Hallo zusammen,
schlaft bitte nicht beim Lesen ein, denn das hier wird etwas länger. Dies nur als Warnung.
Ich bin 31 Jahre alt und hatte in meinem Leben noch keine wirkliche Beziehung (jedenfalls keine von intimerer Art). Seit diese 3 nun da vorne steht, beginnt mich das schon etwas zu beunruhigen. Ich wünsche mir von Herzen, dass ich mir irgendwann eine Beziehung zu einer mich liebenden Frau aufbauen könnte, aber vermutlich liegt auch genau da mein momentanes Problem.
Über Beziehungsansätze bin ich bislang nicht hinausgekommen. Das ging in der Schule los, als ich mich in der Oberstufe in eine Mitschülerin verliebte. Nach dem Abitur intensivierte sich unser bis dahin schon guter Kontakt und wir unternahmen eine ganze Menge miteinander. Diese Beziehung war mir sehr wichtig, weshalb ich Angst hatte, sie durch ein Liebesbekenntnis meinerseits zu zerstören. Andererseits war ich mir sicher, dass sie ja auch irgendetwas für mich empfinden musste. Nach ungefähr drei Jahren Bekanntschaft eröffnete sie mir jedoch eines Tages ganz freimütig, dass sie einen Freund habe. Ich versuchte, nicht zu geschockt dazustehen, konnte aber meine Gefühle letztlich nicht verbergen. Im Laufe eines mehrstündigen Telefongesprächs eröffnete ich ihr, was ich wirklich fühlte, was sie völlig schockierte. In einem Brief versuchte sie mir meine Gefühle zu erklären und bot mir eine Art „neuer Freundschaft“ an. Das konnte allerdings nicht funktionieren und ging letztlich auch in die Brüche. Seit sieben Jahren haben wir keinen Kontakt mehr.
Nach dieser Sache brauchte ich extrem lange, bis ich wieder derartige Emotionen entwickeln konnte. Ich stürzte mich in meinen Beruf. So war es auch logisch, dass die nächste Frau, die mir wichtig wurde, eine Kollegin war. Es ist inzwischen knapp vier Jahre her, dass wir uns erstmals getroffen haben. Ich verliebte mich in der ersten Sekunde, als ich sie sah, in sie. Als sie an jenem Tag mein Büro verließ, glaubte ich, sie nie wiederzusehen, doch dem war nicht so. Schon bald arbeiteten wir Raum an Raum, und es bestätigte sich alles, was ich im ersten Moment in ihr gesehen hatte. Ich hoffte sehr, sie wäre solo, doch leider sprach sie eines Tages in meinem Beisein von ihrem Freund – und damit war die Sache eigentlich gelaufen. Doch ich konnte nicht wirklich von ihr lassen, was eingestandenermaßen auch schwierig ist, wenn man sich jeden Tag sieht. Vor etwa zwei Jahren entschloss ich mich dann, in meinem eigenen Interesse einen Schlussstrich zu ziehen. Unvermittelt brach ich den Kontakt zu ihr ab, grüßte sie nicht mehr, wenn sie mein Büro betrat, und solche Dinge.
Etwa vier Monate, nachdem ich mit diesem Abblocken begonnen hatte, erhielt ich die Chance, beruflich in unserer Firma weiterzukommen – verbunden mit einem ständigen Arbeitsplatzwechsel. Genau an dem Tag, als ich davon erfuhr, ergab es sich, dass nur sie und ich noch lange bei der Arbeit waren. Ich ging zu ihr rüber, berichtete ihr von meinem „Aufstieg“, woraufhin sie sich sehr für mich freute. Wir schienen plötzlich wieder das alte kollegiale Verhältnis zu haben. Dann entschloss ich mich jedoch, ihr zu sagen, dass sie es sei, die ich am meisten dabei vermissen würde. Sie war erwartungsgemäß völlig verblüfft. Das erstaunte mich nun wieder total, denn ich hatte mich selber nie als derart subtil empfunden. Aber es hatte offenbar wiederum gereicht, um meine Gefühle einer Frau gegenüber vollkommen zu verbergen. Naja, das Ende vom Lied war dann vorhersehbar: Wir trafen uns zu einem längeren Gespräch, bei dem sie mir sagte, dass sie mich supersympathisch findet, sie sich aber in einer absolut festen Beziehung befinde. Daran hatte ich auch gar nicht gezweifelt, aber ich musste es zumindest einmal versucht haben, um mir nicht irgendwann deswegen Vorwürfe zu machen.
