Was ist in dieser Beziehung passiert?

franzi05

Neuer Benutzer
18. März 2009
27
0
0
39
Hallo liebe Forumsmitglieder,

nach langer langer Zeit bin ich doch wieder hierher zurückgekehrt. Mit einer völlig neuen Geschichte. Mein Leben ist total aus den Fugen, aber ich bin auf dem Weg der Besserung.

Was ist passiert? Ich spüre schon mein ganzes Leben, dass ich anders bin. Vor ca. 1,5 Jahren gab es ein Schlüsselerlebnis. Seither vermute ich, dass ich lesbisch bin. Das innere Coming Out hat zu der Zeit begonnen und ist mittlerweile abgeschlossen. Ich fühl mich wohl in meiner Haut. Das Coming Out bei meiner Family war am 7.1. ist also noch relativ frisch. Auslöser war eine Frau, die mir das Gefühl gegeben hat, mich bedingungslos zu lieben. Auf diese kurze Beziehung mit ihr, die jetzt seit ein paar Tagen beendet ist, will ich eigentlich hinaus. Aber vielleicht erst noch kurz die Rahmenbedingungen: Meine Familie hat beschissen (sorry für das Wort, aber besser kann man es nicht ausdrücken) auf meinen neuen Weg reagiert. Meine Mutter tickt jedesmal bei dem Thema total aus, beschimpft und beleidigt mich und hat mich beinahe vor die Tür gesetzt (ich wohne noch ein halbes Jahr daheim wegen dem Studium).

So, jetzt zu meiner Ex. Ich habe sie im Internet kennengelernt. Sie war mir von Anfang an sympathisch und ich habe mich noch nie so verstanden gefühlt. Sie hatte immer die richtigen Worte für mich.

Deswegen habe ich auch alle meine Vorsätze aus früheren Beziehungen über Bord geworfen. Ich habe ignoriert, dass sie raucht, gepierct ist, arbeitslos ist, depressiv ist, trockene Alkoholikerin, sich Männern nicht nähern kann, weil sie sie abgrundtief hasst und bei Wutattacken dazu neigt sich und andere zu verletzen.

Puh, die Aufzählung hat mich jetzt selbst erschrocken. Aber es gibt da eben noch die andere Seite: die total einfühlsame, die Frau die mich auf Händen trägt, die die ich in jeder Beziehung attraktiv fand und noch finde.

Wir sind also zusammen gekommen. Für meine Verhältnisse viel zu schnell. Eigentlich lasse ich mir Zeit den anderen sehr gut kennenzulernen. Bei ihr hat es aber der ersten Kontaktaufnahme genau 20 Tage gedauert, beim ersten Treffen sind wir gleich zusammengekommen.

Ich habe meinen Eltern von ihr erzählt, weil wir eigentlich immer ein ausgezeichnetes Verhältnis hatten. Sie haben ein Bild von ihr gesehen und sie vom ersten Moment an gehasst. Ich wusste nicht, dass meine Familie so oberflächlich und intolerant ist und war sehr bestürzt darüber. Mich und mein Leben haben sie auch noch nicht annäherungsweise akzeptiert. Würde ich das Gespräch auf meine Homosexualität bringen, würde ich wieder beschimpft werden. Trotzdem liebe ich meine Familie.

Wir waren also zusammen. Am Anfang war es wundervoll, nahezu perfekt. Aber das hat nicht lange angehalten, weil ich mich wie der Spielball zwischen ihr und meinen Eltern gefühlt habe. War mit ihr alles ok, dann hab ich mit meinen Eltern kein Wort gesprochen und andersherum. Beide Parteien haben mich unter Druck gesetzt und ich war nicht stark genug beide in die Schranken zu weisen. Meine Freundin wollte (auch wenn sie das nie gesagt hat) dass ich mich von meiner Familie löse, hat sich sogar zu negativen Äußerungen über meine Eltern hinreißen lassen, was mich sehr verletzt hat. Und meine Eltern haben keinen Hehl draus gemacht, dass sie sie verachten.

Das Schlimme ist, dass ich mir bei meinen Eltern sicher bin, dass sie eigentlich mein neues Leben verachten und das nur an ihr fest gemacht haben. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich war so überfordert, dass ich mich beiden Parteien gegenüber äußerst schlecht verhalten habe. Mit meinen Eltern habe ich nicht mehr geredet, sie einmal sogar angelogen. Meine Freundin habe ich manchmal mit Liebesbekundungen überschüttet, manchmal hab ich mich kaum gemeldet. Beide Verhaltensweisen kenne ich garnicht von mir und ich hasse mich dafür, dass ich so war.

