wenn man immer die starke ist

Paradox

New member
05. Apr. 2019
4
0
0
Hallo zusammen 

Ich habe kürzlich ein Beitrag hier gepostet, weil in meiner Beziehung einiges nicht gut lief und ich mich deswegen in einen anderen verschaut habe, obwohl ich mein Freund noch liebe. 

Mittlerweile gabs ein Crash und ich habe ihm gesagt, dass sich entweder jetzt etwas ändern muss oder ich bin weg. Das hat bei ihm ziemlich eigeschlagen und seither bemüht er sich sehr. Er hat auch erkannt, dass sein Verhalten ihm selbst nicht gut tut. Das er zwar alles hat, das er sich nur wünschen kann, aber es nicht geniessen konnte und irgendwie doch immer noch mehr wollte. Ich habe viel mit ihm geredet und er hat sehr vieles eingesehen. Und endlich auch Dinge verstanden, die ich ihm schon seit Jahren zu erklären versuche. Er hat sich selber so über stresst, dass er nichts mehr geniessen konnte. 

Tja und ich hab so einiges davon abbekommen, weil er ständig über mein Kopf gehandelt hat, meine Wünsche nicht respektiert, Neins nicht akzeptiert und mich nicht mehr richtig wahrgenommen hat. Kurzum er hat keine Rücksicht auf meine Bedürfnisse genommen und das nicht mal bemerkt. Und nicht verstanden, wenn ich es ihm gesagt habe. 

So jedenfalls hat er mir versprochen etwas zu ändern. Und ich ihm, dass er eine Chance dazu bekommt. Seither gibt er sich sehr Mühe. Ich versuche ihn zu unterstützen aber gleichzeitig viel radikaler als früher dafür zu sorgen, dass es mir gut geht. Wenn ein Nein nicht akzeptiert wird, dann übergehe auch ich ihn einfach. Ich kann nicht mehr länger so weitermachen wie bisher. Ich möchte damit einerseits dafür sorgen, dass es mir endlich gut geht in der Beziehung und andererseits ihm zeigen, dass es mir ernst ist. Er hat schon oft versprochen etwas zu ändern oder gar gesagt, dass er etwas geändert hat und dann hielt es eine Woche an bevor alles wieder beim alten war. Ich möchte mit der Änderung meines Verhaltens sicherstellen, dass es eben nicht einfach wieder weiterläuft wie bis anhin. Ich glaube nach 4 Jahren braucht es radikalere Veränderungen, damit sich etwas ändern kann. Ich habe deswegen auch den Kontakt reduziert für den Moment. 

Soweit so gut, klingt alles super. Mein Freund hat vieles eingesehen, gibt sich Mühe, ich habe es geschafft etwas zu ändern und das Risiko einzugehen ihn zu verlieren obwohl das alles andere ist als was ich möchte. 

Leider gibt es noch ein anderes Problem und das lässt sich leider nicht lösen. Ich bin eine starke Person und hab schon einiges erlebt. Er hingegen (obwohl älter) viel weniger. Bei ihm im Leben lief eigentlich so ziemlich immer alles gerade aus. Dafür haut mich eigentlich kaum mehr etwas um, ihn bereits "Kleinigkeiten". Und So war ich halt immer die starke. Ich bin ein fröhlicher, aufgestellter Mensch, fast ganz egal welcher Scheiss gerade passiert. Die Leute wissen das und darum kommen viele mit ihren Problemen zu mir.

So gerade bin ich aber mal wieder selber vom Schicksaal verfolgt und ein länger bestehendes Problem, das ich schon seit einer Weile zu lösen versuche, bisher es aber keine Lösung gibt, ist wieder sehr aktuell. Schmerzlich wird mir gerade bewusst: Ich bin für alle stark, aber niemand ist da, der für mich stark ist. Vor allem kann es mein Freund nicht, im Moment sowieso nicht, weil er sehr stark mit sich selber beschäftigt ist. Und das bringt mich in ein ziemliches Dilemma. Ich kann mit vielem alleine umgehen. Aber jeder braucht irgendwann eine starke Schulter zum anlehnen. Nicht viel, nur jemand der zuhört und da ist. Jemand der einem versteht. 

In solchen Momenten habe ich das Gefühl, das mein Partner nicht der Richtige ist. Das ich mir jemand an meiner Seite wünsche, der zumindest ähnlich stark ist und ähnlich viel erlebt hat damit auch ich mal jemand habe der für mich da ist. 

Aber ich möchte mein Partner nicht verlieren, ich liebe ihn. Vor allem wenn er es wirklich schafft die Dinge zu ändern. Ich habe ihm versprochen, dass er die Chance hat. Und er gibt sich so Mühe. 

Was soll ich tun? War oder ist jemand in einer ähnlichen Situation? Kann man auf Dauer damit leben? 

 
Deine Beziehung ist sich zurzeit ziemlich am verändern. Und das ist gut so. Er war vorher deutlich zu dominant, auch wenn Du eigentlich die Starke bist. Jetzt zu hinterfragen, ob es gut kommt, weil Ihr unterschiedlich stark seid, ist grundsätzlich legitim. Aber geht es jetzt nicht in erster Linie überhaupt mal darum, ob sich die Partnerschaft aufgrund der bisherigen Ungleichheiten überhaupt so entwickeln kann, dass Du glücklich bist? Grundsätzlich kann man sich in einer Zweibeziehung im Idealfall auch ergänzen. Es müssen ja nicht beide gleich sein. Solange genügend Liebe vorhanden ist, können auch Ungleichheiten überwunden werden. Aber es darf nicht sein, dass immer die gleiche Person gibt bzw. nimmt. Diesbezüglich bist Du auf den richtigen Weg.