Nach Trennung zurückkehren

sarah85

New member
14. Mai 2015
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Hallo,

[SIZE=12pt]Ich habe mich vor 1 Monat nach guter Überlegung v. meinem Freund getrennt. [/SIZE]

[SIZE=12pt]Wir beide sind Anfang 30. Die Beziehung dauerte 4 Jahre. [/SIZE]

[SIZE=12pt]Nun kommen mir Zweifel, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe und ich wäre dankbar um Feedback oder Menschen, mit ähnlicher Erfahrung. Ich habe wirklich gut überlegt, mich zu trennen und doch fällt es mir schwer ihn ziehen zu lassen. Habe ich vielleicht einen Fehler gemacht? Gibt es eine andere Lösung?[/SIZE]

[SIZE=12pt]Kurzer Hintergrund: Das 1. Jahr Beziehung lief normal, würde ich sagen. Dann kamen 2 schwierige Jahre und dann 1 Jahr mit meinen Zweifeln.[/SIZE]

[SIZE=12pt]Mein Ex-Freund hat sich immer sehr in die Beziehung investiert. In den 2 sehr schwierigen Jahre, war ich beruflich absolut an-/ und eingespannt.  Er war immer für mich da. Ohne ihn hätte ich das nicht gepackt. Er ist insgesamt in diesen 4 Jahren Beziehung zur wichtigsten Person in meinem Leben geworden. Zumal ich keinen richtigen Kontakt mehr mit meiner Familie habe. Nachdem die 2 Jahre, in denen ich nur für den Job gelebt habe, vorbei waren und ich endlich wieder "frei" war, habe ich plötzlich unheimliche Zweifel in der Beziehung bekommen. [/SIZE]

[SIZE=12pt]Gründe[/SIZE]

