Sitzen gelassen

Weerther

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31. März 2017
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bin schon ein bisschen älter, so in den 60ern. Lebe seit 6 Jahren mit einer 20 Jahre jüngeren Frau zusammen, d. h.  wir haben auch vor 6 Jahren geheiratet. Sie ist meine große Liebe, nach einer sehr langen Ehe davor. Nun hat sie sich von mir getrennt, d. h. sie ist ausgezogen. Klare Ansage hat sie jedoch nicht gemacht: einmal sagt sie, sie benötige Abstand, dann sagt sie wieder, sie habe sich ja getrennt und ist ausgezogen. Dann sagt sie wieder, sie brauche Zeit ... Die Gründe, die sie anführt gehen in die Richtung: ich kann es nicht mehr ertragen, wie du die Zahnpastatube zerdrückst, ich kann deine ewig gleiche Kleidung nicht mehr sehen, ich kann es nicht leiden, dass du in Restaurants so oft rumnörgelst wenn es dir nicht schmeckt und ich kann nicht leiden, dass du allen Menschen ziemlich unverblümt deine Meinung sagst. In den 6 Jahren hat sie aber nie etwas in dieser Richtung gesagt, sondern wohl "ertragen". Nun wirft sie mir das alles hin. Als ich ihr dann mal sagte, dass dies doch keine Gründe für eine Trennung seien können, man hätte darüber längst mal reden können, kam sie mit dem neuen Argumente: ich habe sie nie ernst genommen.

Dazu muss ich aber anmerken, dass ich oft das Gefühlt hatte, dass sie sich selber nicht ernst nimmt. Wenn sie z. B. mir etwas verspricht heute, hat sie das oftmals morgen schon wieder vergessen. Gleich zu Anfang unserer Beziehung sagte sie mal, sie braucht Zeit um sich auf die Liebe einzustellen, was ich überhaupt nicht verstanden habe. Ich habe ihr aber diese Zeit gern eingeräumt. Als ich sie nach etlichen Monaten in einem Streit daraufhin ansprach, dass sie doch Zeit haben wollte, tat sie das mit den Worten ab: Ach, das habe ich damals so gesagt." Also nimmt sie sich doch wohl selbst nicht so ernst. Manchmal habe ich auch das Gefühl gehabt, dass sie in schönen Situationen plötzlich ein Thema anschneidet, durch das wir bewusst in einen Streit gelangen. Dann denke ich, sie macht diese schönen Momente absichtlich kaputt. Dennoch, sie ist in so vielen Dingen eine wunderbare Frau, auf die ich nicht verzichten möchte. Wir sind jetzt seit Anfang des Jarhes getrennt, ich bin immer noch in unserem Haus, das jetzt so leer ist und ich vemisse sie täglich. Gesprochen haben wir kaum miteinander. Sie fühlt sich bedrängt durch mich. Vor einiger Zeit sprachen wir dann, d. h. sie gewährte mir gnädiger Weise einen Termin. Ich habe ihr dann erzählt, wie sehr ich sie vermisse, und habe ihr auch gesagt, dass ich sicherlich in manchen Situation nicht sensibel genug auf sie eingegangen bin. Danach kam von ihr nur die Bemerkung: Geht es jetzt dir besser?

Nun hörte ich über eine Freundin von ihr, dass sie sich in den letzten Tagen gefragt hat, ob es doch richtig war, sich zu trennen und ob sie zurückkommen soll.

Also ehrlich, ich bin ziemlich fertig und poste das mal hier, um zu hören, wie andere darüber denken. Einfach so. Freue mich über jede Art von Kommentar.

 
und poste das mal hier, um zu hören, wie andere darüber denken.
Ganz direkt? Ich denke, von ihrer Seite her war nie Liebe da. Ich weiss, ich lehne mich sehr aus dem Fenster um so etwas zu schreiben, aber nur schon die Aussage von ihr, dass sie Zeit braucht um sich auf die Liebe einzustellen, hat nichts mit Liebe zu tun.

