Seelenverwandt oder auch nicht

Kettricken

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26. Nov. 2014
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Hallo zusammen,

da ich heute einen extrem schlechten Tag habe weil mich ein Mann demnächst doch noch um den Verstand bringt hoffe ich das es mich mal weiter bringt alles aufzuschreiben.Ob ihr es dann lesen wollt oder gar was dazu sagen wollt ist euch überlassen. Meine Freunde kriegen glaube ich nur langsam eine Krise mit mir und da ich allgemein eher unter mangelndem Selbstvertrauen leide habe ich auch das Gefühl das ich ihnen nicht schon wieder auf die Nerven gehen möchte;)

Im Dezember 2014 habe ich (damals 35) einen 3 Jahre älteren Mann kennengelernt. Ich war damals Singel und hatte immer mal wieder kleiner Affairen (über eine hab ich mich damals hier auch ausgeheult, aber das war im Nachhinein echt albern ;)  ). Ich war eigentlich damals nicht an etwas Festem interessiert, eher so auf ein wenig Spass aus. Darum bin ich damals mit ihm auch in der ersten Nacht mit Alkohol im Bett gelandet, wobei wir beide vorher sagten egal was passiert, es ist erstmal nur Spass, sollte mehr draus werden können wir immernoch sehen was geht. Was mir von dieser Nacht noch eindrücklich in Erinnerung ist ist die Tatsache das ich in seinem Arm eingeschlafen bin, das ist mir nicht mal in meiner ehe vorher gelungen, ich konnte nie im Arm meines Partners schlafen. ich fuhr nach dieser Nacht einfach nach Hause und wir schrieben uns. Nach einigen Tagen kam er dann und meinte er habe sich verliebt, ich sagte ich könnte mir auch vorstellen das man sich nochmal wiedersieht, aufgrund der Entfernung und meiner generellen Einstellung damals sah ich es aber eher als etwas lockeres mit wenig Zukunft, eben eher so ne nette Affaire, der Typ war nett, der Sex war gut und daher stand dem nichts im Wege. Innerhalb von drei Monaten entstand dann allerdings unerwartet eine wirklich feste Beziehung, ich flog jedes zweite Wochenende zu ihm, er überlegte laut das er bis ende 2015 ja zu mir kommen könnte und jeder der uns kannte sagte wir wären ein totales Traumpaar und seine und meine Freunde sagten wir würden einander so gut tun. Da waren auf einmal mehr Gefühle als das so geplant war.

Im März 2015 kam dann sein Scheidungstermin und danach fingen die Probleme an, er wurde auf einmal panisch wenn ich nicht da war, hatte Herzrasen und nachts Schweissattacken, er zog sich oft zurück und sagte immer wieder er verstände nicht was ich an ihm fände, er wäre nichts wert, etc. Seine Ex-Frau hatte ihn in der Ehe betrogen und ausserdem auch finanziell ausgenommen, sie ist so der Typ Mensch der sehr materiell veranlagt ist und sich dann einen anderen suchte der ihr mehr bieten konnte. Auf den Schulden ist er sitzen geblieben. Ausserdem hatte sie Kinder mitgebracht wovon die jüngste Tochter in der Ehezeit schwanger wurde und er hatte sehr engen Bezug zu seinem Stiefenkel da er sich immer eine Familie gewünscht hatte. Das hat die Ex bis heute immer wieder ausgenutzt und ihn gezielt von dem Kleinen fern gehalten, etc. Sie ist echt kein netter Mensch. Ich hab bis heute das Gefühl mit diesem Scheidungstermin alles wieder aufgewühlt wurde. 2 Monate kämpfte ich, zum Teil sicher auch mit falschen Mitteln, ich spendiert uns Ferien und ein romantisches Wochenende, was ihn aber wieder störte weil ich gezahlt habe, er ist da irgendwie recht stolz. Nach diesem Urlaub im Mai 15, in dem ich noch das Gefühl hatte das es langsam besser würde und er wieder mehr Vertrauen in unsere Beziehung hat, trennte er von mir. Ich brach total zusammen, machte sogar den Fehler mir mit einem Messer die Oberseite des Arms aufzuschlitzen (nicht in Selbstmordabsicht, in dem Moment dachte ich ich muss den seelischen Schmerz mit dem körperlichen übertünchen), was ihn völlig überforderte. Als Begründung sagte er wäre nicht gut genug für mich, ich wäre viel mehr wert, er habe nun mal nichts was er mir bieten könne, lauter so ein Mist.

Ich fuhr nach Hause und hatte einen totalen Ausfall, zwei Wochen sass ich nur zuhause und starte die Wände an, habe nicht gegessen, mein Arzt hat mich auf Anti-Depressiva gesetzt und in Therapie geschickt. Den Sommer erlebte ich wie im Nebel, aber immerhin ging ich arbeiten und versuchte sowas wie ein normales Leben zu führen. Wir httben regelmässig Kontakt, ich hab ihm endlos lange Nachrichten und Briefe geschrieben wie sehr ich ihn liebe, das er mein Traummann war, das ich mir mit ihm noch eine Familie vorstellen könnte, etc. 

