Liebe linni,
oh man.. das ist nicht nur eine Nummer, sondern mindestens zehn Nummern zu groß - und nicht nur für dich, sondern für (fast) alle Menschen.
Ich kann deinen Impuls absolut gut nachvollziehen, etwas tun zu wollen, aber hier mal etwas, was ich über die Jahre gelernt habe: ich war selber in deinem Alter mit solchen und ähnlichen Problemen konfrontiert und habe durch meine Über-Fürsorge, meine Ängste und meine Rücksichtnahme auf Andere eine ganz wichtige Person total vergessen - mich.
Deine Freundin leidet unter einer Essstörung, die anscheinend ja auch schon diagnostisch festgestellt wurde. Sie war in der Psychatrie deswegen - ich gehe mal davon aus, weil sie so stark unterernährt war?, und wegen der akuten Situation mit ihrer Schwester? Und genau "da" (nicht bezogen auf die Psychatrie!) - nämlich in professionelle Helferhände, "gehört sie auch hin". Was sie dir zumutet in ihrer Verzweiflung ist einfach zu viel. Selbst ausgebildete Kräfte könnten sowas im privaten Rahmen kaum auffangen - und das sollten sie auch nicht. Denn es gibt nicht ohne Grund die "Empfehlung", Menschen aus dem privaten Umfeld nicht zu behandeln, egal wie kompetent und gut ausgebildet man auch sein mag. Es fehlt da nämlich eine ganz wichtige Substanz zur therapeutischen Arbeit: die Distanz. Was den Anderen belastet, wird auch dich umso mehr betreffen, umso näher du ihm stehst.
Linni, ich weiß, es ist schwer, aber ich kann dir nur raten: Setz deiner Freundin eine klare Grenze. Sie ist verzweifelt und sieht vermutlich nicht mal, was sie dir abverlangt, aber gerade ihre Selbstmord-Äußerungen sind mehr als radikal grenzüberschreitend. Das ist etwas, dass sie mit ihrem Therapeuten/Pschiater besprechen sollte. Gibt es einen professionellen Helfer, an den sie sich wenden kann? Gibt es jemanden, an den _du dich wenden kannst, wenn es dir schlecht geht? Verlier' dich selbst nicht aus den Augen. Du bist ebenso wertvoll und hast es verdient, gesund und unversehrt zu sein - und manchmal, auch wenn es Freunde sind, muss man sich vor denen genauso "schützen" wie vor Feinden.
Pass auf dich auf.