Trennung 1 Tag vor meinem Geburtstag/ wir waren verlobt

tatianaquestion

New member
27. Jan. 2021
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Hallo Zusammen

Ich weiss nicht wie ich am besten anfangen soll. Auf jeden Fall geht es mir sehr mies.

Letztes Jahr habe ich mich nach einer langjährigen Beziehung getrennt. Nach der Beziehung fand ich sehr schnell wieder zu einem Freund, den ich seit Jahren kenne.

Ich und dieser Freund haben uns immer geliebt aber nie getraut in eine Beziehung aufgrund der Religion einzugehen. Er ist evangelisch und ich katholisch.

Nach dieser Trennung bin ich ca. 2 Monate nach der Trennung mit ihm zusammengekommen. Wir haben unseren Mut gefasst und sind auf diese Beziehung eingegangen. Für seine Eltern war es garnicht einfach. Seine Mutter konnte mich am Anfang nicht akzeptieren aber schnell mochte sie mich dann doch.

Es war alles perfekt. Ich habe seine grosse Familie kennengelernt. Ich habe sehr viel mit ihm unternommen, habe ihn in die Gottesdienste begleitet, habe deren Religion sehr gut akzeptiert, ich habe mich so umgestellt, dass ich seiner Familie gefiel. 
 

Im Oktober (letztes Jahr) haben wir uns dann verlobt, weil wir beide uns sehr sicher waren und stark überzeugt davon dass unsere Liebe für die Ewigkeit wäre. Bis dann die Probleme angefangen haben.

Ich bin ein sehr sparsamer und organisierter Mensch. Ich wurde so erzogen.

Er hat mir gesagt, dass er jeden Monat 10% seines Lohnes an die Kirche spenden würde und sonst noch andere Organisationen finanziell unterstützen würde.

Das mit den 10% hat mir nicht so gefallen, den 10% jeden Monat ist sehr viel Geld. Und er hat mir auch gesagt, auch wenn wir hungern müssen, werden die 10% trotzdem abgegeben. Ich habe ihm natürlich meine Meinung dies bezüglich gesagt und ihm hat es natürlich nicht gepasst. 
 

Dann habe ich erfahren, dass er für seinen Bruder eine Hypothek angenommen hat, damit sein Bruder im Ausland ein Haus kaufen kann. Dies hat mir auch gar nicht gefallen. Er hatte nämlich schon eine Hypothek und ein Leasing am laufen.

Ich wollte mich halt absichern für die Zukunft, dass ich nicht wegen ihm eines Tages Probleme bekommen würde.

Seit dem war er nie mehr der gleiche. Ich denke meine direkte Art hat ihn getroffen. Trotzdem ging die Beziehung weiter und wir waren glücklich. 

Plötzlich gegen Weihnachten, hat er mir gestanden, dass er kein Sex mehr mit mir haben könnte, weil dies gegen Gottes Gesetz verstösst. Wir haben uns extrem gestritten, da ich ständig gefragt habe, ob alles ok wäre und er immer ja gesagt hat. 
Wir haben einige Tage später immer noch gestritten aber irgendwann war die Sache gegessen.

Dann mussten wir beide vor 13 Tagen getrennt in Quarantäne. Ich habe in der Zeit gespürt, dass etwas nicht stimmt.

Nach der Quarantäne ist er dann zu mit gekommen (diesen Montag).

Er hat mir gesagt, dass er in diesen Tagen sehr viel überlegt hat und ihm bewusst ist, dass eine Zukunft mit mir nicht funktionieren würde. 
Gott habe mit ihm geredet und Gott hat gemeint mit mir würde das nie klappen. 
 

Es liege nicht an mit sondern an ihm. Ich habe nichts falsches gemacht, er ist einfach hart wie ein Stein und er würde sich nieeee für mich verstellen. Es wäre das beste für mich, da er mich sonst ständig verletzten würde.

Seine Bestimmung sei es alleine zu sein mit seinen Eltern und zu missionieren. Er könnte von heute auf morgen sein Auto verkaufen, seine Sachen packen und in armen Länder gehen um zu helfen. 
 

Er meinte auch er sei blind vor Liebe gewesen und habe wegen dem den Antrag so früh gemacht. Er hat mich wirklich sehr geliebt. Vor mir war er noch mit einer anderen verlobt und hat die Verlobung aufgelöst, weil er immer mich liebte und mich wollte. 
 

Aber jetzt würde er mich nicht mehr wie am Anfang lieben. Es sei viel passiert und ein paar Leute aus seiner Familie meinten ich würde ihn kontrollieren. Was nicht stimmt.

Es tue ihm sehr leid Schluss zu machen, weil weiss, dass ich sehr darunter leiden werde. Eigentlich möchte er Schluss machen aber irgendwie liebt er mich noch ein wenig.

Ich habe alles versucht um die Beziehung zu retten und er meinte, dann ok ich werde mir viel Mühe geben aber ich kann dir nicht versprechen. Er hat mich umarmt, einen Kuss auf die Stirn gegeben und ist dann nach hause gefahren.

