Mein Vater

Timothy

Erfahrener Benutzer
30. Jan. 2006
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Hallo,

normalerweise gebe ich hier Tipps. Heute muss auch ich mal meinen Kummer kund tun.

Ich bin nun fast 17 Jahre alt. Als ich 14 war gestand mein Vater meiner Mutter im Streit, dass er seit 3 Jahren eine Affäre mit einer fast 20 Jahren jüngeren Frau pflegte. Daraufhin gab es viel hin und her. Meine Mutter wollte die Familie halten, mein Vater auch und so kam es, dass mein Vater meiner Mutter versicherte, dass er die Beziehung beendet habe.

Dass mein Vater eine Freundin hatte wusste ich nun. Dass er sie jedoch beendet hatte hat mir keiner gesagt. Ich habe aber auch nicht weiter nachgefragt und so fuhr ich eine Woche später in den schon seit längerem geplanten Schülerurlaub in England (mit einem Klassenkameraden).

Meine Eltern fuhren zur selben Zeit gemeinsam nach Hamburg. Ich schrieb öfters SMS mit meiner Mum und erzählte ihr darin auch von meinen Sorgen, dass die Familie zerbricht und dass wir aus der Wohnung ziehen müssten usw.

Mein Vater las diese SMS wohl wie ich hinterher erfuhr und warf meiner Mutter vor sie hätte ihren und meinen Auszug schon längst geplant etc.

Als wir alle wieder zu hause waren, erwischte meine Mum meinen Vater schließlich im Keller, wie er wieder mit seiner Freundin telefonierte. Im Auto roch es mittlerweile immer nach Frauenparfum (welches nicht von meiner Mum war) - im Schrank meines Vaters fand ich Viagratabletten zusammen mit den Fotos dieser Frau.

Es war mittlerweile so, dass mein Vater immer im Arbeitszimmer auf einer Schlafcouch schlief. Nach langem hin und her. Mal wollte er bleiben - mal zu seiner Freundin, wollte meine Mutter auch nicht mehr. So zog mein Vater schließlich bei uns aus und bei seiner Affäre ein.

Ab dann begann der organisatorische Teil: Obwohl ich die Wohnung in der ich aufgewachsen war und an der ich so heftig hing weil dort auch Freunde etc. wohnten und obwohl mein Vater Generalbevollmächtigter in einem Kreditinstitut ist wollte er nicht, dass wir dort wohnen bleiben. Er stellte es oft vor mir so da, als hätte meine Mutter unbedingt gewollt, dass er ausziehe.

Fazit: Die gemeinsame Wohnung wurde verkauft. Den Erlös steckte hauptsächlich er sich hein (das hat viele Gründe zur Ursache. Viel Betrug etc.).

Ich musste aus der wohnung ziehen wo ich aufgewachsen war, wo meine beste Freundin direkt nebenan wohnte und die Wohnung die ich so sehr liebte.

Nun bin ich 17. Mit der Freundin meines Vaters versteh ich mich recht gut. Mit meinem Vater versteh ich mich viel besser als früher als er noch bei uns wohnte. Ich unternehme viel mit ihm, besuche Fußballspiele mit ihm, übe mit ihm Auto fahren etc. Meine Mum hat mittlerweile auch einen neuen Freund. Ich schein sie nicht mehr zu interessieren obwohl sie sich früher immer um mich gekümmert hat. Dauernd erzählt sie mir was für ein (sorry) Arsch mein Vater sei und dass ich doch bitte zu ihm ziehen solle. Ihr Freund schmarozt sich eigentlich bei uns durch. Wenn meine Mum da ist, ist er auch da. Er hat zwar eine Wohnung aber schläft eigentlich immer bei uns. Ich habe meine Mutter nicht mehr alleine sondern nur noch in Verbindung mit ihrem Freund, den ich aber nicht so mag.

Also ist mein einziger elterlicher Stützpunkt mein Vater. Er regelt alles, er kümmert sich um mich und er redet und macht auch viel mit mir.

