Lieber Leser, liebe Leserin
Ich habe nun schon einige Male hier im Forum vorbei geschaut und mich nach dem Lesen einiger Einträge wieder besser gefühlt - so nach dem Motto "Es geht ja nicht nur mir schlecht"...
Nun ist es aber soweit, dass ich doch mal euren Rat brauche;
Seit etwa sieben Jahren wohne ich in einem kleinen, schmucken Bergdorf im Bündnerland. Ich bin mit 20 jahren hier hin gezogen, weil ich einerseits eine tolle Arbeitsstelle antreten konnte und andererseits mit die Gegend eh schon immer gefallen hatte. Und unter uns gesagt - Es war auch etwas eine Flucht in ein neues Leben, wo ich mich ohne extrem-Mobbing, Hänseleien und Vorurteilen entfalten kann.
Damals, als ich diesen Umzug, raus aus dem Elternhaus, plante, war ich seit drei Jahren mit meiner ersten Freundin glücklich zusamen. Wir schmiedeten gemeinsame Pläne für den neuen Wohnort. Sie wollte ein Jahr nach meinem Umzug zu mir ziehen und mit mir gemeinsam die Zukunft gestalten. Es sollte anders kommen, als gedacht. Ein Jahr nach dem Umzug war Schluss - ich musste kurz vor Weihnachten übers Internet von ihren "Bettbekanntschaften" erfahren.
Ich stürzte mich in Arbeit und versuchte gleichzeitig neue Kontakte mit einigen der 170 Einwohnern zu knüpfen. Das war nicht weiter schwer. Der Zufall wollte es, dass ich auch eine Einheimische in meinem Alter kennen lernte. Mit ihr und ihrer Clique ging es dann einige Male an den Wochenenden rund. Wir verstanden uns gut und ich hatte das Gefühl, dass aus dem intensiven Kontakt mehr werden könnte. Diese Illusion platzte dann an einem Abend, als ich mit ihr allein an einer Veranstaltung war. Sie angelte sich dort einen Typen und liess mich alleine nach Hause fahren.
Der Kontakt zu ihr und den anderen Jugendlichen im Dorf blieb und so ergaben sich auch weitere Möglichkeiten, neue Leute kennen zu lernen. Mehr, als flüchtige Kontakte ergaben sich jedoch nie.
In einer Tourismusregion gibt es natürlich viele Hotels. Hotels, in denen auch Sasoniers zur Arbeit gehen. Eine entsprechende Bekanntschaft ergab sich 2008. Die junge Frau war für ein Jahr in einem örtlichen Hotelbetrieb angestellt. Da sie mit ihrem Vermieter Probleme hatte, war ich hilfsbereit und bot ihr - ohne Hintergedangen - an, bei mir zu wohnen - ich hatte damals eine grosse Wohnung und in einer kleinen WG ists eh spannender, als alleine.
Mit der Zeit, als ich sie besser kennen lernte, entwickelten sich meinerseits Gefühle. Diese wollte ich ihr eines Tages auch offenbaren. Ich war mir sicher, dass mit den Gefühlen nicht alleine war. Pech; Als ich mit einer Rose im Wohnzimmer wartete kam Sie mit ihrem neuen Freund, einem Jungen aus dem Dorf, zur Haustür rein. (Um dem Dorfklatsch zu entgehen haben die zwei Ihre bis dahin kurze Beziehung geheim gehalten - zumal er gerade mal 18 war). Zwei Tage später war Sie aus meiner Wohnung ausgezogen - Wollte ich zwar erst nicht wahrhaben, aber war gut so... Durch diese Geschichte verschlechterte sich aber auch die Beziehung zu den anderen Jugendlichen im Dorf...
In den folgenden Wochen und Monaten war ich froh, hatte ich viel Arbeit. Ausserdem machte ich meinen Traum vom Eigenheim war. In dieser Zeit waren Ausgang und Parties sehr selten. Wenn, dann war ich meistens alleine unterwegs. Man versucht es ja wenigstens...
Jedenfalls konnte ich über komplizierte Umwege ein paar Kontakte knüpfen, die mich in ein weiteres Dilemma führten.. Eine Frau aus diesem neuen Kollegenkreis hat mir beim Ausbau des Eigenheims geholfen. Als Gegenleistung konnte ich Ihr bei einer Abschlussarbeit für ihre Berufsausbildung aushelfen. Wir verstanden uns super. Sie war oft täglich bei mir zu Hause, obwohl sie nur ein Dorf weiter wohnte. Wir kochten, witzelten, arbeiteten zusammen. Wir hatten es immer lustig und es schien, als würden wir uns schon seit Jahren kennen.
Ich dachte mir, da will ich jetzt nichts überstürzen und mal seh'n, was auf mich zu kommt. Man lernt ja aus den vorhergehenden Ereignissen.
Eines Tages unternahmen wir spontan eine zweitägige Reise, aus purer Langeweile... Währenddessen konnten wir über Dinge sprechen, die ich bisher mit niemandem diskutieren konnte. Auch sie schien angetan vom guten Verhältnis - zumindest sagte sie das so.