  1. [SIZE=12pt]Die Beziehung war mir nach den 2 Jahren Horror-Job zu eng geworden. Als ich endlich auch wieder mein Leben selbst gestalten durfte, hatte ich auf einmal ein unheimliches Nachholbedürfnis: Freunde sehen, verreisen, Aktivitäten... ich konnte jeden Tag verplanen und habe es geliebt - und liebe es immer noch! Er hat mich dann immer wieder ausgebremst, weil er - verständlicherweise Zeit mit mir verbringen wollte oder sich gewisse Dinge (z.B. Inliner fahren lernen) nicht vorstellen konnte oder es als finanzielle Verschwendung angesehen hat (z.B. Klettern gehen. Lieber das Geld sparen und ins Ausland ziehen, als Klettern gehen oder Wochenendtrips irgendwohin unternehmen). Zudem hat sich für ihn seit dem Ende meines Horror-Jobs in der Freizeitgestaltung seltsamerweise nichts geändert. Er hat weiterhin wenig seine Freunde gesehen oder Hobbys gemacht. Hinzu kam, dass er berufliche Schwierigkeiten hatte - immer schon - während unserer ganzen Beziehung hatte er vielleicht 2,5 Jahre eine reguläre Beschäftigung. Ansonsten war er viel zu Hause, hatte immer viel Zeit (auch im Home Office) und hat auf Projekte gewartet und sich ansonsten schrecklich gelangweilt. Im letzten Jahr unserer Beziehung, in dem ich auch "normal" arbeitete, war es mit seiner Antriebslosigkeit so, dass ich mit ihm ein paar Monate lang Listen geschrieben habe, wie er seine Tage gestalten könnte. Er kann sich nämlich leider nicht alleine beschäftigen. Ganz im Gegensatz zu mir. Das war sehr anstrengend. Vor allem hat er sich immer beklagt über seine Langeweile und Schuld war natürlich auch der deutsche Arbeitsmarkt und das Alltagsleben in einer Stadt, in der er schon  6 Jahre lebt.  Sein Traum war seit Beginn unserer Beziehung ins Ausland zu gehen. Nur wegen mir, hat er es noch so lange in Deutschland ausgehalten.[/SIZE]
  2. [SIZE=12pt]In meiner Phase der beruflichen Umorientierung habe ich dann jemanden kennen gelernt.[/SIZE][SIZE=12pt] Mir war klar, dass das keine Zukunft hat, aber das Flirten hat mir großen Spaß gemacht und ich habe ihn auch täglich gesehen. Ich habe das nach ein paar Monaten auch mit meinem Ex besprochen. Wir waren beide der Ansicht, dass sich das wieder legt. Ich habe dann einen neuen tollen Job gefunden und den Flirt nach 2 Monaten vergessen. Allerdings nur... weil ich dann einen Arbeitskollegen toll fand. :( Dieses ständige Schwärmen wollte also nicht aufhören! Zudem wurden meine Gefühle für meinen Ex immer schwächer. Sex wurde weniger, am Ende - als wir dann eine Fernbeziehung hatten - fiel mir das Küssen schwer... [/SIZE]
  3. [SIZE=12pt]Fernbeziehung.[/SIZE][SIZE=12pt] Mein Ex hat dann vor 4 Monaten ein Jobangebot im Ausland bekommen. Ich habe gesagt: „Geh! Ich komme nach.“ Er hat wegen des Auslands dann Druck auf mich ausgeübt. Wenn ich wirklich ins Ausland wolle, dann würde es Mittel und Wege geben - auch wenn ich noch nicht so viel Geld gespart und Berufserfahrung gesammelt hätte, hat er gesagt. Die Option von ihm abhängig zu sein und ins Ausland zu gehen, fiel für mich aus, da er - was die Finanzen angeht - sehr kontrollierend sein konnte und mich auch ständig in der Berufswahl (ich könne ja dann kellnern bis ich was Gescheites habe) beeinflussen wollte. Ich wollte frei sein in meiner Entscheidung und ich wollte nicht noch mal einen Beruf machen, bei dem ich morgens mit Bauchschmerzen aufstehe und ich wollte leben, d.h. Aktivitäten machen. All das wäre nicht möglich gewesen, wenn ich ihm ohne konkrete Perspektive und Geld einfach so ins Ausland gefolgt wäre. Er wollte trotzdem, dass ich mich mindestens 1x im Monat im Ausland bewerbe. Er sagte immer, dass ich es mit meiner Einstellung nie schaffen würde ins Ausland zu gehen. Das ich zu den Leuten gehöre, die immer für alles Sicherheit brauchen und nie im Leben wirklich etwas erreichen können. Das hat mich sehr verletzt. [/SIZE]
  4. [SIZE=12pt]Wir hatten zu Beginn der Fernbeziehung dann eine Pause von 2 Monaten. [/SIZE][SIZE=12pt]Ich habe in der Zeit überlegt, was mich in der Bez. stört und wie wir daran arbeiten können. Wir kamen zu dem Schluss, dass mein Freiheitsbedürfnis durch die Fernbeziehung erfüllt wird, sich die Schwärmereien mit der Zeit von selbst erledigen, wenn wir uns mal an die Fernbeziehung gewöhnt hätten und dass er akzeptiert - auch wenn es ihm schwer fällt - dass es mit mir und dem Ausland länger dauert.[/SIZE]
  5. [SIZE=12pt]Und doch, hat es nicht gereicht. [/SIZE][SIZE=12pt]Ich habe mich so unwohl in der Fernbeziehung gefühlt. Ich hatte einfach keine Lust mehr, Rücksicht auf ihn zu nehmen. Auch seine Erwartungen bezüglich mir und dem Ausland sind immer wieder durchgedrunken.[/SIZE][SIZE=12pt] Ich habe wirklich viel darüber nachgedacht und das Positive und Negative der Beziehung abgewogen: Erhlichkeit, Vertrauen, offen reden können, ein Partner, der einen ernsthaft liebt, unwichtige Flirts mit Menschen, von denen man meint, sie seien so toll, aber sie sind nur sehr interessant, gleiche Ziele (Ausland) und Vorstellungen (nicht unbedingt Kinderwunsch)... das machte unsere Beziehung aus. Mein Freiheitsbedürfnis, mein Wunsch, das Thema Ausland nach meinem Rhythmus regeln zu dürfen und mein gutes Gewissen, da es mich immer innerlich hin und her gerissen hat, wenn ich gemerkt habe, dass ich Gefühle für eine andere Person habe, waren mir aber wichtiger. [/SIZE]
[SIZE=12pt]Jetzt, nach 1 Monat, leide ich wahnsinnig darunter,[/SIZE][SIZE=12pt] die wichtigste Person in meinem Leben verloren zu haben!  Ich habe viele Albträume. Es ist furchtbar! Ich schreibe ihm auch noch ab und zu, wenn sich was in meinem Leben verändert. Zum Beispiel haben wir eine neue Mitbewohnerin aus Schweden und er lernt Schwedisch, das habe ich ihm kurz per Whatsapp mitgeteilt. Ich sollte das nicht tun. Ich weiß. Es fällt mir nur so schwer!
Wie kann es sein, dass ich so gut überlegt habe diese Entscheidung zu treffen und ihn doch so schwer gehen lassen kann? Habe ich einen Fehler gemacht? Gibt es eine andere Lösung?[/SIZE]

