Trennung, verletztes Ego?

Cyanit

Benutzer
17. Juni 2011
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Hallo Forum,

ich habe negative Stimmungen nach meiner Trennung und kann diese noch nicht so ganz einordnen und bewerten.

Kurz zum Hintergrund: Nach über einem Jahr fester Beziehung hat sich meine Ex-Freundin vor 3 Monaten von mir getrennt. Grund sind Gefühle die weniger wurden und, dass sie "nochmal ihr eigenes Ding" durchziehen will. Gegen Ende war meine Zuneigung auch immer schwächer geworden, haben uns im Guten getrennt. Nach der Trennung gab es sporadisch Kontakt per Internet, welchen ich nun beendet habe. 

Die ersten 5-6 Wochen nach der Trennung hatte ich erstmal nur andere Frauen im Kopf, meine Ex war mir recht egal - Was mich selbst gewundert hat. Hatte nur oft den Gedanken "Es war doch eine super Beziehung, warum wurde ich denn weggeworfen?". Alles sehr erträglich bis hier hin. Selbst als sie mir erzählte, dass sie jemand Neues kennengelernt hat war ich nicht wirklich eifersüchtig. 

Als ich in den letzten Wochen wusste, dass sie einen festen neuen Freund hat war ich plötzlich sehr verletzt, wütend und habe an mir gezweifelt. Habe mich über mehrere Tage auch sehr traurig, lustlos und demotiviert gefühlt. Muss seit dem oft an die Beziehung zurück denken und fühle mich wie ein altes paar Schuhe entsorgt, "Nicht mehr gut genug" und ersetzt. Das ist so, obwohl ich mir rational denke "naja hat eben nicht mehr gepasst, was soll es?".

Mein Eindruck ist, dass nicht wirklich meine Gefühle oder das Herz verletzt sind, sondern mein Ego oder ein falscher Stolz. Trotzdem nagt dieses Thema fast jeden Tag an mir, wenn ich keine Ablenkung suche. Der Gedanke, dass wir in einigen Jahren vielleicht wieder zusammen sein könnten ist zwar abwegig, aber ich fühle mich mit diesem Gedanken dann iwie wohler. Glaube aber nicht, dass das eine ernsthafte Lösung sein kann. 

Es geht mir oft so, dass ich mich von Flirts, meiner Karriere, Aussehen etc. abhängig mache. Das erkenne ich dann und versuche es zu vermeiden, weil ich es für schädlich halte. Allerdings gelingt mir das - auch nach Jahren mit dieser Erkenntnis - nicht immer. 

Was denkt ihr davon?

 
Mein Eindruck ist, dass nicht wirklich meine Gefühle oder das Herz verletzt sind, sondern mein Ego oder ein falscher Stolz.
Scheinst Dich gut einschätzen zu können, da bist auf der richtigen Spur.

Glaube aber nicht, dass das eine ernsthafte Lösung sein kann.
Auf Dauer nicht, wenn es Dir für einen Moment Erleichterung bringt und Du die brauchst ist es durchaus mal okay.

In Deiner ganzen Trennungsverarbeitung hast Du was vergessen. Die Trennungsverarbeitung. Du hast Dich davor gedrückt. Deine Aufgabe wäre es Trauer und Schmerz zuzulassen der entsteht wenn ein geliebter Mensch aus dem eigenen Leben verschwindet und aktiv Abschied zu nehmen. Nur für Dich selbst.

Die oben genannten Mechanismen, gekränktes Ego, falscher Stolz sind Verdrängungsmechanismen um Schmerz nicht an sich heranzulassen.

Es geht mir oft so, dass ich mich von Flirts, meiner Karriere, Aussehen etc. abhängig mache. Das erkenne ich dann und versuche es zu vermeiden, weil ich es für schädlich halte.
Gar nicht doof, kannst Du nur nicht auf dem Weg des Erzwingens erreichen. Zwanghaft tun, was vermeintlich gut für einen ist, ist genauso schädlich wie zwanghaft etwas tun, was vermeintlich schlecht für einen wäre. Das zwanghafte ist dabei das Schädliche nicht die Sache selbst.

Das ist alles zusammen sind Vermeidungsstrategien um nicht zuzulassen, dass es weh tut.

Der Weg durch den Schmerz führt jedoch mittendurch. Die Liebe zu ihr darfst Du jedoch behalten.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich finde diese Ego-Geschichten immer sehr interessant.

Oftmals lässt sie uns die Vergangenheit blumiger sehen, als sie in Wahrheit war.

Beziehungen, die eine totale Katastrophe waren, werden zu Vorzeigebeziehungen.

Man fängt an, an den positiven Erinnerungen zu klammern und die negativen auszublenden.

Wenn Menschen wieder "zueinander" finden, weil ihr Ego einen Riss hat, halte ich es für reinen Selbstbetrug.

Denn nach dem "Jetzt hab ich sie/ihn endlich wieder" folgt ganz schnell "achja, deshalb ist die Beziehung zerbrochen."

Ich finde es bemerkenswert, wenn es manche Menschen von selbst erkennen.

Der Großteil tut es nämlich nicht und handelt unter den Deckmantel "Ich habe endlich erkannt, wie viel sie/er mir bedeutet."

 
Ich danke euch für die anderen Blickwinkel, manchmal dreht es sich bei mir gedanklich nur im Kreis. 

Den Schmerz zuzulassen und die Realität nicht zu verklären ist mir in den letzten Wochen tatsächlich recht schwer gefallen - vielleicht weil es sich unangenehm anfühlt. 

Habe vor einiger Zeit mal die alten Chatverläufe mit ihr und über sie gelesen, dieses "Hals über Kopf verliebt sein" Gefühl, das ich vermisse gab es nie wirklich. Was ich gelesen habe war, dass ich selbst fast schon Schluss gemacht hätte. Das ist bemerkenswert, in meiner Erinnerung ist sie hübscher, lebendiger und selbstbewusster als sie de facto war. 

Gerade geht es mir ganz gut mit der Trennung, aber vor 2 Tagen hatte ich auch mal wieder ein Tief. Das ist alles recht schwankend und ich traue weder den Tiefs noch den Hochs wirklich, hätte lieber mal ein solides "normal".