Nun mein Problem: Ich bin wie gesagt nicht mehr der Allerjüngste. Und für mich kommt der Gedanke nicht in Frage, eine Beziehung zu beginnen, von der ich befürchten muss, dass sie schnell wieder endet. So etwas kann man als 16-, 17-, 18-Jähriger machen. Ich bin auf der Suche nach der Partnerin, die zu mir passt und zu der ich passe. Und die Eigenschaften, die ich mir von einer solchen Frau erhoffe, waren bei der oben erwähnten Dame voll ausgebildet: intelligent, humorvoll, warmherzig, nett – und auch noch hübsch. Wobei ich Missverständnisse vermeiden will: Das Aussehen ist für mich völlig zweitrangig. Klingt nach Schmus, ist aber wirklich so. Die Schönheit kommt, auch wenn das eine oft benutzte Phrase ist, von innen. Und vielleicht sind die Frauen, von denen ich hier spreche, objektiv betrachtet gar nicht so schön. Ich kann sie jedoch nur so sehen. Und das war in diesem Fall das Problem: Ich habe diese Frau seitdem immer noch als eine Art Idealbild betrachtet, an welches niemand herankam. Dies war für sie vermutlich sehr unangenehm, und das tut mir auch leid. Wir blieben, schon aus beruflichen Gründen, fast ständig in Kontakt, weshalb es mir schwer fiel, den nötigen Abstand zu gewinnen. Im letzten Jahr überwand ich mich, zog einen Schlussstrich per Mail, doch sie erklärte mir, dies sei völlig unsinnig. Menschlich schwach, wie ich bin, ließ ich den Kontakt wieder aufleben. Vielleicht hatte sie ja durchaus Gefallen daran gefunden, für mich die Unerreichbare zu sein, ich weiß es nicht.
Ihr Idealbild verfolgte mich bis vor etwas mehr als einem Monat, obwohl wir uns mittlerweile nur noch sehr selten sehen. Dann kam ich zu einem neuen Arbeitsplatz, ein gutes Stück von meiner Heimatstadt entfernt. Dort lernte ich eine äußerst nette Kollegin kennen, die mir auf Anhieb gefiel. Vorsichtig tastete ich mich vor, um zu erfahren, wie es denn um ihr Privatleben bestellt ist. Sie war solo. Eines Abends fasste ich den Mut, fragte sie, ob sie denn gern einmal mit mir zu Abend essen würde. Sie empfand das als eine gute Idee, musste mich aber vertrösten, da sie sich wenig später in den Urlaub verabschiedete. Eine Woche lang hoffte ich, sie würde danach mit mir essen gehen und ich würde ihr zumindest ein bisschen gefallen. Doch aus dem Urlaub zurückgekehrt, eröffnete sie mir, in dieser Zeit sei aus einer platonischen Freundschaft eine „richtige“ geworden. In diesem Moment stürzte für mich die Welt ein. Glücklicherweise bin ich inzwischen wieder versetzt worden, die verbleibenden drei Tage, die wir Seite an Seite arbeiten mussten, waren sehr unangenehm. Nachdem sie sich sehr kurz von mir verabschiedet hatte, entschied ich mich, ihr eine Mail zu schreiben, in der mich (ernsthaft) für mein Verhalten nach unserem letzten Gespräch entschuldigte, ihr aber auch anbot, das gemeinsame Essen als einmaliges Treffen unter erwachsenen Kollegen doch noch stattfinden zu lassen. Dies hat sie nun nach zwei Tagen Bedenkzeit abgelehnt. Sie nehme mir mein Verhalten nicht übel, wolle und könne jedoch keinen weiteren Kontakt zu mir haben. Sie stecke in den Anfängen einer Beziehung, und dies wolle sie auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Ich werde das selbstverständlich respektieren, alles andere hätte ja ohnehin keinen Sinn.