[SIZE=12pt]Tut mir leid, dass es so viel zu lesen war. Über Feedback oder wenn jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, würde ich mich sehr freuen!
Vielen Dank. [/SIZE]

 
Die Entscheidung war richtig und die Trennung war richtig. Natürlich darfst Du traurig sein. Aber eure Lebensstile und Planungen, die Prioritäten innerhalb der Partnerschaft sind völlig verschieden. Das passt hinten und vorne nicht.

Dass Du jetzt traurig bist und zweifelst, ist normal. Das wird auch noch einige Zeit dauern. Aber umso glücklicher wirst Du sein, wenn Du es verarbeitest hast und jemand findest, den Du liebst UND der zu Dir passt! Macht das Leben doppelt schön!

Nur nicht aufgeben. Schau nach vorne, fange an zu Verarbeiten. Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Glaub mir, selbst wenn Du zurück gehst, glücklich wirst Du damit auf Dauer nicht. Trennungen sind nie schön, aber manchmal müssen sie eben sein.

 
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Danke für die schnelle Antwort und das Feedback. Es tut einfach gut ein paar Worte dazu zu hören. Und es hilft, wenn man noch mal eine Rückmeldung zur eigenen Entscheidung bekommt. Dann werde ich versuchen das ganze so gut wie möglich zu verarbeiten... Trennungen sind wirklich furchtbar!

 
Nun, die Frage die sich stellt ist doch die, aus welchem Grund denkst Du darüber nach die Beziehung wieder herzustellen?

Möglichkeit 1: Du hast gemerkt er ist Deine große Liebe, Du wärst bereit Dich mit seinen Eigenarten zu arrangieren und kannst ihn nehmen wie er ist und bist bereit Deine Idealvorstellungen wie eine Beziehung zu sein hat in den Mülleimer zu werfen und herauszufinden wie EURE Beziehung funktionieren könnte.

Möglichkeit 2: Du hast keine Lust auf den Liebeskummer und willst das der aufhört

In den meissten Fällen ist es Möglichkeit 2. Und geht unter Garantie in die Hose. Denn man findet sich in der alten Beziehung wieder die man nicht mehr wollte. Unter Umständen versucht man dann sogar noch den Anderen zu verändern was alles sogar noch schlimmer macht.

 
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Ein toller, toller Kommentar Charlies_Berta! Und so wahr! Ich finde Liebeskummer und all die Schmerzen so verwirrend, wenn man sich wirklich zuvor gut überlegt hat, weshalb man sich trennen will. Man stellt plötzlich nach der Trennung sich selbst und seine Idealvorstellungen von einer Beziehung in Frage. Und man überlegt vor allem, ob man nicht doch zu Möglichkeit 1 fähig gewesen wäre. Ich glaube, ich wäre nicht zu Möglichkeit 1 fähig, denn ich habe es versucht, als ich noch in der Bez war. Ich kann meine Bedürfnisse nicht der Bez. unterordnen. Der Drang ist zu stark, zu machen, was ich möchte und es lässt sich nicht mit seinen Plänen vereinbaren. Und es wäre ihm gegenüber unfair, wenn ich nur zurück komme, wenn gewisse sachen sich ändern.

Dennoch: Ich kritisiere mich selbst dafür, so egoistisch zu sein und nicht einfach mich seinen Plänen anpassen zu können oder einen gemeinsamen Nenner finden zu wollen! Er war zwei Jahre so sehr für mich da! Und ich kann scheinbar nicht einfach ins Ausland gehen, mich durch jobben und hoffen, dass alles gut wird, hauptsache wir sind zusammen oder alternativ eine gescheite Fernbeziehung führen. Ich denke dann manchmal, dass ich sehr viel wegwerfe, dafür, das machen zu können was ich will. Und frage mich eben, ob ich mich nicht einfach irre: Es ist besser eine gute Beziehung zu haben, als seinen eigenen Ego-Trip alleine zu fahren. Aber dann, als ich noch in der Beziehung war und versucht habe mich zu überzeugen, kam eben immer die Unzufriedenheit in der Beziehung hoch und die Antwort ist leider: Ich schaffe es nicht, die Beziehung gescheit weiterzuführen.

