Sind unsere Werte und Normen wirklich verschwunden oder verrückt worden??

Moby

Erfahrener Benutzer
13. Okt. 2003
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Werte sind in der Gesellschaft oder in einer ihrer Gruppen vorherrschende Vorstellungen über das Wünschens- und Erstrebenswerte und bilden allgemeine Orientierungsmaßstäbe für das Verhalten von Menschen.

Normen sind mehr oder weniger verbindliche Verhaltensvorschriften, die bestimmen, wie die Werte einer Gesellschaft oder Gruppe zu erfüllen und zu befolgen sind, und so das Tun und Lassen der Mitglieder dieser Gesellschaft oder Gruppe regulieren.

Wenn ich hier die Erlebnisse und Geschichten lese, dann frage ich mich ob einigen Menschen wirklich alles egal ist und ob sie den Respekt vor dem anderen Menschen verloren haben.


Warum ist dieses Phänomen nur ein Problem der „neuen“ Generation?



Hatten unsere Großeltern wirklich nur Angst sich zu trennen oder gehörte es sich früher einfach nicht, sich zu trennen?



Wenn ich heute meine Großeltern ansehe, dann erkenne ich immer noch dieses vertraute, diese Einigkeit der beiden und dieses besondere, dass der eine sich auf den anderen verlassen kann.



Auch in meiner Umgebung kann ich dieses sehen und erleben.



Wenn ich jetzt meine Generation und die vorherige betrachte, sehe ich dieses einfach nicht mehr.



Auch wenn unsere Großeltern durch den Krieg andere Erlebnisse und Schwierigkeiten durchstehen mussten, kann doch diese gemeinsame Erfahrung nicht so viel damit zu tun haben oder?



In meiner Umgebung kann ich seit geraumer Zeit sehen, wie sich lang verheiratete die sich gemeinsam ein Fundament aufgebaut haben, sich trennen.



Entweder hat der Mann eine Geliebte und flüchtet sich vor den Problemen der eigenen Familie, oder die Frau erlebt ihren zweiten Frühling und durchlebt ihre Bedürfnisse mit weit jüngeren oder aber Alkohol zerstört die Gemeinschaft..... kleine Streitigkeiten werden zu riesigen gemacht und es knallt.



Warum??



Wenn sich die Menschen doch einfach die Zeit nehmen würden, sich wieder zu unterhalten, die Kleinigkeiten des Alltags wieder zu schätzen wissen.....



Wenn ich sehe wie die Kinder von solchen Menschen leiden und welche Folgeschäden diese davon tragen, dann könnte ich......






Wer das liest, bitte versuche wieder über die Dinge die dich stören, belasten und dir wichtig sind zu reden. Wenn du den Menschen an deiner Seite hast, den du liebst und der dich liebt dann findest du in diesem Menschen bestimmt einen guten Zuhörer und einen Helfer deiner Probleme. Nur bitte, schweigt nicht mehr!!!!!!


Moby :trost:

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Es ist nunmal so, das wir heute in einer ganz anderen Welt leben als wie unsere Großeltern als sie jünger waren.

Damals hatte man, auch wenn das jetzt vielleicht blöd klingt, gar keine Zeit sich nach anderen umzusehen. Wenn meine Oma so von früher erzählt, dann bestand ein Großteil ihres Lebens aus Arbeiten. Heute ist das nicht mehr so. Klar geht man auch noch arbeiten, aber nicht mehr so körperlich schwer wie damals. Wenn meine Oma damals von Arbeit nach Hause kam, hatte sie sicherlich andere Dinge zu tun als sich mit anderen Männern zu treffen. Es mussten 3 Kinder versorgt werden und es gab viele Tiere die Futter brauchen.

Abends war man dann froh wenn man einfach mal nichts machen musste.

Heute ist das doch ganz anders. Wir gehen zwar arbeiten aber sind doch nicht wirklich ausgelastet, zumindest geistig. Man hat nicht mehr so viele Kinder wie früher und lebt in Mietwohnungen. Um was soll man sich da noch kümmern? Und durch diese Langeweile entstehen auch viele Probleme, denke ich zumindest... Man hat viel mehr Zeit den Partner zu beobachten und Fehler an ihm zu entdecken, die eigentlich gar keine Fehler sind. Und man hat natürlich auch viel mehr Zeit für sich...