Danach kam von ihr nur die Bemerkung: Geht es jetzt dir besser?
und sie sagt tatsächlich, dass du nicht sensibel auf sie eingehst? Wo bleibt dann ihre Sensibilität?

 
wow ... das ist in der Tat knallhart ... und ich überlege, wie weit du wohl  Recht damit hast. Ich habe sie oft gebeten, mich ab und zu anzurufen, wenn ich unterwegs war, aber sie fand das dann gleich als "Gängelei" : Deine ewigen Liebesbeweise kann ich nicht mehr etragen . Will ich zu viel? Ja, ich liebe Nähe und ich teile mich auch gern meiner Partnerin mit. Für sie ist das zu viel. Vielleicht habe ich mich wirklich verrannt und hätte manche Reaktionen von ihr schon früher als "nicht passend" einstufen müssen, und vielleicht kann sie wirklich ihre Gefühle nicht soooo zeigen ... Aber ich zerbreche daran, dass sie mir KEINE Chance gibt, sondern einfach abhaut ... Scheisse ist das für mich ...

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es gibt Leute, die müssen abhauen, weil sie sonst nie aus einer Beziehung kommen die ihnen nicht guttun, andere gehen aber auch einfach weil sie zu feige sind zu reden, wiederum andere wollen nicht reden und gehen den für sie einfacheren Weg. Es gibt sicher noch ganz viele Begründungen, warum jemand so etwas macht. Aber egal aus welchem Grund, für den Partner der verlassen wird, ist so etwas die Hölle.

Ich hoffe, du hast ein gutes soziales Umfeld und Leute, mit denen du darüber sprechen kannst.

 
Als ob wir wissen, was Liebe ist. Alles kann das sein oder nichts, je nach Blickwinkel.

Manche möchten keine 2.te Chance einräumen. Bestimmt hat das seine Gründe, aber oft bleibt die Tatsache diesselbe, selbst wenn mans versteht.

Ich weiß nicht was in ihr vorgeht. Ich weiß nur, dass es wehtut alles anzuzweifeln. Die "Wieso ist das so- Fragen" tun weh. Ein Verständnis der Situation kann manchmal mildern, die Ausgangssituion, die akzeptiert werden will, bleibt.

Ich verstehe das sehr gut,alles verstehen zu wollen. Vielicht auch verändern zu wollen. Nicht Hinnehmen, Trotz. Trotzdem ist es wohl, das was am meisten verletzt. Nicht die Tatsache selbst. Und diese Verletzung fügen wir uns selbst zu.

Mag sein, dass man das braucht. Dass diese Selbstknechterei eine Kompensation für irgendetwas sind. Vielleicht kann man sich anders nicht helfen. Vielleicht ist es auch mal wieder an der Zeit, aufzugeben. Die Grenzen der eigenen Wirkungskraft akzeptieren, eine Mauer stehen lassen, die nicht mit Willenskraft überwunden werden kann. Vielleicht ist es eine Einladung, alles nochmal neu zu betrachten.

 
danke euch ... manches hilft, manches berührt mich leider nicht, weil ich zu weit in meinen Gefühlen bin. Liebe ist für mich halt immer die Sehnsucht, mit jemandem zusammensein zu wollen. Diese Sehnsucht hat sie leider offensichtlich nicht mehr ... und das fällt mir so schwer zu akzeptieren, da sie vor wenigen Monaten genau das Gegenteil gesagt hat, sie möchte mit mir das Leben teilen ... so schnell geht das dann weg? daran knappse ich halt ... früher hat sie meine sensible Art so sehr gemocht und heute ist ihr das zu anstregend ... Mist!!! Danke "Euch", dass Ihr mir "Ohr" ward/seid.

W

 
Wer eine Absicht verfolgt, sieht von der Wirklichkeit ab. Statt­dessen schaut er auf ein Ziel.

Das schreibt der Psychologe Dr. Depner, und zwar im Zusammenhang mit Achtsamkeit.

Achtsamkeit, das Wort löst vermutlich einen unterdrückten Schreikrampf bei Dir aus.

Warum?