Vielleicht kann ich mein Dilemma an einem Beispiel deutlich machen: Ich träume z.B. schon lange von einer kurzen Städte-Reise nur mit Freunden. Bisher war das nicht möglich während meiner 2 harten Berufsjahre und auch danach nicht, wegen der Beziehung (mein Ex-Freund: "Wir sind jetzt in einer Fernbeziehung und sollten unsere freie Zeit zusammen verbringen. Deine Freunde kannst du immer sehen.") Nun habe ich mich getrennt und es ist möglich. Aber wenn ich die Reise gemacht habe, ist es sicher nicht so toll wie ich mir das vorgestellt habe. Und dafür - und andere Sachen dieser Art - habe ich dann die Beziehung aufgegeben.

Aber ich wüsste andersrum einfach nicht, wie ich diese Unzufriedenheit sonst in den Griff bekommen könnte.

 
Aber ich wüsste andersrum einfach nicht, wie ich diese Unzufriedenheit sonst in den Griff bekommen könnte.
Ja, das las sich sehr eindeutig.

Das Problem was Du hast haben nicht wenige. Ich verstehs nicht mehr. Ich verstehe nicht mehr warum Menschen glauben in Beziehungen wären oder müssten sie andere Menschen sein als wenn sie Single sind. Daher kommt wohl diese komische Single/Beziehung Ambivalenz die wohl sehr viele kennen.

Wieso man sich für eine Städtereise mit Freunden trennt will sich mir nicht erschliessen. Andererseits wenn man nicht in der Lage ist zum Partner Nein zu sagen, macht es schon Sinn Single zu bleiben.

Ich kann meine Bedürfnisse nicht der Bez. unterordnen.
Davon hab ich nie gesprochen. Unterordnen? Was? Wem unterordnen?

Lies mal wie Du schreibst. Als wäre Dein Partner Dein Gegner - nicht Dein Partner. So wird eine Beziehung nie funktionieren. Allerdings bist Du mit dieser Einstellung nicht wirklich allein. Und bei ihm scheint es ebenso gewesen zu sein.

Missversteh mich nicht, ich will Dir weder die Trennung ausreden noch Dir ein schlechtes Gewissen machen noch sagen, dass Du wieder mit ihm zusammen kommen sollst. Zumindest passt es insofern nicht dass eben speziell ihr Beide zusammen eine Beziehung nicht hinbekommt. Allerdings löst eine Trennung das nicht. Dem eigentlichen Problem weicht man so nur aus. Mit dem Nächsten wirst Du die gleiche Herausforderung wieder haben. Das mag in Details anders aussehen, aber wenn der Partner Gegner ist und man gegenseitig versucht Interessen und Bedürfnisse durchzusetzen - stimmt was Grundlegendes nicht. Ein Partner ist kein Bedürfnisbefriediger. Und auch Niemand zu dem man nicht Nein sagen dürfte.

Dass man irgendwelche Freiheiten in einer Beziehung nicht hätte ist reiner Aberglaube. Insofern man aber daran glaubt - eben auch real fühlbar. Nichts ist realer für einen selbst als Glaube.

Ich schaffe es nicht, die Beziehung gescheit weiterzuführen.
Einer der sinnvollsten und ehrlichsten Trennungsgründe. Dafür meine Hochachtung!

 
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Hm.. interessante Ansicht.
Also auch mich stimmen deine Worte nachdenklich Beziehungen einmal unter einem anderen Blickwinkel zu sehen. Du magst Recht haben, dass man seine Bedürfnisse in einer gesunden Beziehung nicht unterordnen muss.