Ich nehme ihr ihre Entscheidung auch nicht übel. Sie hat sich verliebt, das ist der Lauf der Welt. Der Unterschied zu ihr ist, dass bei mir die Liebe niemals erwidert wird. Manchmal denke ich, ich müsste mich für das, was ich empfinde, schämen. Als sei etwas Falsches daran, für jemand Gefühle zu entwickeln, der einen selbst nicht liebt. Es ist schwer, diese Empfindung loszuwerden. Schon ihr diese letzte Mail geschickt zu haben, gibt mir wieder ein ungutes Gefühl, denn ich weiß, dass ich noch einmal um etwas gekämpft habe, von dem ich schon vorher wissen musste, dass es unerreichbar ist. Der Gedanke, diese Frau in irgendeiner Form belästigt zu haben, nagt an mir. Andererseits ist es unter diesen Umständen aber auch schwierig, jemals eine Beziehung zu erreichen. Es heißt immer, man solle nicht aufgeben, man solle kämpfen. Es ist sehr schwer, die richtige Balance zu finden.
Ich muss noch hinzufügen, dass ich nicht gerade der bestaussehendsten Typen einer bin. Und deshalb ist es für mich schwierig, Frauen für mich einzunehmen, die mich nicht kennen. Aber ich glaube ganz ehrlich, dass ich kein schlechter Mensch bin und halbwegs anständig. Deshalb habe ich das an sich sehr komplizierte Thema „Liebe am Arbeitsplatz“ stets als eine Chance für mich angesehen, weil ich glaubte, bei gemeinsam verbrachter Zeit zeigen zu können, dass man es auch privat ganz gut mit mir aushalten könnte. Und dass die Frauen, die hinter meine Fassade schauen, dieser dann auch irgendwann keine Beachtung mehr schenken.
Das Problem ist, dass mein Alter mehr und mehr zum Hemmschuh wird. Frauen, die etwa gleich alt oder älter sind, haben in 90 Prozent der Fälle ungleich mehr Beziehungserfahrung als ich – abgesehen davon befinden sich die meisten von ihnen schon in Beziehungen. Im letzten Fall war es so, dass sie sieben Jahre jünger ist als ich. Für mich wäre dies das geringste aller Hindernisse gewesen, aber für sie wäre es vielleicht noch ein zusätzliches Problem gewesen. Ich verstehe gut, dass man sich mit 23 noch längst nicht für die Ewigkeit binden will. Aber meine Perspektive kann es eben nicht sein, eine Beziehung zu beginnen, deren Halbwertzeit absehbar ist. Ich träume davon, jener Frau zu begegnen, die meine Ansprüche an eine Partnerin erfüllt und deren Ansprüche ich erfüllen kann. Mittelmaß will ich nicht. Nicht falsch verstehen: Ich möchte niemand als Mittelmaß abqualizieren, nein. Ich will ganz einfach nur keine Partnerin, von der ich schon vor Beginn der Beziehung sage: Das und das stört mich aber an ihr oder das hatte ich mir aber schon anders vorgestellt. Ich glaube nicht, dass Kompromisse in so einem Fall helfen, weil diese sich dann doch irgendwann als entscheidender Stolperstein erweisen. Dann trennt man sich voneinander, ist vielleicht 37, 38, 39 und wieder völlig allein. Danke, nein. Dann warte ich lieber ein bisschen länger. Das klingt dumm, überheblich? Vielleicht. Aber ich habe mich jetzt so entschieden.
schlaft bitte nicht beim Lesen ein, denn das hier wird etwas länger. Dies nur als Warnung.