Jetzt ist es mit meiner Freundin vorbei. Ich habe mich getrennt, weil ich im Moment keine aufrichtige Beziehung führen kann. Und sie verdient hat, dass jemand sie wirklich liebt (das weiß ich nämlich nicht mehr, ob ich das tu) und sich richtig um sie kümmert. Ich habe es auch beendet, weil es eine Fernbeziehung war und ich nicht damit umgehen kann. Aber ich habe mich auch mit dem Beenden der Beziehung schwer getan, weil ich generell sehr stark versuche, alles wieder hinzukriegen, bevor ich gehe.

Meinen Eltern habe ich von der Trennung noch nichts gesagt. Ich fühle mich als würde ich mein Gesicht verlieren, wenn ich es tue. Ich will ihnen diesen Triumph einfach nicht gönnen....

Meine Ex tickt seitdem aus. Sie hat wieder zum Trinken angefangen und macht mich dafür verantwortlich. Ich weiß, dass ich dazu beigetragen habe, dass sie es wieder tut. Aber ich fühl mich nicht verantwortlich, auch wenn ich sie wirklich schäbig behandelt habe. Trotzdem tut es natürlich weh sowas von ihr zu lesen.

Jetzt sitz ich hier, mein Leben ist ein Scherbenhaufen. Meine Freundin habe ich verloren (bzw. selbst zum Teufel gejagt und damit ihr Leben zerstört), meine Eltern lüge ich schon wieder an. Und geoutet hab ich mich eigentlich deswegen um frei leben zu können und vor allem nicht mehr lügen zu müssen.

Ich weiß nicht genau, was ich mir jetzt davon erwarte, das hier ins Forum zu schreiben. Wahrscheinlich musste es einfach mal raus. Vielleicht will ja jemand von euch trotzdem was dazu sagen. Achja, ich habe mich Gott sei Dank einer Selbsthilfegruppe bezüglich des ComingOuts angeschlossen, habe also von daher zumindest ein wenig Unterstützung, was mir sehr gut tut. Trotzdem ist meine Zukunft noch ein schwarzes Loch für mich.

Danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben das alles zu lesen.

Liebe Grüße

Franzi

 
Zeit. Zeit ist das was deine Eltern brauchen. Du hast auch Zeit gebraucht um dir klar zu werden dass du lesbisch bist. Du hast auch Zeit gebraucht um dich zu outen. Deine Eltern wurden von deinem Outing überrascht. Eltern haben einen Plan im Kopf, sie streben danach die Kinder großzuziehen, dann werden sie Großeltern.... das typische halt. Gib ihnen Zeit sich an den Gedanken zu gewöhnen dass dein Leben anders als geplant verläuft aber nicht falsch ist.

Zu deiner Ex. Das sie wieder trinkt, dafür ist nur sie ALLEIN verantwortlich. Ich finde es gut dass du das auch teilweise so sehen kannst. Sie hätte auch einen anderen Grund gefunden wieder anzufangen zu trinken z.B. ein kleiner Streit. Alkoholiker suchen immer einen Schuldigen weil sie sich nicht eingestehen wollen selbst Schuld zu sein, an ihrem Handeln.

Ich finde es klasse wie du mit der ganzen Situation umgehst. Ich bin mir auch sicher, dass das schwarze Loch auch bald grau sein wird um sich dann in ein farbenprächtiges Kaleidoskop zu verwandeln.

Alles liebe

 
Hi ihr zwei,

hab mich total gefreut über eure Antworten. Obwohl ich nicht wusste, was ich mir von dem Eintrag erwarte, so war ich doch etwas traurig, dass alle nur gelesen haben :) Manchmal ist man einfach komisch...

Vielleicht erstmal zur jetzigen Situation, bevor ich euch einzeln antworte:

Gleich am Tag nach dem Eintrag, habe ich meinem Bruder gesagt, dass ich mich von meiner Freundin getrennt hab. Und ich hab ihm auch gesagt, dass ich es den Eltern nicht sagen kann, weil ich nicht damit umgehen könnte, wenn sie sich freuen. Er hat eigentlich ganz ok reagiert obwohl ich weiß, dass er sich auch gefreut hat.

