Meine Frau ist verliebt

Wauzi

Neuer Benutzer
08. Juli 2010
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Hallo zusammen,

meine Frau ich sind seit 18 Jahren zusammen und seit 11 Jahren verheiratet. Wir haben uns sehr früh kennen gelernt. Sie war 17, ich 18.

Bis vor vier Jahren hatten wir keinerlei Probleme in der Beziehung. Dann ist eine Depression und eine Angststörung bei meiner Frau entstanden. Wir haben die schwierige Phase damals gemeinsam durchgestanden. Allerdings bemerkte ich ihre Not viel zu spät. Damals hat sie deshalb Gespräche mit einem ihrer Arbeitskollegen gesucht und gefunden. Bei den beiden haben sich Gefühle entwickelt. Aber als es zu einem ersten Kuss kam, hat meine Frau abgeblockt und mir alles erzählt. DAS wollte sie nicht. Es war eine schwierige Zeit für uns beide. Unsere rettende Lösung war dann eine Paartherapie, seit der wir uns noch besser als vorher verstehen.

Jetzt hat meine Frau wieder Angststörungen und beginnende Depressionen. Und der Kollege ist auch wieder im Spiel. Sie hat heimlich mit ihm gemailt, telefoniert und wieder Gefühle für ihn entwickelt.

Sie sagt aber, dass sie mich über alles liebt. Sie will auf jeden Fall bei mir bleiben und hat Angst, dass ich sie jetzt verlasse. Sie schämt sich, dass sie mich damit verletzt. Für ihn hat sie aber auch Gefühle. Ihr Herz klopft wenn sie ihn sieht, sie freut sich auf ihn usw. Eine Beziehung oder körperliche Sachen mit ihm kann sie sich nicht vorstellen. Sie trifft ihn auch nicht, will das auch nicht. Sie würde ihn nur treffen, wenn sie keine Beziehung hätte. Sie will die Gefühle, das Wohlfühlen in seiner Nähe, Mails und Gespräche aber auch nicht aufgeben.

Tja, und unsere Beziehung läuft ja auch schon lange wieder richtig gut. Ich spüre jeden Tag, dass sie mich liebt. Aber wir sprechen sehr offen und ruhig über ihre Gefühle. Sie sagt schon, dass es Verliebtheit ist, was sie für den Kollegen empfindet.

Ich lasse ihr im Moment alle Freiheiten an der Stelle. Ich kann und will ihr nicht was nehmen, was ihr gut tut. Auch wegen ihrer Krankheit. Zu wissen, dass sie Gefühle für einen anderen hat, ist dennoch belastend für mich. Besonders wenn sie arbeitet, da sie ihn dort ja sieht.

Ich frage mich also,

- kann man in einen anderen Menschen verliebt und trotzdem glücklich in der bestehenden Beziehung sein

- ist es richtig, das zuzulassen? Oder sollte sie sich entscheiden, bevor vielleicht doch noch schlimmeres passiert?

- gibt es einen Zusammenhang mit der Krankheit? Ist so ein "Ausbruch" vielleicht ein Symptom?

- wie soll ich für mich damit umgehen? Habt ihr Tipps?

Ich danke euch schon jetzt!

lg wauzi

 
Hallo Wauzi,

ist Deine Frau wegen ihrer Depression und ihrer Angstzustände in Therapie ? Oder hat sie medizinische Betreuung ?

ich möchte Dir und Deiner Frau nicht zu nahe treten mit meinen Worten: Aber sie sollte NICHT mit einem Kollegen über sich und ihre Probleme (evtl. mit Euch) reden, sondern mit einem Facharzt.

Der Kollege fühlt sich geschmeichelt und hat vielleicht auch einen Menschen gesucht mit dem er sich austauschen kann, seelisch und deshalb verstehen sich die Beiden (deine Frau und der Kollege) sich auch auf dieser Wellenlänge. ABER: Sie ist mit Dir verheiratet und sollte so erwachsen sein und mit Dir ihre Nöte, Ängste teilen.

Du schreibst mir jetzt nicht so, als wenn Deine Frau mit Dir nicht reden kann, warum sucht sie nicht Deine Nähe und bespricht mit Dir, ihrem Ehemann, alles ?

