Sechs Jahre Verzweiflung (langer Text!)

Solitary Eagle

Neuer Benutzer
04. Apr. 2010
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Ich bin neu hier und finde es noch etwas ungewöhnlich, mich auf diese Weise mitzuteilen. Es ist aber eine gute Sache, dass es eine Plattform gibt, auf der man sich etwas Ballast von der Seele schreiben kann. Also beginne ich einfach mal mit meiner Geschichte:

Vor sieben Jahren wurde mir eine neue Arbeitskollegin vor die Nase gesetzt, mit der ich mich von Anfang an wunderbar verstand; wir hatten ähnliche Interessen, gleiche Ansichten und vor allem denselben Sinn für Humor. Ich werde nie vergessen, wie sie mir einmal scherzhaft sagte, dass ich sie nicht immer so zum Lachen bringen dürfe. :D

Da jedem hier der Titel dieses Forums bekannt ist, dürfte niemanden sonderlich überraschen, was als nächstes kommt: Etwa ein Jahr später stellte ich fest, dass ich mich verliebt hatte. Ich sagte ihr aber nichts; erstens hätte es unser Arbeitsverhältnis verkompliziert, zweitens lebte sie in einer Distanzbeziehung und drittens (naja, zugegeben: eigentlich erstens) fehlte mir der Mut. Ich tat also, was alle extrem schüchternen Menschen in dieser Situation tun: Ich beschränkte mich darauf, insgeheim sämtliche Gesten und Aussagen ihrerseits tausendfach im Geiste zu analysieren und mich dabei halb wahnsinnig zu machen. Gelegentlich gab ich mich ausserdem der nicht minder wahnsinnig machenden Eifersucht hin, wenn sie wieder mal mit ihrem Freund telefonierte.

So ging es monatelang weiter, bis wir beide eines Tages (vor etwa fünf Jahren) an eine Weiterbildung ausserhalb der Stadt mussten. Ich hatte niemals vor, dies als Gelegenheit zu nutzen, aber als sich unser Gespräch während der mehrstündigen Zugfahrt irgendwann fast von selbst in Richtung Beziehungen bewegte, hielt ich es nicht mehr aus. Ich kratzte meinen ganzen kläglichen Restposten Mut zusammen und sagte ihr, dass ich für sie etwas mehr empfinde als nur für eine Kollegin. Die Reaktion war nicht besonders erbaulich: Nicht nur, dass sie meine Gefühle nicht erwiderte – damit hatte ich als alter Pessimist ja eigentlich gerechnet – , sie schien sogar wütend zu sein. Für die folgenden sechs bis acht Wochen sprach sie fast kein Wort mehr mit mir. Die Spannung im Büro – wir sassen uns immerhin täglich rund acht Stunden auf knapp zwei Meter Entfernung gegenüber – war fast unerträglich. Zweimal versuchte ich mit ihr über die Situation zu reden, aber sie blockte ab. Obwohl mir ihre Reaktion bei versuchter neutraler Betrachtung übertrieben vorkam, machte ich mir stundenlang Vorwürfe für das, was ich da angerichtet hatte.

So vergingen wiederum Wochen und Monate und wir fanden langsam wieder den Draht zueinander. Irgendwann verstanden wir uns wieder genau so gut wie früher; sie begann sogar, eine Zeitlang regelmässig irgendwelche neckischen Anspielungen auf mein Liebesleben fallen zu lassen. Dies alles jedoch ohne dass wir jemals ein klärendes Gespräch geführt hätten; es schien so eine Art Tabu-Thema zu sein.

