Selbstmordversuch

Marsmensch

Neuer Benutzer
20. Apr. 2007
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Hi Leute,

hab ein ganz dickes Problem, was mich derzeit extrem beschäftigt. Mein bester Kumpel hat gestern nacht versucht sich umzubringen. Um ein Haar wäre es ihm auch geglückt. Er hat sich über hundert mal in seine Arme geschnitten, und wir können von Glück sagen dass er nicht an sein Sturmgewehr gedacht hat. Ansonsten wäre er jetzt mit Garantie tot. Momentan lassen wir ihn nicht mehr aus den Augen, seine Freundin kümmert sich jetzt um ihn. Ich überlege die ganze Zeit wie ich ihm möglichst gut helfen kann diese Sache zu verarbeiten. Er hat momentan einen extremen Selbshass auf sich und hält sich für einen bösen und unberechenbaren Menschen. Der Hintergrund ist der dass er im starken Suff sehr Gewalttätig werden kann. Er hat dann keine Kontrolle mehr über sich und dreht total durch. Aber nur dann, sonst ist er ein so guter Mensch auf den man sich 100% verlassen kann, ich meine ich würde ihm sogar mein Leben anvertrauen. Gut, das mit dem Alk ist jetzt klar, niewieder so. Aber das war ja nur der Auslöser für diesen Blackout. Habt ihr schon mal ähnliche Erfarungen gemacht? Ich will ihn dazu bringen sich nicht mehr in Selbstvorwürfe und Selbsthass zu verhedern, sondern sich seiner positiven Eigenschaften bewusst zu werden, und zu wissen was er uns allen bedeutet. Ach scheisse, in meinem Kopf dreht sich alles....

Thanx schonmal für die Antworten

 
Hallo Marsmensch

Bei so einem gravierenden Problem ist es am besten professionelle Hilfe beizuziehen. Ist nicht ganz klar, wie akut es im Moment ist, aber ihr könnt ihn ja unmöglich permanent überwachen (müsst ja wohl auch Arbeiten...) und zudem täten ihm in dieser Situation fachlich kompetente Personen vermutlich sehr gut! Es ist möglich dass er sich selbst, bzw. ihr ihn via Hausarzt vorübergehend in eine Klinik einweisen lässt. Zum Selbstschutz und auch zu eurem Schutz.

 
Hi Tournesol,

hab vorhin gerade mit ihm telefoniert. Es ist ja nicht so dass er sich umbringen will. Er ist selber total geschockt über dass was er gestern gemacht hat, und er versteht es selbst nicht. Sonst ist nähmlich alles ok mit seinem Leben, kein Krach, Familie ok, Arbeit, alles bestens. Es ist als ob der Suff eine Bestie in ihm geweckt hat, welche die Kontrolle übernahm. Ich bin mir zimlich sicher dass er sich jetzt nicht mehr verletzten wird, darum finde ich es irgendwie krass ihn gleich in eine Klinik "einzusperren". Aber es wäre schon eine Möglichkeit, nur würde ich es gerne erst mal mit schonenderen Methoden versuchen. Ev. gespräche mit einem Psychiater/Freunde? Oder wäre das Fahrlässig ihm gegenüber? Vorallem denke ich dass er jetzt seine Freunde braucht...

 
Hallo Marsmensch.

Erst mal Gott seis getrommelt und gepfiffen, dass deinem Freund nix weiter passiert ist und er seinen Blackout überlebt hat.

Wenn er es wirklich angehen möchte, dann heißt die einzige Antwort nicht "weniger Alkohol" sondern "keinen Alkohol mehr". Wenn er unter Selbstzweifel, Selbsthass und Selbstvorwürfen leidet, weil er unter Alkoholeinfluss, starke Aggressivitätsausbrüche hat und in diesem Zustand Menschen verletzt, ganz gleich ob verbal oder körperlich, dann ist nur der Verzicht auf Alkohol der einzig sinnvolle, wenn auch schwere Weg.

Sprich mit deinem Freund, mache ihm klar, dass er sich nicht mit Selbsthass quälen soll, weil er mal wieder im Rausch aggressiv wurde, sondern mach ihm klar, dass er sich jedes Mal selbst hassen sollte, wenn er zur Flasche greift. Dann hat er Grund für Selbstvorwürfe und Selbsthass, denn er weiß ja selbst, wie er wird wenn er getrunken hat und was er anrichtet. Es ist wichtig, dass er weiß, dass nur er dieses Problem lösen kann und sonst niemand.

Leider geht aus deinem Beitrag nicht hervor, ob dein Freund ein Gelegenheitstrinker ist (nur auf Partys usw.)oder ob er schon Alkoholiker ist.