Und klar gab es früher auch schon Scheidungen. Aber damals hing doch viel mehr daran. Eine Frau stand vor dem Nichts wenn sich der Mann von ihr trennte und so ordnete man sich meist unter. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass die Menschen damals glücklicher waren, sie hatten nur nicht soviel Zeit über all das nachzudenken...

 
ich kann dem nichts hinzufügen ... moby, ich habe darüber auch schon zu oft nachgedacht, aber ich wollte es nicht wahr haben ... leider ist es wahr ... die heutige zeit kann einem echt angst machen was zwischenmenschliche beziehungen und partnerschaften angeht ... die menschen machen es sich sehr einfach, aber dass dies nicht der richtige weg ist, dass erkennen sie leider nicht ... so kann man sich nicht wirklich eine feste partnerschaft aufbauen ... reden, reden, reden, dass sage auch ich immer wieder, aber weißt du zuviel reden kann auch eine menge zerstören, besonders die lieben männers sind damit oft und zu schnell überfordert :-(

traurig

shy

 
Hallo Moby,

du fragst, warum es heute so ist?

Das ist eine verdammt lange Antwort, die da erforderlich ist. Aber ich versuche es im Kurzen:

1. Auflösung der gesellschaftlich-christlichen Zwänge durch "die 68er"

2. die dadurch erfolgte größere Freiheit vor allem von Frauen, die sich nicht mehr alles bieten lassen müssen (obwohl es noch viele tun)

3. Die Ansprüche an einen Partner sind gewachsen, was durch die Medien im allgemeinen stark propagiert wird.

4. Unser Spektrum ist auch durch die Medien, durch Fortschritt (wann hat jemand durchschnittliches vor 100 Jahren Urlaub in Italien gemacht?), extrem erweitert worden

5.Es gibt heute genügend Absicherungen für Scheidungen, zum Beispiel unterhaltszahlungen

6.Man musste früher zusammenbleiben, weil es sich so gehörte.

Um es in meinen eigensten Worten noch mal kurz auszudrücken:

Wir haben so viel Freiheit, dass wir orientierungslos sind und deswegen bauen wir soviel Scheiße, weil alles so schnell vorbeifliegt...

 
Genauso ist es. Wir haben einfach zu viel Zeit, die wir nicht richtig nutzen. Wir machen uns Probleme wo eigentlich gar keine sind.

 
tja, ihr mit euren aussagen einfach recht.

es wird nicht mehr um beziehungen gekämpft, dann mach ich halt schluß, draußen laufen genug rum. sehr, sehr schade...

kaum taucht ein problem auf, wir alles in frage gestellt. ich glaube noch dazu das einfach zu wenig miteinander gesprochen wird.

@moby, interessantes thema.. respect...

gruß

knooppunt

 
Naja, die Werte entwickeln sich leider in eine Richtung, die nicht unbedingt schön zu nennen ist. Ich denke, seit den 68ern ist das Streben des zivilisierten menschen nur noch nach kurzfristigen Nutzenkalkülen bestimmt. Das Nutzendenken gab es vorher zwar auch, aber nur im ökonomischen bereich. Was die gefühle angeht, konnte man schon auch mal zurückstecken, das heißt man wusste, dass nicht jeder Tag Sonnenschein sein konnte. Klar, es das war auch nicht wirklich schön gewesen für viele (vor allem Frauen), vermute ich mal. Aber ich weiß nicht, ob es wirklich soviel besser ist, heutzutage alles machen und lassen zu können, aber wo jeder aus Angst um seine individuelle Freiheit lieber eine Beziehung sausen lässt, statt dafür etwas zu tun, dass die beziehung besser wird.

 
Hallo Moby!

Dein Beitrag ist einfach genial!! Ich verstehe dieses Phänomen unserer Zeit auch nicht, da ich in einer Situation bin, eine Frau nicht zu bekommen die ich sehr liebe.

Ich würde für sie alles tun und ärgere mich dann, wenn manche Leute ihre Beziehung wegen Kleinigkeiten aufgeben, die für mich nicht mal ein Grund wären einen Streit anzufangem.

Doch leider gibt es solche Menschen die so denken wie wir leider nicht mehr sehr oft und ich glaube das liegt an unserem Lebensstil.

Jeder versucht überall der Beste zu sein, das Leben ist heute sehr materiell ausgerichtet und von überall her bekommt man Druck.

Die Leute haben einfach verlernt miteinander zu reden und sich auch mal selbst einzugestehen einen Fehler gemacht zu haben.

Aber vielleicht können solche Leute wie wir ein bisschen zum Nachdenken anregen

LG

 
Ich denke auch unsre Gesellschaft hat sich einfach entwickelt, in welche richtung auch immer... Wir haben fast unbeschränkte Möglichkeiten mit der Gestalltung unseres Lebens, nicht scheint mehr unmöglich. Warum sich da mit einer Familie und Haus binden und ein langweiliges Leben führen?