Nach etwa 3 Monaten, im August 15, hatte ich familiär in seiner Gegend zu tun und konnte mir natürlich nicht verkneifen bei ihm vorbei zu fahren, ich hab mich sogar soweit herab gelassen zu sagen ich wolle doch nur noch einmal mit ihm schlafen, als Abschied sozusagen die Diskussionen endeten sogar damit das er sagte er habe mich nie geliebt. Aber das passte absolut nicht zu seinem Verhalten, seinen Blicken, allem. Ich habe selten erlebt das Verhalten und aussagen sich so widersprochen haben.

Ich brach wieder zusammen, diesmal blieb ich sechs Wochen zuhause, meine Therapeutin wollte mich sogar in eine Klinik einweisen. Wie es eben so ist wenn man sich dann mal auf eine Therapie einlässt kamen auch aus anderen Bereichen meines Lebens Probleme hervor, auch meine Kindheit wurde zerlegt, etc. Ich war also richtig aus der Spur geraten. 

In der Zeit fing ich auch an mich etwas mehr mit Spirituellem zu beschäftigen, daher übrigens auch die Überschrift. Mittlerweile hatte ich zwei Erkenntnisse: Erstens vermisste ich ihn so wahnsinnig weil er der erste Mann in einer Beziehung war der mich vollständig akzeptierte, alle davor hatten versucht mich zu erziehen, mir das Gefühl gegeben zu dick, zu hässlich, zu dumm zu sein. Und zweitens das es sowas wie Seelenverwandte gibt und ich in ihm wohl meinen gefunden habe (für alle die Rationalen da draussen. ich kann selbst immernoch nicht glauben das ich sowas schreie, total untypisch für mich ;) ) aber so oft meldete er sich genau wenn ich gerade an ihn dachte, aber mich nicht traute ihn anzuschreiben weil ich nicht nerven wollte, schrieb mir Whats App 10 Min nachdem ich an seinem haus vorbei gefahren war, aber nicht mutig genug war mich bei ihm zu melden, lauter so Kleinigkeiten.(übrigens kam während ich hier schreibe auch eine Nachricht, nachdem er sich zwei Tage gerade nicht gemeldet hat...)

Langsam fing ich mich wieder, der Kontakt war lose, aber ich konnte ihn nicht ganz los lassen. Da ich wild entschlossen war ihn aus meinem Kopf und meinem Herzen zu bekommen ging ich im November 15 eine neue Beziehung ein. Das war wie ich zugebe ein echter Fehler, der arme Kerl, ich kann nicht zählen wie oft ich in seinen Armen lag und an den anderen dachte, in Situationen des Alltags dachte was jetzt wäre wenn ich noch mit meinem Ex zusammen wäre, etc.  Im Juni 16 war ich dann fünf Wochen auf Selbstfindungstrip auf dem Jakobsweg unterwegs. Ich hatte in der Zeit nur Kontakt zu meiner Familie und meinem Freund, nicht zu meinem Ex. Und dann war der erste und wichtigste dem ich sagen wollte das ich mein Ziel erreicht habe, ein Ziel das ich kaum zu erreichen gehofft hatte, war mein Ex, was ich auch tat. Erst einen Tag später sagte ich allen anderen bescheid.

Mein da noch aktueller Freund hatte mich auf dem Weg auch nicht gerade unterstützt, so das ich mich einige Wochen nach meiner Rückkehr von ihm trennte, auch mit der jetzt klaren Erkenntnis das diese Beziehung ein Fehler war und ich definitiv immernoch meinen Ex liebte.

Schon ab diesem Zeitpunkt meiner Rückkehr fing ich mit meinem Ex wieder an über Gefühle zu reden, ich unterstellte ihm u .a. das er noch an seiner Ex-Frau hinge und am Ende meinte er dann das er wenn er derzeit überhaupt nochmal jemand eine Chance gäbe er sie mir geben würde. Aber er sei Beziehungsunfähig, wertlos, würde nichts auf die Reihe bekommen und ich sollte ihn für immer aus meinem Leben streichen. Ausserdem meinte er habe Verdacht auf Krebs und daher wäre es ja eh sinnlos. Zwei Wochen später gab er mir dann aber Entwarnung. wohlgemerkt ohne das ich nachgefragt hätte. Wir fingen an wieder regelrecht zu flirten. Mitte Juli stand eine Art Festival an, es war klar das wir uns dort sehen würden und ich freute mich ehrlich darauf. Er fragte kurz davor wo ich schlafen würde und ich sagte ich habe ein Zelt besorgt. Er bot mir an das er ein Zelt mitbringen könnte, da er schon am Vormittag ankäme und ich wohl erst abends im dunkeln. Am Ende ladeten wir bei der Abmachung das wir uns ein Zelt teilen würden. Ich hab auch klar gemacht das ich einer netten Nacht nicht abgeneigt wäre, der Sex war immer gut und so vertraut wie mit ihm kann ich mir das derzeit mit keinem anderen vorstellen. Am ersten Abend flirtete er permanent mit mir, nachts passierte nichts, morgens zog er mich unter seine Decke als ich fror und nahm mich in den Arm wie früher, am Nachmittag lagen wir fast zwei Stunden im Zelt, einfach Arm im Arm ohne weitere Aktivität und nachts kam dann die Frage "meinst du das eigentlich ernst das du mit mir schlafen würdest" und als ich ja sagte zog er mich binnen Minuten ins Zelt und wir schliefen danach wieder Arm im Arm ein. Am nächsten Morgen merkte ich aber schon das er direkt wieder auf Distanz ging, nur keine Beziehung, nur keine Hoffnungen schüren.

