Regeln bei Streitigkeiten und wie umgehen, wenn einer Ruhe will und der andere nicht

[Moneypenney]

Hallo zusammen,

aus gegebenem Anlass möchte ich gerne mal Euren Rat und Eure Meinung wissen zu einer Frage:

Du hast Streit mit deinem Partner, es schaukelt sich hoch, du fühlst dich total unverstanden. Hast sogar große Lust ihn zu beschimpfen, weil dein Frust oder deine Ansicht unter Umständen noch belächelt wird, aber tust es nicht. Wie reagiert ihr da, um die Wut wegzukriegen und konstruktiv sprechen zu können?

Ich habe festgestellt, dass eine Auszeit von ca. 1 Stunde Wunder wirken kann. Allerdings kann mein Partner das fast nicht akzeptieren. Mehr noch: Wir führen z.Z. eine Fernbeziehung und ich plane zu ihm zu ziehen.

Wenn wir am Telefon mal streit haben und ich für ein paar Stunden mein Handy ausmache, um nachzudenken,

dann dreht er total am Rad. Für ihn wirkt es wie eine Strafe, dabei möchte ich einfach nur mal eine Auszeit um mich zu beruhigen und danach ruhiger weiterzureden.

Jetzt habe ich Angst, dass ich in einer gemeinsamen Wohung aufs Klo fliehen müsste, um mal meine Ruhe zu haben.

Ich kann ihm das einfach nicht erklären, wie wichtig mir dann eine Denkpause für mich ist.

Er will die Dinge direkt regeln, für mich ist das aber nicht immer möglich, weil ich dann total emotional bin und mich kaum bändigen kann. Und letzten Endes zählt doch das Ergebnis. Warum also nicht mal ne Pause machen und später weitersprechen...?

WIe macht Ihr das, wenn ihr ganz schlimm Streit habt?

 

[schneeweißchen]

Ich komme ziemlich schnell wieder runter, so nach einer Minute. Schaff dir ein Büchlein mit Sprüchen an und lese sie, das kann sehr beruhigen und dich auf andere Gedanken bringen. Dann kannst du ganz schnell wieder umschalten.

Also, ich rate dir davon ab mit ihm zusammen zu ziehen, wenn du dich nicht besser im Griff hast.

 

[Moneypenney]

Ja, und genau deshalb frage ich ja. Nach Strategien, wie man sich "in den Griff " kriegen kann, wenn man so angekratzt ist in einem Streit. Das mit dem Büchlein klingt schön..ich versuche es mit Finger-Mudras (yoga...) aber das klappt nicht immer, wenn dann jemand so weiterhin auf mich einredet...

 

[schneeweißchen]

Thema wechseln und wenn es nicht klappt, das Zimmer verlassen mit der Begründung du musst mal etwas besorgen oder auf Toilette, was kochen, Waschmaschine anstellen., usw...

Aber Stunden im Streitmodus zu verbringen scheint mir sehr schwierig zu sein.

Meine Oma hat immer gesagt man sollte keinen Streit mit in den nächsten Tag nehmen. Immer vorm Einschlafen wieder vertragen.

Bringt doch auch Spass.

 

[Moneypenney]

Da hat deine Oma verdammt nochmal Recht gehabt. Stundenlanger Streit ist Schwachsinn. Zugegeben. Das mit "etwas besorgen" ist gut... oder auf Toilette gehen... aber mal unter uns: Ein "Ich brauche für ne Zeit mal Ruhe zum drübernachdenken" müsste doch auch drin sein, findest du nicht?

Das ist doch grenzüberschreitend, wenn das jemand nicht akzeptieren kann...

 

[schneeweißchen]

Das mit den Grenzüberschreitend scheint mir so ein moderner, therapeutischer Begriff zu sein, der sich nicht oder selten mit dem normalen schnellen Leben vereinbaren lässt.

Weiss man nicht weiter, sagt man, das ist doch grenzüberschreitend. Und danach kommt keine Lösung oder Lösungsweg. Da steht dann nur Grenzüberschreitung im Raum. Hört sich ja toll und psychologisch fortgebildet an, aber mir sind konkrete Lösungen lieber.

Dann sag doch einfach, das ist ein interessantes Thema, du kannst dich aber im Moment für keine Lösung entscheiden und möchtest darüber noch mal in Ruhe nachdenken, bevor du irgendetwas sagst, hinter dem du nicht stehen kannst.