Ihr distanziertes Verhalten am Anfang hatte es mir leicht gemacht, mich von meiner Zuneigung vermeintlich zu befreien. Und so dachte ich zunächst, es sei nur noch Sympathie im Spiel, als wir wieder miteinander zu reden begannen. Als es ihr jedoch eines Tages aus familiären Gründen nicht gut ging und ich ihre Tränen sah, musste ich feststellen, dass ich mir nur eines wünschte: Sie in den Armen zu halten, zu trösten und für sie da zu sein in guten wie in schlechten Zei... oh nein!!! :eek:

Ihre familiären Probleme renkten sich zum Glück schnell wieder ein, was ich von meinem Gefühlsleben nicht behaupten kann. Es war alles wieder genau wie zuvor. Und dass vor ca. zwei Jahren ihr Freund zu ihr zog und aus der Fern- eine Nahbeziehung wurde, trug auch nicht wirklich viel zu meinem psychischen Wohlbefinden bei. Mir war damals oft so beschissen zumute, dass ich mich manchmal einfach nur noch ins Bett legen und für immer schlafen wollte.

Betriebsinterne Umstrukturierungen haben sie mittlerweile gezwungen, sich einen neuen Job zu suchen. Obwohl mir der Abschied schwer fiel, war ich andererseits erleichtert darüber, sie nicht mehr jeden Tag direkt vor der Nase haben zu müssen. In den darauffolgenden Wochen kam ich denn auch gut darüber hinweg und konnte meine aussichtslose Liebe überraschend schnell vergessen. :party: Eines Abends vor ein paar Wochen rief sie mich jedoch plötzlich im Büro an, weil sie wieder einmal mit mir und einem weiteren Kollegen zum Mittagessen gehen wollte. Und (oh Wunder, wer hätte das gedacht?) in dem Moment, in dem ich nur ihre Stimme hörte, brach das metaphorische Kartenhaus meines psychischen Verarbeitungsprozesses sogleich wieder in sich zusammen. Seitdem meldet sie sich wieder regelmässig per Mail bei mir und beherrscht nun meine Gedankenwelt wieder wie eh und je. Fast so, als hätte ihr Bildnis in meinem Kopf nur kurz Ferien gemacht und wäre nun mit dem ganzen psychischen Gepäck wieder heimgekehrt.... :mauer:

Die Kernfrage lautet nun, warum ich das alles hier hineinschreibe. Ich könnte jetzt schreiben "Ich bin verzweifelt, was soll ich tun???" Allerdings wüsste ich im Grunde genau, was ich zu tun hätte: Kontakt abbrechen, mich von meiner Fixierung (denn als solche muss man es wohl bezeichnen) befreien und versuchen, anderweitige Bekanntschaften zu knüpfen. So einfach wäre es, wenn bei dieser Überlegung nur der Verstand mitreden würde...

Ich weiss nicht, ob all das überhaupt jemanden interessiert. Aber danke an alle, die jetzt noch am Lesen sind! Manchmal tut es wie bereits erwähnt gut, sich das ganze einfach nur mal von der Seele zu schreiben. :] Vielleicht war ja jemand hier schon mal in einer ähnlichen Situation?

 
Hallo :)

Ich frage mich gerade, warum ein 29jähriger Mann lieber 6 Jahre mit einer aussichtslosen Schwärmerei verbringt, anstatt Liebe zu leben! Warum er eine Frau anhimmelt, die unerreichbar für ihn ist. Klar, sie mag dich bestimmt, aber mehr eben auch nicht und das weißt du auch. Ich finde das irgendwie traurig, denn du vergeudest deine Zeit. Du solltest dich mal fragen, warum du dir sowas antust und einem Hirngespinnst hinterher rennst. Und dadurch die Chance vergeigst, eine Frau zu finden - sie überhaupt zu bemerken - die dir die gleichen Gefühle entgegenbringt wie du ihr.

 
Ich frage mich gerade, warum ein 29jähriger Mann lieber 6 Jahre mit einer aussichtslosen Schwärmerei verbringt, anstatt Liebe zu leben!
Vielleicht weil du, sollitary eagle, wie du selber schreibst, extrem schüchtern bist???

Diese Frau ist anscheinend unerreichbar, und "schützt" dich vor Kontakten zu anderen Frauen (die dich ja richtig verletzen könnten, eben weil sie dir näher kommen würden).

