So großer Hass....

Pollux

Benutzer
16. Dez. 2008
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Hallo!

Ich schreibe, auch wenn ich den Verdacht habe, dass mein Exfreund mitliest. Er weiß, dass ich in diesem Forum ab und an aktiv bin und wartet bestimmt darauf, dass ich einen Liebeskummerbeitrag schreibe....ich versuche jetzt trotzdem, alles ehrlich und wahr zu formulieren, weil ich wirklich dringend Hilfe brauche. Ist ein bisschen viel geworden leider.

Mein Wunsch wäre es, hier jemanden zu treffen, dem es ähnlich geht oder irgendjemand, der mir hilft, das alles ad acta zu legen.

Am besten fange ich von vorne an. Ich möchte keine Belehrung über Gewalt in einer Beziehung, ich weiß, viele von euch können sich nicht vorstellen, wie das ist, wenn man nicht ausbrechen kann und ein "Selber schuld!" hilft mir nicht. Es geht auch nicht um Gewalt an sich, zum Glück ist das bei mir vorbei und ich habe eine Menge daraus gelernt.

Aber von Anfang an. Ich bin mit meinem Ex 06 zusammen gekommen. Bereits nach drei Monaten begann es mit Erniedrigung, dann kam eine Ohrfeige, Anspucken und nach und nach steigerte sich der Härtegrad. Das Übliche halt. Wir haben oft versucht uns zu trennen, ich, in einem bescheuerten Versuch auszubrechen, fremdgegangen (jaja....), was im Grunde alles nur noch schlimmer machte. Dann, nach zwei Jahren Beziehung, mein Zusammenbruch. Alle Freunde verloren, die Familie im Unverständnis fast (zum Glück!!! nur fast) hinter sich gelassen, Studium abgebrochen.

Ein halbes Jahr Krankenhaus. "Warum trennen sie sich nicht?", "Ich weiß es nicht, er ist Plus, ich bin Minus, grundverschieden und doch ziehen wir uns so stark an." . Und natürlich "Nein Mama, ich bin gestern nur die Treppe runtergefallen."

Während ich im Krankenhaus war, beschloss er, zur Selbstverwirklichung für ein dreiviertel Jahr ins Ausland zu gehen. Ich bestärkte ihn, wollte eine gute Freundin sein, ihn gehen lassen. Im Nachhinein denke ich, dass war kein Freiraum lassen, ich hätte egoistisch sein sollen und sagen müssen, ich bin hier, im Krankenhaus und mir geht es schlecht. Bleib hier.

Nach drei Monaten DownUnder lernte er irgendein Mädchen kennen und machte Schluss. Mir ging es relativ gut, Mitte letztes Jahr kam er zurück, war mit ihr zusammen. Wir trafen uns und bei mir fing der Liebeskummer verspätet aber umso heftiger an. Auch er konnte die Finger nicht von mir lassen, betrog seine Freundin mit mir, ich war die geheime Affäre und doch seine wichtigste Bezugsperson. Ich ließ mich ausnutzen.

Im Herbst trennte sie sich (immernoch unwissend). Er fiel in ein Loch, ich fing ihn auf, obwohl sich damals schon etwas Neues bei mir anbahnte. Meine Tür war immer offen, auch, weil seit dem Ausland nichts mehr passiert war. Er war immer öfter bei mir und es kam, wie es kommen musste. Er sagte mir, er sei wieder in mich verliebt, ich wäre es, auf die er vertrauen könne. Ich sagte, ich weiß es nicht.

Er sagte, er liebe mich. Ich sagte, ich glaube, ich dich nicht mehr. Ich kann nicht mehr.

Durch dieses Ungleichgewicht und die starken Gefühle für mich, begann er wieder unruhig zu werden.

Und drei Wochen später zwängte er sich, als ich meine Tür aufschloss, mit ins Treppenhaus und tat mir sehr, sehr weh. Als ich schrie, lief der Feigling weg. Meine Mitbewohnerin trug mich in die Wohnung, fuhr mich ins Krankenhaus, anschließend zur Polizei. Ich zeigte ihn an, ein finaler Befreiungsschlag. Meine Freunde, die ich nach der Trennung damals wiedergewonnen hatte, standen mir zur Seite und auch der Mensch, der mir inzwischen so wichtig war. Drei Wochen später kamen wir zusammen.

Soviel zur Vorgeschichte.

Die Trennung hat sich also fast ein Jahr hingezogen. Und am Ende merkte ich schon, dass ich keine Gefühle mehr für ihn hatte und nur noch aus dem alten Trott rauskommen musste.

Mein neuer Freund ist das Beste, was mir bis jetzt passiert ist. Er ist da, wenn ich ihn brauche, akzeptiert und resperktiert mich. Er ist mein bester Freund (schon seit 5 Jahren) und Wegbegleiter. Und, das ist wichtig, ich bin unglaublich glücklich mit ihm.

Ich vermisse meinen Ex nicht, ich habe keinen Kontakt und vermisse diesen auch nicht. Eigentlich läuft gerade alles gut und ich bin verdammt glücklich.

Manchmal, abends, wenn ich im Bett liege und die Augen schließe, oder wenn ich mittags im Bus sitze...egal wo...liege ich im Geist auf dem Boden, in Unterwäsche, ich fühle, wie seine Spucke an meinen Lidern klebt und die Hände, die mir die Kehle zudrücken. Erlebe noch einmal, wie er mit seinen Knien meine Hände abdrückt und die Benommenheit, nachdem er meinen Kopf auf den Steinboden geschlagen hat. Und in mir kriecht der Hass. In dem Moment würde ich am liebsten zu ihm fahren und ihn umbringen. Oder zumindest sein Haus anzünden. Dann habe ich mich wirklich nicht unter Kontrolle und ich will nicht wissen, was passieren würde, stände er in dem Moment vor mir.

Dann merke ich, dass in mir drin etwas sitzt, wie ein Wurm, der ständig an mir frisst und manchmal hervordringt.

Er bedeutet mir wirklich garnichts mehr, ich hab ihn jetzt auch schon lange nicht mehr gesehen, aber trotzdem ist da dieser übermenschliche Hass. Und er belastet mich. Ich möchte gerne unbeschwert sein, mit meinem Freund, mit dem es so verdammt gut klappt.

Und es geht einfach nicht.

Ich hoffe, ihr könnt mir helfen, ich will dieses Gefül unbedingt loswerden.

Ich hab auch irgendwie keine Lust, das nochmal durchzulesen, hoffe, es ist sprachlich okay :) .

Pollux

 
Hallo Pollux.

Ein leiser Rat von Dir: Mach Dir mal Gedanken über eine Trauma-Therapie. Das ist eine spezielle Form von psychologischer Aufarbeitung. Das, was Dir da angetan wurde, erschüttert mich sehr.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du es schaffst, diese Misshandlungen zu verarbeiten. Eine Trauma-Therapie könnte da vielleicht hilfreich sein.

Alles Liebe!

Lasola

 
Ich war ein halbes Jahr lang in einer Tagesklinik. Danach hatte ich ambulante Therapie. Außer diesem Gefühl geht es mir gut. Ich bin nicht krank, er hat mich krank gemacht. Mir widerstrebt es unglaublich, nochmal eine Therapie zu machen. Mich nochmal mit ihm zu befassen. ich hätte so gerne meine Ruhe. Ich will einfach mein Leben leben und nicht ständig von ihm fremdbestimmt werden. Obwohl er nicht mal da ist. Einfach nur, dass es endlich vorbei ist. Wahrscheinlich hast du recht. Wahrscheinlich schaffe ich das nur mit professioneller Hilfe. Aber es fühlt sich, auch wenn es nicht so ist, total falsch an, weil ich dann wieder Aufmerksamkeit auf ihn richte.... :(

 
Hey,

das was du durchlebst habe ich vor etwa 12 Jahren durch....oh man bin ich doch alt...

Krankenhaus,Anzeige....alles

Aber ich kann dir sagen,du wirst es verarbeiten und du wirst damit zurecht kommen.

Noch bist du voll von den Erniedrigungen und dem gruseligen Gefühl.

Aber ich kann dir nur raten deine neue,glückliche Beziehung nicht zu sehr damit zu belasten.Auch wenn du das Bedürfnis hast,mit deinem freund das zu besprechen und zu durchleben solltest du es nicht zu überstrapazieren...

Jemand der diese kranke Scheisse nicht mitgemacht hat,hat für gewisse Zeit Verständnis und Stärke...aber das sollte nicht zu sehr eure Beziehung bestimmen.

Das geht sonst in die Hose,glaub mir.

Wenn du das Gefühl hast,den "Teufel" nicht los zu werden,solltest du dir Hilfe suchen.

Aber nicht zu sehr den Partner.

Er soll dich lieben,nicht deine Hilflosigkeit oder Verzweiflung.Das ist die falsche Basis und er ist auch nicht dein Retter.DU schaffst das ganz alleine oder eben mit nem Therapeuten.

Und die Bilder und das ätzende Gefühl läßt nach.

Es brauch halt Zeit.

Es gibt keinen Grund sich zu schämen oder sich schuldig zu fühlen...es ist wie es ist.

Vergangeheit.Kleb nicht dran fest.

Mach davon nicht deine Gegenwart oder Zukunft abhängig oder bezieh es überall mit ein.

Du bist daraus nur stärker geworden.

Hast die Scheiße durch und bist trotzdem ein liebenswürdiger Mensch.

Also,Schluß mit dem Hass,mach dich frei und stürm in die schöne Zeit,die du jetzt hast.

 
Pollux - in einer Traumatherapie beschäftigst Du Dich mit Dir. Das ist keine Analyse, bei der jeder Stein der Vergangenheit umgedreht wird.

Du bist nicht krank - man hat Dich krank gemacht, das hast Du richtig erkannt.

In einer Traumatherapie lernt man zum Beispiel Taktiken, mit Erinnerungen umzugehen. Denn es bringt ja nix, wenn man 100 mal bequatscht, dass dies und das passiert ist und warum es passiert sein könnte. Sondern es geht darum, die Traumen und ihre Auswirkungen aufzulösen, in dem man lernt, mit ihnen umzugehen. Das ist ein innovativer Ansatz und sehr, sehr befreiend. Ich habe unsagbare seelische Misshandlungen in meiner Ehe erlitten. Im Nachhinein betrachtet wäre es besser gewesen, mein Exmann hätte ein einziges Mal die Hand gegen mich erhoben - dann hätte ich sofort gewusst, dass da was nicht stimmt. Aber er hat mich mit Worten, lächelnd vorgetragen ("Ich will doch nur Dein Bestes") nahezu vergiftet. Ich ging wirklich traumatisiert aus dieser Ehe raus und habe zwei Jahre später eine Traumatherapie begonnen, weil ich mit diesen Mechanismen, die er mir eingeprägt hat, nicht mehr klar kam und ich habe sie nicht weggekriegt. Seit dieser Traumatherapie hat sich für mich alles um 180 Grad gedreht und ich fühle mich nicht mehr klein und hässlich, wenn ich ihn sehe (wegen der gemeinsamen Tochter). Ich mache diese Therapie für mich, nicht für ihn. Natürlich dreht es sich dabei um ihn, weil er mir dieses Leid zugefügt hat. Und ich muss lernen, damit umzugehen, damit ich in helle Zukunft blicken kann und nicht in eine düstere Vergangenheit.

Alles Liebe!

 
Naja, bloß wenn du früher Gesprächstherapien hattest, ist das was anderes als ne Trauma-Therapie. Und das hat auch nix damit zu tun, dass du "krank" bist. Ein Trauma baut sich durch schlimme Erlebnisse auf und irgendwann "schwappt das Wasserglas über". Du lernst darin, warum du das nicht verarbeiten kannst und wie du deine Erlebnisse auf die Reihe kriegst. (Lach, mein Text überdeckt sich gerade mit dem von Lasola). Es hilft, glaub mir´s. Auch wenn dir der Schritt schwer fällt, geh ihn!!! Du wirst es nicht schaffen, dermaßen schlimme Sachen alleine zu verarbeiten.

 
Also, ich bin ein mal im Monat bei meinem Therapeuten - wenn überhaupt. Wenn ich eben Bedarf sehe. Ich habe in ganz kurzer Zeit wirklich super Fortschritte gemacht, weil ich gelernt habe, dass nicht ich ein Problem habe, sondern mein Exmann. Darauf wäre ich alleine nie gekommen - oder geschweigedenn mit einer Analyse oder so.

Und da ich weiß, dass andere Leute nicht damit umgehen können, wenn man sagt, man macht eine Therapie, sage ich einfach - wenn es sich ergibt - dass ich zu einem Coach/Trainer gehe. Da fragt dann irgendwie keiner mehr. Und für mich ist das Training und Coaching. Schon eine Sorge weniger.

 
Liebe Pollux,

Du solltest den Ratschlag mit der Traumatherapie wirklich befolgen.

Deine Geschichte hab ich auch durch.

Mein Exehemann hat mich auch bei jeder Gelegenheit geschlagen und ich habe mir nachdem ich mich daraus befreit hatte keine Hilfe gesucht.

Leider!!!!

Diese Geschichte verfolgt mich bis heute und es ist immerhin 15Jahre her.

Du siehst also es ist notwendig das du diese Erlebnisse auf-und verarbeitest.

Du schleppst sie sonst ein lebenlang mit dir uns belastest unbewusst damit deine Beziehung.

Ich wünsche dir viel Kraft.

LG Strumpfi