Ich bin 31 Jahre alt und hatte in meinem Leben noch keine wirkliche Beziehung (jedenfalls keine von intimerer Art). Seit diese 3 nun da vorne steht, beginnt mich das schon etwas zu beunruhigen. Ich wünsche mir von Herzen, dass ich mir irgendwann eine Beziehung zu einer mich liebenden Frau aufbauen könnte, aber vermutlich liegt auch genau da mein momentanes Problem.
Über Beziehungsansätze bin ich bislang nicht hinausgekommen. Das ging in der Schule los, als ich mich in der Oberstufe in eine Mitschülerin verliebte. Nach dem Abitur intensivierte sich unser bis dahin schon guter Kontakt und wir unternahmen eine ganze Menge miteinander. Diese Beziehung war mir sehr wichtig, weshalb ich Angst hatte, sie durch ein Liebesbekenntnis meinerseits zu zerstören. Andererseits war ich mir sicher, dass sie ja auch irgendetwas für mich empfinden musste. Nach ungefähr drei Jahren Bekanntschaft eröffnete sie mir jedoch eines Tages ganz freimütig, dass sie einen Freund habe. Ich versuchte, nicht zu geschockt dazustehen, konnte aber meine Gefühle letztlich nicht verbergen. Im Laufe eines mehrstündigen Telefongesprächs eröffnete ich ihr, was ich wirklich fühlte, was sie völlig schockierte. In einem Brief versuchte sie mir meine Gefühle zu erklären und bot mir eine Art „neuer Freundschaft“ an. Das konnte allerdings nicht funktionieren und ging letztlich auch in die Brüche. Seit sieben Jahren haben wir keinen Kontakt mehr.
Nach dieser Sache brauchte ich extrem lange, bis ich wieder derartige Emotionen entwickeln konnte. Ich stürzte mich in meinen Beruf. So war es auch logisch, dass die nächste Frau, die mir wichtig wurde, eine Kollegin war. Es ist inzwischen knapp vier Jahre her, dass wir uns erstmals getroffen haben. Ich verliebte mich in der ersten Sekunde, als ich sie sah, in sie. Als sie an jenem Tag mein Büro verließ, glaubte ich, sie nie wiederzusehen, doch dem war nicht so. Schon bald arbeiteten wir Raum an Raum, und es bestätigte sich alles, was ich im ersten Moment in ihr gesehen hatte. Ich hoffte sehr, sie wäre solo, doch leider sprach sie eines Tages in meinem Beisein von ihrem Freund – und damit war die Sache eigentlich gelaufen. Doch ich konnte nicht wirklich von ihr lassen, was eingestandenermaßen auch schwierig ist, wenn man sich jeden Tag sieht. Vor etwa zwei Jahren entschloss ich mich dann, in meinem eigenen Interesse einen Schlussstrich zu ziehen. Unvermittelt brach ich den Kontakt zu ihr ab, grüßte sie nicht mehr, wenn sie mein Büro betrat, und solche Dinge.
Etwa vier Monate, nachdem ich mit diesem Abblocken begonnen hatte, erhielt ich die Chance, beruflich in unserer Firma weiterzukommen – verbunden mit einem ständigen Arbeitsplatzwechsel. Genau an dem Tag, als ich davon erfuhr, ergab es sich, dass nur sie und ich noch lange bei der Arbeit waren. Ich ging zu ihr rüber, berichtete ihr von meinem „Aufstieg“, woraufhin sie sich sehr für mich freute. Wir schienen plötzlich wieder das alte kollegiale Verhältnis zu haben. Dann entschloss ich mich jedoch, ihr zu sagen, dass sie es sei, die ich am meisten dabei vermissen würde. Sie war erwartungsgemäß völlig verblüfft. Das erstaunte mich nun wieder total, denn ich hatte mich selber nie als derart subtil empfunden. Aber es hatte offenbar wiederum gereicht, um meine Gefühle einer Frau gegenüber vollkommen zu verbergen. Naja, das Ende vom Lied war dann vorhersehbar: Wir trafen uns zu einem längeren Gespräch, bei dem sie mir sagte, dass sie mich supersympathisch findet, sie sich aber in einer absolut festen Beziehung befinde. Daran hatte ich auch gar nicht gezweifelt, aber ich musste es zumindest einmal versucht haben, um mir nicht irgendwann deswegen Vorwürfe zu machen.