Ich war so durch den Wind und wusste einfach nicht was machen. Meine Mutter hat dann seinem Vater angerufen und gefragt was passiert sei. In diesem Moment ist er dann zuhause angekommen und hat alles mitbekommen. Er hat mir dann geschrieben und gesagt. Nein Sorry es wird eifach nicht klappen, ich mache Schluss und fertig. Ich habe meinen Eltern alles zugegeben und für mich wird es heftige Konsequenzen geben. 
 

Ich bin so am Boden zerstört. Ich liebe ihn immer noch und wir waren sogar Verlobt.

Ich habe gestern seinem Vater noch mal angerufen und darum gebeten mit ihm zu reden, dass ich mit ihm im Guten auseinander gehen kann. 
 

Die Schwägerin von meinem Ex hat mir dann auch geschrieben und gemeint dass ich ein kleines Mädchen bin und ich soll nicht mit Drohungen kommen und nichts erzwingen. 

Ich habe niemanden gedroht, geschweige darum gebeten die Beziehung zu retten. Ich wollte einfach im Guten auseinandergehen und nichts anderes. 
 

Er hat mir dann geschrieben, dass sein Vater ihm gesagt hat dass ich mit ihm reden möchte und ob er mir anrufen könnte.

Ich war dann aber so wütend, dass ich dies abgelehnt habe und gemeint habe er soll nicht andere Personen dazu anstiften mir zu schreiben und mich runter zu machen. 
 

Er wünschte mir dann nur das Beste im Leben und noch ein schönes Leben. 
 

Mir geht es so schlecht. Ich bin so wütend, da ich so vieles für ihn und seine Familie gemacht habe. Ich wurde nie von seiner Schwägerin akzeptiert und bin mir auch zu 120% sicher, dass sie ihm alles eingeredet hat. 
 

Ich kann ihm die ganze Geschichte einfach nicht abkaufen. Es muss mehr dahinter stecken. 
 

Aber er will die Beziehung nicht retten. 
 

Ich frage mich, ob er sich jemals wieder melden wird. Ich und er hatten sehr viele Kontaktsperren und er kam immer wieder zurück.  Er meinte er würde nie mehr zurück kommen, da ich es eh nicht akzeptieren würde und ein erneuter Versuch nichts bringen würde.

Aber ich weiss nicht. Er hat mir gestern nicht mal zu meinem Geburtstag gratuliert.

Was habe ich nur getan um dies zu verdienen? Es war alles perfekt. Ich habe mich ihm ständig angepasst. Wir haben uns so geliebt. Es muss etwas passiert sein. Eine andere Frau ist es nicht. Er und sein Vater haben mir dies bestätigt. Er kann sich einfach nicht im Moment in einer Ehe sehen. 
 

Ich fühle mich so verarscht. Auch habe ich Angst, dass er meinen Ruf schädigen wird.

Was soll ich nur machen? 
 

 
Ich fürchte,  du kannst nicht viel machen.

Ich und dieser Freund haben uns immer geliebt aber nie getraut in eine Beziehung aufgrund der Religion einzugehen. Er ist evangelisch und ich katholisch.
Als ich das gelesen habe,  habe ich mich zunächst gefragt, warum das ein Problem sein soll. Ich glaube,  die Religion selbst ist nicht das Problem,  es ist die Einstellung,  die Mentalität der Familie..offenbar hast du dich sehr bemüht, du konntest  die Familie trotzdem nicht glücklich machen. Manche Leute sind sehr religiös,  setzen sich aber mit ihrer Religion nie bewusst auseinander.  Wie in einer Sekte befolgen sie alles blind, ohne es zu hinterfragen,  ohne den Sinn verstehen zu wollen.  Und die Folgen siehst du: die Grundsätze werden nicht verstanden,  sondern verdreht. Aus einer Religion, die die Nächstenliebe in den Vordergrund stellt, entwickelt sich Hass, Diskriminierung,  Abschottung,  Verachtung,  Klassengesellschaften. Die Menschen sind halt nicht perfekt und du hattest Pech, weil es viele anderen Familien gibt,  die die mit offenen Armen empfangen hätten. 

Wenn dein Ex sagt, er möchte 10% spenden, dann ist dagegen nichts zu tun, diese Entscheidung darf er für sich treffen und du musst wissen,  dass religiös motivierte Entscheidungen meistens nicht in Frage gestellt werden,  wenn sich an dem Glauben selbst nichts ändert.  Man nimmt den Menschen mit seinen Überzeugungen,  mit seinem Glauben,  seiner Mentalität,  seinen Schwächen und seinen Stärken. 

Die Beziehung war schön und schien perfekt,  aber diese eine Sache stand immer zwischen euch, war nur im Hintergrund.  Du hast schon früh erkannt,  dass du dich anpassen musst und hast es auch getan.  Das hat ihnen nicht gepasst,  du solltest dich komplett unterwerfen..