Dass sie sich "verliebt" hat in den Kollegen liegt daran, dass er ihr zuhört, sich ihr gegenüber anlehnend, schützend verhält und einfach FÜR SIE DA IST. Diese Gründe geben ihr den Rückhalt, den sie braucht, sie fühlt sich VERSTANDEN. Nur leider vom Falschen Mann. :(

Zu Deiner Frage wegen der Angstzustände und der Depression: Menschen, die darunter leiden, möchten sich anlehnen können, d.h. aufgefangen werden und Verständnis erfahren. Auch Liebe spielt dabei eine Rolle, das Angenommensein, dass geliebt werden und zurücklieben können. Aus Dankbarkeit, dass jemand einem zuhört, wenn man seelisch krank ist. Dass sie Dich nicht verlieren möchte, weil sie sagt, sie liebt Dich, könnte darin begründet sein, dass sie auch unter Verlustängsten leidet.

Ich kann Dir leider nur eines raten, lieber Wauzi: Deine Frau braucht fachärztliche Hilfe, denn mit Angstzuständen und einer beginnenden Depression umzugehen, als Laie, als Ehemann, als Kollege, als Betroffene ohne therapeutische Unterstützung von aussen kann Folgen haben, die jetzt noch nicht zu sehen sind (Alkoholsucht, Tablettensucht etc.)

GLG

 
Zuletzt bearbeitet:
kann man in einen anderen Menschen verliebt und trotzdem glücklich in der bestehenden Beziehung sein
Du schreibst es: VERliebt.

Es kann auch sein, dass sie einfach dieses schöne Gefühl liebt, dieses Kribbeln im Bauch, die Aufregung, das Neue. Das muss noch nicht mal etwas ganz speziell mit diesem einen Kollegen zu tun haben.

An dir schätzt sie dagegen die Verlässlichkeit, die Sicherheit, die Beständigkeit - einfach das Leben mit dir. Du bietest ihr das, was jeder Mensch im Leben braucht.

ist es richtig, das zuzulassen? Oder sollte sie sich entscheiden, bevor vielleicht doch noch schlimmeres passiert?
Schwer zu sagen, ob es richtig ist. Und sie entscheiden? Sie hat sich doch entschieden. 1. hat sie es abgeblockt, als es zu dem Kuss kam und 2. hat sie es dir erzählt. Das ist ein sehr großer Vertrauensbeweis. Wie es aussieht, weiß sie, wo für sie die Grenze ist - und hält sich auch daran.

gibt es einen Zusammenhang mit der Krankheit? Ist so ein "Ausbruch" vielleicht ein Symptom?
Vielleicht bedeuten diese Heimlichkeiten für ihren Körper Stress (auf deutsch: das schlechte Gewissen meldet sich aus dem Unterbewusstsein) - und der Körper reagiert mit solchen Symptomen. Aber ob´s wirklich so ist - keine Ahnung.

wie soll ich für mich damit umgehen? Habt ihr Tipps?
Überleg dir, wo bei dir die Toleranzgrenze ist. Gegen ein freundschaftliches Verhältnis mag ja nix einzuwenden sein. Aber wann ist es für dich nicht mehr "Freundschaft"? Ist es, wenn sie mehr Dinge mit ihm als mit dir bespricht? Ist es, wenn das Vertrauen zu ihm größer ist als zu dir? Hängt es vielleicht davon ab, ob sie mehr Zeit mit ihm als mit dir verbringt (arbeitsbedingt zählt aber nicht)?

 
@starrily

Oh ja, Natürlich ist meine Frau in professioneller Behandlung. Ohne geht es nicht, da hast du sehr Recht! Sie hat sich jetzt für eine weitere Gesprächstherapie einen Termin im August geben lassen. Außerdem wird sie von einer Ärztin behandelt, die sie medikamentös einstellt.

Heute beredet meine Frau wieder all ihre Sorgen und Ängste mit mir. Das war aber vor vier Jahren der Grund, warum sie sich an den Kollegen gewendet hat. Da hast du recht. Die Gefühle für Ihn sind wohl geblieben.

@Tilly

Danke für Deine Tipps! Stimmt, sie hat sich längst entschieden. Das sagt sie ja auch. Sie ist sich hundertprozentig sicher. Nur diese Gefühle, die sie hat und am liebsten los werden würde, stören immer wieder unsere Beziehung. Wenn sie sagt, sie wisse selbst nicht was das soll, dann macht mir das Angst. An dieser Stelle Frage ich mich auch, ob die Krankheit ein AUSLÖSER dieses Gefühlschaos sein kann? Meine Frau glaubt das manchmal. Das tritt jetzt zum zweiten Mal gleichzeitig auf.

Und ich kann einfach nur abwarten - das belastet!

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Wauzi,

ich habe keine Erfahrung mit Angststörungen, aber ich habe mich sehr lange und intensiv mit dem Thema Depression beschäftigt, weil ich auch seit Jahren in Behandlung deswegen bin.