Weil es ein Problem von Dir ist, das immer wieder aufkommt, für Schwierigkeiten sorgt, auch jetzt wieder. Und Du weisst das auch:

Ich habe ihr dann erzählt, wie sehr ich sie vermisse, und habe ihr auch gesagt, dass ich sicherlich in manchen Situation nicht sensibel genug auf sie eingegangen bin.
Das stimmt sicher. Willst Du es ändern? Oder willst Du nur so weit von Deinem Weltbild abrücken, dass es in 2 cm wieder das Alte ist?

Also nimmt sie sich doch wohl selbst nicht so ernst.
Nein, DU nimmst sie nicht ernst.

Sie zeigt nicht nur JETZT, da sie Dich verlassen hat, was ihr wichtig ist, und zwar mit aller Konsequenz. Du nimmst es nicht ernst. Du nimmst SIE nicht ernst.

Sie hat sich sicher vorher schon jahrelang den Mund fusselig geredet um sich Dir verständlich zu machen, in immer anderen Worten, immer im Versuch, Dir ein Stück von Sich zu offenbaren. DU konntest es nicht sofort verstehen, und die Mühe, Dich auf diesen Menschen WIRKLICH einzulassen, die hast Du nicht in Kauf genommen.

Jetzt kommt schon wieder ein Zitat von diesem Dr. Depner. Du darfst laut schnaufen.

Achtsamkeit: Sehen, was tatsächlich ist.

Aufmerksamkeit: Suchen, was man finden will.

Das obige Zitat, in dem Du Deine Expartnerin einfach abtust, weil Du Dich nicht auf sie einlassen willst, sie nicht verstehen willst, ihr den schwarzen Peter zuschiebst: das ist "Suchen, was man finden will". Hauptsache, Du bist fein raus, musst Dich nicht bemühen, Dich auf den Menschen einzulassen.
Achtsamkeit müssen wir alle unser ganzes Leben lang üben. Wir bemühen uns unser Leben lang, zu "Sehen, was tatsächlich ist". WENN es uns das Gegenüber WERT ist.

Wenn wir es uns selbst wert sind.

Dabei, im Übrigen, "verlieren" wir nichts - das Weltbild wird nicht bedroht, sondern erweitert. Mann wird nicht "unmännlich", sondern im Gegenteil, ein "Versteher", das ist sexy. Auch das Ego wird nicht bedroht, sondern das Ich wird klüger.

Achtsamkeit ist etwas, das Du Dir - auch völlig unabhängig von Deiner Verflossenen - wirklich aneignen solltest.

Du wirst Dein Leben lang davon profitieren.

Alles Liebe, Manana

PS: Was Deine Verflossene betrifft, so sehe ich als einzige Möglichkeit, nochmal das Gespräch zu ihr zu suchen. Dein bedrohtes Ego würde sagen: "um Audienz ansuchen" - das allein spricht Bände. In diesem Gespräch solltest Du den Fucus auf Wahrnehmung legen, nur den anderen Wahrnehmen, SIE wahrnehmen, und zwar von Herzen. Du weisst ja... man sieht nur mit dem Herzen gut, "Der kleine Prinz", Antoine de Saint- Exupéry. Interpretiere nicht mit dem Kopf, was sie sagt; keine Zielschublade zum Kategorisieren! Frag nach, ob Du richtig verstehst; bitte um Beispiele; lass Dich auf das Gespräch und auf SIE ein. Trau Dich, eine Verbindung einzugehen, während dessen, sieh in ihre Augen. Sprich mit ihr, von Herzen, achte darauf, wie sie reagiert. Nicht interpretieren, sondern beobachten, was es in Dir auslöst. Dich davon nicht überrollen lassen. Ist gut so wie es ist. Sei so sehr Du selbst, so authentisch, wie Du es nur sein kannst. Sag ihr von Herzen, dass Du sie liebst. Sie vermisst. Bereit bist, Dich neu auf sie einzulassen. Dass das eine Herausforderung ist, die Du jeden Tag von Herzen versuchen willst. Dein Leben lang.