Sind diese Streitthemen normal? (Psychische Belastung in Beziehung)

Lisa_383

Neuer Benutzer
25. Jan. 2013
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Hallo zusammen,

ich habe folgendes Problem.

Ich bin seit fast 2 Jahren mit meinem Freund zusammen. Er ist auf der einen Seite im Alltag meist sehr lieb zu mir und macht auch viel für mich (er fährt mich überall hin, ist bei Problemen immer da, er schenkt mir Geschenke (meistens sachliche Dinge),  er lädt mich so oft zum Essen etc. ein, er ist einfach ein Halt im Leben….). Auch zu anderen ist er meisten sehr höflich und zuvorkommend, u.a. zu meiner Familie.

Kurz zu mir: Ich bin ein sehr emotionaler, sensibler und auch harmoniebedürftiger Mensch. Durch meine Emotionen bin ich im Streit auch manchmal aufbrausend, laut oder zickig und will immer alles ausdiskutieren (also es klären damit es mir besser geht)….ich bin ein eher unabhängiger Mensch in der Beziehung, der ab und zu gerne mal alleine ist und ab und zu gerne was mit Freunden macht. Aber ich bin ein totaler Beziehungstyp und genieße das auch eine Beziehung zu haben.

Ich bin diese Beziehung immer mit ernsten Absichten angegangen und habe auch gehofft, dass sie hält. Leider zeigt mein Freund seit gut einem Jahr auch andere Seiten von sich, die mir Angst machen, ob mich dieser Beziehung langfristig glücklich machen wird. Denn aktuell bin ich es nicht.

Die anderen Seiten sind:

Er frisst Probleme oft in sich hinein und tut sich wahnsinnig schwer offen und ehrlich zu sagen wenn es ein Problem gibt, das ihn stört. Dafür bricht es dann meist irgendwann ganz plötzlich aus ihm heraus (was mich oft „kalt erwischt“) und er ist dann an einem Punkt an dem er richtig sauer ist ohne Vorwarnung, und das obwohl es 10 min. vorher noch so schien als sei alles ok. Eine Freundin von mir nannte seine Art zu streiten „passiv-aggressiv“. Diese Art kommt meist unter Alkohol zum Vorschein, jedoch manchmal auch nüchtern.

Warum es sauer wird: Sehr oft wenn er sich von mir nicht genug beachtet fühlt oder ich nicht genug Zeit habe. z.B. wenn ich auf einer Feier meine Aufmerksamkeit auf meine Freundinnen lenke (die ich auch nicht so oft sehe). Was aber nicht heißt, dass ich ihn ignoriere. Aber es kann dann sein, dass ich nicht an ihm klebe und auch mal eine Stunde nicht neben ihm stand.

Dieser Ärger äußert sich dann so, dass er irgendwie beleidigt ist, aber immer sagt, dass alles ok ist, obwohl ich weiß, dass es nicht so ist. Wenn ich weiter nachfrage explodiert er irgendwann und sagt Sachen wie: „Du bist unreif / egoistisch / du solltest lieber Single sein/ Ich hau jetzt ab, das hat keinen Sinn / Wir passen nicht zusammen / Wir können uns morgen noch auf ein letztes Gespräch treffen, aber heute will ich dich nicht mehr sehen / Das Geld für den bevorstehenden Urlaub kann ich dir auch zurück überweisen.“ Etc.

D.h. diese Worte machen mir Angst und verletzen mich, weil es sich jedes Mal so anhört als ob er Schluss macht (ich bin schon mal sehr plötzlich verlassen worden) bzw. ich ihm egal bin. Daraufhin habe ich ihn oft angefleht nicht abzuhauen und geweint (habe mich sozusagen auch vor ihm erniedrigt…aus Angst ihn zu verlieren). Er ist dann aber immer sehr stur und man muss fast eine Stunde auf ihn einreden, dass er nicht abhaut. Letztendlich ist er auch noch nie abgehauen…aber eben nur nach einer hoch emotionalen Anstrengung von meiner Seite aus. Außerdem verunsichern mich diese Kommentare so, dass ich mich manchmal frage, ob er recht hat und ich wirklich egoistisch bin etc....obwohl ich es eigentlich nicht so empfinde.