Nun nach der langen Vorgeschichte zum eigentlichem Punkt: Am Wochenende war ich bei ihm und er sagte mir, dass ich ein Halbgeschwisterchen/brüderchen bekommen würde. Ich hätte umfallen können. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich war immer sein einziges Kind gewesen und habe mein ganzes Leben mit meinem Vater verbracht. Und nun bin ich nur noch einer von zweien. Für ihn wird sich MEIN ganzes Leben irgendwie wiederholen. Er zieht mit der neuen Freundin und dem Kind dann in eine neue Wohnung oder in ein Haus und wird all das noch einmal erleben was er mit mir erlebt hat. All das was er auch jetzt noch mit mir erlebt wird er auch mit diesem Kind machen...Ich habe mir immer Geschwister gewünscht. Aber nicht von einer anderen Frau als meiner Mum und nicht so spät. Ich nehme nicht mehr an seinem Leben teil. Er gründet eine völlig neue Familie zu welcher ich nicht zugehören werde. Er hat mir vorgeschlagen, dass ich zu ihm ziehe aber ich will nicht raus aus meiner Stadt und ich will auch bei meinem Hund und meinen Freunden bleiben (er wohnt ihm Nachbarort).

Sonst hätte ich es sofort gemacht da ich bei meiner Mutter eh nicht erwünscht bin.

Für mich bricht eine Welt zusammen. Es wird einen Menschen geben, der all das haben kann was ich bis zu meinem 15. Lebensjahr hatte!Mein Vater wird ein Kind kriegen, von einer anderen Frau - in einer anderen Familie. Wenn ich mir Videos aus meiner Kindheit ansehe kommen mir die Tränen wenn ich daran denke dass er das alles nochmal erleben wird mit jemand anders.

Danke für eure Hilfe

Liebe Grüße

Timo

 
Hallo Timothy,

ich war zwar nie in Deiner Lage, aber so, wie Du es beschrieben hast, kann ich gut verstehen, was Du meinst.

Ich denke, Hauptursache für Deine Angst, den Vater teilen zu müssen, ist wohl, dass Du im Alter von 14 Jahren zuwenig Liebe und Unterstützung von Deinen Eltern bekommen hast. Du trauerst auch um die heile Welt, die für Dich dann nicht mehr existiert hat. Und 14 ist, denke ich, ein ziemlich schwieriges Alter. Man fängt gerade an, sich in der Erwachsenenwelt zu orientieren.

Mir sind spontan ein paar Dinge eingefallen. Ich glaube, das erste Kind ist schon immer etwas Besonderes für die Eltern. Vielleicht auch für Deinen Vater. Wahrscheinlich wird sich seine Aufmerksamkeit aber mehr dem "neuen" Kind zuwenden, das wird sich nicht vermeiden lassen. Dein Vater wird vielleicht denken, dass Du mit Deinen 17 Jahren sowieso bald erwachsen bist und Dein eigenes Ding machst. Ich glaube, das solltest Du auch tun, denn Deine Eltern scheinen auch lieber ihr eigenes Ding zu machen.

Und wenn Du Deinem Vater einfach sagst, dass Du Angst hast, nicht mehr so wichtig für ihn zu sein? Mal sehen, wie er reagiert. Wenn er das nicht versteht, dann musst Du wohl alleine klar kommen.

Und noch etwas. Ich glaube, man kann ziemlich lange an so einem Knacks in der Kindheit rumknabbern. Und es kommt immer mal wieder hoch: warum hat der oder die mehr Glück und ich hatte es nicht. Wichtig ist, dass Du nicht verbitterst dabei. Neid ist ok, und er zeigt, wo Deine Wunden in der Seele sind. Aber lass die Wunden heilen, indem Du nicht denkst, dass nun alles negativ für Dich weitergeht. Vielleicht hast Du irgendwann eine eigene Familie, in der Du es besser machst.