Wenn du mal Ruhe zum Lesen oder entspannen brauchst, dann kannst du das doch auch sagen. Mach den Fernseher an mit einem Programm, welches ihn interessiert oder drück ihm einen Artikel in die Hand mit dem er etwas anfangen kann und verlasse den Raum. Dann wird er schon den Film schauen und auch auf andere Gedanken kommen.

Oder ihr macht einen Spaziergang. Wenn du einen Hund hast, kannst du auch sagen, der Hund muss mal raus. Wenn er rauchen würde, würde er den Gang machen und du hast auch deine Ruhe.

Von, auf stur schalten und den anderen ganz zu ignorieren, halte ich weniger oder nur im äusserstem Notfall.

 

[B52]

Also, ich rate dir davon ab mit ihm zusammen zu ziehen, wenn du dich nicht besser im Griff hast.

Ach? Und er soll sich nicht im gruiff haben müssen und ihr mal ne stunde pause gönnen?

Also ich finde ihr solltet beide darüber mal in ruhe reden, wie ihr euch bei streits verhalten möchtet. Bei einer (bis jetzt noch) fernbeziehung ist es eben doppelt blöde, wenn einer auflegt oder das handy ausmacht, dadurch macht man den anderen machtlos. Wenn ihr mal zusammenwohnt dann wird sich euer miteinander sowieso verändern Dann bieten sich in vielen situationen auch andere möglichkeiten als jetzt.

Und dass sich jeder nach ner minute wieder beruhigt haben sollte, halte ich für schwachsinn. Jeder mensch ist anders. Und dein freund sollte ebenso akzeptieren, wenn du mal ne stunde runterkommen willst.

B.

 

[schneeweißchen]

@ B52

Sicher muss jeder in der Beziehung etwas dazu beitragen, wenn es funktionieren soll.

Nur muss das jeder für sich machen. Und ich habe nur allein Moneypenny geantwortet, weil nur sie sich ändern kann.

Sie will schnell wieder runter kommen, was auch sinnvoll ist. Und glaub mir, man kann das trainieren.

Wenn man im Job immer lange braucht um Unannehmlichkeiten zu verdauen und dann sofort wieder mit einer anderen Person souverän umgehen muss, sollte man ruck zuck umschalten können. Da darf eine Meinungsverschiedenheit nicht weiter getragen werden.

Genauso ist es in der Partnerschaft. Da sollte man auch versuchen es nicht eskalieren zu lassen. Sicher kann man sich mal streiten. Warum nicht, aber dann sollte man auch versuchen wieder ein zu lenken.

Also, ich finde es grauenhaft, wenn jemand die beleidigte Leberwurst spielt. Dann ist es besser man sagt ein paar Worte und verschiebt die Diskussion auf später.

Wenn es nun so sein sollte, dass du immer angerufen wirst, kann das auch sehr viel Zeit kosten, die du evtl. nicht hast. Es gibt ja so spezialisten, die rufen 10 Stunden am Stück an und wenn man auflegt nach 'ner Stunde schon wieder deine Stimme hören wollen. Das kann natürlich sehr anstrengend werden. Da muss man die Telefonate natürlich beschränken und dann kann man auch mal nicht ran gehen, denn man braucht ja nicht in Rufbereitschaft zu stehen.

Dann funktionieren evtl. auch Ohrstöpsel, damit man weitere Aktivitäten durchführen kann. Man kann dann zum Beispiel nebenbei kochen. Wenn der andere dann die uneingeschränkte Aufmerksamkeit möchte, kann man ja sagen, dann ruf ein andern mal an, im Moment geht es nicht, sonst brennt mir die Suppe an oder die Badewanne läuft über.

 

[B52]

Genauso ist es in der Partnerschaft. Da sollte man auch versuchen es nicht eskalieren zu lassen. Sicher kann man sich mal streiten. Warum nicht, aber dann sollte man auch versuchen wieder ein zu lenken.
Also, ich finde es grauenhaft, wenn jemand die beleidigte Leberwurst spielt. Dann ist es besser man sagt ein paar Worte und verschiebt die Diskussion auf später.

Aber darum geht es hier doch auch gar nicht. Aber enn man streit hat, sollte es schon drin sein, dass man mal ne stunde zeit für sich hat, zu berlegen, runterzukommen-ohne dass der andere am rad dreht. vor allem bei ner fernbeziehung. Wenn man sich täglich sieht ist es doch auch wieder was anderes.