Und schon als kleine Kinder bekommen wir alles was wir uns Wünschen, bis wir dann alles haben und es langweilig wird. Also brauchen wir immer neue noch bessere Dinge, was in unserer schnell lebenden Zeit ja auch kein Problem ist! Heute in, morgen schon out... So kriegen wir schon mit jungen jahren völlig falsche Werte vermittelt.

Ich persönlich wohne noch zuhause, mit meinen (richtigen) Eltern und meinem Bruder in einem Haus mit Garten und Hund, so richtig klischehaft halt, Schublade Musterfamilie... :] Und genau so wünsch ich mir das auch mal für meine Zukunft! Schliesslich kenne ich auch nichts anderes. Aber bedenkt man wie viele Ehepaare mit Kindern sich scheiden lassen, so ist es vieleicht irgendwie nahe liegend dass es für diese Kinder, vorallem kleinere, dann normal wird sich zu trennen, womit ich wieder bei den Werten wäre...

Dazu kommt noch, dass es immer mehr nur um Sex & Spass geht als um Liebe... Ich mag jemanden gehe mit ihm gleich ins Bett, muss dann aber fest stellen dass er doch nicht so toll ist nach näherem kennen lernen und such mir wieder einen neuen... das kanns doch echt nicht sein? So ist man irgenwann ganz "verbraucht" und wird liebesunfähig weil man immer auf der suche bleibt, nach etwas von dem man vergessen hat was es ist...

meine persönliche meinung :)

 
Grundsätzlich muß ich auch sagen, daß ich besorgt darüber bin, wie leichtfertig man sich heute trennt...scharf wiedersprechen muß ich allerdings, daß die Ehen früher glücklicher waren...es gibt genug Frauen, die geblieben sind, obwohl sie geschlagen und schlimmeres geworden sind.

Bis in die frühen 60er Jahre hatten die Frauen kaum Rechte, waren bei Scheidung nicht versorgt und wurden von der Gesellschaft auch noch verachtet.

Früher war nix besser, sondern nur anders!

Männer sind schon immer fröhlich fremd gegangen, während die Frauen das gar nicht gewagt haben, aus Angst, schwanger zu werden.

Das heißt nicht, daß fremdgehen klasse ist, sondern ist eine Begründung warum die Frauen früher ja ach so treu waren.

Allgemein war der Spaß am Sex bei den Frauen nicht so ausgeprägt..gehört sich A nicht und B war immer die Angst vor unerwünschter Schwangerschaft dabei.

Großmutter hob mal eben das Nachthemd und das war es.

Wollen wir das wiklich alles wieder? Bis auf einige ewig gestrige sicher nicht.

Nicht umsonst gab es die 68er und damit auch die Befreiung der Frauen.

Ich bin alles andere als begeistert von freier Liebe, bin sehr treu und hatte Sex im Leben immer nur, wenn ich auch geliebt habe.

Aber daß manche Herren der Schöpfung, die ach so tollen alten zeiten wieder haben wollen (die in der Tat für die Männer toll waren, aber für Frauen nur Arbeit und null Rechte bedeuteten), stimmt mich bedenklich.

Schaut doch einfach mal in alte Gesetze rein (bis in die früher 70er war es Frauen nicht erlaubt, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen, wenn der Mann nicht zustimmte, bis in die 90er war es kein Straftatbestand, seine Frau zu vergewaltigen) und dann fragt Euch noch mal ernsthaft, ob Ihr gleichberechtigte Partnerinnen oder Sklavinnen an Eurer Seite möchtet.

 
hallöchen,

obwohl ich es auch überhaupt nicht toll finde, wie manche menschen mit ihren mitmenschen und beziehungen umgehen und auch denke, dass die werte leider verfallen, muss ich trotzdem mal ein gegenargument bringen:

heutzutage trennt man sich auch deshalb leichter, weil es weniger abhängigkeiten gibt. und das find ich sehr sehr positiv.

früher war eine ehe doch auch eine abmachung, die materielle sicherheit, vor allem für die frau, und gesellschaftliche sicherheit für beide bedeutete.

stellt euch mal vor, es wär wie früher.... man lernt sich gar nicht richtig kennen, denn bevor das möglich ist, muss man heiraten. und eine ehe kann nicht mehr getrennt werden.

wenn ich mir vorstelle, ich meine erste liebe geheiratet (und mit einer liebesheirat wär ich ja noch gut dran gewesen) und wäre jetzt an ihn gebunden...

