Wenn ich doch nur zaubern könnte

Wunschdenker

Neuer Benutzer
01. März 2013
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Bin schon lange, eine stille Mitleserin und nun…

Ich bin mit meinem Mann seit gut 12 Jahren zusammen. Wir haben in dieser Zeit viel erlebt und auch viel durchgemacht. Kinder haben wir keine, wir sind beide Mitte Dreissig.

Nun ist es so, dass er sich vor ca. einem Jahr anfing zu verändern. Es wurde dann immer schlimmer. Sogar so schlimm, dass er seine Arbeitsstelle kündigte (heute hat er eine neue). Ich habe mir dann die wildesten Möglichkeiten ausgedacht und bin dann bei einem Burnout gelandet. Also dachte ich von da an, jawohl der hat eins.

Anzeichen waren depressiv, launisch und vor allem regelmässiger und massiver Alkoholkonsum (war vorher nicht so). Ich wollte ihn dann für eine Therapie überreden, stiess aber auf taube Ohren.

Nun hat er mir im November gestanden, dass er seit gut 6 Monate schnupft, also Kokain zu sich nimmt. Für mich ist vorerst eine Welt zusammengebrochen, am liebsten hätte ich gleichzeitig geschrien und geheult.

Dass der beste Rat Eurerseits: Trenn Dich, wäre, ist mir bewusst. Aber unsere Beziehung ist ansonsten sehr gut; war sehr gut, nun steht natürlich diese Sache zwischen uns. Trotzdem möchte ich sie nicht einfach aus diesem Grund hinschmeissen und ich glaube weder ihm noch mir würde es nach einer Trennung gut gehen, aber irgendwie geht es mir zurzeit auch mit dieser Beziehung nicht gut. Eigentlich weiss ich einfach nicht mehr weiter. Nein, er denkt nicht ans Aufhören. Es wird eher immer schlimmer als besser.

Ich habe mich dann an eine Suchtberatungsstelle gewandt, sie konnten mir dort auch etwas von dieser Co-Abhängigkeit abnehmen. Trotzdem brauche ich einfach ein Ventil um meine Ängste und Sorgen los zu werden. Daher dachte ich mir, dass ich hier hinschreibe und evtl. ein paar aufmunternde Worte und vielleicht auch einige Tipps erhalten würde. Zudem Ihr wisst ja, manchmal tut „reden“ einfach gut.

 
Nur wird es nicht viele aufbauenden Worte geben, weil das gar nicht möglich ist. Wenn er von seiner Sucht nicht wegkommen will, dann wird eure Ehe dran zerbrechen. Tu Dir selbst einen Gefallen und geh weiter zur Suchtberatung bzw. zu einer Sebsthilfegruppe. Allein schon, damit Du nicht in die Co-Abhängigen Schiene reinrutscht, dann geht ihr nämlich Beide drauf. Kokainsucht ist vom Suchtverhalten und den Folgen so ziemlich das übelste überhaupt und wenn er Alkohol auch noch zur Verstärkung nimmt, rutscht er da jetzt in was rein, was eine sehr schnelle und sehr heftige Spirale nach unten nach sich zieht. Da kannst Du Dir den Mund fusselig reden und wirst auf taube Ohren stossen, weil jedes Wort nach dem nächsten Suff oder der nächsten Line schon längst wieder vergessen ist. Deins und seins.

Ich hab einige Erfahrungen mit Alkholismus, Kokainsucht und Co-Abhängigkeit und kann Dir nur den Rat geben Dich weiterhin beraten zu lassen und zu versuchen irgendwie für Dich selbst zu sorgen. Die "das wird schon wieder" Schönfärberei ist der erste Schritt in die Co-Abhängigkeit. Je eher Dir bewusst wird, daß es eben nicht einfach so wieder wird, um so eher kannst Du lernen Dich abzugrenzen. Das ist auch das einzige was ihn dazu bewegen könnte sich das Ganze doch noch mal zu überlegen. Sieht er aber weder Ehe noch sonstwas in Gefahr, wird er so weiter machen, aus welchem Anlass sollte er aufhören? Weil Du mal meckerst? Das ist wie gesagt mit dem nächsten Suff vergessen. Und das Craving bei Koks ist extrem. Da muss er schon wirklich raus wollen um das eine Weile durchzustehen. Ich kenne welche die haben Haus und Hof verkokst ohne mit der Wimper zu zucken, selbst als die Nase schon durchlöchert war, egal, rein das Zeug.

Solange er nicht handelt - er - nicht Du - geht's ab hier nur in eine Richtung. Abwärts. Pass auf, daß Du nicht mit drauf gehst. Lern Dich abzugrenzen. Das ist das einzige was Dir helfen kann und was Deine Aufgabe ist.

Ja, es tut Scheisse weh, aber wenn Du erst mit ihm zusammen da drin steckst, kommt ihr Beide nicht mehr raus!

 
Besten Dank für Deinen Beitrag

Nur wird es nicht viele aufbauenden Worte geben, weil das gar nicht möglich ist. Wenn er von seiner Sucht nicht wegkommen will, dann wird eure Ehe dran zerbrechen.
Kommt dann da jemals eine Grenze, wo ich genug habe? Manchmal hab ich Angst, dass ich diese verpasse.

versuchen irgendwie für Dich selbst zu sorgen.
Hast Du einige Vorschläge? Sorry, ich stehe sonst nie auf der Leitung, aber bei diesem Thema schon.

Und das Craving bei Koks
Ich bin ein Vollpfosten i.S. Drogen. Kannst du mir sagen was Craving heisst?