Jedenfalls... An einem Sommerabend lud sie mich ein, zum grillieren. Irgendwo im Wald. Es kamen auch noch andere Freunde und Kollegen und wir hatten einen gemütlichen Abend. Zu später Stunde wurde ich dan ihrerseits mit der Tatsache überrascht, dass sie auf gar keinen Fall etwas von mir wolle - "die Chemie für Gespräche stimme zwar aber mehr sei da nicht."
Okay.. klare Ansage.
Und nun sieht die Situation so aus, dass von der Dorfjugend allesamt vergeben sind und entsprechend sehr wenig Interesse an gemeinsamen Unternehmungen haben oder wenn dann sehr mit dem Partner beschäftigt sind, dass viele meiner Kontakte hier in der Gegend weggezogen sind, dass ich mich aus Langeweile mehr im Betrieb bei der Arbeit aufhalte, als zu Hause bzw. mir an den Wochenenden das Dach auf den Kopf fällt und ich mich zur Ablenkung wieder in Arbeit stürze... Da auch die Mitglieder des Vereins, in dem ich Präsident bin, in der ganzen Schweiz verteilt sind, gibt's auch hier mehr "geschäftliche" Kontakte, als persönliche...
Mir ist es extrem peinlich, mich hier so zu offenbaren. Ich habe ja eigentlich alles, was ich zum leben brauche - ausser den Kontakten, die einem das Leben noch lebenswerter machen.
Man merkt mir meine Einsamkeit auch nicht an und wissen tun's eh die wenigsten...
Ich weiss nun nicht, was ich tun soll. Einerseits brauche ich 10 Tritte in den Hintern, um mich mal wieder alleine in den Ausgang zu getrauen, andererseits sehne ich mich, nach 6 Jahren ohne Beziehung, wieder mal nach etwas Zweisamkeit.
Es muss ja auch nicht direkt von heut' auf morgen eine Beziehung sein... Es darf auch einfach mal wieder eine SMS auf meinem Handy eingehen, in der nicht steht "Ihre Rechnung ist fällig"...
Was meint ihr - habe ich mir mit meiner Flucht in dieses abgelegene Dorf verrannt und mir damit Chancen verbaut? Wird von allen nur meine Gutmütigkeit und meine Hilfsbereitschaft ausgenutzt? Bin ich selbst vielleicht einfach zu naiv?
Ich bin immer noch positiv eingestellt und hoffe weiterhin, dass sich irgendwann auch in meinem sozialen Umfeld alles zum Guten wenden wird...
Danke für's "zuhören"
Grüsse
Schattenblau
Ich habe nun schon einige Male hier im Forum vorbei geschaut und mich nach dem Lesen einiger Einträge wieder besser gefühlt - so nach dem Motto "Es geht ja nicht nur mir schlecht"...
Nun ist es aber soweit, dass ich doch mal euren Rat brauche;
Seit etwa sieben Jahren wohne ich in einem kleinen, schmucken Bergdorf im Bündnerland. Ich bin mit 20 jahren hier hin gezogen, weil ich einerseits eine tolle Arbeitsstelle antreten konnte und andererseits mit die Gegend eh schon immer gefallen hatte. Und unter uns gesagt - Es war auch etwas eine Flucht in ein neues Leben, wo ich mich ohne extrem-Mobbing, Hänseleien und Vorurteilen entfalten kann.
Damals, als ich diesen Umzug, raus aus dem Elternhaus, plante, war ich seit drei Jahren mit meiner ersten Freundin glücklich zusamen. Wir schmiedeten gemeinsame Pläne für den neuen Wohnort. Sie wollte ein Jahr nach meinem Umzug zu mir ziehen und mit mir gemeinsam die Zukunft gestalten. Es sollte anders kommen, als gedacht. Ein Jahr nach dem Umzug war Schluss - ich musste kurz vor Weihnachten übers Internet von ihren "Bettbekanntschaften" erfahren.
Ich stürzte mich in Arbeit und versuchte gleichzeitig neue Kontakte mit einigen der 170 Einwohnern zu knüpfen. Das war nicht weiter schwer. Der Zufall wollte es, dass ich auch eine Einheimische in meinem Alter kennen lernte. Mit ihr und ihrer Clique ging es dann einige Male an den Wochenenden rund. Wir verstanden uns gut und ich hatte das Gefühl, dass aus dem intensiven Kontakt mehr werden könnte. Diese Illusion platzte dann an einem Abend, als ich mit ihr allein an einer Veranstaltung war. Sie angelte sich dort einen Typen und liess mich alleine nach Hause fahren.
Der Kontakt zu ihr und den anderen Jugendlichen im Dorf blieb und so ergaben sich auch weitere Möglichkeiten, neue Leute kennen zu lernen. Mehr, als flüchtige Kontakte ergaben sich jedoch nie.
In einer Tourismusregion gibt es natürlich viele Hotels. Hotels, in denen auch Sasoniers zur Arbeit gehen. Eine entsprechende Bekanntschaft ergab sich 2008. Die junge Frau war für ein Jahr in einem örtlichen Hotelbetrieb angestellt. Da sie mit ihrem Vermieter Probleme hatte, war ich hilfsbereit und bot ihr - ohne Hintergedangen - an, bei mir zu wohnen - ich hatte damals eine grosse Wohnung und in einer kleinen WG ists eh spannender, als alleine.
