Wenn einfach alles zu viel wird

wolkenluft

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06. Sep. 2020
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Hallo liebe Forenmitglieder,

das ist das erste mal, dass ich in ein Forum schreibe, das erste mal, dass ich mich überhaupt richtig öffne. Deshalb tut es mir im Vorhinein Leid, falls dieser Post zu lange wird oder mir diverse Fehler unterlaufen.

Ich habe mich vor einer Woche nach drei Jahren Beziehung von meinem Freund getrennt, nicht aus mangelnden Gefühlen, sondern, wie es der Titel verrät, weil irgendwie alles zu viel wurde.

Ihr müsst verstehen, dass, obwohl wir seit 3 Jahren zusammen sind, nur unsere Familien von uns bescheid wissen. Weder meine Freunde, noch seine, haben eine Ahnung davon. Wir deklarieren das seit so vielen Jahren als "Beste Freundschaft". Ich hatte damit bis jetzt sogar nie ein Problem. Wir haben beide in der Stadt in der wir wohnen sehr schlechte Erfahrungen in den verschiedenen Kreisen gesammelt und da wir aus einer Kleinstadt kommen, kennt jeder irgendwie jeden und da ich obendrein eine psychische Erkrankung habe, fällt es mir dadurch ohnehin leichter nicht immer über dies und jenes sprechen zu müssen. Allerdings ist das genau jetzt ein Problem, weil ich niemanden habe mit dem ich darüber reden kann, wie schlecht es mir überhaupt geht.

Wir kennen uns seit rund 10 Jahren, zusammen sind wir allerdings seit 3 (ich bin aktuell 22 Jahre alt) also somit kennen wir uns seit unserer Kindheit. Was allerdings nur eine flüchtige Freundschaft war, entwickelte sich, nach einer intensiven Freundschaft und einer gewalttätigen Ex-Beziehung meinerseits, zu einer sehr schönen Liebesbeziehung. Naja, bis vor kurzem nehme ich an.

Ich versuche unsere Vorgeschichte etwas zusammen zufassen, diese ist lang aber wichtig um den weiteren Verlauf zu verstehen.

Als wir zusammen gekommen sind, bekam ich nach ca. 6 Monaten die Diagnose Multiple Sklerose, was seit dem und bis heute jegliche Lebensbereiche beeinflusst hat. Damit nicht genug, musste ich mit meiner Familie von der Stadtmitte zurück in unser eigentliches Eigentumshaus nachdem wir ein Jahr ausgezogen waren (ich weiß es klingt verwirrend, aber dies zu erklären würde den Rahmen sprengen...). Danach ist er für eine Weile zu mir gezogen und durch erneute familiäre Probleme und Anspannung musste er zurück in sein Elternhaus, wir blieben dennoch zusammen. Das alles spielte sich im Sommer 2018 ab. Ich war immer ziemlich glücklich mit unserer Beziehung, auch wenn es immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten und Schwierigkeiten gab, aber ich dachte immer - welche Beziehung hat das nicht?

Im Winter 2018 fing dann seine Selbstständigkeit an. Er hat sich auf eine Arbeit im Internet spezialisiert und kann das sogar sehr gut. Allerdings hat er noch kein Geld damit verdient und sogar damit hatte ich kein Problem da ich meinen Fokus nicht darauf gelegt habe. Jedoch geht es seit 2 Jahren so, bis zum heutigen Tag. Und ich fühle mich seit jeher einfach nur noch als Mittel zum Zweck.
Früher haben wir gemeinsam Dinge unternommen, waren zusammen Spazieren, Essen oder im allgemeinen einfach die Zeit genossen. Mittlerweile treffen wir uns nur noch Abends und ich muss ihn jedes Mal abholen, weil es entweder zu spät ist oder er keine andere Möglichkeit hat zu kommen und es lange dauern würde bis er bei mir wäre wenn er läuft. Ich habe grundsätzlich nichts dagegen gehabt, aber nach einer Weile kamen Aussagen wie "keiner hat sich gezwungen mich abzuholen" oder "Du willst mich doch bei dir haben" wenn ich ihn damit konfrontiert habe, dass ich nicht immer genügend Tank hätte. Aus Liebe habe ich darüber hinweggesehen, aber ich selbst habe nicht immer Geld und ich kann auch nicht in irgendeinen Beruf arbeiten, da meine MS dies einfach nicht zulässt. Wieso er nicht nebenbei war arbeitet ist - er findet einfach nichts. Und hier auch wieder, ich habe nichts gesagt, ich habe ihn genommen wie er ist, ich habe nie Ansprüche gehabt, außer dass er ein wenig Rücksicht zeigt oder zuvorkommend ist.

Ich kann sehr gut seine oder die Psyche anderer verstehen und ich weiß ich bin bei weitem kein fehlerfreier Mensch. Ich habe ihn auch sehr oft mit den Nerven ans Ende getrieben bin aber immer wieder diejenige gewesen die sich zuerst entschuldigt hat oder auf ihn zugekommen ist (mit ein paar ausnahmen mehr oder weniger). Aber er hat dennoch immer und immer wieder mich kleingeredet, keinen Platz für eine richtige Argumentation gelassen, nie auf meine Worte eingegangen, sondern irgendwie immer nur das verstanden was er verstehen wollte. Nicht genug, dass ich mit ihm solche Probleme habe, sondern auch dass innerhalb meiner Familie auch sehr vieles schlecht läuft und ich ihn als meinen Halt/Stütze hatte.

