Liebe vs. Zuneigung

Snowsorrow

Neuer Benutzer
31. Dez. 2013
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Hallo, ihr Lieben. Ich bin verzweifelt, ich weiß nicht mehr weiter und schon gar nicht, wen ich fragen kann. Und so landet man dann im Internet und fragt wildfremde Menschen in der Hoffnung, dass etwas unter den Antworten ist, das einen klarer sehen lässt ...

Meine Situation: Ich (weiblich, Anfang 30) führe seit 8 Jahren eine Beziehung mit einem jüngeren Mann (Mitte 20). Es wurde schon nach kurzer Zeit schwierig zwischen uns, aber wir haben uns tapfer immer wieder zusammengerauft und an uns gearbeitet. Es gab sogar einmal fast eine Trennung, die nur durch die Hilfe eines Therapeuten verhindert werden konnte. Meinen Freund belastet es, dass ich psychisch krank bin und aufgrund dessen Stimmungsschwankungen habe. Ich habe viel an mir arbeiten müssen, damit diese Belastung so gering wie möglich bleibt. Doch Anfang des Jahres 2013 gestand er mir, dass er mich nicht liebt. Nicht im 'eigentlichen' Sinn. Er sagte, ich wäre ihm wichtig, er wolle, dass ich glücklich bin, er würde mehr oder weniger große Zuneigung zu mir verspüren und er möchte mit mir sein Leben verbringen - aber dass es keine Liebe ist. Seiner Aussage nach hätte er in den letzten Jahren für sich festgestellt, dass er diese romantische Liebe, mit Fokus auf eine einzige Person, die einem das Ein und Alles ist, nicht empfinden kann und das auch gar nicht will. Er kennt nur Zuneigung in verschieden starken Ausprägungen.

Das war für mich sehr schlimm, ein Schlag ins Gesicht. Denn ich bin ein Mensch, der sehr tief empfindet, sehr romantisch und leidenschaftlich liebt. Und zu wissen, dass derjenige, den ich liebe, so etwas für mich nicht empfindet, ist hart. Ich kam damit irgendwie klar, zog erneut einen Therapeuten zu Rate, der meinte, dass mein Freund mit seiner Weigerung, es Liebe zu nennen, sich nur von mir distanzieren wolle, weil ich durch meine Krankheit eben sehr anstrengend bin und die Beziehung mit mir einengend sein kann. Damit konnte ich umgehen und arbeitete noch härter daran, meinen Freund nicht zu belasten, in der Hoffnung, irgendwann doch wieder die drei magischen Worte gesagt zu bekommen. Aber das ist nicht passiert. Und ich hatte mehr und mehr das Gefühl, 'ins Leere zu lieben'. Ein schmerzhaftes, erniedrigendes Gefühl. Nun gab es eine Diskussion, die sich phasenweise über ein paar Tage hinzog. In dieser Diskussion sagte er mir, dass ich im Grunde völlig austauschbar wäre. Dass irgendeine Freundin, die einmal die Woche für Sex und zum Quatschen vorbeikäme, ihm genauso reichen würde. Das hat mir unheimlich weh getan. Er sagte das nicht im Streit, es war eine ganz sachliche Unterhaltung über unsere Gefühle. Ich war erschüttert, dass ich im Grunde nicht als Person geschätzt werde, als einmaliges Wesen, sondern nur meine Funktion wichtig ist - dass eben eine Frau da ist, mit der man sich austauschen kann und die man zur Befriedigung der Sexualität nutzen kann.

Jetzt sitze ich da und weiß nicht mehr, was ich denken und fühlen soll.

Ich liebe ihn. Speziell ihn, als unersetzlichen, einmaligen Menschen. Und für ihn bin ich nur eine nette Person, die seine Bedürfnisse erfüllt, austauschbar durch jede beliebige andere nette Person. Das tut weh, schrecklich weh.