Der Beginn einer Depression ist oft eine unbestimmte Unruhe, auch Aggression, Rückzug oder Verhalten, dass andere als launisch empfinden. Es ist eine depressive Verstimmung, die anhält und in einer Down-Spirale immer stärker wird. Von meinem Gefühl her (ist nur subjektive Erfahrung) glaube ich nicht, dass die "Verliebtheit" Auslöser für die Depression ist oder umgekehrt.

Ich denke eher, dass doch irgendwas über längere Zeit "in ihr gebrodelt hat".

Wenn du schreibst

Sie will die Gefühle, das Wohlfühlen in seiner Nähe, Mails und Gespräche aber auch nicht aufgeben.
dann habe ich den Eindruck, dass er ihr schon irgendwas gibt, was sie bei dir so nicht findet oder nicht zu finden glaubt; oder es ist eine Art Flucht/Ablenkung/Ventil für andere Probleme. Wenn sie eine Gesprächstherapie macht, wird ihr das bestimmt helfen. Ganz wichtig ist die Medikation, das scheint ihr eh zu wissen. Ich selber habe zB keine Gesprächstherapie gemacht, weil bei mir die Ursachen eher körperlich behoben werden können: Ich habe ein Serotonin-Ungleichgewicht, das behoben ist, seit ich meine Tabletten nehme, und damit sehe ich das Glas wirklich wieder halb voll statt halb leer. Das würde sich aber ändern, wenn ich die Medikament weglasse, und das Wissen darum kann dieses Gefühl dann auch nicht beeinflussen.

wie soll ich für mich damit umgehen? Habt ihr Tipps?
Wenn du damit die Verliebtheit meinst: Ich finde es toll, wie du Rücksicht auf ihre Krankheit nimmst, aber du bist schon noch ihr Mann und darfst nicht in eine Therapeutenrolle schlüpfen, denn das überfordert dich und sie. Auch ein depressiver Mensch soll meiner Meinung nach keinen Freibrief haben, um seinem Partner alles zuzumuten. Ihre Verliebtheit ausleben zu lassen ist sicher nicht die geeignete Therapieform. Ich würde daher schon mit ihr darüber sprechen, wie du dich dabei fühlst. Vlt wünscht sie sich ja insgeheim doch irgendwas von dir, das sie zur Zeit nicht bekommt.

Wenn du mehr darüber brauchst, wie man sich als Partner von depressiven Menschen allgemein am besten verhält, sags mir, ich schreib dir gern mehr.

 
Ist schwierig mit sowas umzugehen. Es ist ganz normal, dass der Partner nicht immer der einzige Gesprächspartner ist, auch nicht bei Problemen.

Manchmal ist es auch mal nicht schlecht, sich die Meinung von dritten anzuhören.

Und ich glaube auch nicht, dass Angststörung und Gefühle für anderen Mann so großartig zusammenhängen. Das war nur der Anlass, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Tja, das mit den Gefühlen für den anderen ist natürlich schlecht. Toll finde ich, dass sie es dir erzählt hat und wie du reagierst.

Ich würde vermuten, dass der Kollege und du einfach unterschiedliche Bedürfnisse deiner Frau befriedigt.

Wie Tylli schon sagte: du bist der verlässliche, sichere Ruhepol, dem sie vertraut, er der aufregende und einfühlsame Typ, bei dem es kribbelt. Solche Gefühle können problemlos koexistieren.

Schwierig. Vielleicht gelingt es euch ja, eure Partnerschaft etwas aufzupeppen? Ich würde ihr die Freiheit wohl einräumen. Emotionale Treue finde ich wichtiger als sexuelle Treue.

 
@Vivien

Die Verliebtheit ausleben will sie nicht. Es soll schon nur freundschaftlich bleiben. Wir haben bereits ausführlich über all das gesprochen. Sie hat mir versichert, dass ihr bei mir nichts fehlt. Das würde sie mir sagen. Sie sagt sogar, dass sie sich bei ihm genau so verstanden fühlt wie bei mir. Zu den anderen Kollegen hat sie eher ein schlechtes Verhältnis, da die wenigsten ihre "Launen" richtig deuten können. Dieser Kollege ist für sie dann auch eine Stütze auf der Arbeit.

Schön, dass du Deine Depression im Griff hast. Meine Frau verzweifelt daran, dass es einfach nicht weggehen will. An weiteren Tipps für Angehörige bin ich immer interessiert, auch wenn ich in den letzten vier Jahren schon vieles gelernt habe.