Hallo liebe Forumsmitglieder,
nach langer langer Zeit bin ich doch wieder hierher zurückgekehrt. Mit einer völlig neuen Geschichte. Mein Leben ist total aus den Fugen, aber ich bin auf dem Weg der Besserung.
Was ist passiert? Ich spüre schon mein ganzes Leben, dass ich anders bin. Vor ca. 1,5 Jahren gab es ein Schlüsselerlebnis. Seither vermute ich, dass ich lesbisch bin. Das innere Coming Out hat zu der Zeit begonnen und ist mittlerweile abgeschlossen. Ich fühl mich wohl in meiner Haut. Das Coming Out bei meiner Family war am 7.1. ist also noch relativ frisch. Auslöser war eine Frau, die mir das Gefühl gegeben hat, mich bedingungslos zu lieben. Auf diese kurze Beziehung mit ihr, die jetzt seit ein paar Tagen beendet ist, will ich eigentlich hinaus. Aber vielleicht erst noch kurz die Rahmenbedingungen: Meine Familie hat beschissen (sorry für das Wort, aber besser kann man es nicht ausdrücken) auf meinen neuen Weg reagiert. Meine Mutter tickt jedesmal bei dem Thema total aus, beschimpft und beleidigt mich und hat mich beinahe vor die Tür gesetzt (ich wohne noch ein halbes Jahr daheim wegen dem Studium).
So, jetzt zu meiner Ex. Ich habe sie im Internet kennengelernt. Sie war mir von Anfang an sympathisch und ich habe mich noch nie so verstanden gefühlt. Sie hatte immer die richtigen Worte für mich.
Deswegen habe ich auch alle meine Vorsätze aus früheren Beziehungen über Bord geworfen. Ich habe ignoriert, dass sie raucht, gepierct ist, arbeitslos ist, depressiv ist, trockene Alkoholikerin, sich Männern nicht nähern kann, weil sie sie abgrundtief hasst und bei Wutattacken dazu neigt sich und andere zu verletzen.
Puh, die Aufzählung hat mich jetzt selbst erschrocken. Aber es gibt da eben noch die andere Seite: die total einfühlsame, die Frau die mich auf Händen trägt, die die ich in jeder Beziehung attraktiv fand und noch finde.
Wir sind also zusammen gekommen. Für meine Verhältnisse viel zu schnell. Eigentlich lasse ich mir Zeit den anderen sehr gut kennenzulernen. Bei ihr hat es aber der ersten Kontaktaufnahme genau 20 Tage gedauert, beim ersten Treffen sind wir gleich zusammengekommen.
Ich habe meinen Eltern von ihr erzählt, weil wir eigentlich immer ein ausgezeichnetes Verhältnis hatten. Sie haben ein Bild von ihr gesehen und sie vom ersten Moment an gehasst. Ich wusste nicht, dass meine Familie so oberflächlich und intolerant ist und war sehr bestürzt darüber. Mich und mein Leben haben sie auch noch nicht annäherungsweise akzeptiert. Würde ich das Gespräch auf meine Homosexualität bringen, würde ich wieder beschimpft werden. Trotzdem liebe ich meine Familie.
Wir waren also zusammen. Am Anfang war es wundervoll, nahezu perfekt. Aber das hat nicht lange angehalten, weil ich mich wie der Spielball zwischen ihr und meinen Eltern gefühlt habe. War mit ihr alles ok, dann hab ich mit meinen Eltern kein Wort gesprochen und andersherum. Beide Parteien haben mich unter Druck gesetzt und ich war nicht stark genug beide in die Schranken zu weisen. Meine Freundin wollte (auch wenn sie das nie gesagt hat) dass ich mich von meiner Familie löse, hat sich sogar zu negativen Äußerungen über meine Eltern hinreißen lassen, was mich sehr verletzt hat. Und meine Eltern haben keinen Hehl draus gemacht, dass sie sie verachten.
Das Schlimme ist, dass ich mir bei meinen Eltern sicher bin, dass sie eigentlich mein neues Leben verachten und das nur an ihr fest gemacht haben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich war so überfordert, dass ich mich beiden Parteien gegenüber äußerst schlecht verhalten habe. Mit meinen Eltern habe ich nicht mehr geredet, sie einmal sogar angelogen. Meine Freundin habe ich manchmal mit Liebesbekundungen überschüttet, manchmal hab ich mich kaum gemeldet. Beide Verhaltensweisen kenne ich garnicht von mir und ich hasse mich dafür, dass ich so war.