Auf der anderen Seite erträgt er meine Krankheit, ist für mich da, tut viel für mich und will auch für immer mit mir zusammen bleiben.

Ich verstehe das alles nicht, es ist ein riesiges Chaos in meinem Kopf und in meinem Herz. Ist es nicht doch Liebe und er erkennt es einfach nicht? Oder ist es nur Gewohnheit bei ihm und ich sollte lieber einen Schlussstrich ziehen und mir jemanden suchen, für den ich etwas besonderes bin? Oder ist das nur ein romantisch verklärtes Bild, dem ich nachjage? Ist diese auf Vernunft und Zuneigung gegründete Beziehung vielleicht sogar besser, als die 'große Liebe' zu suchen, die es vielleicht gar nicht gibt? Rede ich es mir schön, um nicht schlussmachen zu müssen? Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist .... ich weiß nur, dass ich ihn liebe und mir nichts sehnlicher wünsche, als dass er mich auch liebt.

 
Hast du ihm gesagt, wie sehr dich die Aussage verletzt hat?

Ich verstehe dich und das Gefühlschaos sehr gut. Man will doch immer den Menschen finden, der einen genauso liebt, wie man selbst ihn. Dennoch ist es zumeist so, dass einer den anderen mehr liebt. Bei euch beiden bist das wohl du.

Allerdings klingt für mich seine Aussage sehr abgestumpft, so als würde er sich mit dir begnügen. Wenn du so austauschbar bist, wieso will er dann überhaupt eine Beziehung führen? Will er bei dir bleiben, weil so einfach gemütlich ist oder weil er glaubt, er dürfe dich nicht verlassen?

Klar, eine Beziehung mit einem guten Freund kann auch seine Vorteile haben, wenn man das romantische mal weg lässt. Aber willst du das?

 
Dass er immer bei dir bleiben will hat meines Erachtens auch eine starke Aussagekraft............... Was nützen dir die größten romantischen Worte die es überhaupt gibt und der Mensch ist dann nicht an deiner Seite. Was hast du denn davon? Das ist eine genauso leere Hülse zum täglichen Leben. .......Wohnt ihr nicht zusammen? Und wenn nicht, warum?

 
Männer... vielleicht ist er einfach bisschen eifersüchtig auf deinen "Knacks" und will jetzt selber einen mimen...? Mmittlerweile wenn ich so was lese komm ich doch wieder zu dem Schluss, dass diese Sorte Mensch nicht die klügste sein kann. Auch wenn ich da ne Schublade ziehe...

Wenn du tatsächlich so einfach auszutauchen bist, würde ich nicht bleiben. Es ist keine träumerei, einen Menschen als etwas Einmaliges zu sehen. Sagt er sowas auch zu seinen Freunden? Oder hat er keine aufgrund solcher geistreicjen Aussagen?

Ein Freund hat mir letzten gesagt, dass es gut ist dass man Gedanken nicht lesen kann, sonst wär wohl die Menschheit ziemlich vereinsamt....

Was dem Hirn entspringt, ist nicht immer klug und schon garnicht immer wahr...

 
Vielleicht philosophiert er sich auch nur irgend einen Konstrukt zusammen damit er auch etwas kurios wirkt. So nach dem Motto gleich und gleich gesellt sich gern. Aus irgend einem Blickwinkel passen seine Aussagen ja auch wieder. Manchmal, wenn man Zweifel hat, und wer hat die nicht einmal, dann baut man sich tollsten Konstrukte zusammen. Dann kommen auch solche Ideen dabei rum. Es sind nur Gedankensplitter. Wichtig ist was er macht. Und eine unendliche Liebesgeschichte wollen alle haben und sie wird auch Millionenfach versprochen, aber was bleibt und hält, das zählt am Ende. ...........Im Gründe sind wir alle austauschbar, weil nach jeder zerbrochen Liebe eine neue folgt. Und dann ist die zu Anfang das Non-plus-Ultra. ............In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr2014. Auf die Liebe, ihre Leichtigkeit, die vielen Blickwinkel und die Ewigkeit.