Noch am gleichen Abend habe ich beschlossen, dass ich mich endlich bei meinen engsten Freundinnen oute. Da hat mir meine beste Freundin (die als einzige eingeweiht ist) ein bißchen unter die Arme gegriffen. Ich hab zeitgleich mit ihr und einer der Freundinnen, denen ich es sagen wollte gechattet. Und wir haben dann zusammen beschlossen, dass ich es der Freundin andeute, dass ich ihr was sagen will und gleichzeitig ein Treffen ausmach. So hab ichs dann auch umgesetzt und das Treffen war gestern. Aber dazu gleich mehr, sonst komm ich durcheinander :)

Am Donnerstag hab ich dann ganz ruhig meiner Mum erzählt, dass ich Freitag nicht so schnell heimkomm, weil ich noch zu besagter Freundin fahr. Im Nachsatz hab ich dann erwähnt, dass ich mich bei ihr outen werde, weil ich das für mich brauch. Sie hat nix weiter drauf gesagt, nur dass sie hofft, dass meine Freundin die Klappe hält. Und dann hab ich noch gesagt: Ach übrigens, ich bin nicht mehr mit M. zusammen. Puh, wenn ich das so schreib, bin ich fast ein bißchen stolz. Sie hat gesagt "Nicht mehr?" und mich gefragt, wie sie drauf reagiert hat. Und ich hab gesagt, nicht gut und dass das zu erwarten war. Damit war das Gespräch beendet. Und das war das erste Mal, dass wir uns nicht angebrüllt haben, als das Thema Lesbischsein auf den Tisch kam.

Trotzdem ist der Stand daheim mehr oder minder unverändert. Alle sind ganz normal, solange ich nicht zu viel erzähle.

So und dann kam der besagte Freitag. Ich bin mit pochendem Herzen zu meiner Freundin gefahren. Und sie ist mir wirklich verdammt wichtig, deswegen war ich auch so fertig. Ich mein, für sie war die Situation auch total doof, weil ich ja nur angedeutet habe, dass ich ihr was Wichtiges sagen muss und auch dass es damit zusammenhängt, dass ich in letzter Zeit so komisch war. Aber ich musste einfach was andeuten, sonst hätt ichs ihr nie gesagt!

Naja, auf jeden Fall komm ich da an und seh vor der Tür schon das Auto einer weiteren Freundin von mir... So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Sie ist aber dann zum Glück bald gegangen. (Wie ich nachher erfahren habe, wusste sie, dass sie stört und ist deswegen schnell los.) Als ich dann endlich angefangen hatte zu reden, war alles kein Problem mehr. Meine Freundin hat so gut reagiert, besser hätte ich es mir nicht wünschen können. Das Beste war, sie hat mich sofort in den Arm genommen, als es endlich raus war. Offensichtlicher hätte sie nicht zeigen können, dass sie voll hinter mir steht. Sie hat auch noch ein paar wunderschöne Sachen über Freundschaft gesagt und war voll gerührt, dass es mir so wichtig war, dass sie es weiß. Mein Herz hüpft immer noch vor Freude, wenn ich dran denk. Außerdem hat sie noch gesagt, dass sie überrascht ist, wie klar und selbstsicher ich damit schon umgehen kann. Das war fast der wichtigste Satz für mich, weil er mir bestätigt, dass ich auch nach außen hin so wirke, dass ich glücklich damit bin. Bin ich ja auch. Aber so zu wirken, macht es leichter sich bei anderen Menschen auch so zu zeigen. (Versteht man das? Ich hoffe, hab mich grad selbst verwirrt...)

Und dann hab ich heute gleich Nägel mit Köpfen gemacht und mein Coming Out noch auf die Freundin ausgedehnt, die aus Rücksicht gleich wieder gefahren ist. Ihr hätte ich es sowieso als nächstes gesagt, weil ich im Oktober mit beiden in den Urlaub will und ich finde davor gehört das angesprochen. Sie hat eigentlich genauso gut reagiert. Wir hatten nicht so viel Zeit zum Reden, weil ich sie nach draußen entführt hab und es da zu kalt war um länger zu quatschen. Ich denke sie wird noch die eine oder andere Frage haben, wie ich drauf gekommen bin, aber reagiert hat sie durch und durch positiv.

Ich bin jetzt so glücklich, dass ich die ganze Welt umarmen könnte!

