Partnerin eines Missbrauchsopfers

Nachtfalter

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15. Jan. 2011
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Ich bin seit 5 Jahren mit einem Mann zusammen der Opfer von sexuellen Missbrauch ist.

In letzter Zeit ertrage ich kaum noch sein immer wieder auftretendes feindliches Verhalten.

Gibt es Verhaltensweisen um sich besser zu schützen ohne ihn verlassen zu müssen? :confused:

 
Gibt es Verhaltensweisen um sich besser zu schützen ohne ihn verlassen zu müssen?
confused.gif
Keine Rücksicht mehr darauf zu nehmen. Du bist nicht seine persönliche Therapeutin und auch nicht sein ganz persönlicher Prellbock. Er hat dir genauso viel Achtung und Respekt entgegenzubringen wie du ihm.

Bist du dir eigentlich sicher, dass das etwas mit einem Missbrauch zu tun hat? :cool:

 
Der einzige Schutz für dich ist zu gehen........

Bleibst Du dann hast Du einen schweren Kampf.....

Da wünsch ich Dir Kraft...

Gruß

Wolfskin

 
lieber nachtfalter

ich war bis vor 9 monaten fünf jahre mit einem mann zusammen und auch zusammen gelebt der von seiner mutter emotional missbraucht worden ist. mein verdacht ist bis heute, dass auch auf der sexuellen ebene etwas schief gelaufen ist. d.h. ich vermute auch da missbrauch von wem auch immer. das ist jedoch mein persönlicher verdacht und mein gefühl.

ich habe sehr lange nichts gecheckt, weil er immer mehr zeit für sich wollte, die ich ihm selbstverständlich gab. ich bin weit entfernt von einem klammeräffchen. schlussendlich wurde die ständige zurückweisung auf emotionaler und sexueller ebene, die bösartigkeiten mir gegenüber, die nichtbeachtung mir gegenüber, für mich unerträglich. nicht zu vergessen der alkoholmissbrauch und nicht einhalten von versprochenem.

- ich habe zugenommen (obwohl ich noch NIE gewichtsprobleme hatte!)

- mein selbstwertgefühl und selbstliebe war im keller

- meiner verdauung stoppte einfach

- ich bekam nie ein kompliment mehr von niemandem usw.

- ich verlor meine ganze kraft, mein elan, mein humor

- fühlte mich sexuell unattraktiv usw.

ich habe ihn in 2 jahren 3x gebeten eine Therapie anzufangen, etwas zu tun, mit mir zusammenzuarbeiten. er hat wie noch extra gar nichts getan, wurde noch böser, wies mich noch mehr zurück usw. er hat jeglich kommunikation bez. unserer probleme vermieden, er hat jegliche zweisamkeit vermieden. wie halt ein trotziges kind, dass mir die rolle der bösen mutter gegeben hat. so quasi als platzhalter. ich habe wirklich gar keine chance gehabt. das hat er auch mal zugegeben: "ich habe unsere liebe willentlich abgewürgt, obwohl ich noch nie jemand so gern hatte wie dich und mit dir alt werden wollte."

schlussendlich hat sogar er mich verlassen, weil er gespürt hat, sie macht es nicht mehr mit. der schluss war unwürdig und sehr bösartig absolut verletzend. er hatte auch bereits eine neue freundin, was ich dann viel später vernommen habe. mich hat es in ein grosses drama geführt: finanzielle und emotionale krise wie ich sie noch nie erlebt habe. es ist paradox, da ich selber therapeutin bin.... zudem bin ich bald 36, es waren 5 meiner besten jahre, vor einem jahr war ich sogar mal schwanger, was dann nicht geklappt hat. er liess mich drei jahre im glauben, ein kind zu wollen und ich idiotin habs ihm geglaubt.

und der witz ist, dass er die 3. psychologiestudentin in folge als partnerin hat: immer ein jahr vor abschluss des studiums trennt er sich von den frauen. das hat auch zur folge dass sie immer jünger werden, weniger erfahrung haben und für ihn wohl weniger gefährlich werden. sobald sie sich entwickeln wirds für ihn gefährlich.