Diesen Mechanismus trifft man oft, wenn Leute sich wundern, dass derjenige in den sie sich verliebt haben vergeben ist und man dann bestenfalls der Liebhaber ist.

Oder wenn der angehimmelte Mensch zufälligerweise immer gaaanz weit weg wohnt.

Nun kann man vor selber sagen: "ich hätte ja gern eine (echte/nahe/feste) Beziehung mit ihm/ihr, aber das Schicksal -oder was auch immer- hat das nicht zugelassen"

Dabei hat man sich unbewusst aber genau diesen Menschen ausgesucht. Also im Prinzip eine Vermeidungsstrategie.

Vielleicht kannst du etwas damit anfangen. Es ist immer schwer bei sich selber zu sehen wie man tickt...Lg Mischel

 
Ich finde den Ansatz von Mischel gar nicht schlecht..auf jeden Fall lässt er genug Spielraum um mal über sein Verhalten, Wünsche und Hoffnungen nachzudenken !

 
Hallo Solitary Eagle,

mir ging/geht es so ähnlich. Sich auf jemanden zu fixieren ist aber leider wirklich sehr ungesund, hält einem vom richtigen Leben ab. Es stimmt, du solltest den Kontakt zu ihr abbrechen, damit du wieder offen für Neues werden kannst. Auch wenn man in Erinnerungen meint, etliche von Gesten und Blicke der Person, auf die man sich fixiert hat, gesehen zu haben, die auf beidseitiges Interesse hindeuten, so war da doch in der Realität die Illusion der Nährboden für solche Annahmen.

Auch wenn diese Illusionen einem Hoffnungen machen, ist es doch besser, sich von ihnen zu trennen, auch wenn es im ersten Moment weh tut, da es eine Art Abschied ist. Das ist ungefähr so, als ob du schläfst, schöne Träume hast, und dich nicht mehr traust, aufzuwachen, weil diese Träume dann verpuffen. Das Problem daran ist jedoch, dass man dadurch das echte Leben verpasst, dabei bin ich mir sicher, dass jede reale Berührung viel intensiver und schöner ist als all die Erträumten.

Dadurch verschließt man sich vor allem, was einen wirklich glücklich machen könnte. Ich weiß selbst, wie schwierig es ist, sich von so einer Vision zu trennen, wie schwierig es ist, zu verstehen, dass so besondere Gefühle nicht erwidert werden. Man denkt, es sei Schicksal, so etwas könnte man nie wieder für irgendjemanden empfinden, doch inzwischen halte ich das für einen Trugschluss. Wenn man es schafft, sich von dieser einen Person mental und emotional zu trennen, dann könnte jemand Neues durchaus wieder einen Sturm der Begeisterung in einem auslösen, sofern man es denn zulässt. Vielleicht hat man dann sogar Glück, und es wird erwidert. Nur eins sollte man nie wieder machen: Sich jahrelang an jemandem aufhängen, wenn es letztendlich doch aussichtslos ist. Daher wäre mein Rat, beim nächsten Mal gleich Klärung zu schaffen. Wenn diese so aussehen sollte, dass die Gefühle einseitig sind, möglichst Distanz halten, sich wieder anderweitig umschauen.

Ich wünsche dir viel Glück, und du kannst mich jederzeit gern anschreiben.

Liebe Grüße

MelancholicEyes

 
Vielen Dank für eure Antworten!

Dass das ganze so eine Art Schutzmechanismus sein könnte um sich nur ja nicht auf jemand Neues einlassen zu müssen, habe ich mir auch schon überlegt. Dein Denkansatz ist wahrscheinlich alles andere als abwegig, Mischel. Eigentlich ist es im Grunde oftmals gar nicht so schwierig festzustellen, wie man selber tickt. Die Schwierigkeit liegt wohl eher darin, sich einzugestehen, dass man sich durchschaut hat und daher aus der nur allzu bequemen Badewanne des Selbstmitleids aussteigen müsste.

Ich arbeite daran...

 
Hallo zusammen!