Dann ist es besser man sagt ein paar Worte und verschiebt die Diskussion auf später.

und genau das wollte sie ja, aber ihr freund nicht !

Wenn man im Job immer lange braucht um Unannehmlichkeiten zu verdauen und dann sofort wieder mit einer anderen Person souverän umgehen muss, sollte man ruck zuck umschalten können. Da darf eine Meinungsverschiedenheit nicht weiter getragen werden.

Und genau das ist stress für die seele und so entseht "burnout"!

B.

 

[schneeweißchen]

Burnout entsteht nach neuesten Erkenntnissen, wenn man einer Tätigkeit nach geht, die man nicht gerne macht. Wenn es einem Spass macht zu Arbeiten, auch wenn es viel ist, bekommt man kein Burnout. Und die innere Einstellung daran, kann sehr viel bewirken.

Wenn es einem Spass macht, die Menschen wieder auf ein anderes Level zu bringen und sich an Meinungsverschiedenheiten nicht aufreibt, sondern es für einen ein Spiel ist, mal zu sehen, was jetzt nun wieder passiert, auch wenn das Gegenüber vorher Stress gemacht hat, dann kann man fast jede Situation retten. Wenn dann hinterher alle wieder lächeln, und die ärgste Situation gedreht hat, dann entsteht aus Stress Freude, die einem wiederum Befriedigung verschafft.

Das geht mit lächeln und Nonverbaler-Kommunikation sehr gut. Am Telefon hat man nur die Stimme und seine Worte als Instrument, das kann schon schwieriger sein.

Obwohl, es kommt drauf an. Es gibt ja Menschen die haben eine zauberhafte Telefonstimme, da werden Fantasien geweckt, die in der Realität nicht Stand halten würden.

Penymonney, du musst lernen dich ab zu grenzen aber nicht gleich ganz dicht zu machen.

 

[B52]

Burnout entsteht nach neuesten Erkenntnissen, wenn man einer Tätigkeit nach geht, die man nicht gerne macht.

Sorry, aber das ist humbug !

B.

 

[schneeweißchen]

Bist du Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Burnout-Ausschuss?

 

[medeor]

Ein "Ich brauche für ne Zeit mal Ruhe zum drübernachdenken" müsste doch auch drin sein, findest du nicht?

Du kannst Dich verhalten wie Du möchtest, aber er darf natürlich darauf reagieren wie er möchte, solange er keine Grenzen überschreitet. Wenn Du ihn während des Streits mit Nichtachtung strafst verärgerst Du ihn natürlich noch mehr. Da muss er mit zurechtkommen. Davon abgesehen entstehen ja Denkpausen automatisch. Wenn man sich die Meinung gesagt hat, gibt es ja in der Regel immer eine Pause, vielleicht von ein par Stunden, oder bis zum nächsten Tag. In dieser Zeit kannst Du nachdenken. Ich weiss nicht wie sich das bei euch darstellt. Wenn man den anderen nicht ausreden lässt, und er nicht die Möglichkeit hat sich kund zu tun, verletzt man selbst die Streitkultur. Auch wenn man dies damit begründet, das man genau jetzt in diesem Moment nachdenken müsste. Das wäre ja eine Ausrede. Wenn einer natürlich gar keine Ruhe gibt, und den anderen bedrängt, ohne das man einmal Luft holen kann, stellt sich die Situation genau anders herum dar. Du wirst vermutlich wissen was bei euch Beiden eher zutrifft.

Er will die Dinge direkt regeln

Generell ist das natürlich völlig richtig, soweit es möglich ist. Beruflich wie privat. Dinge aufzuschieben ist nie gut.

weil ich dann total emotional bin und mich kaum bändigen kann

Man kann auch an sich arbeiten. Er kann ja nichts dafür, das Du nicht in der Lage bist, Dich auch emotional nachhaltig zu verständigen, falls dem wirklich so sein sollte. Einen kühlen Kopf in hitzigen Situation zu bewahren ist immer hilfreich.

Und letzten Endes zählt doch das Ergebnis.

In diesem Satz klingt Pragmatismus durch. Er lässt sich nur bedingt auf eine Liebesbeziehung anwenden.

Warum also nicht mal ne Pause machen und später weitersprechen...?