Dagegen kann man aus ihrer Sicht nichts einwenden: Sie waren offen und haben dir die Spielregeln erklärt: du sollst dich assimilieren und alles akzeptieren oder gehen. Das ist legitim. Ja, dein Freund hätte aus Liebe das eine oder andere ändern können.  Rein theoretisch. Praktisch war er dazu nicht in der Lage. Vielleicht lag es gar nicht daran,  dass seine Liebe nicht stark genug war. Vermutlich war die Erziehung und Überzeugung stärker. Wenn seine Schwester ihn so stark beeinflusst,  dann ist er dafür sehr empfänglich. Es ist alles nicht ihre Schuld, es ist ihre Art zu leben,  ihre Mentalität.  Sie müssen wollen,  sich davon zu befreien, du hast alles getan, was du konntest und nichts erreicht. Also sind sie gar nicht in der Lage (aktuell) etwas zu ändern.  Vielleicht irgendwann,  in zig Jahren,  wird er das anders sehen. Aber so, wie er sich jetzt äußert,  sehe ich keine Chance,  dass er sich plötzlich ändert. Wenn er die Berufung spürt,  zu missionieren: frag dich,  ob du bereit wärst,  dein altes Leben auszugeben,  um mit ihm zu missionieren. 

Wenn du irgendetwas erwartest, wirst du enttäuscht sein.. Er täuscht dich zwar nicht, aber du selbst machst dir etwas vor.

Erwarte also besser nichts, du kannst noch etwas abwarten, vielleicht ändert sich doch etwas durch ein Wunder, es ist aber sehr unwahrscheinlich. Seine Religion und Familie sind ihm wichtiger. 

Kennst du die Geschichte vom Heiligen Franziskus? Weißt du wie er zu einem heiligen geworden ist? Er war schwer krank,  dermaßen,  dass er deswegen aus der Gefangenschaft entlassen wurde. Offenbar hat die Krankheit sein Nervensystem/ Gehirn stark beeinflusst 🤕

Durch Traumata, Krankheiten,  Schlüsselerlebnisse kommt es manchmal zu plötzlichen,  unerwarteten Veränderungen. 

Aber ich würde nicht auf ein Wunder hoffen und warten,  das Leben ist dafür zu kurz.

Für manche Leute sind kulturelle Unterschiede eine Bereicherung,  für andere ein unüberwindbares Hindernis,  leider. 

 
Liebe Tatiana,

vielleicht wäre es eine Idee, dich nicht mehr so sehr anzupassen, wenn du in einer Beziehung bist. Es gibt nichts, womit wir jemanden bewegen könnten, uns zu lieben. Du gewinnst also doppelt, wenn du dich nicht verstellst. Ich meine damit nicht, dass man rüde oder aggressiv sein sollte, sondern die Werte, die man hat. Sowas kollabiert sowieso irgendwann, weil man etwas nur aufrichtig leben kann, wenn man es selbst möchte. Daher klappt das meistens auch nicht lange, wenn ein Süchtige(r) die Sucht wegen des Partners/der Partnerin aufgibt.

Mit diesem Mann ist m.E: nichts mehr möglich, zumal er auch irrational argumentiert. In anderen Worten: Ihm ist jedes Mittel recht, um dich loszuwerden. Sehr lieblos. Sollte er gegen dich etwas tun, dann kannst du ja nochmal fragen, was du unternehmen könntest. Es lohnt sich nicht, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.

 
ich habe mich so umgestellt, dass ich seiner Familie gefiel. 
 
Liebe Tatiana 

Oben steht schon das Problem. Du hast die verstellt nur um seiner Familie zu gefallen, warum?!

Sollte es in einer Liebe nicht so sein, das man für das was man ist geliebt wird?!

Ich weiss wir neigen gerne dazu jemand anderen zu gefallen und hoffen damit eine glückliche Beziehung zu haben. 

Jedoch bewirkt es leider das Gegenteil. Hast du dich schon einmal mit Selbstliebe befasst? Dies ist nämlich der Überbegriff dessen.

Ich musste dies auch lernen und habe mich in meiner letzten Beziehung angepasst. Schlussendlich ging diese auch zu Bruch, weil 

es einfach nicht gepasst hat und ich mich verstellt habe anstatt mich selbst zu lieben und derjenige soll mich so lieben wie ich bin, das 

hat mit Anpassung nix zu tun. 

Alles liebe dir

 
Ein bisschen muss man schon aufeinander zugehen und zu Kompromissen bereit sein, sonst würden zwei Menschen nicht lange miteinander aushalten. Jeder muss für sich entscheiden,  wie weit diese Kompromisse gehen dürfen, was akzeptabel ist. 

Ich wäre bereit, aus Liebe ziemlich viel zu verändern, jeder kennt seine Grenzen,  seine Schmerzgrenze am besten. Schlussendlich geht es darum,  zusammen glücklich zu sein, das muss noch möglich sein.