Ich bin wieder mal völlig am Boden und muss mir ein bisschen den Kummer vom Leib schreiben. Vielen Dank an alle, die sich die Mühe machen, mir "zuzuhören". :)

Also: Vor einigen Jahren verliebte ich mich in eine Arbeitskollegin. Ich sagte ihr dies eines Abends auch, aber sie reagierte sehr abweisend. Nach einer vorübergehenden "Frostperiode" kamen wir jedoch bald wieder miteinander aus. Leider schaffte ich es nicht, über meine Gefühle hinwegzukommen. Obwohl ich ja wusste, dass sie nicht interessiert war und ausserdem einen Freund hatte (Distanzbeziehung). :mauer:

Vor drei Jahren verliess sie die Fima, hielt jedoch den Kontakt aufrecht (offenbar hatte ich also auf freundschaftlicher Ebene überzeugt...). Wir schrieben und trafen uns, wobei sie allerdings nicht immer zuverlässig war (sie versetzte mich mehrmals und reagierte dann nicht auf Anrufe oder SMS). Eines Tages schrieb sie mir per Mail, dass ihre Beziehung zu Ende ist. Als ich ihr mein "Beileid aussprach", antwortete sie, sie wisse gar nicht, wie sie mich verdient hätte. Gegen meinen Willen flammten meine Gefühle erneut auf. Bald musste ich aber merken, dass sie sich weiterhin recht gleichgültig verhielt und nach einem Mail ihrerseits im Stil von "Wir können ja wieder mal was abmachen, wenn ich nichts besseres zu tun habe" liess ich den Kontakt im Sande verlaufen. Ich hatte mich lange genug mit dieser Geschichte kaputtgemacht! :tongue:

Darauf hörte ich über ein Jahr nichts mehr und hielt die Sache für abgehakt. Zu meiner Überraschung schrieb sie mir aber neulich, dass sie mich beim Autofahren gesehen und dann von mir geträumt habe; wir müssten uns wieder mal treffen. Ich dachte mir, dass ich mich nach all der Zeit genügend distanziert hatte um dies nur als freundschaftliches Treffen zu betrachten. Kaum sah ich sie dann aber, merkte ich sofort wieder, wie unglaublich schön sie aussieht. Und nachdem wir zwei Stunden lang geplaudert, gelacht und uns wunderbar verstanden hatten, war es wieder völlig um mich geschehen. Ich erfuhr während des Gesprächs auch, dass sie nach wie vor keinen Freund hat; sie habe momentan weder das Bedürfnis noch die Zeit für eine Beziehung. Am Ende des Abends meinte sie, sie werde mich gelegentlich wieder anrufen.

Tja, und jetzt hocke ich da und mache wieder die ganzen verloren geglaubten Symptome des Verliebtseins durch: Depressionen, schlaflose Nächte, Appetitlosigkeit. Unglaublich, wie intensiv etwas wieder hochkommen kann, das man eigentlich für abgeschlossen gehalten hatte! :(

Obwohl es naiv klingt, habe ich im Moment keine Ahnung, was ich machen soll. War jemand schon mal in einer ähnlichen Situation? Wie lenkt ihr euch ab, wenn eine sinnlose Liebe einfach nicht aus dem Kopf raus will?

 
Hi.

Ehrlich gesagt habe ich sowas noch nicht erlebt- ich denke aber, dass es das durchaus öfter gibt.

Du solltest ihr meiner Meinung nach erneut von deinen Gefühlen erzählen und wenn sie wieder sagt, dass sie dich nur als Freund empfindet, solltest du den KOntakt vollständig abbrechen. Es macht ja keinen Sinn, sihc selbst zu geißeln...

Wünsche dir viel Erfolg.

 
ich bin ungefähr in der gleichen situation. allerdings lief zwischen uns etwas, nachdem er von seiner freundin verlassen wurde. er weiß auch über meine gefühle zu ihm bescheid, aber für ihn ist nicht mehr als beste freunde ...

ich lenke mich ab, indem ich jeden tag etwas unternehme ..

 
Vielen Dank für eure Antworten!