Oder: Weil er eifersüchtig ist. Es gab bei ihm mir gegenüber schon immer ein Grund-Misstrauen, weil er früher mal betrogen wurde. Ich habe ihm jedoch in den fast zwei Jahren nie einen konkreten Anlass gegeben, ich habe noch nicht mal mit einem Typen geschrieben.

Es fing bei kleinen Dingen schon am Anfang an, z.B. ich musste immer alles mit ihm abstimmen und ihn sofort informieren, wenn ich eine Freundin treffen will. Wenn ich für mich alleine entschied ohne ihn zu fragen an einem Tag x die Freundin zu treffen warf er mir vor ich gehe für die Beziehung keine Kompromisse ein / ziehe nur mein Ding durch. Wir sehen uns zwar nicht so oft, aber es ging dann eben für mich darum beides zu vereinen (ihn & meine Freunde). Oder ihn stört es wenn ich in Unterwäsche in meine Küche gehe, weil mich ja dann von draußen jemand so sehen könnte.

Er sagt z.B. auch ich soll ihm mein Handy bitte offener zeigen, damit er sich wohler fühlt. Oder er wird sauer bei den kleinsten Dingen wie „ich stoße auf einem Fest mit einem Mann mit dem Bierkrug an, rede aber nicht mal mit dem. Oder In einer Disko redet mich ein Mann von der Seite an und ich dreh mich sofort weg von dem. Er ist aber sauer, weil er denkt etwas gesehen zu haben. Er kommt dann aber nicht her und fragt z.B. ob wir darüber reden können. Nein, er ist wieder eingeschnappt und wenn ich nachfrage was ist kommt sowas wie „geh halt wieder zum flirten / dann kann ich ja jetzt auch ein Mädel ansprechen und zum Drink einladen“.  Es kommt mir so vor als wollte er mich damit extra verletzten bzw. mir etwas heimzahlen.

Dadurch, dass er oft wegen so etwas gekränkt ist, kam es in letzter Zeit auch oft zu Situationen, in denen ich nur das gemacht habe wie SEINE Freunde und er selbst, und er macht mich sozusagen dafür fertig, in einer eher herablassenden Weise, so empfinde ich das. (Meist unter Alkohol): z.B. Alle gehen Nacktbaden in der Nacht (er selbst auch!) und ich am Ende auch. Als wir alleine sind sagt er: „Du hast dich vor allen (= seinen Freunden, die alle vergeben sind) ausgezogen, das hättest du ja wirklich nicht machen brauchen, vor mir bringst du es nicht fertig dich auszuziehen!“ Das hat er anscheinend gesagt, weil wir für ihn zu wenig Sex hatten die Tage zuvor. Aber statt mir das anders zu sagen, ist er dann so kalt und sagt es in einem herablassenden Ton. Ich fühlte mich da so schlecht.

Im Nachhinein und nüchtern hat er behauptet ihm tun manche Dinge leid, die er da betrunken sagt und er weiß auch nicht warum er das macht. Und er will versuchen das zu ändern.

Das Schluss machen androhen und das Abhauen ist schon länger nicht vorgekommen. Allerdings muss ich sagen, dass mich das alles sehr verletzt hat und ich es mittlerweile im Kopf habe.

D.h. immer wenn wir irgendwo hin gehen, wo die Gefahr droht, dass es Alkohol gibt oder ich nicht so auf ihn fixiert bin bzw. wenn ich wo alleine hinmöchte, bin ich eher angespannt und hab Angst, dass er wieder sauer ist. Denn so wie ich mich von Natur aus früher verhalten habe, war er dann immer wegen irgendwas sauer…und ich spüre eben auch diese bestimmerischen Tendenzen, eine herablassende Art und dass er mich manchmal eher wie ein Kind behandelt, nur wenn er sauer ist, und das ist natürlich nur mein Empfinden.

Durch diesen psychischen Druck fühle ich mich in der Beziehung irgendwie unsicher. Und ich weiß nicht, ob ich hoffen soll, dass es das Verhalten noch ändert. Dann denke ich wieder an den Alltag und sehe diesen lieben Menschen, der alles für mich macht und ich verstehe das einfach nicht.

