wir „zusammen“ verbringen.

Habe ihn auch darauf angesprochen, und er meinte, wir haben eben beide im Moment viel um die Ohren und frisch verliebt seien wir ja auch nicht mehr, aber er liebe mich noch immer und möchte mit mir auch in Zukunft zusammen sein.

Was möchte ich?

Ist das Liebe? Seine Definition ist, wenn man mit jemandem die Zukunft verbringen will, ist es Liebe.

Was ist liebe für mich? Grundsätzlich kann ich mir eine Zukunft mit ihm auch vorstellen. Aber reich das?

Ist es liebe, wenn jeder seinen eigenen Interessen nach geht, wir kaum noch Zeit intensiv mit einander verbringen? Wir uns nicht mehr spontan küssen?

Ist das einfach so, nach einer gewissen Zeit?

Oder ist es nur noch Gewohnheit?

Ich bin im Moment völlig unklar über meine Gefühle und ab und zu frage ich mich, ist es das? Ist das Liebe? Ist es dass, was ich möchte?

Kommen diese Fragen überhaupt auf, wenn man wirklich liebt? Oder sind diese Zweifel bereits ein Zeichen für die „Ent-Liebung“?

Ist die Häufigkeit des Sex ein Indikator für eine gute Beziehung?

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Wie wisst ihr, ob es Liebe oder Gewohnheit ist?

Vielen Dank für eure Hilfe und für die Zeit, die Ihr fürs durchlesen geopfert habt. :)

 
:confused: Ich hoffe du meinst, die Zeit, in der du nicht mehr hier geschrieben hast, ist lang geworden, denn dein Beitrag ist ja wohl alles andere als lang.

Anyway:

Meiner persönlichen Meinung nach ist ein gewisses Maß an Gewohnheit in einer langjährigen Beziehung normal. ABER das darf nicht soweit gehen, dass man nur neben einander herlebt. So klingt das nänmlich bei euch.

Habt ihr denn gar keine gemeinsamen Interessen? Gemeinsame Ziele? Pläne? Falls nicht, habt ihr schon versucht, welche zu schaffen?

Dass es im Bett nicht sooo gut klappt, hm naja, wenn man viel um die Ohren hat, kann das durchaus vorkommen, finde ich. Das ist nicht unbedingt eine Reflektion des Beziehungszustandes. Man kann so etwas auch wieder aufleben lassen. Wenn ihr aber nichts mehr miteinander unternehmt und - vor allem- nicht mehr miteinander redet (sowohl alltäglichen Smalltalk als auch über das, was euch wirklich bewegt), finde ich das heikel.

Ich finde, was eine Beziehung ausmacht, ist vor allem emotionale (nicht nur körperliche) und geistige Nähe.

Gibt es die noch bei euch? Fühlst du dich deinem Freund auf allen Ebenen nahe oder ist er einfach eine Person, die auch "zufällig" in derselben Wohnung wohnt und im selben Bett schläft?

 
Hallo tigerli

Ich finde auch, dass eine gewisse Gewohnheit nach ein paar Jahren normal und auch schön ist, wenn man sich Mühe gibt. Ich meine, gerade wenn man gemeinsam wohnt, finde ich schon gut, wenn jeder seinen Tätigkeiten nachgeht, ich finde aber auch, dass man sich Mühe geben sollte, gemeinsame Dinge zu machen. Sei es den Garten zu pflegen oder gemeinsam zu kochen, einzukaufen, Wein zu trinken oder einen Film anschauen... Mit meinem Freund hatte ich das auch schon oft, und es ist auch nicht so, dass es plötzlich weg ist. Die Menschen schätzen halt das, was in ihrem Alltag statt findet viel weniger. Wenn du plötzlich keine Arbeit mehr hast merkst du auch auf einmal, wie sehr dir deine Zufriedenheit, deine soziale Aktivität und dein geregelter gefüllter Alltag fehlt, es ist nicht abnormal, dass das auch in der Beziehung passiert. In meiner Beziehung haben wir einiges probiert. Wir trennten uns für eine Zeit und sind wieder zusammen gekommen, hatten die ersten Monate wieder die übliche Verliebtheit, was super war... Aber schon bald stellte sich alles wieder ein und wirklich gebracht hatte es nichts ausser dass wir damals gemerkt hatten, dass wir einander wirklich brauchen und lieben und immer noch wollen...

Bei meinem Freund ist es auch so, dass er immer viel später ins Bett geht und ich ihn zu Kuscheln und Co ein bisschen überreden muss, manchmal schmerzt das schon sehr. Aber es ist halt wie es ist, die Menschen sind so unterschiedlich auf allen Ebenen, einer ist emotional und gefühlsdurstig, der andere ist rational und nicht gerade leidenschaftlich, unt trotzdem können die sich ineinander verlieben.. Was tun also? Ich finde es am wichtigsten, dass man sich nicht für einander verbiegen muss, denn es gibt nichts schlimmeres, als eine sich langsam steigernde Verbiegung, die in totaler Regungslosigkeit und Beziehungstod endet... Tolerant sein bedeutet aber auch, bereit zu sein, die Wünsche des anderen zu respektieren, sprich: Versuch aktiv, etwas zu verändern. Ich meine nicht darüber zu reden oder gemeinsam über die schöne alte Zeit zu trauern, oder dir den Kopf darüber zu zerbrechen ob du ihn noch liebst oder nicht... Sondern verändere die Situation einfach! Werde wieder mehr zu seiner Partnerin statt zur Mitbewohnerin und geh auch mal mit ihm aus, kocht gemeinsam, schaut euch was gemeinsam an... Auch das mit den gemeinsamen Hobbies oder Zielen finde ich ein wichtiger Aspekt... Man muss nicht viel teilen können aber es ist schön, wenn man kann...

Ich kann dir gut nachfühlen, manchmal bin ich auch traurig, dass meine Erwartungen nicht erfüllt werden oder ich nicht mehr das spüre, was ich einst gespürt hatte. Aber es gibt solche Lichtmomente, in denen ich klar sehe und ich weiss, dass wir zusammen gehören. Das braucht auch Arbeit, auch mein Freund muss sich manchmal zusammenreissen und mir einen Gefallen zu tun, mit mir Erdbeeren pflücken gehen auch wenn ihn das ankotzt, denn wir haben danach trotzdem Spass und etwas erlebt was wir gemeinsam verinnerlichen und das uns näher bringt.

Jill

 
Hallo Tigerli

Ich denke auch, Du solltest einfach aktiv etwas verändern. Für mich liest es sich so, als würdest Du vor allem etwas Spannung und Abwechslung im Alltag MIT Deinem Freund vermissen. Macht Dinge miteinander anstatt nebenher.

Liebe Grüsse Minusch