@Soulmate: Du sprichst das an, was ich mir auch bereits überlegt habe. Ernsthafte Chancen rechne ich mir von einem erneuten Geständnis zwar nicht aus, aber dann hätte ich die Sache wenigstens endgültig geklärt und weitere Kontatkaufnahmen ihrerseits dürften dann wohl ausbleiben. Sie wird mich vermutlich ohnehin für verrückt halten, wenn sie erfährt, dass ich sie nach so langer Zeit immer noch nicht aufgegeben habe.

Mal sehen, ob ich den nötigen Mut zusammenkratzen kann...

@keineahnung: Jeden Tag etwas unternehmen ist ein guter Ansatz; Beschäftigung und Selbstbestätigung können eine gute Ablenkung sein. Das Problem ist nur, dass die Wunde trotzdem immer wieder aufreissen kann, wenn man den Kontakt aufrecht erhält.

 
Mehr Arbeit, mehr Sport, mehr von allem. Dinge die einem Erfolgserlebnisse und Befriedigung geben und für die Momente entschädigen, in denen man spazieren geht und sich etwas Selbstmitleid und Herzschmerz gestattet.

Die Zeit heilt ja bekanntlich alle Wunden. Klingt zwar kacke und nutzt akkut ohnehin nie etwas, ist aber meistens? so.

Persönlich kann ichs dir nachsehen, habe etwas ähnliches selbst gerade hinter mir. Alte Flamme wieder entdeckt und dachte, der Himmel auf Erden wäre angebrochen, als es dann endlich etwas zu werden schien. Das böse Erwachen kam später.

Was hilft? Schwer zu sagen, vielleicht die bewusste Entscheidung, mit dem alten abzuschließen und sich auf etwas neues einzulassen.

Dann ist es nämlich deine Entscheidung. Nur deine. Nicht ihre. Und das hilft, ein wenig zumindest, so glaube ich.

Drücke dir trotzdem die Daumen.

mfg

 
Danke für deine Tipps, Serval.

Wenn ich meine eigenen Zeilen nochmals so durchlese, muss ich selber irgendwie staunen, dass nach all den Jahren nicht schon längst die heilende Zeit eingesprungen ist...

Eines habe ich aber wenigstens gelernt: Falls ich mal eine Partnerin haben sollte, dürfte Treue für mich kein Problem sein. :)

 
Lieber Solitary Eagle

Es gibt ein Lied von Tina Turner - weiss nicht mehr, wie der Titel heisst - jedenfalls lautet eine Zeile darin: "Time takes, but love heals"

Das ist auch ganz meine Erfahrung. Zeit heilt keine Wunden.

Leider kenne ich Deine Situation nur zu gut. Andere Umstaende zwar, aber vom Prinzip her gleich... Der Punkt ist der: Lass Dich nicht zu ihrem Spielball machen. Entscheide DU, ob Du die Freundschaft als solche weiterfuehren willst, oder nicht.

Ich fuer meinen Teil glaube, dass man mit gewissen Menschen zwar eine Liebesbeziehung, aber keine Freundschaft eingehen kann - und umgekehrt. Wenn also eine Liebesbeziehung mit ihr toll waere, eine Freundschaft Dich aber kaputt macht... sei egoistisch. Lass Dich nicht kaputt machen.

 
Eines habe ich aber wenigstens gelernt: Falls ich mal eine Partnerin haben sollte, dürfte Treue für mich kein Problem sein. :)
Wie kommst du darauf?

Du lebst doch im Prinzip seit Jahren in einer Phantasiewelt. Es gab nie auch nur ansatzweise einen Realitätsabgleich.

Normalerweise geht man eine Beziehung mit einer rosaroten Brille und voller Träumen und Erwartungen ein, die sich dann nach und nach ändern oder verschwinden. Die Erfahrung hast du nie gemacht, dazu kam es ja nie.

Würdest du diese Art der Ernüchterung aber erleben, könnte es gut sein, dass du dann auch nicht treu bist oder dich trennst.