Auch wenn ich weiss was Du meinst, machst Du es Dir da zu einfach. In Deinen Sätzen hört es sich so an, als ob Du mit Streit überfordert bist. Dies kann den anderen auch ein Stück weit beunruhigen, weil er merkt, das er Dich in emotionalen Situationen nicht erreichen kann (Gerade dann kann es ja manch einer als sehr wichtig empfinden, das man trotzdem das Gefühl hat, man gehört zusammen). Dadurch kann ein Abstand zwischen euch Beiden entstehen, der dazu Beiträgt das ihr euch im Allgemeinen von einander entfernt.

wenn ihr ganz schlimm Streit habt?

Der Ursprung des Problems kann natürlich auch hier liegen. "Ganz schlimmer Streit" sollte immer die Ausnahme sein, keine Regel.

 

[Moneypenney]

Danke für Eure Meinungen.

ich glaube die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen...

@B52: Das mit der Burnout-Problematik sehe ich genauso. Es ist vielmehr so, dass ich mal ein Kandidat dafür war und es wohl auch immer noch bin und eben merke, wenn meine Grenze erreicht ist. Alleine meine Grenzen festzustellen war schon harte Arbeit, aber nun kenne ich sie und möchte auch, dass es mir gut geht und ich kämpfe nahezu darum, dass sie eingehalten werden.

Nun hat jeder Mensch einen anderen Maßstab, was er zu ertragen bereit ist und was für den einen schwer wiegt, kann für den anderen nicht der Rede wert.

Auch wenn viele das Wort grenzüberschreitend nicht mögen: Wenn ich spüre, ich kann einfach nicht mehr weiterreden, weil ich gerade keinen klaren Gedanken mehr fassen kann dann würde ich mich gerne sammeln um konstruktiv weiterzureden. Und dann finde ich es schon grenzüberschreitend, wenn man mich künstlich dazu zwingen will, nur damit der andere seinen Willen bekommt.

Ihr könnt Euch das vorstellen wie jemand der merkt, dass er einen Wadenkrampf hat und noch einen Sprint zurücklegen soll. Es ist in dem Moment einfach zu viel. Das kann nach einer Stunde ganz anders aussehen.

Ein Spaziergang später oder nachdem ich etwas in einem beruhigenden Buch gelesen habe auch.

und genau das ist das Problem, dass ich im Grunde sehr gut weiß, was mir gut tut, es aber nicht akzeptiert wird, dass ich das dann brauche. Und ich finde DAS MÜSSTE DOCH IN EINER BEZIEHUNG DRIN SEIN.... liege ich da so daneben??

Das ist auch nicht bei jedem Streit so, aber es kommt eben schon mal vor und bzgl. unseres Plans zusammenzuziehen, denke ich darüber nach, wie man die Situation entschärfen kann.

Deshalb nicht zusammenzuziehen finde ich Quatsch, Probleme sind dazu da um gelöst zu werden und ich bin sehr glücklich mit meinem Freund, suche einfach nach Möglichkeiten und Lösungsansätzen.

Die Hauptproblematik besteht m. E. darin, dass jemand, der sich eben nicht so fühlt wie ich, es nicht nachvollziehen kann, dass ich zum konstruktiven Auseinandersetzen mehr Zeit brauche als jemand anderes. Dadurch dauert die "Streitsituation" unterm Strich vielleicht länger, aber führt auch, zumindest nach meinem Gefühl zu einem besseren Ergebnis, als wenn ich künstlich schnell einwillige, nur um DANN meine ersehnte Pause zum Luftholen zu kriegen.

Ich habe meinem Freund mal geschrieben, welche Ängste ich habe und was er glaubt, wie wir uns einigen können in unserer Streitkultur. Er denkt darüber nach und das gibt mir ein gutes Gefühl, dass er es ernst nimmt. Vielleicht klappt es irgendwie so, dass es für ihn nicht zu lange ist, ich aber dennoch Zeit habe um mich zu sammeln.

Wie man richtig streitet habe ich zugegebenermaßen auch nie richtig gelernt, aber es ist ja nie zu spät um sich zu verändern und dazuzulernen. Ich möchte aber dennoch, dass meine Bedürfnisse auch ihren Raum finden und ich bin eigentlich ganz guter Dinge, wollte eben nur mal wissen, wie Ihr das so macht in Streitsituationen... Vielleicht gibt es irgendwo mal ein Streitseminar, ich würde direkt daran teilnehmen :-D

Danke für die netten Beiträge dazu