Ich kenne es derzeit nicht anders. Und ich kenne auch viele Paare in langen Beziehungen, bei denen es nicht anders ist. Das heißt nicht, dass man all seine Bedürfnisse immer zurückstecken muss, aber dennoch viele. Neulich erst meinte eine Bekannte in einer langen Beziehung über eine Singelfreundin, dass diese - also der SIngel - eben das (sich an andere längere Zeit anpassen und ein paar Bedürfnisse zurückstecken) nicht mehr könne, weil sie so sehr gewohnt ist das zu machen, was sie will. Meiner Auffassung nach bedeutet Beziehung auch das: Kompromisse schließen. Wenn Kinder dazu kommen noch einmal mehr. Enges leben mit anderen Menschen ist für mich einige Bedürfnisse unterordnen unter die des Partners. Und für den Partner ebenso. Mein Ex-Freund hat mich 2 Jahre lang sehr unterstützt und dafür seine eigenen Bedürfnisse zurückgenommen. Deshalb ist er noch mal mehr über die Trennung enttäuscht, weil er gehofft hat, dass er das was er aufgibt danach zurückbekommt.

Mein Freiheitsbedürfnis und Sicherheitsbedürfnis sind derzeit aber nicht an die Beziehung anpassbar. Auch nicht an die Fernbeziehung, bei der ich jede Reise absprechen, jede Bewerbung rechtfertigen und alle finanziellen Ausgaben diskutieren muss. Auch projeziert mein Ex-Freund sein Leben auf meines und sagt immer so pauschal: "Das wird schon! Bei mir hat es doch auch geklappt. Du wirst schon einen guten Job finden. Du wirst schon finanzielle Sicherheit haben. Du musst dich nur trauen!" Dabei sind wir beide nicht vergleichbar. Er aus reichem Elternhaus, mit viel Erspartem, mit einem Job, der überall gesucht ist und ich mit so ziemlich dem Gegenteil. Und ich fühle mich damit nicht ernst genommen. Wir haben auch darüber schon so viel diskutiert. Ich fühle mich einfach nicht genug in meinen Bedürfnissen ernst genommen.

Long story short: Auf jedenfall machen mich deine Worte darauf aufmerksam, dass Beziehung immer grundsätzlich mehr sein sollte, als nur die Empfindung Bedürfnisse unterordnen zu müssen. Das meine Ansicht auch nicht die richtige ist, wenn ich eben nur das mit dieser Beziehung empfinde bzw. nur das als Lösung sehe. Das ist ein Ungleichgewicht, dass man schwer ausgleichen kann. Ich halte trotzdem noch daran fest, dass Zusammenleben von zwei Menschen immer ein wenig bedeutet sich irgendwo zurückzunehmen. Ich kenne es nicht anders. Ich denke nur, dass es darauf ankommt, wie sehr und in welchen Bereichen man sich anpasst. Viele Paare empfinden das dann auch nicht als Belastung, sondern machen es gerne.

 
Du magst Recht haben, dass man seine Bedürfnisse in einer gesunden Beziehung nicht unterordnen muss.
Das hab ich nicht gesagt. Ich sagte man muss das in gar keiner Beziehung. Dieses Konzept, dass immer irgendwas oder irgendwer (Partner/Beziehung) für irgendwas von meinem Handeln als Begründung herhalten muss lagert die Verantwortung für mein Handeln aus. In Folge fühl ich mich dem ausgeliefert und es entstehen sinnlose Schuldgefühle und Zuweisungen und ein Schachern und Handeln um - ich hab für Dich....., deswegen musst Du für mich...

Jeder Mensch ist ausschliesslich für sein Handeln selbst verantwortlich und jedes Auslagern dieser Verantowrtung führt zu einer ganzen Kette von Problemen.

Mein Ex-Freund hat mich 2 Jahre lang sehr unterstützt und dafür seine eigenen Bedürfnisse zurückgenommen. Deshalb ist er noch mal mehr über die Trennung enttäuscht, weil er gehofft hat, dass er das was er aufgibt danach zurückbekommt.
Und genau das ist der Schwachsinn. Denn in Folge fühlst Du Dich nur schuldig und unter Druck gesetzt. Denn er hat's ja für Dich getan. Du trägst also eine Verantwortung die er auf Dich ausgelagert hat. Du verbindest dadurch negative Gefühle, Schuldgefühle und Druck mit ihm und der Beziehung und fühlst Dich eingeengt während er darunter leidet dass seine Rechnung nicht aufgeht. Alles was enstanden ist ist Druck und Leid. Hätte er die Verantwortung für sein Handeln voll übernommen würde er es entweder nicht als zurückstellen von Bedürfnissen empfinden, da sein Bedürfnis etwas für Dich zu tun höher ist als ein beliebiges Anderes, oder es wäre tatsächlich aus Liebe, wirklicher Liebe gewesen, dann wäre es von Natur aus selbstlos und will nichts zurück sondern ist sich im geben genug oder aber er hätte es eben gelassen. Er würde jetzt nicht leiden und die Enttäuschung wäre ihm erspart geblieben. Während Du Dich vielleicht nie so eingeengt gefühlt hättest und vielleicht sogar die Beziehung noch funktionieren würde.