Vor einer Woche war es dann so, dass ich ihn damit konfrontierte, warum wir denn nichts zusammen unternehmen würden:

Er: "wir unternehmen doch was"

ich: "bei mir zuhause zu sitzen, während du am arbeiten bist ist nichts zusammen zu unternehmen"

Er: "aber das ist wichtig und wir sind doch beieinander, das ist das was zählt"

ich: "ich will aber trotzdem mit dir mal wieder raus, einen kaffee trinken, wie oft bitte ich dich danach?"
Er: "du und dein sch**ß Kaffee, ich kanns nicht mehr hören, ich hasse kaffee und werd auch nicht mit dir einen trinken"
ich: "Es muss doch kein kaffee sein, wir können doch auch einfach spazieren!"
Er: "Waren wir letztens"

ich: "juckt es dich überhaupt noch was das zwischen uns ist?"

Er: "schon aber du bist emotional und ich nicht, wenn das zwischen uns vorbei wäre, dann würde ich klar kommen, du hingegen nicht"

...und daraufhin habe ich meine Sachen genommen, meine Tasche dabei aus versehen bei ihm vergessen, und bin raus gegangen. Seit dem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Heute war zudem die Hochzeit seines Bruders, nicht mal hierzu kam eine Nachricht, zu Mal ich mit seiner Familie sein sehr gutes Verhältnis pflege.

Und jetzt habe ich wirklich keine weitere Idee mehr, nicht weiter in Depressionen zu verfallen, weil mich alles an ihn erinnert, weil er nicht nur mein Freund sondern auch mein Bester Freund war, ich fühle mich echt dreckig und zugleich auch so leer. Da meine Freundinnen nicht wissen was Sache ist, muss ich vor ihnen so tun, als wäre alles in Ordnung und mir ginge es gut. Dabei würde ich einfach nur gerne verschwinden..

Hättet ihr einen Rat für mich? Wie kann ich damit umgehen? Sollte ich ihm schreiben, meine Tasche liegt ja auch noch bei ihm ..?

Vielen Dank schon mal, wenn ihr bis hierhin gelesen habt und ich wünsche jedem von Herzen alles gute ❤️

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Guten Morgen, 

wir kennen uns schon😉 Ich schreibe dir dann hier.

Was ist in der Tasche, nichts Wichtiges,,was du dringend brauchst?

Vielleicht will er dir jetzt das beweisen:

wenn das zwischen uns vorbei wäre, dann würde ich klar kommen, du hingegen nicht"
Kann es sein, dass die Probleme,  die ihr hattet, keine vorübergehende Krise waren, sondern aus völlig unterschiedlichen Vorstellungen/Erwartungen und Bedürfnissen resultierten?

Ich habe früher auch gerne etwas unternommen,  Ausflüge, Wanderungen,  auswärts essen usw., Urlaub an einem schönen Ort. Aber wenn der andere nicht mitmacht, gibt man irgendwann auf. Und hat das Gefühl, zu vegetieren und etwas zu verpassen,  unwiederbringlich.

Jetzt bist du noch sehr jung, aber es kann sein,  dass dich das an seiner Seite erwarten würde, ein Leben auf der Couch, vor dem TV... Weil du den anderen niemals komplett ändern wirst.

Ich mache jetzt oft Sachen alleine, mit meinem Kind oder einer Freundin. Halbherzig und nicht ganz freiwillig,  weil mit einem gebrochenen Herzen muss man sich zu allem zwingen. Trotzdem gibt es dabei schöne Momente. Aber ich verstehe,  dass es dir wichtig war, solche Erlebnisse mit deinem Freund zu teilen. Nur zwingen kann man doch niemanden. Ist er denn wirklich dein bester Freund? Willst du so viel für ihn aufgeben? Seid ihr nicht zu verschieden?

 
Versuch dich erstmal zu erholen. Warum sagst du deinen Freundinnen nicht die Wahrheit? Dafür sind Freunde doch da. Sie könnten dich auffangen, wenn sie wüssten, wie schlecht es dir gerade geht. 

Kümmere dich um dich!!! 

Ich finde auch, dass sich dieser Mann dir gegenüber nicht wie ein Freund oder guter Freund verhält. 

Ich kenne chronisch kranke Frauen und Männer, die Partner haben, die sie liebevoll und mit Respekt behandeln. Das ist auch für dich möglich. 

Ich würde an deiner Stelle erstmal dein Leben in Ordnung bringen und zu Kräften kommen und erst dann wieder über eine Beziehung nachdenken. 

Bekommst du eine Rente wegen MS? Auch wenn du natürlich nicht voll arbeiten kannst, gäbe es eventuell irgendwo eine kleinere und sinnvolle Beschäftigung für dich, die dir Freude machen könnte? 

 
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