Wenn es weh tut ist es keine Liebe

Staubi

Benutzer
15. Sep. 2008
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Hallo,

hier ein Auzug aus etwas das euch vieleicht etwas helfen wird.




Alles liebe Staubi

Liebe v.s Abhänigkeit/Anhaftung




Im Unterschied dazu entsteht Liebe aus einem Gefühl des inneren Reichtums, des inneren Wertes, des Ruhen in sich. Wir kennen das Gefühl eher aus guten Freundschaften als aus sogenannten Liebesbeziehungen. Wir ruhen in uns. Dadurch sind wir in der Lage, uns mit unvollkommenen Menschen zu umgeben. Wir sind in der Lage, unsere eigene Unvollkommenheit zu ertragen, das heißt, wir müssen nicht soviel projizieren. Wir merken, die andere Person hat viele gute und auch ein paar schlechte Seiten, ein paar Schwächen, aber es ist in Ordnung. Ich muß nicht die tollste Frau der Welt oder den tollsten Mann der Welt an meiner Seite haben. Es darf auch jemand ganz Normales sein. Wenn man mit dieser Haltung an Beziehungen herangeht, dem Gefühl von innerem Wert, einem relativ realistischen Blick auf sich selbst und auf die andere Person, dann hat die Zuneigung, die entsteht, die Chance zu wachsen. Wir kennen das aus langjährigen Freundschaften. Die Freundin oder der gute Freund können manchmal dumme Sachen machen und dürfen unvollkommen sein, aber irgend etwas in uns sagt: "Ich liebe dich, egal wie du bist, egal was du tust." Die Zuneigung wächst, je besser wir die Person kennen. Der vierte Unterschied zwischen Liebe und Anhaften ist. Wenn wir an diese Person denken, fühlen wir uns gestärkt, wir fühlen uns inspiriert - mehr oder weniger. Wenn wir zusammen sind, dann werden unsere Stärken gefördert, unsere Lebendigkeit unterstützt, unsere Wachheit und Freude. Unterm Strich: Wir tun uns gegenseitig gut.


Das also sind die vier Unterschiede zwischen Liebe und Anhaften:

  1. Liebe entsteht aus innerem Reichtum, Anhaften aus innerem Mangel.
  2. Liebe sieht mit Klarheit Stärken und Schwächen. Anhaftung projiziert, halluziniert, hat Illusionen. (unbegründete Eifersucht, Vorwürfe, ...Du hast doch....)


  3. Bei der Liebe wächst die Zuneigung, sie ist relativ stabil. Anhaftung schwankt. Die Zuneigung, die dadurch entsteht, schwankt und nimmt tendenziell ab.
  4. Der vierte Unterschied: Liebe tut gut, Anhaftung tut weh. Auf Spanisch heißt das: "Si duele non es amor." Wenn es weh tut, ist es keine Liebe.

Das war ein Holzschnitt. Wenn wir diese vier Unterschiede kennen, so können sie uns helfen, unsere Beziehungen realistisch einzuschätzen. Welcher Anteil herrscht vor? Das kann ein bisschen ernüchtern in beiden Bedeutungen des Wortes: Ernüchtern im Sinne von enttäuschen. Aber auch ernüchtern im Sinne von: Jetzt kann ich klarer sehen.





Die große Frage ist: Wie komme ich zu einem Gefühl des inneren Werts? Das wäre der Weg zu Liebesbeziehungen, zu Beziehungen, die von Zuneigung, von Wertschätzung, von einem realistischen Blick geprägt sind im Unterschied zu den Anhaftungsbeziehungen.



Ein Gefühl von innerem Wert reduziert Ansprüche und Erwartungen an das Gegenüber. Und wenn der Blick aufeinander realistisch ist, haben beide Seiten Freude an der Zusammenarbeit. Das gilt für Liebesbeziehungen und für alle sozialen Beziehungen, auch für politische Parteien, die miteinander Koalitionen eingehen. Wenn die Erwartungen an die andere Partei sehr hoch sind, was sie alles leisten und wie sie sein soll, gibt es Enttäuschungen. Das gilt für die deutschen Bundesländer und für die Staaten in Europa, die miteinander eine bestimmte Zusammenarbeit vereinbart haben. Es gilt in allen Bereichen: für Vereine, für Fraktionen innerhalb einer Partei, für alle Gruppierungen und selbst für einen Kindergartenbeirat. Überall gilt das.