Dieses sogenannte Zurückstellen von Bedürfnissen oder der nötige Kompromiss ist schlicht und ergreifend Unsinn und entsteht immer nur daraus, dass Menschen andere Menschen für ihr Handeln verantwortlich machen statt ausschliesslich sich selbst. Nichtmal ein Beziehungsungleichgewicht existiert wirklich sondern es ist eine reine Erfindung und entsteht dadurch den Gegenüber als Gegner zu betrachten mit dem ich einen Handel abschliesse. Das ist aber keine Liebe. Das ist gegenseitiges missbrauchen. Die Hauptursache von Beziehungsproblemen.

Ihr habt da geschachert und euch gegenseitig Rechnungen geschrieben. Und Beide hadert ihr selbst damit nach der Trennung. Du mit Deinem negativen Konto. Er mit seinem Guthaben was er nicht ausgezahlt bekommt. Tatsache ist aber - weder hast Du Miese noch hat er Guthaben. Das habt ihr Beide nur erfunden weil ihr Leistungen aufrechnet.

Ich halte trotzdem noch daran fest, dass Zusammenleben von zwei Menschen immer ein wenig bedeutet sich irgendwo zurückzunehmen.
Nein. Sicher ändert man in der Beziehung hier und da sein Verhalten. Erlebt man es selbst aber als zurücknehmen - entsteht es nur daraus, dass man die Verantwortung für sich abgegeben hat. Der Unterschied liegt nie in der Handlung selbst sondern immer nur in der Motivation dazu und in der Bewertung der Handlung.

Ich kann zu Hause bei meinem Partner bleiben statt feiern zu gehen - ihm zu Liebe. Oder weil er das so will. Oder es angeblich das Richtige ist. Dann habe ich die Verantwortung abgegeben. An ihn oder eine erfundene höhere moralische Instanz. Und im Gegenzug erwarte ich was zurück. Wenigstens Anerkennung. Schon wird geschachert, gehandelt und gefeilscht. Und entspricht der Gegenwert den ich bekomme nicht meiner Erwartung führt es sogar dazu dass ich leide und schon ist mein Partner schuld, dass ich dies nicht getan habe und das nicht und ich bin aber der Gute weil ich mich ja so zurücknehme. Ach was bin ich für ein liebenswerter Märtyrer und mein Partner ein schrecklicher Tyrann.

Oder ich bleib mit meinem Arsch einfach zu Hause - weil ICH es so will! Weil ich gern das Gesicht von dem Heini sehe mit dem ich lebe. Und auch im Nachhinein dazu stehe, dass ICH es so wollte. Kein weil. Kein Aber. Keine Schuld. Keine Schuldgefühle. Kein Druck. Keine Erwartungen. Nichtmal irgend ein Verzichtsgefühl. Alles gut so.

Viele Paare empfinden das dann auch nicht als Belastung, sondern machen es gerne.
Genau darum geht's. Die machen keine Rechnungen auf. Und somit existiert überhaupt kein Verzicht. Die denken nichtmal drüber nach. Die machen das was sie gerne tun und vor allem lassen sie das, was sie gar nicht tun wollen statt es zu tun und dem anderen das dann in die Schuhe zu schieben.

Mach Dir nix draus. Es ist sehr weit verbreitet eine Beziehung wäre eine Übereinkunft um sich wechselseitig das Ego zu streicheln. So eine Art gegenseitige Prostitution. Es gibt hunderte wissenschaftliche Abhandlungen darüber Beziehungen wären zur Bedüfrnisbefriedigung da. Von Menschen geschrieben die das eben so sehen und selbst nicht verstehen, dass es noch was Anderes geben könnte. Und Du wirst Millionen Stimmen finden die das bestätigen.