Lern Dich abzugrenzen. Das ist das einzige was Dir helfen kann und was Deine Aufgabe ist.
Und wie grenze ich mich ab?

 
Ziemlich üble Situation ...da braucht man sich nichts vormachen. Ich war früher selbst mal mit jemandem zusammen der süchtig war. Je härter die Drogen wurden, umso schneller ging es mit ihm bergab. Mir blieb irgendwann nichts anderes übrig, als mich zu trennen. Ich musste mich schützen, um nicht mit nach ganz unten zu trudeln.

Ich kann dir auch nur raten dir weiterhin Unterstützung zu holen ...ohne wirst du mit ihm im Dreck landen. Ganz viel Kraft für dich!

 
Kommt dann da jemals eine Grenze, wo ich genug habe? Manchmal hab ich Angst, dass ich diese verpasse.
Ja, die ist allerdings individuell. Ich kenne einige Partner die schon gar keine Schmerzgrenze mehr haben und mit dem Süchtigen untergehen, immer in der Hoffnung, daß das schon noch wird. Süchtige neigen dazu ihr Umfeld in die Sucht zu involvieren und einzubinden und Partner lassen das gern geschehen um die Ehe aus ihrer Sicht zu retten bzw. am Laufen zu halten. Das höhlt auch die Schmerzgrenze aus. Irgendwann hat man alles bereits ertragen und hat auch keine Kraft mehr zu gehen. Deswegen ist die Beratung so wichtig. Selbsthilfegruppe und Suchtberatung. Bleib da am Ball, nimm das ernst. Für Dich. Du bist sonst schneller als Du schauen kannst so verwickelt, daß Du den Absprung tatsächlich nicht schaffst.

Daß Du Dich jetzt nicht trennen kannst ist normal, Du bist ja überhaupt erst in einem Schockzustand und hast keine Erfahrung damit. Da ist die Naivität noch hoch und wirklich weh getan hat's auch noch nicht. Niemand wirft dann sofort seine Ehe weg. Brauchst Du auch nicht, es gibt Paare die schaffens tatsächlich gemeinsam, aber dafür müssen beide alles richtig machen. Auch Du. Das ist mit der Abgrenzung gemeint. Lass Dich nicht verwickeln und sorge für Dich - ausserhalb der Partnerschaft. Freunde, Suchtberatung, Selbsthilfegruppe. Sorge dafür, daß es Dir unabhängig von Deinem Partner gut geht.

Hast Du einige Vorschläge? Sorry, ich stehe sonst nie auf der Leitung, aber bei diesem Thema schon.
Bleib in der Partnerschaft wenn Du willst, aber löse nach und nach emotionale Verwicklungen. Sorge für Dich und daß es Dir gut geht - unabhängig von ihm. Indem Du Dir selbst gutes tust. Dich informierst. Für Deine Bedürfnisse sorgst. Hoffe nicht drauf, daß er das tut. Die Ehe wie Du sie kennst ist schon vorbei, das muss Dir klar werden. Die wird nie wieder so wie sie vorher war. Den Zahn kannst Du Dir gleich ziehen. Das bedeutet nicht, daß ihr das nicht schaffen könntet, wie gesagt, es gibt Paare die schaffen das, aber der Co-Abhängig macht im Regelfall immer den Anfang, der Süchtige zieht dann nach weil er merkt, es verändert sich was. Je eher Du die Ehe so wie Du sie in Erinnerung hast als beendet betrachtest, auch wenn es weh tut, desto eher kannst Du für Dich selbst sorgen. Das musst Du, egal ob ihr zusammen bleibt oder nicht. Dieser Mann ist als verlässlicher Partner jetzt ausgefallen und so solltest Du Dich auch verhalten.

Ich bin ein Vollpfosten i.S. Drogen. Kannst du mir sagen was Craving heisst?
Craving ist der Suchtdruck der entsteht wenn die Wirkung des Mittels nachlässt. Der innere Druck es wieder zu tun. Das ist nicht gleich zu setzen mit Entzugsympthomen, es ist eher das Verlangen nach der Droge. Bei Kokain ist es mit am schlimmsten, wahrscheinlich schlimmer als bei Heroin. Nur Crack topt das noch. Das liegt daran weil Kokain sowohl eine sehr starke körperliche als auch sehr starke psychische Abhängigkeit erzeugt. Ohne Kokain wird man dann aggressiv, depressiv, die Persönlichkeit verändert oft in eine sehr destruktive Richtung. Craving ist im Grunde das wovor man Angst hat, weil man glaubt ohne die Droge nicht mehr klar zu kommen. Um aus der Sucht austeigen zu können muss man einen ersten Antrieb haben diesen Suchtdruck zu überwinden. Dafür muss der Leidensdruck bei Koks aber schon recht hoch sein. Die Rückfallquote ist meines Wissens nach bei Kokain auch höher als bei allen anderen legalen und illegalen Drogen.

Und wie grenze ich mich ab?
Indem Du akzeptierst, daß Du keinen verlässlichen Partner mehr hast und Dein Leben so ausrichtest. Nicht auf ihn einwirken und ihn retten wollen, das ist sein Job und zeitgleich dafür sorgen, daß es Dir gut geht, unabhängig von ihm. Abgrenzung kann man lernen. Abgrenzung ist einfach nur Abstand von dem nehmen, was einem nicht gut tut. Nur weil ihr verheiratet seid musst Du Dir ja nicht jeden Mist antun.

Als Beispiel, wenn er versoffen auf der Couch rumliegt, gehst Du mit Freunden aus. Also wirklich abgrenzen und für DICH sorgen. Nicht für ihn!