Das ist das gleiche Prinzip. Wenn ich überhöhte Erwartungen habe an die andere Partei, dann sind Ent-Täuschungen vorprogrammiert; denn Ent-Täuschungen - wie unser deutsches Wort so wunderbar deutlich darlegt - entstehen durch Täuschungen. Eigentlich müssten wir sagen: "Wunderbar, ich bin ent-täuscht, eine Täuschung fliegt auf. Ah, ich habe mich getäuscht. Jetzt kann ich genauer hinschauen. Jetzt kann ich meine falschen Vorstellungen korrigieren. Prima." Meistens funktioniert es nicht so. Was wir tun - die Deutschen sind besonders gut darin - wir reißen uns dann zusammen und halten mit aller Energie, die wir haben, an diesen Täuschungen fest. Wir ziehen die Daumenschrauben an, versuchen die anderen unter Druck zu setzen, und Männer rasseln gerne - direkt oder bildlich - mit dem Säbel. Wenn es um größere Zusammenhänge geht, machen wir einen Riesenaufstand, um an unseren Konzepten festhalten zu können. Täuschungen führen zu Ent-Täuschungen.


 
hallo staubi,

dein beitrag enthält ein paar sehr interessante aspekte. ich möchte auf folgenden noch näher eingehen:


Ein Gefühl von innerem Wert reduziert Ansprüche und Erwartungen an das Gegenüber. Und wenn der Blick aufeinander realistisch ist, haben beide Seiten Freude an der Zusammenarbeit.
Ein Gefühl von innerem Wert reduziert nicht die Ansprüche und Erwartungen an das Gegenüber, die kann ich sehr wohl haben, es reduziert vielmehr die Projektionen, Wünsche und Hoffnungen mit denen man hofft, dass der Partner die eigene innere Leere ausfüllt. So werden eigene Mängel mit einem möglichst perfekten Partner kompensiert. Wenn man aber ein gesundes Selbstwertgefühl hat, ist es sicher einfacher über Makel des Partners zu lächeln. Schließlich, nobody is perfect.

gruß delphina

 
hi staubi,

Was wir tun - die Deutschen sind besonders gut darin - wir reißen uns dann zusammen und halten mit aller Energie, die wir haben, an diesen Täuschungen fest. Wir ziehen die Daumenschrauben an, versuchen die anderen unter Druck zu setzen, und Männer rasseln gerne - direkt oder bildlich - mit dem Säbel. Wenn es um größere Zusammenhänge geht, machen wir einen Riesenaufstand, um an unseren Konzepten festhalten zu können. Täuschungen führen zu Ent-Täuschungen.
........da kann ich dir nur beipflichten, ist aber bei uns österreichern auch sehr weit verbreitet und die meisten von uns sind gewohnheitstiere, halten gerne an alten vertrauten mustern fest und fürchten einen neuanfang. ich kenne viele unglückliche partnerschaften, aber für beide seiten wäre die trennung oder enttäuschung sich die wahrheit eingestehen zu müssen entweder materiell oder imagemäßig einfach nicht zu schaffen. tja, stellt sich die frage, wie frei sind wir wirklich? und das läßt sich wohl wieder mit der kraft, die in uns ruht, beantworten. allerdings gibt es auch manche krise, die sich wieder einrenkt und eine gewisse ausdauer und beständigkeit braucht um sich zum besseren zu entwickeln.

delphina

 
imagemäßig...wenn ich das schon höre/lese =S

ich kenn auch so viele partnerschaften die unglücklich sind, sogar lang lang verheiratet, aber eine trennung einfach besser wäre. schlimm sowas mit anzusehen...

nicht mein lebensstil. gott sei dank!

 
das liest sich schön und gut, was staubi hier zitiert und das alles hätte ich auch immer unterschrieben und mit nachdruck vertreten ... bis, tja ...

man sagt solche dinge, solange man nicht verliebt ist. oder solange man einseitig verliebt ist. solange man keine chance hat.

denn wenn es so ist, dass einem die liebe kalt erwischt, überrascht, überwältigt ... dann sieht man den anderen nicht nüchtern und realistisch! dann wird idealisiert und angehimmelt, und im besten fall ist das gegenseitig.