Nun mein Problem: Ich bin wie gesagt nicht mehr der Allerjüngste. Und für mich kommt der Gedanke nicht in Frage, eine Beziehung zu beginnen, von der ich befürchten muss, dass sie schnell wieder endet. So etwas kann man als 16-, 17-, 18-Jähriger machen. Ich bin auf der Suche nach der Partnerin, die zu mir passt und zu der ich passe. Und die Eigenschaften, die ich mir von einer solchen Frau erhoffe, waren bei der oben erwähnten Dame voll ausgebildet: intelligent, humorvoll, warmherzig, nett – und auch noch hübsch. Wobei ich Missverständnisse vermeiden will: Das Aussehen ist für mich völlig zweitrangig. Klingt nach Schmus, ist aber wirklich so. Die Schönheit kommt, auch wenn das eine oft benutzte Phrase ist, von innen. Und vielleicht sind die Frauen, von denen ich hier spreche, objektiv betrachtet gar nicht so schön. Ich kann sie jedoch nur so sehen. Und das war in diesem Fall das Problem: Ich habe diese Frau seitdem immer noch als eine Art Idealbild betrachtet, an welches niemand herankam. Dies war für sie vermutlich sehr unangenehm, und das tut mir auch leid. Wir blieben, schon aus beruflichen Gründen, fast ständig in Kontakt, weshalb es mir schwer fiel, den nötigen Abstand zu gewinnen. Im letzten Jahr überwand ich mich, zog einen Schlussstrich per Mail, doch sie erklärte mir, dies sei völlig unsinnig. Menschlich schwach, wie ich bin, ließ ich den Kontakt wieder aufleben. Vielleicht hatte sie ja durchaus Gefallen daran gefunden, für mich die Unerreichbare zu sein, ich weiß es nicht.
Ihr Idealbild verfolgte mich bis vor etwas mehr als einem Monat, obwohl wir uns mittlerweile nur noch sehr selten sehen. Dann kam ich zu einem neuen Arbeitsplatz, ein gutes Stück von meiner Heimatstadt entfernt. Dort lernte ich eine äußerst nette Kollegin kennen, die mir auf Anhieb gefiel. Vorsichtig tastete ich mich vor, um zu erfahren, wie es denn um ihr Privatleben bestellt ist. Sie war solo. Eines Abends fasste ich den Mut, fragte sie, ob sie denn gern einmal mit mir zu Abend essen würde. Sie empfand das als eine gute Idee, musste mich aber vertrösten, da sie sich wenig später in den Urlaub verabschiedete. Eine Woche lang hoffte ich, sie würde danach mit mir essen gehen und ich würde ihr zumindest ein bisschen gefallen. Doch aus dem Urlaub zurückgekehrt, eröffnete sie mir, in dieser Zeit sei aus einer platonischen Freundschaft eine „richtige“ geworden. In diesem Moment stürzte für mich die Welt ein. Glücklicherweise bin ich inzwischen wieder versetzt worden, die verbleibenden drei Tage, die wir Seite an Seite arbeiten mussten, waren sehr unangenehm. Nachdem sie sich sehr kurz von mir verabschiedet hatte, entschied ich mich, ihr eine Mail zu schreiben, in der mich (ernsthaft) für mein Verhalten nach unserem letzten Gespräch entschuldigte, ihr aber auch anbot, das gemeinsame Essen als einmaliges Treffen unter erwachsenen Kollegen doch noch stattfinden zu lassen. Dies hat sie nun nach zwei Tagen Bedenkzeit abgelehnt. Sie nehme mir mein Verhalten nicht übel, wolle und könne jedoch keinen weiteren Kontakt zu mir haben. Sie stecke in den Anfängen einer Beziehung, und dies wolle sie auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Ich werde das selbstverständlich respektieren, alles andere hätte ja ohnehin keinen Sinn.