Mit der Zeit, als ich sie besser kennen lernte, entwickelten sich meinerseits Gefühle. Diese wollte ich ihr eines Tages auch offenbaren. Ich war mir sicher, dass mit den Gefühlen nicht alleine war. Pech; Als ich mit einer Rose im Wohnzimmer wartete kam Sie mit ihrem neuen Freund, einem Jungen aus dem Dorf, zur Haustür rein. (Um dem Dorfklatsch zu entgehen haben die zwei Ihre bis dahin kurze Beziehung geheim gehalten - zumal er gerade mal 18 war). Zwei Tage später war Sie aus meiner Wohnung ausgezogen - Wollte ich zwar erst nicht wahrhaben, aber war gut so... Durch diese Geschichte verschlechterte sich aber auch die Beziehung zu den anderen Jugendlichen im Dorf...
In den folgenden Wochen und Monaten war ich froh, hatte ich viel Arbeit. Ausserdem machte ich meinen Traum vom Eigenheim war. In dieser Zeit waren Ausgang und Parties sehr selten. Wenn, dann war ich meistens alleine unterwegs. Man versucht es ja wenigstens...
Jedenfalls konnte ich über komplizierte Umwege ein paar Kontakte knüpfen, die mich in ein weiteres Dilemma führten.. Eine Frau aus diesem neuen Kollegenkreis hat mir beim Ausbau des Eigenheims geholfen. Als Gegenleistung konnte ich Ihr bei einer Abschlussarbeit für ihre Berufsausbildung aushelfen. Wir verstanden uns super. Sie war oft täglich bei mir zu Hause, obwohl sie nur ein Dorf weiter wohnte. Wir kochten, witzelten, arbeiteten zusammen. Wir hatten es immer lustig und es schien, als würden wir uns schon seit Jahren kennen.
Ich dachte mir, da will ich jetzt nichts überstürzen und mal seh'n, was auf mich zu kommt. Man lernt ja aus den vorhergehenden Ereignissen.
Eines Tages unternahmen wir spontan eine zweitägige Reise, aus purer Langeweile... Währenddessen konnten wir über Dinge sprechen, die ich bisher mit niemandem diskutieren konnte. Auch sie schien angetan vom guten Verhältnis - zumindest sagte sie das so.
Jedenfalls... An einem Sommerabend lud sie mich ein, zum grillieren. Irgendwo im Wald. Es kamen auch noch andere Freunde und Kollegen und wir hatten einen gemütlichen Abend. Zu später Stunde wurde ich dan ihrerseits mit der Tatsache überrascht, dass sie auf gar keinen Fall etwas von mir wolle - "die Chemie für Gespräche stimme zwar aber mehr sei da nicht."
Okay.. klare Ansage.
Und nun sieht die Situation so aus, dass von der Dorfjugend allesamt vergeben sind und entsprechend sehr wenig Interesse an gemeinsamen Unternehmungen haben oder wenn dann sehr mit dem Partner beschäftigt sind, dass viele meiner Kontakte hier in der Gegend weggezogen sind, dass ich mich aus Langeweile mehr im Betrieb bei der Arbeit aufhalte, als zu Hause bzw. mir an den Wochenenden das Dach auf den Kopf fällt und ich mich zur Ablenkung wieder in Arbeit stürze... Da auch die Mitglieder des Vereins, in dem ich Präsident bin, in der ganzen Schweiz verteilt sind, gibt's auch hier mehr "geschäftliche" Kontakte, als persönliche...
Mir ist es extrem peinlich, mich hier so zu offenbaren. Ich habe ja eigentlich alles, was ich zum leben brauche - ausser den Kontakten, die einem das Leben noch lebenswerter machen.
Man merkt mir meine Einsamkeit auch nicht an und wissen tun's eh die wenigsten...
Ich weiss nun nicht, was ich tun soll. Einerseits brauche ich 10 Tritte in den Hintern, um mich mal wieder alleine in den Ausgang zu getrauen, andererseits sehne ich mich, nach 6 Jahren ohne Beziehung, wieder mal nach etwas Zweisamkeit.
Es muss ja auch nicht direkt von heut' auf morgen eine Beziehung sein... Es darf auch einfach mal wieder eine SMS auf meinem Handy eingehen, in der nicht steht "Ihre Rechnung ist fällig"...
Was meint ihr - habe ich mir mit meiner Flucht in dieses abgelegene Dorf verrannt und mir damit Chancen verbaut? Wird von allen nur meine Gutmütigkeit und meine Hilfsbereitschaft ausgenutzt? Bin ich selbst vielleicht einfach zu naiv?
Ich bin immer noch positiv eingestellt und hoffe weiterhin, dass sich irgendwann auch in meinem sozialen Umfeld alles zum Guten wenden wird...
Danke für's "zuhören"
Grüsse
Schattenblau