Ist trotzdem Schwachsinn und vor allem eins nicht. Liebe. Die muss zwar dafür dann auch noch oft den Kopf hinhalten, aber auch aus dem gleichen Grund. Damit bloss nicht ich verantwortlich bin. Die Liebe wars dann eben :D

Den meissten Menschen ist unbewusst das Ego viel wichtiger als Liebe. Denn wo Liebe ist kann kein Ego sein. Und das mag das Ego nicht sonderlich. Liebe interessiert sich einen Dreck um Bedürfnisse. Bedürfnisse sind immer etwas was das Ego will. Das ist schon okay, ohne Ego würden wir alle verhungern. Aber auch dazu kann man dann genauso stehen.

Deswegen bin ich übrigens von Deinem Trennungsgrund so angetan. Du übernimmst allein die Verantwortung für Dein Handeln und Deine Motivation. Diese Authentizität ist die wichtigste Basis für eine Beziehung die auf echter Liebe basiert. Die Basis dafür ist sich seines Egos bewusst zu werden. Und für sein Ego die Verantwortung zu übernehmen. Vollumfänglich. Der erste Schritt ist immer - ich bin so herrlich egoistisch, ich liebe mich dafür.

Die Schuldgefühle ihm gegenüber - schmeiss sie in die Tonne. Da gehören sie hin.

 
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Wenn's passt, muss man sich nicht zurücknehmen. Kann ich aus eigener Erfahrung sagen.

Dann erhält jeder Partner den Freiraum, den er/sie braucht.

Das Wichtigste ist, dass beide glücklich sind - und wenn das eben durch Städtereisen passiert, dann ist das so und der richtige Partner wird dafür Verständnis haben und Dir nicht noch ein schlechtes Gewissen machen.

 
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Noch mal "Danke" für die Rückmeldungen.
Besonders für den langen Beitrag von "Einhorn". :)

Ich habe das tatsächlich auch schon von ein paar Pärchen gehört, dass sie, wenn sie Bedürfnisse zurückstecken, dass nicht als Einschränkung empfinden. Klingt jetzt sicher komisch, wenn ich sage "ich habe davon gehört". Was ich eigentlich damit sagen will, ist, dass ich diese Art und Weise des Umgangs in Beziehungen auch als die gesündere empfinde.

Nur noch mal kurz zur Richtigstellung: Es geht dabei nicht nur um das Zurücknehmen in Bezug auf eine Städtereise, sondern eigentlich hauptsächlich darum, dass mir derzeit berufliche und finanzielle Sicherheit sehr, sehr wichtig sind und ich gerade nicht bereit bin diese Bedürfnisse anderen "Plänen" zu "opfern". Ich bin aber auch andererseits sehr traurig darüber, dass wir - mein Ex und ich - uns diesbezüglich nicht einig werden konnten!

Wir haben sooo viel darüber diskutiert, manchmal auch gestritten. Er wollte immer so schnell wie möglich ins Ausland. Er wäre für mich aber auch geblieben, nur allerdings nicht ohne sich darüber regelmäßig zu beklagen oder mich beeinflussen zu wollen ("nimm diese Stelle, auch wenn sie dich vielleicht eine kurze Zeit unglücklich machen wird, immerhin kommen wir schneller ins Ausland und da wirst du dann glücklich sein!" oder "gib kein Geld dafür aus, wir müssen für's Ausland sparen!" oder "wir werden keine große Reise machen, wenn wir Auslandspläne haben").

Dank eurer Kommentare sehe ich unsere Unterschiede jetzt klarer vor mir und kann damit tatsächlich ein bisschen besser umgehen. Ich finde es nur nach wie vor sehr traurig, dass man sich nicht einig werden konnte. Ich bin noch nicht einmal so sicher, ob ich ihn nicht doch noch sehr liebe, aber nachdem, was ihr geschrieben habt, kann das ja nicht stimmen, weil man sonst zu Kompromissen bereit gewesen wäre?

 

 
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Das Gefühl wird sich legen. Wenn die Liebe stark genug wäre, wärest Du nicht unsicher. Das ist jetzt nur wegen der Trennung. Sei sicher, wenn Du erstmal bisschen Zeit zum verarbeiten hattest, wirst Du Deiner Entscheidung immer weniger hinterfragen!