Jetzt ist es mit meiner Freundin vorbei. Ich habe mich getrennt, weil ich im Moment keine aufrichtige Beziehung führen kann. Und sie verdient hat, dass jemand sie wirklich liebt (das weiß ich nämlich nicht mehr, ob ich das tu) und sich richtig um sie kümmert. Ich habe es auch beendet, weil es eine Fernbeziehung war und ich nicht damit umgehen kann. Aber ich habe mich auch mit dem Beenden der Beziehung schwer getan, weil ich generell sehr stark versuche, alles wieder hinzukriegen, bevor ich gehe.
Meinen Eltern habe ich von der Trennung noch nichts gesagt. Ich fühle mich als würde ich mein Gesicht verlieren, wenn ich es tue. Ich will ihnen diesen Triumph einfach nicht gönnen....
Meine Ex tickt seitdem aus. Sie hat wieder zum Trinken angefangen und macht mich dafür verantwortlich. Ich weiß, dass ich dazu beigetragen habe, dass sie es wieder tut. Aber ich fühl mich nicht verantwortlich, auch wenn ich sie wirklich schäbig behandelt habe. Trotzdem tut es natürlich weh sowas von ihr zu lesen.
Jetzt sitz ich hier, mein Leben ist ein Scherbenhaufen. Meine Freundin habe ich verloren (bzw. selbst zum Teufel gejagt und damit ihr Leben zerstört), meine Eltern lüge ich schon wieder an. Und geoutet hab ich mich eigentlich deswegen um frei leben zu können und vor allem nicht mehr lügen zu müssen.
Ich weiß nicht genau, was ich mir jetzt davon erwarte, das hier ins Forum zu schreiben. Wahrscheinlich musste es einfach mal raus. Vielleicht will ja jemand von euch trotzdem was dazu sagen. Achja, ich habe mich Gott sei Dank einer Selbsthilfegruppe bezüglich des ComingOuts angeschlossen, habe also von daher zumindest ein wenig Unterstützung, was mir sehr gut tut. Trotzdem ist meine Zukunft noch ein schwarzes Loch für mich.
Danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben das alles zu lesen.
Liebe Grüße
Franzi
nach langer langer Zeit bin ich doch wieder hierher zurückgekehrt. Mit einer völlig neuen Geschichte. Mein Leben ist total aus den Fugen, aber ich bin auf dem Weg der Besserung.
Was ist passiert? Ich spüre schon mein ganzes Leben, dass ich anders bin. Vor ca. 1,5 Jahren gab es ein Schlüsselerlebnis. Seither vermute ich, dass ich lesbisch bin. Das innere Coming Out hat zu der Zeit begonnen und ist mittlerweile abgeschlossen. Ich fühl mich wohl in meiner Haut. Das Coming Out bei meiner Family war am 7.1. ist also noch relativ frisch. Auslöser war eine Frau, die mir das Gefühl gegeben hat, mich bedingungslos zu lieben. Auf diese kurze Beziehung mit ihr, die jetzt seit ein paar Tagen beendet ist, will ich eigentlich hinaus. Aber vielleicht erst noch kurz die Rahmenbedingungen: Meine Familie hat beschissen (sorry für das Wort, aber besser kann man es nicht ausdrücken) auf meinen neuen Weg reagiert. Meine Mutter tickt jedesmal bei dem Thema total aus, beschimpft und beleidigt mich und hat mich beinahe vor die Tür gesetzt (ich wohne noch ein halbes Jahr daheim wegen dem Studium).
So, jetzt zu meiner Ex. Ich habe sie im Internet kennengelernt. Sie war mir von Anfang an sympathisch und ich habe mich noch nie so verstanden gefühlt. Sie hatte immer die richtigen Worte für mich.
Deswegen habe ich auch alle meine Vorsätze aus früheren Beziehungen über Bord geworfen. Ich habe ignoriert, dass sie raucht, gepierct ist, arbeitslos ist, depressiv ist, trockene Alkoholikerin, sich Männern nicht nähern kann, weil sie sie abgrundtief hasst und bei Wutattacken dazu neigt sich und andere zu verletzen.
Puh, die Aufzählung hat mich jetzt selbst erschrocken. Aber es gibt da eben noch die andere Seite: die total einfühlsame, die Frau die mich auf Händen trägt, die die ich in jeder Beziehung attraktiv fand und noch finde.