Ja klar, bietet man einem Kerl Sex an sagt er selten nein, ist mir klar, aber warum dann vorher so vertraute Kuscheleinheiten unterm Tag?

Seither schreiben wir mehr oder minder regelmässig, Manchmal schreiben wir ganz normale alltägliche Dinge wie zu Beziehungszeiten auch, wir kennen uns ja gut und unsere Umgebung, Freunde und Jobs. Ich bekommen Guten Morgen und Guten Abend Küsschen an einigen Tagen, dann meldet er sich plötzlich 2 Tage nicht mehr. Er betont oft das er seit wir uns getrennt haben nicht im Zölibat gelebt hat, aber es keine dauerhafte Geschichte gab, er weiss nicht das ich eine Beziehung hatte.

Am kommenden Montag haben wir ein Date, ich habe mich zum Abendessen eingeladen bei ihm, als er sagte das andere nur zum Kaffee kämen sagte ich ihm das ich den gern zum Frühstück nehmen würde, es ist also klar das ich dort übernachte (allein aufgrund der Entfernung von 600 km). Und ich hab keine Ahnung was mich danach erwartet. Irgendwo tief in meinem Inneren komme ich von der Überzeugung nicht los das wir noch eine Chance haben, das ich nur ganz viel Geduld haben muss und ihm zeigen muss das ich für ihn da bin. Und dann denke ich weider das ich mir nur etwas vormache und mir das eben nur herbeiwünsche. Heute weiss ich echt nicht ob es ihm am Ende jetzt nur um leicht zu erhaltenden Sex oder doch um mehr geht. Manchmal glaube ich auch es tut ihm leid diesem Date zugestimmt zu haben. Meine Meinung darüber ändere ich heute im 30 Minuten Takt :(  und das macht mich irre.

Was ich gelernt habe ist meine Gefühle besser anzunehmen. Ich habe früher immer geweint und gebettelt oder danach verzweifelt versucht die zu verdrängen. Aber die Gefühle haben sich nicht in den 15 Monaten seit der Trennung nicht geändert. Ich liebe ihn und ich würde für ihn sogar diese 600 km weiter ziehen und er ist derzeit der einzige Mann mit dem ich mir sogar noch Kinder vorstellen könnte. Ich versuche mitzunehmen was ich mitnehmen kann ohne mir zu starke Hoffnungen zu machen. Der Versuch ihn durch jemand anderen zu ersetzten ist ja nun gescheitert. Vielleicht kommt irgendwann jemand der ihn doch ersetzen kann oder er sieht irgendwann ein das er nicht so unfähig ist er sich selbst sieht. 

Und warum hab ich euch das jetzt alles geschrieben? Weil ich es mal strukturiert vom Herzen haben wollte. Vermutlich halten mich jetzt einige für blauäugig oder doof, andere sehen das was ich sehe. 

Liebe Grüsse Bianca

 
Hallo Bianca.

Achje... da hast du dir einen komplizierten Fisch geangelt. So menschen würde ich gerne persönlich sagen, dass sie anderen Menschen mit ihren Baustellen ganz schön auf den Wecker gehn. Klar hat jeder das Recht, sich so zu fühlen und so zu sehen wie man will, auch wenn das totale Kacke ist und man sich nur selber nieder macht... aber das so eine Einstellung auch Auswirkung auf Andere hat, übersehen so Leute gerne. Egos....

Schön wärs zu sehen, dass du ihm das mal deutlich machst. Er wird sich eurer verbindung auch bewusst sein, soll er sich mal bewusst machen, dass sowas nicht selbstverständlich ewig vor der Tür steht und wartet. Auch seelenverwandte Beziehung können Zuende gehen. Und vielleicht hat jemand anders es ebenfalls verdient, dich im Arm zu halten.

Man muss für das, was eh da ist und was einem guttut nicht kämpfen. Du musst dich nicht bemühen. Wenn es passt, dann passt es auch ohne Kampf.

LG