Ich wurde mit 3 Alkoholikern groß, zum einen mein Vater, zum zweiten mein 10 Jahre älterer Bruder und zum 3. mein Opa, alle drei reagierten so wie dein Freund mit Gewalt und Aggressivität. Nüchtern sind beide sehr nette und liebe Menschen, der Alkohol macht aus ihnen andere Menschen, Tyrannen, man glaubt sie nicht mehr zu kennen, sie haben andere Persönlichkeiten, wie du schreibst, sie werden zu Bestien und auch sie quälen sich seit Jahrzehnten mit Selbstvorwürfen und Selbsthass wenn sie wieder nüchtern sind, sie bereuen und versprechen, sie sind sich bewusst darüber, was sie im Suff anrichten, dennoch greifen sie weiter zur Flasche, täglich.

Was ich damit sagen möchte ist, falls dein Freund schon alkoholabhängig ist, nützt alles reden nicht viel, es ist ein Teufelskreis. Auch mein Vater hat schon versucht sich umzubringen, nachdem meine Mutter mit uns Kindern ausgezogen ist, weil sie es nicht mehr ertrug. Nach dem Selbstmordversuch zogen wir wieder ein. Hat sich etwas geändert? Nein.

Ist dein Freund kein Alkoholiker, soll er den Alkohol doch einfach sein lassen. Schafft er es nicht, dann scheint sein Selbsthass noch nicht groß genug zu sein und es ist nur sein schlechtes Gewissen, welches spricht aber nicht die Überzeugung, dass er sich wirklich ändern will. Er sollte es jetzt angehen und es nicht noch Jahre hinauszögern, damit er nicht seine ganze Familie, seine Partnerin, vielleicht auch später seine eigenen Kinder ins Unglück stürzt.

Nein, es ist nicht fahrlässig, wenn du dich vorab mal informierst bei Psychologen oder in einer Entzugsklinik. Aber es wird nichts bringen, wenn nicht er selbst es wirklich von Herzen möchte.

Mach ihm klar wie feige es ist, sich umbringen zu wollen, nur weil er im Suff aggressiv wird und er sich deshalb mit Selbstvorwürfen quält. Mach ihm klar, wie gerne manche Menschen leben würden aber krankheitsbedingt sterben müssen. Mach ihm klar, dass nur der Alkohol schuld ist und er ein guter, liebevoller Mensch, guter Partner und Freund ist, wenn er nüchtern ist. Zeige ihm seine guten Seiten auf. Er sollte nicht sich selbst, sondern den Alkohol hassen, nur der Alkohol ist das ganze Problem. Nur die Finger davon zu lassen, liegt an ihm, und da kann er seinen Willen ja beweisen.

Verzeih, wenn ich etwas hart schreibe, es fließen wohl etwas persönliche Erfahrungen mit ein. Alkoholismus ist eine Sucht, eine Abhängigkeit und es ist alles andere als leicht, diesem Zeug den Rücken zu kehren, aber sich ein Leben lang mit Selbstvorwürfen zu quälen weil man im Suff mal wieder Menschen verletzt hat, ist auch nicht einfacher.

Sein Problem kann von heute auf morgen Vergangenheit sein, wenn er es nur möchte. Er hat gute Freunde, Familie, Job und eine Freundin, das ist mehr als viele andere haben. Vor allem hat er die Wahl und auch die hat nicht jeder. Lass ihn wählen zwischen einem Leben mit Alkohol, Selbstvorwürfen und Selbsthass, nachdem seine Partnerin, seine Freunde und seine Familie sich von ihm abgewendet haben oder einem Leben ohne Alkohol aber vielen Menschen die ihn lieben, weil er es geschafft hat, sich für den richtigen Weg zu entscheiden.

Er hat mit dir einen guten Freund :super: aber gute Freunde zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie auch mal hart ihre Meinung sagen und auch mal mit der Realität konfrontieren. Sei ihm ein Freund, steh zu ihm aber nenn ihm auch die Konsequenzen, falls er weiterhin bis zur Entgleisung trinkt.

Wünsche ihm viel Glück und Kraft von mir. Schafft er es nicht, wünsche ich dir, seiner Freundin, seiner Familie und vor allem seinen Kindern, die er vielleicht irgendwann mal hat, viel, viel Kraft.

Liebe Grüße Hörnchen777

 
Hallo Hörnechen,

erstmal vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag, er hat mir sehr geholfen. Ob er schon ein Alkoholiker ist weiss ich ehrlichgesagt nicht genau. Normalerweise trinken wir nur wenn wir am Wochenende irgendwohin gehen, also mehr Gelegenheitstrinker. Dann aber meistens richtig... Tja, wie es unter der Woche ist, keine Ahnung, aber ich werds wohl mal ansprechen.

