guten morgen, ihr lieben!
ich sitze an meinem schreibtisch und fuehle mich wie ein nasses handtuch; bin viel zu spaet ins bett, mit viel zu vielen mojitos im kopf und viel zu vielen traenen in den augen.
der casanova ist weg. bald ist ein ozean und ein ganzer kontinent zwischen uns, und in ein paar tagen geht's dann ueber einen weiteren ozean und zwischen uns sind welten.
:heulen:
gestern abend in seiner stammkneipe kamen alle seine freunde, um ihn ein letztes mal zu umarmen, ehe er auf die grosse reise ging. die lovertussi fehlte.
es war ein sehr schoener abend, an dem viel gelacht wurde.
als ich reinkam, zusammen mit der freundin seines mitbewohners, sah er mir kerzengerade ueber den tisch hinweg in die augen und laechelte: willkommen! ich laechelte auch: danke!
er sass offensichtlich keine minute still, sondern drehte seine runden durch die bar, um alle zu begruessen, mit allen zu reden. einmal lief ich ihm ueber den weg und sagte: wir haben noch ein geschenk fuer dich, du musst es dir aber holen, wir wollen alle da sein, wenn du es auspackst. er sah mich erstaunt an: ein geschenk?
naja, du hattest gestern geburtstag, da konnten wir doch nicht ohne geschenk kommen, oder?
er kam an unseren tisch und setzte sich hin. meine kristallkugelfreundin rief: das ist er, der richtige moment! ich nahm das geschenk aus meiner handtasche. er nahm die kleine schachtel zur hand. machte sie auf. zog den schluesselanhaenger heraus. sah die schluessel und fing an zu lachen. bedankte sich, immer noch lachend. man sah ihm an, dass er sich freute, er weiss es zu schaetzen, dass jemand sich zeit genommen hat, etwas fuer ihn zu basteln (dieser jemand war ich. das ahnt er bestimmt, ich hatte auch das abschiedsgeschenk letztes jahr gebastelt). er hing das ganze an die schnur, an der er sein handy um den hals traegt. gut sichtbar fuer alle.
meine kristallkugelfreundin scherzte: so nahe bei ihm waren wir noch nie!
er sah mich an, ernst. ich lachte mit den anderen. sein blick ging mir durch und durch. doch, dachte ich, ich hatte das glueck, ihm noch viel naeher zu kommen.
wir sahen einander an und teilten die erinnerung an den regen auf dem dach und die waerme auf der haut, ohne worte.
spaeter stand ich neben ihm und er sah mich an:
was hattest du mir noch sagen wollen?
ich: ich wollte danke sagen
er fesselte mich mit seinem blick, tief in meine augen, in mein herz. seine hand strich mir sanft ueber den ruecken:
ich: ich habe so viel von dir gelernt, und es unendlich genossen, mit dir zusammen zu sein. wir hatten so viel spass... danke wirklich.
er: ich danke DIR. dafuer, dass du immer da warst.
ich: es waere schoen, wenn wir in kontakt bleiben
er: du hast ja meine private email adresse. schreib mir doch!
ich: ich werde dich vermissen
er: ich komme bestimmt zurueck
seine hand strich immer noch ueber meinen ruecken. wir standen ganz nahe beieinander. ich spuerte ihn atemberaubend intensiv.
der abend entwickelte sich zu einem absoluten schlager. erst weit nach mitternacht gingen nach und nach viele nach hause. umarmten ihn, wuenschten ihm alles gute, wischten sich die traenen aus den augenwinkeln und gingen.
die freundin seines mitbewohners und ich sind nicht so leicht klein zu kriegen. wir blieben... die bar schloss um zwei und wir unterhielten uns noch mit den kellnern und dem casanova und als wir endlich aufbrachen, war es drei vorbei. ich musste ein bisschen weinen, als ich sah, wie er seine freunde umarmte und mit traenen in den wunderschoenen brunnenaugen auf die strasse trat.
wir drei machten uns arm in arm auf den weg. begleiteten meine freundin nach hause. blieben noch bei ihr und standen auf dem balkon, genossen die laue fruehlingsluft und blickten ueber die daecher der stadt. sie umamte ihn dauern und sagte ihm, wie sehr er uns allen fehlen wuerde. er hielt sie im arm und sah ueber ihre schulter mich an. er sah so traurig aus, und so muede.
schliesslich bestellten wir ein taxi. schweigend sassen wir nebeneinander im auto, die strassen der stadt waren leer. es war viertel nach vier. das taxi setzte erst mich ab. wir sahen uns an. umarmten uns kurz, dann kamen die obligaten wangenkuesschen. und dann...
... dann spuerte ich wie selbstverstaendlich seinen mund auf meinem, seine hand an meinem gesicht, unendlich zart, unbeschreiblich liebevoll kuesste er mich mit jener natuerlichkeit, die uns von anfang an einander in die arme getrieben hatte. ich wollte, dass der kuss nie endet.
aber er endete. ich fluesterte noch: pass gut auf dich auf! er sagte: wir sehen uns bald wieder. ich stieg aus. das taxi fuhr davon.
um fuenf holte ein gemeinsamer freund ihn ab, um ihn zum flieger zu bringen. er hatte nur schnell geduscht und noch die letzten sachen eingepackt. ich bin die letzte frau, die er in italien gekuesst hat.
seit mehr als vier stunden ist er weg. ich bin wie betaeubt.
vielleicht sollte ich aufhoeren, jetzt, hier, ihn casanova zu nennen.
er hat mein herz beruehrt. er ist ein freund geworden. ich werde ihn vermissen.
ich werde lernen muessen, mit der moeglichkeit umzugehen, dass ich ihn vielleicht nie wieder kuessen werde... oder sogar nie wieder sehen.
er ist fort. und ich gestehe mir ein, dass er auch den schluessel zu meinem herzen mitgenommen hat. sue hatte recht. wir koennen nur ganz oder gar nicht. und wir wissen es beide.
wie soll es jetzt bloss weitergehen mit mir???
matilda, die einen wundervollen menschen schon nach wenigen stunden so schmerzhaft vermisst, dass sie voellig hilflos ist.