Wir sind also zusammen gekommen. Für meine Verhältnisse viel zu schnell. Eigentlich lasse ich mir Zeit den anderen sehr gut kennenzulernen. Bei ihr hat es aber der ersten Kontaktaufnahme genau 20 Tage gedauert, beim ersten Treffen sind wir gleich zusammengekommen.
Ich habe meinen Eltern von ihr erzählt, weil wir eigentlich immer ein ausgezeichnetes Verhältnis hatten. Sie haben ein Bild von ihr gesehen und sie vom ersten Moment an gehasst. Ich wusste nicht, dass meine Familie so oberflächlich und intolerant ist und war sehr bestürzt darüber. Mich und mein Leben haben sie auch noch nicht annäherungsweise akzeptiert. Würde ich das Gespräch auf meine Homosexualität bringen, würde ich wieder beschimpft werden. Trotzdem liebe ich meine Familie.
Wir waren also zusammen. Am Anfang war es wundervoll, nahezu perfekt. Aber das hat nicht lange angehalten, weil ich mich wie der Spielball zwischen ihr und meinen Eltern gefühlt habe. War mit ihr alles ok, dann hab ich mit meinen Eltern kein Wort gesprochen und andersherum. Beide Parteien haben mich unter Druck gesetzt und ich war nicht stark genug beide in die Schranken zu weisen. Meine Freundin wollte (auch wenn sie das nie gesagt hat) dass ich mich von meiner Familie löse, hat sich sogar zu negativen Äußerungen über meine Eltern hinreißen lassen, was mich sehr verletzt hat. Und meine Eltern haben keinen Hehl draus gemacht, dass sie sie verachten.
Das Schlimme ist, dass ich mir bei meinen Eltern sicher bin, dass sie eigentlich mein neues Leben verachten und das nur an ihr fest gemacht haben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich war so überfordert, dass ich mich beiden Parteien gegenüber äußerst schlecht verhalten habe. Mit meinen Eltern habe ich nicht mehr geredet, sie einmal sogar angelogen. Meine Freundin habe ich manchmal mit Liebesbekundungen überschüttet, manchmal hab ich mich kaum gemeldet. Beide Verhaltensweisen kenne ich garnicht von mir und ich hasse mich dafür, dass ich so war.
Jetzt ist es mit meiner Freundin vorbei. Ich habe mich getrennt, weil ich im Moment keine aufrichtige Beziehung führen kann. Und sie verdient hat, dass jemand sie wirklich liebt (das weiß ich nämlich nicht mehr, ob ich das tu) und sich richtig um sie kümmert. Ich habe es auch beendet, weil es eine Fernbeziehung war und ich nicht damit umgehen kann. Aber ich habe mich auch mit dem Beenden der Beziehung schwer getan, weil ich generell sehr stark versuche, alles wieder hinzukriegen, bevor ich gehe.
Meinen Eltern habe ich von der Trennung noch nichts gesagt. Ich fühle mich als würde ich mein Gesicht verlieren, wenn ich es tue. Ich will ihnen diesen Triumph einfach nicht gönnen....
Meine Ex tickt seitdem aus. Sie hat wieder zum Trinken angefangen und macht mich dafür verantwortlich. Ich weiß, dass ich dazu beigetragen habe, dass sie es wieder tut. Aber ich fühl mich nicht verantwortlich, auch wenn ich sie wirklich schäbig behandelt habe. Trotzdem tut es natürlich weh sowas von ihr zu lesen.
Jetzt sitz ich hier, mein Leben ist ein Scherbenhaufen. Meine Freundin habe ich verloren (bzw. selbst zum Teufel gejagt und damit ihr Leben zerstört), meine Eltern lüge ich schon wieder an. Und geoutet hab ich mich eigentlich deswegen um frei leben zu können und vor allem nicht mehr lügen zu müssen.
Ich weiß nicht genau, was ich mir jetzt davon erwarte, das hier ins Forum zu schreiben. Wahrscheinlich musste es einfach mal raus. Vielleicht will ja jemand von euch trotzdem was dazu sagen. Achja, ich habe mich Gott sei Dank einer Selbsthilfegruppe bezüglich des ComingOuts angeschlossen, habe also von daher zumindest ein wenig Unterstützung, was mir sehr gut tut. Trotzdem ist meine Zukunft noch ein schwarzes Loch für mich.
Danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben das alles zu lesen.
Liebe Grüße
Franzi