oh schreck oh schreck. 8o

das wär furchtbar. weil er ein lügner und betrüger war. hab zwar unglaublich gelitten, als die sache zuende ging, aber heute bin ich so was von froh darüber.... nein, glücklich hätte ich niemals mit ihm werden können.

bin nicht sicher, ob man einfach sagen kann, dass die moral verfällt. vielleicht war die unmoral früher nur nicht so sichtbar.... wenn ich zb darüber nachdenke, wie eine inzwischen verstorbene verwandte von mir, die so in den 30ern geheiratet hat, ihr leben geführt hat mit einem absoluten riesena.... neenee, besten dank. moralisch war der auch nicht. und statt eines "endes mit schrecken" hatte die arme frau leider einen "schrecken ohne ende"

insoweit muss ich happysoul voll zustimmen. :]

lieber gruss

nimriel

 
"Ich möchte uns mit Einsiedlerkrebsen vergleichen. Der Einsiedlerkrebs ist vorne hübsch gepanzert und stabil, aber sein Hinterleib ist nackt. Deshalb muß er seine verletzliche Blöße in leeren Schneckenhäusern bergen, wobei der bewehrte Vorderleib aus dem Schneckenhaus herausschaut. Wenn der Einsiedlerkrebs wächst, wird ihm mit der Zeit sein gemietetes Gehäuse zu eng, und er muß notgedrungen in ein größeres umziehen. Welche Qualen muß nicht solch ein Einsiedlerkrebs ausstehen, wenn er sich mit seinem allen Fressern preisgegebenen Hinterteil zu einem neuen Haus vorwagen muß! Wie fruchtbar muß die Zeitspanne für ihn sein, wenn er sein altes schützendes Haus bereits auf Nimmerwiedersehen verlassen hat und noch nicht wissen kann, wo er eine neue, seinen jetzigen Körpermaßen entsprechende Behausung findet! Ich denke mir, solche Einsiedlerkrebse waren wir auch. Vorne waren wir recht bekömmlich gepanzert, aber hinten drohte Blöße. Nur waren wir keine sehr tapferen Einsiedlerkrebse und zogen es vor, unter Qualen im zu engen Haus zu verkümmern."

(aus: Fritz Zorn "Mars", 1977, S.75f.)

"Der spontane Besuch, gewissermaßen das An-die-Tür-Klopfen im Vorübergehen, ist in der Großstadt, zumindest in meinem Milieu, nicht mehr üblich. Man verabredet sich, bevor man jemanden überfällt.

(...). Wir alle haben Angst, aufdringlich zu sein, die intime Sphäre des anderen zu verletzen, und Angst davor, daß die eigene Sphäre verletzt werden könnte."

(aus: Jochen Schimmang "Vertrautes Gelände, besetzte Stadt", 1998)

"Die Checklisten, mit denen Frauenzeitschriften ihre Leserinnen für die Männerjagd versehen, geben Auskünfte übers Männerbild ihrer Redakteurinnen. (...). Wie findet die Frau ihn nun, den Mann fürs Leben (...)? Unter anderem im Supermarkt, denn einkaufen muß jeder. Dort ist der beste Punkt der Gang mit den Tiefkühlmenus. Männer können natürlich nicht kochen oder sind zu faul dazu (...). Meine eigene Empirie zeigt mir, daß die Tiefkühlboxen eher von Frauen umlagert werden. Es mag aber sein, daß die gar nichts kaufen wollen, sondern dort nur auf ihren Traummann warten".

(aus: Jochen Schimmang "Vertrautes Gelände, besetzte Stadt", 1998)

"Schüchterne Männer sind bei jüngeren Frauen out: Die Mehrheit der Frauen bis 34 Jahre steht nicht auf diesen Typ Mann. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Inra im Auftrag der Zeitschrift »Elle«. (...). Bei älteren Frauen hat der zurückhaltende Männertyp hingegen bessere Chancen."

(aus: Welt vom 17.04.2003)

"Timo schafft es sogar, übersehen zu werden, wenn er es eigentlich gar nicht darauf anlegt. Wochenlang schwärmte er mir von einer Kommilitonin im germanistischen Seminar vor, die ihm doch sehr gut gefalle. Ja, er habe auch schon mit ihr geflirtet. Und, wer weiß, vielleicht würde er demnächst mit ihr ins Kino gehen (...). Doch als er sie mir auf einer Party letzte Woche vorstellen wollte, da hat sie ihn offenbar nicht mal erkannt."

(Stefan Kuzmany in der TAZ vom 03.05.2003)

Moby :trost: