Sorgen um Kollegin - Suizid

tobler ohne

Neuer Benutzer
02. Aug. 2012
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Ich bin mir nicht ganz sicher ob das hier reinpasst, aber mir fallt gerade nichts besseres ein, das Stichwort "Sorgen" im Subforum brachte dann die Entscheidung...

Hallo Liebe Community,

ich (18) kenne nun ein Mädchen (16) seit etwa November 2012. Ich denke, dass ich sie seit daher immer besser kennenlerne. Sie ist eigentlich fröhlich, aufgedreht und hübsch. Ich interessiere mich wirklich stark für sie, sie ist eine tolle Person. Trotzdem plagen sie seit etwa einem Jahr Suizidgedanken, sie verletzt sich auch schon selbst (ob sie wirklich schon einen Versuch unternommen hat, da bin ich mir auch nicht sicher)

Zuerst habe ich gedacht, dass sie bloss eine Krise hat, aber ich stelle fest, dass sie diese Gedanken immer und immer wieder hat. Ich habe sie schon ein- zweimal direkt darauf angesprochen und versuche sie seither etwas zu beruhigen und ihr diese saudämlichen Gedanken auszureden. Trotzdem ist es immer wieder ein Thema zwischen uns - anscheinend spricht sie auch mit niemanden sonst darüber, weder ihre unsensibel Familie (ihr Bruder versuchte sich anscheinend auch schon das Leben zu nehmen) oder ihr Freund (den hat sie vor einer Woche verlassen, er war einfach ein Arsch).

Mir liegt wirklich etwas an ihr, ich versuche seitdem sie mir von ihren Problemen gebeichtet hat ihr zu helfen und auch auf sie einzugehen.

Ich habe Angst davor, dass sie schon irgend einen kranken Plan ausheckt, um sich das leben zu nehmen, irgendwo im stillen, wo sie leise verschwinden kann (sowas in der Art hat sie zumal auch schon angedeutet). Ausserdem hat sie mir von Briefen erzählt, die sie geschrieben hat und sagte mir vor einer Woche, dass ich auch einen bekäme. Etwas vonwegen "mit 16 Jahren und 6 Monate möchte ich sterben" hat sie mir auch schon gesteckt. Als ich sie dann auf dieses kommende Datum ansprach, meinte sie noch etwas vom 1. Mai.

Ausserdem meinte sie, dass sie Angst davor hat, vergessen zu werden, von niemanden geliebt zu werden - man sterbe quasi zweimal, das erstemal physisch und das zweitemal, wenn die Leute einem vergessen haben. Ich habe ihr dann geantwortet, dass sie mich verletzten würde, dass ich sie vermissen würde und sie nicht einfach so ersetzbar ist.

Wir beide verstehen uns wirklich gut, wir haben schon viel zusammen gelacht und geredet und ich würde behaupten, dass ich einer von wenigen (oder der einzige), mit dem sie so über ihre Probleme spricht, weil ich ihr zuhöre und auch ihre Themen behandle (als ich ihr Verhalten mal mit dem Spruch beschrieb "Oh, i made a mistake, suicide!" musste sie auch darüber herzhaft lachen). Sie nimmt auch verschiedene Medikamente, die sie als "betäubend" beschreibt, dass es ihr "erträglicher macht zu leben" - ausserdem nimmt sie auch Antidepressiva.

Wir haben uns dann an einem Abend anfangs letzter Woche fast geküsst, ich konnt dann aber nicht weiter als ihr auf die Backe (da hatte sie noch den Freund, den sie nun zynisch "Stein" nennt - er hat sie seit mehreren Monaten nur noch wie Dreck behandelt). Gestern Abend sind wir aber miteinander Intim geworden, mit ihr geschlafen habe ich nicht, wir hatten trotzdem eine super Nacht - ich habe sie noch nie so ruhig lächelnd, glücklich erlebt. Sie beschreibt es, als dass sie lediglich Zuneigung will (dasselbe kann ich noch von mir behaupten).

Ich kann mir durchaus wieder so einen Abend vorstellen, wir trieben uns gegenseitig in den Wahnsinn - ob sich daraus noch mehr entwickelt kann ich noch nicht sagen - ich weiss nicht, wie ich weiter damit umgehen soll, ich fühle mich immer mehr und mehr für sie Verantwortlich, mache mir auch immer mehr Gedanken und Sorgen.

Besteht nicht die Gefahr dass sie sich in etwas mit mir hineinsteigert? Ausserdem möchte ich nicht alleine ihr Leben erfüllen oder für sie Zuständig sein, oder dass sie sich Hals über Kopf in mich verlieben könnte (das möchte ich nicht) - diese Verantwortung macht mir Angst.

Trotzdem möchte ich für sie da sein, aber ich weiss auch, dass es meine "Kompetenzen" übersteigt, ihr diese Suizidgedanken auszureden. Das müsste doch Professionelle Hilfe ran? Ich weiss aber noch nicht, ob sie schon zu einem Psychiater geht - im Moment sehe ich mich in dieser Rolle, aber dafür sind doch Freunde da - um miteinander sprechen zu können. Auch belastet mich auch zunehmend der Gedanke, dass dieses Suizidthema unser einziges Gesprächsthema wird - und grundsätzlich möchte ich ihr wieder eine gesunde Freude am Leben vermitteln und für sie da sein (sind das romantische Gefühle?)