das ist natürlich ein zustand, der nicht anhalten kann, aber was wäre eine verbindung, die ohne diese rosaroten ansichten beginnt ... ohne diesen süßen schmerz, ohne das gefühl, dass man die liebe nicht steuern kann, sondern sie einem steuert, indem man in dem anderen den schönsten, liebsten, wundervollsten entdeckt ...

was wäre die liebe ohne die ängste des verlusts, die sie weckt? dass man sich selbst und seine mängel erst kennenlernt, wenn man liebt ... so vieles kann man dann erst entdecken, das man von sich selbst nicht wusste, wenn man tief und von herzen liebt ...

wie kann man sagen "ich liebe dich, egal was du tust", wenn man hoch sensibel und emotional auf jede kleinste verletzung reagiert, wie man eben nur bei einem geliebten reagiert? bei einem "nur-freund" ist es etwas anderes, weil nicht so viele emotionen mitspielen, doch dem geliebten legt man sein leben in seine hände ...

wie kann man sagen "Ein Gefühl von innerem Wert reduziert Ansprüche und Erwartungen an das Gegenüber" wenn man sich wünscht, mit dem geliebten menschen sein leben zu verbringen, eine familie zu gründen, ein haus zu bauen, alles gemeinsam zu machen ...

eben: alles gut und schön. aber nicht aus der praxis

meint die

Isabel

PS Khalil Gibran kann das viel besser beschreiben als ich: Khalil Gibran "von der Liebe" einfach googeln ...

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Isabel,

ich finde es gut, dass Du die Worte von Staubi kritisch mit deinen Ansichten abgleichst. Weißt Du, dein folgender Satz hat mich inspirriert Dir zu zu schreiben.

eben: alles gut und schön. aber nicht aus der praxis
Ich find ihn deshalb so spannend, da Du dem Text von Staubi zustimmst und gleichzeitig ablehnst! Was denkst Du, woraus deine Zerrissenheit entsteht?

Dir einen schönen Abend, Grinsebacke

 
hallo und ja: meine antwort hätte zur diskussion einladen sollen, schön, dass du darauf ansprichst, Grinsebacke!

die 'zerrissenheit', wie du es nennst, die 'ambivalenz', wie ich es nenne, kommt so zustande: liebe ist beides.

gern stimmt ich staubi zu, dass es so sein sollte, wie er sagt, dass er einen idealzustand beschreibt: wann liebe nicht mehr zu einem 'problem' wird oder werden soll ...

aber dass das theoretisch ist und im leben nicht lebbar, beweist ja dieses forum.

gemeint war: alles ist ok und so, wie staubi es beschreibt, so lange alles rational und mit verstand analysiert und reflektiert wird, aber:

liebe ist nicht rational und emotionen sind nicht rational

und genau deswegen macht sie uns probleme

und genau deswegen leiden wir

und genau deswegen sind wir auch glücklich und schweben und schwelgen

denn auch die rosarote wolke 7 ist nicht rational

liebe macht aus uns irrationale wesen, wir erleben das schönste und manchmal das schrecklichste durch sie. sie macht uns erst zu menschen ohne sie wären wir rational und emotionslos wie maschinen ...

lieben gruß von

Isabel

 
Das die Liebe aus uns irrationale Wesen macht scheint für Dich eine tiefe Wahrheit zu sein! Und das ist auch gut so! :) ... Für mich dagegen ist diese Aussage nicht so wahr, wie für Dich (Allerdings hätte ich Dir vor ca. 2 Jahren ohne mit der Wimper zu zucken zugestimmt.)! ...

Wenn Du Lust hast mehr darüber zu erfahren so sei Dir der Beitrag: "Das ist Liebe" aus diesem Forum empfohlen. Hier der Link: http://www.liebeskummer.ch/tipps-stuetzen-denkanstoesse/das-ist-liebe_t27907.html. Meines Erachtens wird darin ein wenig deutlicher die These "Wenn es weh tut ist es keine Liebe" unterstrichen. Vielleicht findest Du ihn interessant und bestenfalls sogar hilfreich!

Sei lieb von mir gegrüßt Isabel, deine Grinsebacke