Ich nehme ihr ihre Entscheidung auch nicht übel. Sie hat sich verliebt, das ist der Lauf der Welt. Der Unterschied zu ihr ist, dass bei mir die Liebe niemals erwidert wird. Manchmal denke ich, ich müsste mich für das, was ich empfinde, schämen. Als sei etwas Falsches daran, für jemand Gefühle zu entwickeln, der einen selbst nicht liebt. Es ist schwer, diese Empfindung loszuwerden. Schon ihr diese letzte Mail geschickt zu haben, gibt mir wieder ein ungutes Gefühl, denn ich weiß, dass ich noch einmal um etwas gekämpft habe, von dem ich schon vorher wissen musste, dass es unerreichbar ist. Der Gedanke, diese Frau in irgendeiner Form belästigt zu haben, nagt an mir. Andererseits ist es unter diesen Umständen aber auch schwierig, jemals eine Beziehung zu erreichen. Es heißt immer, man solle nicht aufgeben, man solle kämpfen. Es ist sehr schwer, die richtige Balance zu finden.
Ich muss noch hinzufügen, dass ich nicht gerade der bestaussehendsten Typen einer bin. Und deshalb ist es für mich schwierig, Frauen für mich einzunehmen, die mich nicht kennen. Aber ich glaube ganz ehrlich, dass ich kein schlechter Mensch bin und halbwegs anständig. Deshalb habe ich das an sich sehr komplizierte Thema „Liebe am Arbeitsplatz“ stets als eine Chance für mich angesehen, weil ich glaubte, bei gemeinsam verbrachter Zeit zeigen zu können, dass man es auch privat ganz gut mit mir aushalten könnte. Und dass die Frauen, die hinter meine Fassade schauen, dieser dann auch irgendwann keine Beachtung mehr schenken.
Das Problem ist, dass mein Alter mehr und mehr zum Hemmschuh wird. Frauen, die etwa gleich alt oder älter sind, haben in 90 Prozent der Fälle ungleich mehr Beziehungserfahrung als ich – abgesehen davon befinden sich die meisten von ihnen schon in Beziehungen. Im letzten Fall war es so, dass sie sieben Jahre jünger ist als ich. Für mich wäre dies das geringste aller Hindernisse gewesen, aber für sie wäre es vielleicht noch ein zusätzliches Problem gewesen. Ich verstehe gut, dass man sich mit 23 noch längst nicht für die Ewigkeit binden will. Aber meine Perspektive kann es eben nicht sein, eine Beziehung zu beginnen, deren Halbwertzeit absehbar ist. Ich träume davon, jener Frau zu begegnen, die meine Ansprüche an eine Partnerin erfüllt und deren Ansprüche ich erfüllen kann. Mittelmaß will ich nicht. Nicht falsch verstehen: Ich möchte niemand als Mittelmaß abqualizieren, nein. Ich will ganz einfach nur keine Partnerin, von der ich schon vor Beginn der Beziehung sage: Das und das stört mich aber an ihr oder das hatte ich mir aber schon anders vorgestellt. Ich glaube nicht, dass Kompromisse in so einem Fall helfen, weil diese sich dann doch irgendwann als entscheidender Stolperstein erweisen. Dann trennt man sich voneinander, ist vielleicht 37, 38, 39 und wieder völlig allein. Danke, nein. Dann warte ich lieber ein bisschen länger. Das klingt dumm, überheblich? Vielleicht. Aber ich habe mich jetzt so entschieden.