Einen klitzekleinen Wehrmutstropfen hat der heutige Tag aber auch gebracht: Waren heute in ner größeren Gruppe unterwegs. Dabei auch eine Frau, von der ich weiß, dass sie lesbisch ist, die ich aber nur flüchtig kenn. Haben uns blendend verstanden und ich hatte total viel Spaß mit ihr. (Vielleicht sollte ich anmerken, dass ich nix von ihr will, da ich schließlich noch ne Beziehung zu verarbeiten hab und sie außerdem sowieso glücklich vergeben ist.) Aber sie hat mir auch sehr nachdenkliche Momente beschert: Sie ist meiner Ex nämlich verdammt ähnlich. Rein optisch schon und von den Interessen und dem Auftreten her auch. Deswegen hat sie mich zum Nachdenken über meine vergangene Beziehung gebracht. Eigentlich ist das ja gut, aber es tut weh. Ich kann einfach schlecht akzeptieren, wenn etwas, was so gut ausgesehen hat am Anfang, sich so schnell als ohne Zukunft herausstellt. Das heißt nicht, dass ich meine Ex zurück will, es ist gut so wie es ist. Aber ich habe eben doch noch einiges zu verarbeiten. Vor allem, wie es zu einer Beziehung kommen konnte, von der ich dann so schnell wieder gemerkt hab, dass sie nicht das ist, was ich mir vorstell. Schließlich will ich aus meinen "Fehlern" lernen. Wobei "Fehler" wirklich das falsche Wort ist, weil ich keine Sekunde der letzten zwei Monate missen möchte. Mir ist viel passiert, was mich in meinen Grundfesten erschüttert hat, aber ich habe gemerkt wie stark ich bin und was ich wirklich will! Ich kenn mich so viel besser als noch vor 2 Jahren. Und ich find mich gut so, wie ich jetzt bin.

So, damit schließ ich jetzt mal die erste Antwort ab, sonst blick ich nicht mehr durch :) . Zu euch beiden sag ich gleich noch mehr.





EDIT (automatische Beitragszusammenführung)





Hi Amor nascosto,

Zeit. Zeit ist das was deine Eltern brauchen. Du hast auch Zeit gebraucht um dir klar zu werden dass du lesbisch bist. Du hast auch Zeit gebraucht um dich zu outen. Deine Eltern wurden von deinem Outing überrascht. Eltern haben einen Plan im Kopf, sie streben danach die Kinder großzuziehen, dann werden sie Großeltern.... das typische halt. Gib ihnen Zeit sich an den Gedanken zu gewöhnen dass dein Leben anders als geplant verläuft aber nicht falsch ist.
Genau das ist es, was ich eigentlich weiß, aber nur sehr schwer umsetzen kann. Ich hab schon tausendmal gehört und gelesen, dass Eltern genau die gleichen Phasen durchmachen, wie das Kind selbst. Trotzdem bin ich ungeduldig. Werde versuchen, sie einfach eine Zeit lang in Ruhe zu lassen, bzw. relativ normal mit meinem Leben bei ihnen umzugehen. Ich denke, je normaler ich damit umgehe, desto leichter fällt es ihnen. Was ich auf jeden Fall nicht kann ist, es weiter tot zu schweigen. Da geh ich dabei kaputt, wenn ich in meiner eigenen Familie, der ich es extra zuerst gesagt hab, nicht sichtbar bin. Das hat nichts damit zu tun, dass ich ihnen jetzt dauernd Gespräche aufs Aug binden will, die sie nicht wollen. Das wäre zu übergriffig. Aber ich werde dosiert erzählen, wie ich damit umgehe und wen ich eingeweiht hab.

Zu deiner Ex. Das sie wieder trinkt, dafür ist nur sie ALLEIN verantwortlich. Ich finde es gut dass du das auch teilweise so sehen kannst. Sie hätte auch einen anderen Grund gefunden wieder anzufangen zu trinken z.B. ein kleiner Streit. Alkoholiker suchen immer einen Schuldigen weil sie sich nicht eingestehen wollen selbst Schuld zu sein, an ihrem Handeln.Ich finde es klasse wie du mit der ganzen Situation umgehst. Ich bin mir auch sicher, dass das schwarze Loch auch bald grau sein wird um sich dann in ein farbenprächtiges Kaleidoskop zu verwandeln.

Alles liebe
Danke dafür! Ich habe bezüglich Alkoholikern noch keinerlei Erfahrung. Da tut es gut zu hören, dass sie so und so wieder einen Grund gefunden hätte. Es war ja auch schon so, dass sie bei unserem letzten Treffen, bei dem wir noch zusammen waren, Schnaps wie Wasser getrunken hat. Hier war die Aussage, dass sie testen wollte, ob ich auch zu ihr steh, wenn sie betrunken ist :eek:

Es gab also schon Anzeichen, dass sich ihr Leben so und so wieder in die Richtung entwickelt hätte...