Persönlich habe ich aber das Gefühl, du willst dich vor der Realaität und der aernüchterung schützen und hängst deswegen einer unerreichbaren Frau hinterher. Ohne dass jetzt wertend zu meinen, so machen es Teenager, wenn sie für einen Star schwärmen. Es hilft ihnen, sich gefühlsmäßig und gedanklich als sexuelles Wesen zu definieren, ohne dass die "Gefahr" einer Körperlichkeit droht. Das hat auch eine romantischen Wert, wenn man die profane Körperlichkeit so ausklammert.

Gibt es einen Grund, warum du dich bedroht fühlen könntest, so dass du aus einem Schutzmechanismus an jemand unerreichbaren schon fast ein Jahrzehnt lang festhältst?

Wurde dir eine erfolgreiche Beziehung vorgelebt? Wie war dein Beziehungsleben, bevor du diese Frau getroffen hast?

 
Danke für deine Worte, Liangcha.

Irgendwie ist es nur schon ein kleiner Trost, dass andere diese Situation auch kennen. Gerade wenn man jemandem so lange nachhängt, beginnt man manchmal schon auch etwas an sich selber zu zweifeln. Aber du hast recht, man darf sich nicht kaputt machen (lassen).

Und das Lied heisst "Whatever you want". Das habe ich mir nämlich auch schon öfters zu Trostzwecken angehört. :)





EDIT (automatische Beitragszusammenführung)





@Roya: Du hast natürlich schon recht, aus der ganzen Geschichte kann ich nicht wirklich ableiten, wie das bei mir mit der Treue in der echten Beziehungswelt aussähe. Die Erfahrung müsste ich dann schon selber machen. Ich hab den Satz auch eher ironisch gemeint.

Den Grund, warum ich nach wie vor nicht von dieser Frau lassen kann, würde ich nicht primär als Schutzmechanismus bezeichnen (obwohl sowas sicher auch eine Rolle spielt). Es ist aber schon so, dass ich ein völlig unerfahrener und schüchterner Typ bin und privat eigentlich fast nur mit meinen Freunden zu tun habe. Das beantwortet auch die Frage nach meinem bisherigen Beziehungsleben. Daher bieten sich natürlich auch kaum Gelegenheiten, sich neu zu verlieben. Und zugegebenermassen habe ich es auch gar nie wirklich versucht; das Bedürfnis nach einer Beziehung hatte ich bis jetzt immer nur dann, wenn es mit einer bestimmten Person verknüpft war, aber nie "allgemein".

Dass mir eine erfolgreiche Beziehung vorgelebt wurde, kann man nicht behaupten. Meine Eltern haben eigentlich nie wirklich zusammengepasst und sich irgendwann während meines Teenager-Alters getrennt.

 
hallo eagle

nach dem langen hin und her misch ich mich auch mal ein. Schutzmechanismus hin Traumwelt her, fakt ist: du weisst ja, was du tun musst, um dein Problem zu überwältigen, dass du nun all die Jahre schon mit dir mitschleppst. Du weisst es und scheiterst daran, es durchzuführen. Leider kann dir bei deinem Problem niemand helfen und es wird dir auf Dauer auch nicht genügen, deinen Kummer niederzuschreiben, zu verdrängen oder sonst irgendwie zu kanalisieren! Liegt dir so wenig an deinem eigenen Wesen, dass du es emotional schon seit 6 Jahren auf die Probe stellst? Was denkst du, wird passieren, wenn du weitere xy Jahre so lebst? Wo ist in deiner Welt die Realität abgeblieben? Roya hat schon Recht, du musst die Verantwortung für dein Leben endlich übernehmen und anfangen, die Träume Schäume sein zu lassen und dich um eine stabile emotionale Ebene kümmern.