Freundinnen meinen ich soll ihm endlich mal Grenzen aufzeigen. Allerdings habe ich Angst, dass wenn ich mal wirklich sage „so lasse ich mich auch nicht mehr behandeln“, dass er dann endgültig Schluss macht… Manchmal denke ich auch ich sollte Schluss machen, hänge dann aber so an den lieben Seiten, dass ich es einfach nicht schaffe mich von ihm zu lösen. Ich denke ich habe auch große Angst vor dem alleine sein, da fast alle meine Freunde vergeben sind und ich fürchte dann wirklich zu vereinsamen. Und selbst wenn ich versuchen würde ihm Grenzen aufzuzeigen weiß ich nicht genau wie ich es tun soll.

Bin für jeden Tipp dankbar!

 
Hallo!

Ich denke ich habe auch große Angst vor dem alleine sein, da fast alle meine Freunde vergeben sind und ich fürchte dann wirklich zu vereinsamen. Und selbst wenn ich versuchen würde ihm Grenzen aufzuzeigen weiß ich nicht genau wie ich es tun soll.
Es sind Deine persönlichen Grenzen, die zu den Grenzen der anderen, also zB von Deinem Freund, werden. Nimm Deine Grenzen richtig wahr, zur Übung auch körperlich: spür Deine Haut, sie ist eine naturgegebene Grenze. Eine Barriere. Spür sie am ganzen Körper, versuch das - zeitgleich die Haut wahrnehmen.

Wenn das so nach und nach gelingt, dann kannst Du in Gedanken die Grenzen weiter ziehen...

Dann gelingt das Kommunizieren auch besser: und das ist das einfache Ausdrücken der Grenze - bis hier hin und nicht weiter. In klaren Worten: "Du, nein, das will ich nicht." "Nein, Du weisst ich habe Du ich nicht betrogen, das ist DEINE Angst. Nicht meine. Ich muss mich nicht wegen DEINER Angst einengen lassen." "Du, ich versteh das, aber so will ich das nicht."

Und benenne deutlich was das jeweils ist.

Ich denke, was Dich zurückhält, ist die Angst: die Angst, abgewiesen zu sein, auf sich selbst gestellt zu sein, im Kummer, nicht geliebt zu sein. Diese Angst ist mächtig, die ist in uns allen ganz tief drinnen - aber: sie hat auch nur die Macht die DU ihr einräumst. Je weniger Panik Dich bei dem Gedanken überkommt desto besser. Übung dazu wäre zB, Dich in Gedanken ganz fest zu umarmen. Wie würde Dich jemand umarmen, ansehen, der Dich total lieb hat? Wie fühlt es sich an? Versuch, dieses schöne, warme Gefühl für Dich selbst zu entdecken.

Schönes Üben :)

Alles Liebe,

Manana

 
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Reaktionen: Minusch und Francesco
Liebe Lisa

Dein Freund ist extrem eifersüchtig. Das weisst Du ja bereits. Aus genau diesem Grunde engt er Dich ein. Und Du bist so eingeschüchtert von ihm, dass Du das machst. Kein Wunder bist Du nicht glücklich. Du kannst gar nicht mehr sorgenfrei die Beziehung geniessen, weil Du stetig auf der Hut bist. 

Ich sehe es wie Manana: versuche Dir Deine Grenzen bewusst zu machen. Deine und keine anderen. Und übe es klar und deutlich zu sagen. Vielleicht zuerst für Dich am Spiegel. 

Es kann durchaus sein, dass wenn Du Deine Grenzen verteidigst, er gehen wird. Aber Du denkst einerseits selbst darüber nach ihn zu verlassen und andererseits kann es nicht sein, dass Du Dich ihm völlig unterordnest und wie ein getretener Hund auf ein Leckerchen wartest. Sinnbildlich gesprochen. 

Du kannst Dich von Deiner Angst plötzlich verlassen zu werden leiten lassen oder Du kannst Dir selbst sagen: Gut, ich habe Angst davor, dennoch stehe ich mich für mich ein. 

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Deine Freundinnen Dich auffangen werden, sollte es schief gehen. Dennoch kann es so wie es ist ja auch nicht weitergehen, nicht wahr?

Alles Liebe

Minusch