Unterschiedliches Umfeld - Wie können wir das hinbekommen?

ruccola

Neuer Benutzer
13. Sep. 2013
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Hallo!

Ich bin nun seit 1,5 Jahren mit meiner Freundin zusammen (Fernbeziehung) und liebe sie wirklich sehr, aber wir sind auch in vielen Punkten unterschiedlich. Sie kommt aus einer Großfamilie auf dem Land und wohnt auch mit ihren 40 Jahren noch neben den Eltern und zwei Geschwistern, zu denen sie täglich Kontakt pflegt. Zwei weitere Geschwister wohnen im Umkreis, Cousins und Neffen hat sie über 100. Ich habe hingegen kein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern, sehe sie max. 1x pro Monat und lebe seit ich denken kann allein in einer Garconniere. Ich habe auch nur eine Schwester und kaum Kontakt zur restlichen Verwandtschaft. Ich schätze die abendliche Ruhe, in Beziehungen vor allem die Nähe und Zweisamkeit.

Nun möchten wir ja auch irgendwann zusammenziehen, weshalb ich schon mal ein paar Wochen bei ihr gewohnt habe. Da sie von Berufs wegen im Gegensatz zu mir örtlich gebunden ist, muss ich ihr wohl entgegenkommen. Allerdings hat das Probewohnen gezeigt, dass ich mit ihrem Lebenswandel überhaupt nicht klarkomme. Sie kommt gegen 17.30 Uhr von der Arbeit, geht dann erstmal zu ihren Eltern und verbringt dann so gut wie jeden Abend mit Geschwistern und/oder Freunden. Die Zweisamkeit bleibt für mich dabei vollkommen auf der Strecke. Natürlich stellt sie mir frei, mitzugehen oder nicht, bindet mich in die Familie mit ein und die Leute sind auch echt in Ordnung, trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich ihr irgendwie nicht wichtig bin, dass ihr an gemeinsamer verbrachter Zeit wenig liegt. Sie lacht auch oft mit anderen mehr als mit mir. Am Wochenende verbringen wir dann schon auch mal einen Tag zu zweit, aber unter der Woche macht es eigentlich kaum einen Unterschied, ob ich bei ihr bin oder wir skypen. Bin ich nicht bei ihr, bleibt uns sogar oft mehr Zeit, da wir am Telefon ja zwangsweise miteinander reden.

Damit verbunden ist Problem Nr.2: Ich war und bin ein sexuell aktiver Mensch, was man von meiner Freundin nicht gerade behaupten kann. Nach Arbeit und Freizeitaktivitäten ist sie um 22.00 Uhr dann in der Regel zu müde, weshalb wir unter der Woche kaum miteinander schlafen. Kuscheln möchte sie schon, aber eben ohne Sex. Das ist mir ehrlich gesagt zu wenig und das weiß sie. Wenn ich sie diesbezüglich bedränge, meint sie jedoch, ich übe Druck auf sie aus und sie hat dann noch weniger Lust.

Sie findet auch nicht, dass wir wenig Zeit miteinander verbringen. In ihrem Freundeskreis gäbe es einige Schichtarbeiter, die ihre Freundin unter der Woche nie sehen. Außerdem ist die Familie ihr einfach sehr wichtig. Immer wenn ich um mehr Zweisamkeit bitte, fühlt sie sich gleich eingeschränkt und meint, ich wolle sie einengen oder ihr etwas wegnehmen. Oft kommt dann der Vorwurf, ich würde mir ein Heimchen am Herd wünschen. Das will ich aber nicht. Ich wünsche mir lediglich mehr Zweisamkeit und körperliche Nähe.

Manchmal denke ich mir, ich liebe sie mehr als sie mich. Aber dann sagt sie wieder, sie könne stundenlang nicht schlafen, wenn es ein Problem in der Beziehung gibt, sie wolle in Frieden und glücklich mit mir leben, sie würde an mir hängen usw., sie braucht nur eben auch so viele andere Kontakte. Immerhin trifft sie sich kaum einmal mit einem anderen Mann und flirtet auch nicht, wenn wir abends weggehen und überrascht mich immer wieder mit kleinen Geschenken.

Trotzdem weiß ich nicht, wie das so mit dem Zusammenziehen klappen soll.

 
Nachvollziebar, deine Sorge.
Vielleicht ist ein Zusammenziehen auch nicht unbedingt die beste Lösung für euch?

Sie mag ihren familiären Umreis im Alltag nicht missen, du schätzt deine Ruhe am Abend. Beides legitim. Da ihr was das angeht eben unterschiedliche Standorte und Wohlfühlzonen habt, müsst ihr vielleicht ausprobieren, wie es funktioniert, oder ob überhaupt.

Man kann sich eine Zeit lang nach dem anderen richten, sich sogar verbiegen und sich was vormachen, das schlägt aber irgendwann sowieso zurück.

Redet mal miteinander. Ohne Vorürfe. Wenn ihr bereit seit euch zu sehen wie ihr seid, könnt ihr vielleicht auch nen guten Weg finden.

 
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Reaktionen: Minusch
Lieber ruccola,

Ich finde es immer sehr heikel von einer Fernbeziehung gleich in einen Zusammenzug zu wechseln. Ich kann zwar das Bedürfnis verstehen, dennoch gibt es damit eine grosse Veränderung der Beziehung - alleine dadurch, dass man von "nur am Wochenende zusammensein" direkt in "ganze Woche zusammenleben" wechselt. Ich denke, es wird sicherlich helfen, wenn Du erst einmal in ihre Nähe ziehst, aber noch nicht fix zu ihr. So könntet ihr euch aneinander ran tasten, auch was eure Bedürfnisse angeht. Aber über diese Bedürfnisse solltet ihr wirklich auch jetzt schon von Anfang an Reden.  Wie Rosenkatze sagt, ohne Vorwürfe. So wie Du es hier schreibst. Nur dann können auch beide daran arbeiten, einen passenden Weg für euch zu finden.

Ich kenn das übrigens: es gibt Menschen, die einfach schon geniessen, wenn der geliebte Partner in der Nähe ist und können dann sich gleichzeitig mit allen anderen abgeben. Was dabei nicht auffällt: Für den anderen ist es vielleicht nicht das, was er gerne hätte und wirkt so, als wäre man nur das Anhängsel. Ich habe das Gefühl, bei ihr ist es so etwas: sie geniesst es, dass Du da bist, egal wen sie noch alles trifft oder am Tisch dabei ist.

Alles Liebe
Minusch