Und Dein Halbgeschwisterchen kann ja nix dafür, dass es vielleicht mehr Glück hat. Und wer weiß, was in seinem Leben mal schiefgeht.... Also sei nicht traurig. Vielleicht freust Du Dich doch irgendwann, dass Du ein Geschwisterkind hast. Obwohl der Altersunterschied ja schon sehr groß ist, so dass es ne Weile dauern könnte, bis Du was mit ihm/ihr anfangen kannst.

Liebe Grüße

Sallie

 
Hallo Timothy,

ich kann Deine Sorgen teilweise gut nachvollziehen: Ich bin auch die Erstgeborene, der Abstand zu meiner Schwester ist nicht so groß (3,5 Jahre), aber zu meinem Bruder (10 Jahre). Als mir meine Mutter damals eröffnete: da kommt nochmal ein Kind war ich ÜBERHAUPT nicht begeistert. Die Situation war natürlich insofern anders, als dass es von meinen beiden Eltern war und kein Halbbruder ist.

Aber die Befürchtung ist in beiden Fällen, dass man seine Einzigartigkeit einbüßen muss.

Die Tatsache, dass das Kind mit der neuen Freundin Deines Vaters entstanden ist, ist sicherlich nochmal ein Extrafaktor - aber das eigentlich wichtige für Dich ist: Ich bin nicht mehr der Einzige (für meinen Vater).

Das mag jetzt hart klingen, aber: so ist das manachmal im Leben, dass man nicht immer die allererste Geige spielt. Wer weiß, vielleicht sagt das Halbgeschwisterchen eines Tages zu Dir: Ich beneide Dich darum, dass Du so viele Jahre mit Deinem Vater hattest und Du ihn als jungen Vater hattest. Mir waren nicht so viele Jahre mit ihm gegönnt.

Was ich damit sagen will: Leben (Kind sein) heißt teilen - man kann es nicht immer genau so haben, wie man es selbst am liebsten haben will. Aber was Du selbst tun kannst, ist, in der momentanen Situation zu überlegen, wie Du die Zukunft mit Deinem Vater und Deinem Halbgeschwisterchen so gestalten kannst, dass etwas Schönes und Neues daraus entsteht. Prüfe Deine Handlungsoptionen und Du wirst feststellen: es gibt einigen Handlungs - und Gestaltungsspielraum für Dich.

Geschwister sind etwas ganz besonderes - auch wenn der Altersunterschied groß ist.

Trotz allem: es ist völlig legitim, sauer, traurig und genervt zu sein. Sag Deinem Vater wie es in dir aussieht - teile ihm mit, dass Dir viel daran liegt, weiterhin engen Kontakt mit ihm zu haben. Du wirst feststellen: Dein Vater wird zwar noch ein weiteres Kind aufziehen und lieben - und trotzdem bleibst du für ihn einzigartig.

Noch etwas: anfangs wird er mit dem Baby sicher auch zeitlich sehr beansprucht werden - das ist völlig normal. Aber vielleicht wäre ein "jour fixe" in dieser Zeit eine Idee? Also ein fester Zeitpunkt in der Woche, wo ihr etwas unternehmt (Fussballspiel, Kino...) und er nur für dich da ist.

Alles Gute und Kopf hoch!

Aida

 
Ich muss festhalten, dass sich die Geschehnisse doch irgendwo auch positiv bemerkbar machen.

Seit ich vom Nachwuchs meines Vaters weiß streng ich mich viel mehr in der Schule an damit ich was besseres werde als das 2. Kind und mein Vater später stolz auf mich ist :)

 
Danke für deine hilfe bei meinem problem....jezz helf ich dir auch;-)

Ic hweiß was du meinst....mach deiner mutter keien vorwürfe weil ich das auch durchgemacht sie hasst ihr wahrscheinlich für das was er gemacht hat....verständlich....rede dich mal mit ihr aus....un wenn das nix hilft weiß sie deinen standpunkt un mach ihr dan vorwürfe hat bei mir zumindestens 5% geholfn.....

LG