Ausserdem scheue ich mich, mit meinen engsten Freunden darüber zu sprechen - ich spreche hier jetzt zum ersten mal darüber.

lg tobi

 
Wie ist der Kontakt zu ihren Eltern?

Wie ist der Kontakt zu deinen Eltern?

Gibt es Beratungsstellen in eurer Nähe?

 
Lieber Tobi,

es ist in der Tat eine sehr große Verantwortung. Allerdings denke ich nicht, dass du diese loswirst, sobald sie anderweitige Hilfe in Anspruch nimmt. Es ist zu hoffen, dass sie nie diesen Schritt geht und sich umbringt. Ich persönlich finde, dass man suizidgefährdete Menschen nicht nur Therapeuten überlassen kann. Sie brauchen auch andere Leute, insbesondere Freunde. Für dich stellt sich natürlich die Frage, ob du mit der jetzigen Situation umgehen kannst. Das kannst nur du wissen.

 
@amor nascosto

Der Kontakt zu ihren Eltern scheint nicht so gut zu sein - auserdem stecken die beiden gerade in einer Scheidung und Wohnungswechsel. Wie genau der Draht zu ihren Eltern ist, weiss ich nicht genau. Es sind sicher keine schlechten Eltern, aber ihre Tochter unterstützen oder ein Ohr für sie haben sie wohl nicht.

Zu meinem Vater habe ich Kontakt, wenn auch eher selten, aber ich kann mit ihm offen über Dinge sprechen - vielleicht sollte ich mal mit ihm darüber sprechen.

Wegen Beratungsstellen müsste ich mich noch umhören - ich möchte nicht, dass sie denkt dass ich sie einfach abschieben möchte.

@Serene

Ehrlich gesagt, würde ich diese Verantwortung noch niemand anderem Anvertrauen wollen - aber ich sehe mich ein wenig allein damit - und schliesslich sind das offene Suizidgedanken, die sie immer wieder ausspricht. Ich traue mir das zu, damit klarzukommen - aber nicht wenn sie sich tatsächlich das Leben nehmen würde, das würde mich knicken.

Haben hier noch irgendwelche Erfahrungen mit solchen Menschen? Nehme ich die Situation zu ernst?

lg tobi

 
Ob sie mit dem Suicid kokettiert oder nicht weiß nur sie. Auf jedenfall erzeugt sie so Aufmerksamkeit und bringt dich in eine Lage die man auch als emotionale Erpressung ansehen kann.

Glaube mir, du kannst diese Situation nicht alleine tragen und schon gar nicht wenn etwas passieren sollte, du wirst dein Leben nicht mehr froh und dir Vorwürfe machen. Es scheint mir, dass du sie noch nicht allzu lange kennst?

Und hier geht es nicht darum ob du sie abschiebst, dass kannst du ihr auch so sagen, sondern dass du ihr helfen willst. Du es aber nicht alleine tragen kannst und du sie dabei Unterstützt Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn normal und als gesund kann man ihr Verhalten nicht bezeichnen und sie scheint ja schon in Behandlung zu sein, woher hat sie sonst die Medikamente.

Wenn du sie und ihre Gedanken ernst nehmen willst und tust, dann mit allen Konsequenzen und dass heißt, sich entweder ihren Eltern oder deinem Vater anvertrauen oder in eine Beratungsstelle zu gehen, auch wenn du es für dich tust um zu wissen wie du damit umgehen sollst. Aber diese Nummer ist eindeutig zu groß für dich alleine, zumal du nicht 24h/d für sie dasein kannst.

Pass auf dich auf und hole dir Unterstützung. Und merke dir, auch wenn du sie "verrätst" und sie sauer auf dich ist, du kannst ihr so das Leben retten falls sie ihre Gedanken wirklich in die Tat umsetzen möchte. Mehr an Verantwortung kannst und sollst du auch nicht tragen, denn du kannst sie nicht davon abhalten sich etwas anzutun, da muss sie schon in eine ärztliche Behandlung.

 
Ich finde auch, dass du damit nicht alleine sein solltest. Allerdings halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass sie mit diesem Thema kokettiert. Es ist mittlerweile erwiesen, dass sich mehr Menschen umbringen, die darüber sprechen als umgekehrt. Ich finde es viel belastender, wenn sich Jemand umbringt und man nicht bis zum Schluss zugegen ist. So weiß man zumindest, dass man Alles versucht hat. Das ist meine Erfahrung. Ich habe einige Menschen durch Selbstmord verloren.

 
Die Mehrzahl an Suiziden wird vorher angekündigt. Zunächst einmal sollte man solche Aussagen wie die deiner Freundin immer ernst nehmen. In dem Moment wo sie sich dir anvertraut ist das im Prinzip schon ein Hilferuf und der sollte auch Gehör finden. Die Verantwortung um dieses Wissen und somit für sie solltest du auf gar keinen Fall allein tragen. Andere, nahestehende Menschen zu informieren ist kein Verrat, das würdest du nicht gegen sie sondern für sie tun. Du bist selbst noch jung und bestimmt völlig überfordert mit dieser Situation, das wären wir alle.

Sprich mit ihr, sag ihr dass du dir Sorgen machst. Und das du deshalb möchtest, dass sie sich ihren Eltern anvertraut und professionelle Hilfe in Anspruch nimmt. Wenn du magst, kannst du ihr anbieten sie dabei zu begleiten.