 
Als ob ihr es nicht selber erlebt habt: Die Zuneigung kann sich verändern. Was mit fulminanter ewiger Liebe begann, endet oft in Hass und Ablehnung.

Was heisst das? Dass er also nur so tut, als ob dich nicht mehr liebt, weil er auch einen Knacks haben möchte? Weil er eifersüchtig auf deinen Knacks ist?

Mh, da muss man schon ein wenig beknackt sein, wenn man so etwas denken könnte.

Ist es nicht viel einfacher so: Er liebt dich einfach nicht mehr, weil du für ihn nicht die Frau bist, die er gerne hätte? Liebst du denn auch jeden Mann, der dir über den Weg läuft, oder gibt es da Unterschiede? Zum Beispiel: Den einen magst du einfach nicht, keine Ahnung warum. Den andern etwas mehr, und so fort. Oder ist es dir noch nie passiert, dass du jemanden aus den Augen verloren hast, weil deine Zuneigung einfach verschwand?

Man tut ja gerade so, als ob eine Liebe, einmal etabliert, niemals mehr verschwinden könnte.

Und sicher hängt das mit den Personen zusammen und ihrer Art und Weise, wie sie sind (womit denn sonst?).

Schlimm ist es, wenn man sich an einem Strohhalm festhält, der einfach nicht genügend halt bietet: Ich liebe ihn so sehr, darum muss er mich doch auch lieben. Muss er? Ist Liebe eine Kalkulation, eine doppelte Buchhaltung, die auf beiden Seiten im Gleichgewicht steht?

Wenn es eine gute Beziehung ist, dann ist die Liebe ausgeglichen - ohne Buchhaltung. Wenn sie schief hängt, kann man sie auch nicht mit Verrechnungen und Ansprüchen ins Lot bringen.

Schlimm ist es, zu erleben, dass die Liebe nicht zurückkommt. Und man braucht wohl sehr lange, bis man begreift, dass da wirklich nichts zurückkommt. Dabei muss das nicht einmal Boshaftigkeit des andern sein, sondern einfach die Unfähigkeit, dich zu lieben, weil er es einfach nicht mehr will.

Und je mehr er zurückweicht, um so mehr stösst du in seine Richtung. Schliesslich wird er rigendeinmal davon gehen, weil er keinen Ausweg mehr sieht.

Was wäre zu tun? Realistisch blieben. Das Lieben dieses Mannes einstellen. Abstand gewinnen. Aber nein, das geht ja nicht, weil es gerade DIESER Mann ist, den du so liebst, obwohl er dich massiv zurückstösst, gar nicht an sich heranlässt, dich betrübt mit dahingeplapperten gedankenlosen Äusserungen: Für einen Mann spielt es keine Rolle, wer die Frau ist, Hauptsache manchmal einige Streicheleinheiten und das nötige Quantum an Sex und gut ist es für ihn - wer so etwas meint, dem kann nicht mehr geholfen werden. Dann lass ihn doch mal seine Phantasie leben.

Aber er wird nicht so schnell gehen, weil es dann doch nicht so einfach ist, Streicheleinheiten und Sex à discretion zu bekommen. Also doch zur Not bei dir bleiben, weil er das von dir sicher bekommt. Vielleicht meinst du auch, dass du ihn damit bei dir halten kannst.

Aber ist das eine Beziehung?

Was ist Liebe, wie soll Beziehung sein? Keine Ahnung. Aber so stelle ich mir das auch nicht vor.

Und du?

 
Ich finde, das Leben ist zu kurz um es mit den Menschen zu verbringen, die einen nicht zu schätzen wissen.

 
Eine frohes neues Jahr euch allen und vielen Dank für die Antworten. Ich muss erstmal darüber nachdenken, das war jetzt wirklich ziemlich viel an Denkanstößen.