Es liegt ganz allein an dir und in deinem Interesse, dich von dieser Superfrau zu lösen, den Kontakt abzubrechen und zwar definitiv, ihr das auch verständlich machen (wenn du dich nicht traust, es ihr zu sagen dann halt in einem Brief) und ich hoffe, es kehren ein gewisses Selbstwertgefühl und Mut, dein Leben auf die Reihe zu kriegen zu dir zurück. Bringe deinen Geist aktiv auf den richtigen Weg. Beschäftige dich mit Sachen und Menschen, die dir Freude bringen und Zuversicht, erweitere dein Leben um neue Hobbies oder Tätigkeiten, nutze bewusst positive Energie für positive Ergebnisse, stell dir kleine Alltagsaufgaben, die das Leben schöner, spannender, anstrengender machen. Sprich jeden Tag irgendeine Frau an, die dir gefällt, was weiss ich, halt dich auf dem Rad und lass dich nicht umherwehen wie ein Blatt im Wind. Schlussendlich bist du derjenige, der entscheidet, sowohl über dein Leben als auch über deine Gefühle, deine Wünsche und deine Erwartungen! Und solange du dich hinter irgendwelchen Ängsten oder Phantomliebesbildern versteckst, wirst du wahrscheinlich nie Herr deiner Selbst sein.

Jill

Edit: ich möchte dir nicht zu nahe treten und falls es zu persönlich ist, musst du auch nicht darauf eingehen, aber hast du dir schon mal überlegt, dass deine (wie du sie nennst) Schutzmechanismen bzw. Bindungsprobleme auch mit der Beziehung deiner Eltern zu tun haben könnten?

 
Hallo Solitary Eagle,

Schade, dass du eigentlich ja weißt, was zu tun ist, aber es dennoch nicht durchziehst. Wie viele Frauen dich schon angeschaut haben müssen, die du in all den Jahren einfach übersehen hast...! Das ist so eine Verschwendung. Du solltest dir mal ein neues Hobby suchen oder einen Kurs belegen, um neue Leute kennen zu lernen und etwas neues zu erleben. Du bist so fixiert auf deine Traumwelt mit deiner Traumfrau, die sie eigentlich gar nicht ist.

Ich rate dir, ihr zu sagen, was du fühlst und dass du deshalb keinen Kontakt mehr willst. Und dann lass sie los und mach mal die Augen wieder auf und seh dich mal nach deiner wahren Traumfrau um.

http://www.liebeskummer.ch/members/solitary-eagle_id22411.html]

 
Danke für eure Feedbacks. Ihr habt schon recht, verzweifeln und irgendwelchen Phantasiebildern nachhängen nützt nichts, sondern schadet nur. Und eigentlich weiss ich das natürlich auch.

Ich bin gerade dabei, wieder etwas zu erwachen und ein paar Aktivitäten anzufangen. Ich habe soeben ein lange vernachlässigtes Hobby (Zeichnen) wieder aufgenommen und ein Badminton-Match mit einem Kumpel vereinbart. Damit Körper und Geist etwas anderes zu tun haben :) Mal sehen, wie's weitergeht bzw. wie ich es weitergehen lasse.

@Jill: Es kann schon sein, dass meine Probleme auch mit der Beziehung meiner Eltern zu tun haben. Mein Verhältnis zu ihnen ist ohnehin nicht ganz unproblematisch, aber dieses Thema werde ich hier nicht anreissen; da habe ich für mich selbst bereits einige Antworten herausgearbeitet.

 
Du bist jetzt 31 Jahre alt und in Liebesdingen nicht sehr erfahren. Kann es sein, dass du mit den Jahren immer mehr Angst bekommen hast dich tatsächlich mal um reale Erfolge bei Frauen zu bemühen, weil sie merken würden wie unerfahren du bist?

Wenn's dir hilft offenbare dieser Frau nochmals deine Gefühle. Obwohl es von ihrer Seite nicht so klingt als könntest du dir mit deinem Geständnis irgendwas anderes holen als einen weiteren Korb.

Du solltest nach einer negativen Antwort unbedingt den Kontakt abbrechen. Es bringt nichts, würde dich nur verletzen und dich weiterhin davon ablenken dein Augenmerk auf Frauen zu richten die erreichbar sind.