Ich freu mich, dass du geschrieben hast, dass du es gut findest, wie ich mit dem ganzen umgeh. Ich bemüh mich auch wirklich zwar meinen Weg geradlinig zu verfolgen, aber dabei nicht über Leichen zu gehen. Das letzte was ich will ist, dass ich jemanden verliere, nur weil derjenige Zeit braucht. Manchmal seh ich vielleicht auch über zu viele Sachen hinweg, aber gerade meine Familie liebe ich einfach. Aber ich habe gelernt, nicht mehr alles persönlich zu nehmen, was sie sagen und vor allem für mich eine Grenze zu setzen, was ihre und was meine Probleme sind. Damit geht es mir eigentlich ziemlich gut. Und heute seh ich eh alles positiv, weil das mit den Freundinnen so gut gelaufen ist ;)

Liebe Grüße

Franzi





EDIT (automatische Beitragszusammenführung)





Hi Jamisha,

erstmal willkommen im Forum! Freu mich, dass mein Beitrag dich ermutigt hat zu schreiben. Ich habe für mich festgestellt, dass allein das in Worte fassen schon vieles klarer macht. Und bis jetzt habe ich auch immer sehr hilfreiche Denkanstöße hier bekommen können.

Deine Geschichte hat mich sehr bewegt. Ja, da sind wirklich durchaus einige Parallelen da. Vieles von deinen Erlebnissen ist mir erspart geblieben, aber ich kann bei allem mitreden. Der Grund warum ich mich damals hier angemeldet habe, war mein damaliger Freund. Er hat sich während unserer Beziehung stark verändert gehabt und letzendlich bekam er die Diagnose BurnOut. Da habe ich genau das erlebt, was du auch beschreibst. Diese Liebe hat mich damals kaputt gemacht. Deswegen habe ich wohl diesmal rechtzeitig die Reißleine gezogen. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was ich damals alles hier erzählt habe, aber vielleicht magst du ja trotzdem mal in meinem alten Beitrag nachlesen. Ich weiß noch, dass ich viel nützliche Tipps bekommen habe.

Ein Satz von dir fällt mir sofort auf:

Ich habe meine ganze Kraft in sie reingesteckt.
Genau das ist der größte Fehler den man machen kann. Eben das war auch mein Problem, dass ich mein Leben danach ausgerichtet habe um ihm zu helfen. Sicher im ersten Moment hat man das Bild im Kopf, dass Liebe dazu da ist um füreinander da zu sein und dass es dann selbstverständlich ist, den anderen in schwierigen Situationen aufzufangen. So weit so gut. Das würde ich so wie es da steht auch immer noch unterschreiben. ABER: Der Weg das zu tun macht den Unterschied. Man kann für jemanden da sein und ihn unterstützen, um seine Probleme zu lösen. Oder man kann seine Probleme zu den eigenen machen. Ich habe letzteres getan und du wahrscheinlich auch. Der zweite Weg hat den Nachteil, dass man sich Stück für Stück selbst verliert. Und mit jedem bißchen, dass man von sich selbst gibt, schwindet die Kraft für den anderen da zu sein. Was man damit kompensiert noch mehr zu geben. Die Folgen hast du ja leider schmerzlich erfahren müssen.

Deine Trennung ist eine Chance. Eine Chance dich wiederzufinden! Du darfst die Tatsache, dass du dich getrennt hast, nicht als aufgeben sehen. Du hast sie nicht hängen lassen. Ich weiß, dass Gefühle nicht so schnell vergehen. Wenn ich eine Beziehung eingehe, dann auch immer weil ich überzeugt bin, dass es klappen kann und weil mich der Mensch berührt. Aber du solltest im Moment wirklich sehen, dass du in erster Linie für dich (mal ganz abgesehen von deinen Kindern) verantwortlich bist. Und es ist ja auch wirklich was gravierendes passiert, was zur Trennung geführt hat. Gewalt könnte ich auch nie verzeihen.

So, ich glaube mit allem was ich jetzt noch schreibe, würde ich mich im Kreis drehen. Ich hoffe ich habe nicht zu viel in deinen Text hineininterpretiert. Wenn tut es mir leid, es ist manchmal schwierig zwischen den eigenen Erlebnissen und den Erlebnissen anderer zu trennen. Sowas verschwimmt gerne.

Würde mich freuen, wieder von dir zu hören. Ich kann zurzeit jeden Denkanstoß wirklich gebrauchen :) Vielleicht können wir uns ja gegenseitig zum Nachdenken bringen!

Liebe Grüße und vor allem: Gute Nacht!

Franzi