Ich werde mich mal an deine Empfelung halten und ihn davon überzeugen dass der verd*** Alk daran schuld ist, nicht er. Glücklicherweise ist unsere Freundschaft in einer Position, in der auch mal "harte" Worte fallen können. :evil: Muss wohl zuerst mal rausfinden wieweit sein Alkoholbedarf geht. Glücklicherweise sind wir noch jung und können uns ändern. Jedenfalls kann man wieder Hoffnung schöpfen, er wird das schon schaffen wenn wir ihn jetzt nicht im Stich lassen. Jedenfalls gehts ihm jetzt schon viel besser, haben letztens gerade telefoniert.

Mal schauen wies kommt... vielen Dank für eure Hilfe

 
Hallo Marsmensch!

Hab deine Geschichte ein wenig mitverfolgt und möchte erst mal sagen "Hut ab" vor dir. Du stehst nämlich total mit 100% dahinter. dein Freund hat riesiges Glück, dich als seinen Freund zu haben!

Zu dem Teil Therapie oder Klinik? - ich fände es am besten, wenn ihr in einfach nur mal um ein gespräch zu einem psychologen schickt, er muss ja nicht gleich regelmäßig dort aufkreuzen! oft kommen sachen zum vorschein, wo man nicht wusste dass sie einem noch etwas bedeuten (die, dass in ihm verursachen im suff), und dass schon in den ersten 2 - 3 sitzungen...

bei meiner mutter war es so, sie hat das burn-out-syndrom, eine richtige scheiss krankheit, und auch wir schickten meine mutter zum psychologen, und da erkannte sie bereits nach der 3. sitzung dass der tod ihrer mutter sie noch immer belastet (meine mutter verlor ihre mutter als sie selbst 19 war, jetzt ist meine mum schon 50!!)

oft denken die menschen "Oh mein gott", der geht zum psychologen!!! legt ihm das nahe, dass fast schon jeder, wegen jeder kleinigkeit beim therapeuten sitzt, es ist nicht schlimm!!

für den fall, dass er alkoholiker ist, und es ihm selbst nicht bewusst ist erkennt es sowieso der therapeut, und weist ihn in eine klinik ein....

zeigt ihm nur immer dass ihr da seid, aber bedrängt ihn nicht.. gebt ihm genug raum um seine fehler zu erkennen und zu akzeptieren, und somit auch zu bekämpfen und dran zu arbeiten!!

ich wünsch euch

natürlich sagst du, er braucht vor allem familie und freunde, aber richtig helfen kann ihn da nur eine fachkraft. ihr könnt ihm auf dem weg begleiten, evtl mit ihm zur therapiestunde gehen, oder selbst auch mit dem therapeuten sprechen, mithineingehen und einfach mitquasseln... es hilft irrsinnig nur anwesend zu sein!!! so weiß er, dass er nie alleine da steht. ihr müsst aber auch natürlich darauf achten, dass ihr ihn nicht zu sehr einengt, somit dass er auch zeit mal für sich selbst hat, denn die braucht er um sich im klaren darüber zu werden, wie er es in zukunft macht.

Ich drück euch allen ganz fest die daumen, dass ihr das auf die reihe kriegt's, und das sich alles zum Guten wendet!! :trost:

Liebe Grüße,

LoveStoned

 
halo

ich kann es mir wahrhaftig nicht vorstellen, das ein mensch im suff sich plötzlich umbringen will.

ich denke er wird probleme haben, aber sich vielleicht nich seinen mitmensch oder freunden beichten.

ich spreche aus erfahrung....ich habe auch einen selbstmordversuch hinter mir.

er wird ein tiefgründiges problem haben mit sich selbst oder auch mit anderen.

ich bin borderlinerin......ich kenne diesen hass auf sich und auf andere...ich kenne es sich dann die arme auf zu schneiden.

dein freund kann auch nur nach aufmerksamkeit suchen. aber eins steht wirklich fest wie vorhin schon erwähnt, kannst du da wirklich nix auslösen, er braucht professionelle hilfe. ich wunder mich sowieso warum ein mensch der gerade einen selbstmordversuch hinter sich hat nicht in die klinik eingewiesen hat.

dein freund wird vermutlich eine super fassade haben und deswegen ist es für aussen stehende wirklich schwer zu begreifen warum er auf einmal auf solche ideen kommt.

deshalb schliess ich mich meinen vorgängern an.

allerdings will ich dir sagen das du eine tolle freundin bist :super: ....denn viele leute die erfahren das jmd probleme oder sogar einen selbstmordversuch hat wird sehr oft gemieden. :heulen:

liebe grüße

concha