trotzdem: ich hab am dienstag meinen koffer gepackt und am donnerstag war er bereits aus eigene kraft in therapie. endlich. ich war und bin auch sehr traurig, dass ich ihm nie sagen konnte, wie stolz ich auf ihn bin, dass er diesen schritt gemacht hat. denn das bin ich wirklich. mir bringt das ganze jedoch gar nichts, da er ja in einer neuen beziehung ist, kontakt mit mir vermeidet (ich übrigens konsequent auch, zu meinem Schutz, denn ich habe diesen menschen über alles geliebt, und würde es wohl nocht immer). aber ER hat doch einen schritt gemacht. vielleicht schaut er irgendwann zurück und verspürt einen funken dankbarbkeit mir gegenüber. ich weiss es nicht.

ich weiss nur eines: nichts ist es wert auf der welt, dass ich mich je wieder so aufopfere bis ich selber am ende bin, und dass mich je wieder so schlecht behandeln lasse und mit jemandem eine beziehung eingehe der nicht fähig ist nähe, intimität und emphatie zu leben und zu empfinden. da kann ich nicht mehr genug für mich selber sorgen.

und schlussendlich sind wir alle für uns selber verantwortlich und sollten gut zu uns schauen und uns pflegen. ich rate dir zu gehen, oder wenigstens räumliche trennung und ein plan zusammen auszuarbeiten. manchmal ist einfach das timing schlecht.

aufarbeitung eines sexuellen missbrauchs: das kommt wenn es kommt. niemand kann voraussehen wann die zeit reif dafür ist. das ist für uns partnerInnen das gemeine. wir haben keinen einfluss, wenn er austickt sind wir machtlos.

ich wünsche dir alles gute und viel kraft und sonst schreib wieder.

herzlich elektra

 
Hallo Nachtfalter,

inwiefern verhält er sich Dir gegenüber denn feindselig? Wie sieht sonst eure Beziehung aus?

Ich habe ähnliches erlebt - auch mein Exfreund war sexuell schwerst traumatisiert und neigte dazu, seinen Frust an mir auszulassen. Das reichte von Erniedrigung über Psychoterror (und das schreibe ich bewusst) bis hin zu missbrauchsähnlichen Situationen - und auch ich konnte mich absolut nicht davon abgrenzen.

Deswegen halte ich die Frage nach eurem sonstigen Umgang miteinander für so wichtig: ist er konstant der dominante Part in der Beziehung oder ist er es auch von Dir gewohnt, ab und an Kontra zu bekommen? Wie stark steht sein erlebter Missbrauch im Beziehungsalltag im Vordergrund?

Ich frage das, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass sich nach einer so schweren Traumatisierung für die Betroffenen alles darum dreht, eine größtmögliche Stabilität im Leben zu erreichen - und für diese ist der feste Partner natürlich ein immens wichtiger Stützpfeiler, der nicht wegbrechen darf, weil das eine existentielle Krise bedeuten würde. Neues wird daher oft abgelehnt, bzw. im Keim erstickt. So war es mein Ex zB. überhaupt nicht gewohnt, von mir Widerworte zu hören - er wusste genau, welche Knöpfe er bei mir drücken musste, um das von mir zu bekommen, was er wollte. Als ich dieses Prinzip irgendwann durchschaut hatte und nicht mehr mitmachen wollte, fing der ganze Terror dann richtig an. Er wollte nicht, dass ich mich abgrenzte, weil diese Abgrenzung für ihn gleich einer Ablehnung seiner Person war. Und das konnte er nicht ertragen. Zum einen verständlich, aber deswegen noch lange nicht akzeptabel.

Wie sieht das bei euch aus?

Was ich Dir nur ans Herz legen kann, damit eine solche Beziehung wirklich funktioniert: Mach Dir Deine Grenzen bewusst und zeige die auch immer wieder Deinem Partner auf! Natürlich hat er ein schweres Paket zu tragen, aber Du bist nicht dazu da, das für ihn zu übernehmen. Du kannst ihm nur eine Stütze sein; allerdings brauchst Du dafür selbst einiges an Kraft - und die Möglichkeit, Deine Reserven aufzutanken, musst Du für Dich einfordern (was umso schwerer fällt, je festgefahrener die Muster schon sind), sonst wird das nichts.

Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute.