Hallo ihr lieben Leser!
Gerade spüre ich den "Verlust" einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben wieder besonders schmerzlich. Langsam ebbt der Gefühlssturm ein wenig ab und ich bin bereit, den Bruch zwischen uns halbwegs objektiv zu beleuchten, denke auch, dass es wichtig ist um abschliessen zu können.
Könntet ihr mir bitte dabei helfen??? Würdet ihr die Geschichte unserer Freundschaft bitte lesen und einfach frei heraus eure Meinung kundtun?
Unsere Freundschaft begann vor etwa neun Jahren. Wir lernten uns über einen gemeinsamen Bekanntenkreis kennen und ich bewunderte Ihre Haltung, Ihre Einstellung von Anfang an. Jahrelang hatten wir eher sporadischen Kontakt. Beziehungen, Arbeit, andere Freunde- manchmal sahen wir uns Monatelang nicht. Aber beide registrierten wir, dass es unserer Vertrautheit keinen Abbruch tat und wir waren uns einig, dass die Qualität unserer Freundschaft nie an der Intensivität des Kontaktes zu messen sei. Wir trafen uns, redeten Stundenlang, bereicherten und inspirierten uns und gingen wieder eine zeitlang getrennte Wege. Dennoch war sie von Anfang an der wichtigste Freund für mich, den ich jeh hatte.
Irgendwann begannen wir, unsere Freundschaft und auch den Kontakt weiter auszubauen. Sie hatte erhebliche Probleme mit ihrem damaligen Freund, wußte, dass sie sich würde trennen müssen, um sich weiter zu entwickeln. Ich bestärkte sie, hörte ihr zu und fühlte, wann immer wir uns austauschten, eine innere Ruhe, wie ich sie sonst nicht kannte.
Sie fand den Mut ihren Partner, dem sie nach wie vor sehr zugetan war, zu verlassen und unser Kontakt blieb beständig und sehr intensiv.
Ich glaube, ich habe zum ersten Mal erlebt, was wirkliche Freundschaft bedeutet. Nicht, dass ich keine Freunde habe, oder andere Menschen nicht in mein Herz schliessen würde. Aber an dieser Freundschaft konnte ich mich weiter entwickeln. Diese einvernehmliche Bereicherung, das Verständnis. Ich habe zum ersten Mal Liebe empfunden, für einen Freund. Ausserhalb von Beziehung.
Immer wieder dachte ich mir "dass hier darfst Du nie, niemals versauen!!!" Nicht weil es einen Anlass gab, nur weil ich immer wieder aus tiefstem Herzen spürte, dass ich diese Freundschaft nie wieder missen möchte. Zugleich war ich überzeugt, wir wären über all die üblichen Probleme erhaben, die im allgemeinen so für freundschaftliche Krisen sorgen. Ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass in unserer Verbundenheit und mit unserer Offenheit Missverständnisse gar nicht vorkommen können.
Und doch endete es eigentlich schäbig, dafür schäme ich mich....
Es begann, nachdem ich meinen Sohn auf die Welt gebracht hatte. Es war unser beider Wunsch und nicht nur der meine, dass sie Anteil am Leben meines Kindes nehmen würde. Sie wollte Patentante werden und mich machte das glücklich, denn ich wünschte meinem Kind solche Menschen in seinem Leben!
Letztendlich ließ sich unsere Idee nur schwer umsetzen, da wir einer unterschiedlichen Konfession angehörten. Ich schreibe absichtlich schwer, denn es wäre machbar gewesen. Doch ich bekam Zweifel. So sehr ich sie liebte, so kompliziert ist sie menschlich. So Stolz und wenig kritikfähig. Irgendwo läutete eine Alarmglocke, die mir sagte, wenn es irgednwann einmal Streit gäbe, dann würde sie die Freundschaft eher aufgeben, als sich dafür einzusetzen. Ich wollte aber Paten, die ein Leben lang für mein Kind da sind. Also entscheid ich mich dagegen, aber ich traute mich nicht, es ihr zu sagen, oder darüber zu sprechen und Vertrauen zu haben. Ich habe sie belogen und weiß bis heute nicht, ob sie es glaubte, dass es nicht machbar sei. Ich schäme mich. Das war nicht richtig!!!
Ich war immer bedacht, nicht zuviel zu verlangen. Dinge die mich störten und die gab es natürlich auch, sprach ich nicht aus. Ich wollte nicht riskieren, diese Freundschaft zu verlieren. Aber ich litt auch nicht darunter, weil es mir unwichtig erschien, neben dem, was mir diese Verbindung gab.
Mittlerweile hatte meine Freundin wieder einen neuen Partner an ihrer Seite. Einen sehr liebenswerten, aufgeschlossenen und klugen Mann. Ich freute mich aufrichtig für sie! Manchmal schlich sich die etwas egoistische Befürchtung ein, nun könnte sie keine Zeit mehr für mich haben. Aber ich habe nie zugelassen weiter darüber nachzudenken, geschweige denn es auszusprechen.
Dann wurde ich krank und die erste Zeit, in der mein Kind auf der Welt war, kostete mich viel Kraft. Ich hätte gut Hilfe gebrauchen können. Aber meine Freundin hatte nie Zeit und ich weigerte mich, enttäuscht zu sein. Aber langsam begann ich, wütend zu werden. Sie hatte mir immer wieder Hilfe angeboten, doch griff ich darauf zurück, was ohnehin nur selten der Fall war, da ich immer Angst hatte, zuviel zu verlangen, sagte sie unter fadenscheinigen Gründen ab. Beteurte aber immer wieder, ich solle sie unbedingt trotzdem weiterhin fragen. Da ich mir wünschte, dass sie eine Verbindung zu meinem Sohn aufbauen möge und es auch angeblich ihr größter Wunsch war, überwand ich mich auch noch einige Male und fragte erneut, ob es ihr passend sei, mal einen Spaziergang mit ihm zu unternehmen etc. Irgendwann stellte sich aber doch eine gewisse Enttäuschung ein und ich fragte mich, warum ihr Verhalten so ambivalent war, zu dem, was sie sagte.
Es ärgerte mich, wenn sie ellenlang erklärte, warum sie nicht kommen könne, ohne dass der Grund für mich wirklich ersichtlich war. Wir waren doch immer so ehrlich gewesen und ich schätzte sie gerade dafür. Ich fragte sie, ob sie vielleicht zu unsicher sei, weil mein Sohn noch so klein war und es für sie vielleicht ungewohnt sei. Dass hätte ich nur zu gut verstanden. Sie verneinte.
Eines Tages bot sie überraschend an, am Nachmittag vorbeizukommen. Ich sagte erfreut zu und legte alle Erledigungen auf den Vormittag, um am Nachmittag wirklich ganz da sein zu können. Doch wie so oft kam kurze Zeit später schon wieder eine Nachricht, dass es zur vorgesehenen Zeit nicht klappen würde, sie aber jetzt kommen könnte. Ich stand gerade mit Kind und Einkaufswagen im Supermarkt und ärgerte mich, weil ich extra alles am Vormittag erledigte, während schon wieder alles schief lief, zum hundertsten Male. Beherrscht schrieb ich, dass ich nun mitten am Einkauf sei und danach noch putzen etc etc müsste, da ich extra alles auf den Vormitag gelegt hatte, um Nachmittags für sie da sein zu können, aber ob sie nicht eine Runde mit dem Kleinen drehen möge, dass würde mir sehr helfen. Wie gesagt, angeboten hatte sie es oft genug, ganz expliziet, nur geklappt hatte es bisher noch nie.
Ihr Antwort traf mich, emotional angeschlagen wie ich in der anstrengenden Stillzeit und mit der Erkrankung war, wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hätte mich besuchen wollen und keine Lust, dass ich mein Kind auf sie abschieben würde. Ich überlegte lang und antwortete schliesslich ehrlich, dass es ihr Angebot gewesen sei und ich dachte, es sei in einer guten Freundschaft möglich, wenigstens zu fragen und ihr Angebot ernst zu nehmen.
Es klingt wie kinkerlitzchen und rückblickend war es das vielleicht auch. Ich bin selbst bemüht, mein Verhalten richtig einzuschätzen. War es unangebracht? Habe ich etwas übersehen, was ihr Verhalten erklären könnte? Es ist albern, diesen einen Tag so kleinlich zu erklären, aber andere Anhaltspunkte habe ich nicht. Es war der große Knall und ich verstehe nicht.
Nun, jedenfalls war ich zum ersten Mal richtig wütend. Monatelang hatte ich meinen Ärger heruntergeschluckt und vor allem die Enttäuschung darüber, von meiner besten Freundin allein gelassen zu werden, die mir doch am meisten Hilfe zugesagt hatte, ungefragt.
Ich nahm mir vor mich erstmal nicht mehr zu melden. Erstens um nicht unbedacht irgendwas kaputt zu machen und zweitens um zu sagen "Hallo, etwas ist nicht in Ordnung!"
Hätte ich gewusst, was ich damit bewirke, ich hätte es nicht getan. Denn sie ließ auch nichts mehr von sich hören. Mehr als ein halbes Jahr. Oft hatte ich das Handy in der Hand. Unzählige Male hatte ich das verlangen, etwas mit ihr zu besprechen und sie fehlte so sehr. Ich tat es nicht, weil ich mir keine Blöße geben wollte. Ich hatte das Gefühl, dann würde sie mich nicht mehr Ernst nehmen. So schön die Freundschaft war, so vertrauensvoll und innig. Ich hatte doch schon gespürt, dass es dabei auch um emotionale Stärke ging, die wir aneinander maßen. Es war AUCH ein Drahtseilakt, vielleicht, weil wir beide sehr starke Persönlichkeiten sind, klug genug, das Verhalten des anderen abzuschätzen und bereit, es zu bewerten.
Und letztendlich fühlte ich mich im Recht.
Irgendwann kam von ihr eine Sms, sie müsse mir etwas erzählen. Ich Esel fühlte mich sofort bestätigt und dachte "siehst Du.... sie wird sich NIE entschuldigen, nie. Nun versucht sie diesen Moment zu umgehen, indem sie mir den neusten Klatsch erzählt." Und ich antwortete entsprechend kühl- "willst Du heiraten? Bist Du schwanger? Denn wenn es nichts wichtiges ist, dann will ich es nicht wissen...." Ich bildete mir ein damit gesagt zu haben "ich bin immer für Dich da, falls etwas wichtiges passiert. Aber wenn nicht, dann erwarte ich eine Entschuldigung...." Weiß der Himmel wie es ankam. Ich hörte nichts mehr von ihr.
Irgendwann wurde mir bewusst, was auf dem Spiel stand. Ich schrieb ihr, denn mittlerweile hatte ich auch den Grund erfahren, sie war schwanger. Erst noch distanziert, aber dann immer verzweifelter. Das hatte ich nicht gewollt. Niemals hatte ich unsere Freundschaft aufs Spiel setzen wollen. Anfangs fühlte ich mich offen gestanden noch vollkommen oben auf. Ich dachte, sie wird sich schon melden, ich werde ihr fehlen.
Dann kapierte ich langsam, das sie dass nie tun würde, eher würde diese Freundschaft kaputt gehen. Ich geriet in Panik und erklärte meine Reaktion in einem langen Brief, der liebevoller nicht hätte sein können.
Ich hatte mir immer so gewünscht, dass sie schwanger werden würde und ich dieses Abenteuer mit ihr würde teilen dürfen. Obwohl damals absolut nichts in dieser Richtung geplant war, schrieb ich ein Buch für sie, dass ihr die Schwangerschaft schöner machen sollte, als es meine war. Ich schrieb darin über meine Schwangerschaft und wie wunderschön es sei, sein Kind im Arm zu halten. Natürlich hat sie davon letztendlich nie etwas erfahren, dass es dieses Buch gibt.
Es kam nie etwas zurück, auch nach dem Brief nicht. Dass machte mich vollends hilflos, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, wie sie so eine Omage an unsere Freundschaft unberührt lassen konnte.
Einmal rief ich sie an. Nur um ihr zu sagen, dass ich ihr alles Gute wünsche, von Herzen und nicht böse sei, wegen nichts. Sie fragte wie es mir gehe, aber da es mir schlecht ging, wollte ich sie damit nicht belasten. Ich sagte dass ich wirklich nur für sie angerufen hätte, um ihr eine Freude zu machen. Nachdem das Telefonat beendet war, etwa nach einer Minute, brach ich in Tränen aus.
Nach einige Tagen schrieb ich ihr, es ginge mir schlecht, ich wolle sie damit nicht belasten, aber ich hätte niemanden sonst, mit dem ich so reden könne, wie mit ihr und wie sehr sie mir fehle. Ob sie mich besuchen möge. Ich habe nie Antwort erhalten.
Mittlerweile habe ich einige Krisen durchgestanden, auch ohne sie. Mein Freund hatte mich betrogen, ich war in einer Klinik, weil ich nicht mehr essen konnte und meine Erkrankung immer schlimmer wurde. Und ich weiß, dass sie davon weiß, über unsere gemeinsamen Freunde.
Und meine anfängliche Wut, wandelte sich in Enttäuschung, nun ist nur noch eine leise Traurigkeit da. Sie fehlt mir so!!!
Zugleich habe ich mittlerweile erkannt, dass sie nicht der Mensch war, für den sie sich ausgegeben hat. Sie gab sich immer so stark und unabhängig und grenzenlos ehrlich. Selbstbewusst. Nichts davon stimmt. Aber ich liebe sie trotzdem. Genau so, wie sie ist.
Was kann ich noch tun und vor allem, was habe ich falsch gemacht???
Gerade spüre ich den "Verlust" einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben wieder besonders schmerzlich. Langsam ebbt der Gefühlssturm ein wenig ab und ich bin bereit, den Bruch zwischen uns halbwegs objektiv zu beleuchten, denke auch, dass es wichtig ist um abschliessen zu können.
Könntet ihr mir bitte dabei helfen??? Würdet ihr die Geschichte unserer Freundschaft bitte lesen und einfach frei heraus eure Meinung kundtun?
Unsere Freundschaft begann vor etwa neun Jahren. Wir lernten uns über einen gemeinsamen Bekanntenkreis kennen und ich bewunderte Ihre Haltung, Ihre Einstellung von Anfang an. Jahrelang hatten wir eher sporadischen Kontakt. Beziehungen, Arbeit, andere Freunde- manchmal sahen wir uns Monatelang nicht. Aber beide registrierten wir, dass es unserer Vertrautheit keinen Abbruch tat und wir waren uns einig, dass die Qualität unserer Freundschaft nie an der Intensivität des Kontaktes zu messen sei. Wir trafen uns, redeten Stundenlang, bereicherten und inspirierten uns und gingen wieder eine zeitlang getrennte Wege. Dennoch war sie von Anfang an der wichtigste Freund für mich, den ich jeh hatte.
Irgendwann begannen wir, unsere Freundschaft und auch den Kontakt weiter auszubauen. Sie hatte erhebliche Probleme mit ihrem damaligen Freund, wußte, dass sie sich würde trennen müssen, um sich weiter zu entwickeln. Ich bestärkte sie, hörte ihr zu und fühlte, wann immer wir uns austauschten, eine innere Ruhe, wie ich sie sonst nicht kannte.
Sie fand den Mut ihren Partner, dem sie nach wie vor sehr zugetan war, zu verlassen und unser Kontakt blieb beständig und sehr intensiv.
Ich glaube, ich habe zum ersten Mal erlebt, was wirkliche Freundschaft bedeutet. Nicht, dass ich keine Freunde habe, oder andere Menschen nicht in mein Herz schliessen würde. Aber an dieser Freundschaft konnte ich mich weiter entwickeln. Diese einvernehmliche Bereicherung, das Verständnis. Ich habe zum ersten Mal Liebe empfunden, für einen Freund. Ausserhalb von Beziehung.
Immer wieder dachte ich mir "dass hier darfst Du nie, niemals versauen!!!" Nicht weil es einen Anlass gab, nur weil ich immer wieder aus tiefstem Herzen spürte, dass ich diese Freundschaft nie wieder missen möchte. Zugleich war ich überzeugt, wir wären über all die üblichen Probleme erhaben, die im allgemeinen so für freundschaftliche Krisen sorgen. Ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass in unserer Verbundenheit und mit unserer Offenheit Missverständnisse gar nicht vorkommen können.
Und doch endete es eigentlich schäbig, dafür schäme ich mich....
Es begann, nachdem ich meinen Sohn auf die Welt gebracht hatte. Es war unser beider Wunsch und nicht nur der meine, dass sie Anteil am Leben meines Kindes nehmen würde. Sie wollte Patentante werden und mich machte das glücklich, denn ich wünschte meinem Kind solche Menschen in seinem Leben!
Letztendlich ließ sich unsere Idee nur schwer umsetzen, da wir einer unterschiedlichen Konfession angehörten. Ich schreibe absichtlich schwer, denn es wäre machbar gewesen. Doch ich bekam Zweifel. So sehr ich sie liebte, so kompliziert ist sie menschlich. So Stolz und wenig kritikfähig. Irgendwo läutete eine Alarmglocke, die mir sagte, wenn es irgednwann einmal Streit gäbe, dann würde sie die Freundschaft eher aufgeben, als sich dafür einzusetzen. Ich wollte aber Paten, die ein Leben lang für mein Kind da sind. Also entscheid ich mich dagegen, aber ich traute mich nicht, es ihr zu sagen, oder darüber zu sprechen und Vertrauen zu haben. Ich habe sie belogen und weiß bis heute nicht, ob sie es glaubte, dass es nicht machbar sei. Ich schäme mich. Das war nicht richtig!!!
Ich war immer bedacht, nicht zuviel zu verlangen. Dinge die mich störten und die gab es natürlich auch, sprach ich nicht aus. Ich wollte nicht riskieren, diese Freundschaft zu verlieren. Aber ich litt auch nicht darunter, weil es mir unwichtig erschien, neben dem, was mir diese Verbindung gab.
Mittlerweile hatte meine Freundin wieder einen neuen Partner an ihrer Seite. Einen sehr liebenswerten, aufgeschlossenen und klugen Mann. Ich freute mich aufrichtig für sie! Manchmal schlich sich die etwas egoistische Befürchtung ein, nun könnte sie keine Zeit mehr für mich haben. Aber ich habe nie zugelassen weiter darüber nachzudenken, geschweige denn es auszusprechen.
Dann wurde ich krank und die erste Zeit, in der mein Kind auf der Welt war, kostete mich viel Kraft. Ich hätte gut Hilfe gebrauchen können. Aber meine Freundin hatte nie Zeit und ich weigerte mich, enttäuscht zu sein. Aber langsam begann ich, wütend zu werden. Sie hatte mir immer wieder Hilfe angeboten, doch griff ich darauf zurück, was ohnehin nur selten der Fall war, da ich immer Angst hatte, zuviel zu verlangen, sagte sie unter fadenscheinigen Gründen ab. Beteurte aber immer wieder, ich solle sie unbedingt trotzdem weiterhin fragen. Da ich mir wünschte, dass sie eine Verbindung zu meinem Sohn aufbauen möge und es auch angeblich ihr größter Wunsch war, überwand ich mich auch noch einige Male und fragte erneut, ob es ihr passend sei, mal einen Spaziergang mit ihm zu unternehmen etc. Irgendwann stellte sich aber doch eine gewisse Enttäuschung ein und ich fragte mich, warum ihr Verhalten so ambivalent war, zu dem, was sie sagte.
Es ärgerte mich, wenn sie ellenlang erklärte, warum sie nicht kommen könne, ohne dass der Grund für mich wirklich ersichtlich war. Wir waren doch immer so ehrlich gewesen und ich schätzte sie gerade dafür. Ich fragte sie, ob sie vielleicht zu unsicher sei, weil mein Sohn noch so klein war und es für sie vielleicht ungewohnt sei. Dass hätte ich nur zu gut verstanden. Sie verneinte.
Eines Tages bot sie überraschend an, am Nachmittag vorbeizukommen. Ich sagte erfreut zu und legte alle Erledigungen auf den Vormittag, um am Nachmittag wirklich ganz da sein zu können. Doch wie so oft kam kurze Zeit später schon wieder eine Nachricht, dass es zur vorgesehenen Zeit nicht klappen würde, sie aber jetzt kommen könnte. Ich stand gerade mit Kind und Einkaufswagen im Supermarkt und ärgerte mich, weil ich extra alles am Vormittag erledigte, während schon wieder alles schief lief, zum hundertsten Male. Beherrscht schrieb ich, dass ich nun mitten am Einkauf sei und danach noch putzen etc etc müsste, da ich extra alles auf den Vormitag gelegt hatte, um Nachmittags für sie da sein zu können, aber ob sie nicht eine Runde mit dem Kleinen drehen möge, dass würde mir sehr helfen. Wie gesagt, angeboten hatte sie es oft genug, ganz expliziet, nur geklappt hatte es bisher noch nie.
Ihr Antwort traf mich, emotional angeschlagen wie ich in der anstrengenden Stillzeit und mit der Erkrankung war, wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hätte mich besuchen wollen und keine Lust, dass ich mein Kind auf sie abschieben würde. Ich überlegte lang und antwortete schliesslich ehrlich, dass es ihr Angebot gewesen sei und ich dachte, es sei in einer guten Freundschaft möglich, wenigstens zu fragen und ihr Angebot ernst zu nehmen.
Es klingt wie kinkerlitzchen und rückblickend war es das vielleicht auch. Ich bin selbst bemüht, mein Verhalten richtig einzuschätzen. War es unangebracht? Habe ich etwas übersehen, was ihr Verhalten erklären könnte? Es ist albern, diesen einen Tag so kleinlich zu erklären, aber andere Anhaltspunkte habe ich nicht. Es war der große Knall und ich verstehe nicht.
Nun, jedenfalls war ich zum ersten Mal richtig wütend. Monatelang hatte ich meinen Ärger heruntergeschluckt und vor allem die Enttäuschung darüber, von meiner besten Freundin allein gelassen zu werden, die mir doch am meisten Hilfe zugesagt hatte, ungefragt.
Ich nahm mir vor mich erstmal nicht mehr zu melden. Erstens um nicht unbedacht irgendwas kaputt zu machen und zweitens um zu sagen "Hallo, etwas ist nicht in Ordnung!"
Hätte ich gewusst, was ich damit bewirke, ich hätte es nicht getan. Denn sie ließ auch nichts mehr von sich hören. Mehr als ein halbes Jahr. Oft hatte ich das Handy in der Hand. Unzählige Male hatte ich das verlangen, etwas mit ihr zu besprechen und sie fehlte so sehr. Ich tat es nicht, weil ich mir keine Blöße geben wollte. Ich hatte das Gefühl, dann würde sie mich nicht mehr Ernst nehmen. So schön die Freundschaft war, so vertrauensvoll und innig. Ich hatte doch schon gespürt, dass es dabei auch um emotionale Stärke ging, die wir aneinander maßen. Es war AUCH ein Drahtseilakt, vielleicht, weil wir beide sehr starke Persönlichkeiten sind, klug genug, das Verhalten des anderen abzuschätzen und bereit, es zu bewerten.
Und letztendlich fühlte ich mich im Recht.
Irgendwann kam von ihr eine Sms, sie müsse mir etwas erzählen. Ich Esel fühlte mich sofort bestätigt und dachte "siehst Du.... sie wird sich NIE entschuldigen, nie. Nun versucht sie diesen Moment zu umgehen, indem sie mir den neusten Klatsch erzählt." Und ich antwortete entsprechend kühl- "willst Du heiraten? Bist Du schwanger? Denn wenn es nichts wichtiges ist, dann will ich es nicht wissen...." Ich bildete mir ein damit gesagt zu haben "ich bin immer für Dich da, falls etwas wichtiges passiert. Aber wenn nicht, dann erwarte ich eine Entschuldigung...." Weiß der Himmel wie es ankam. Ich hörte nichts mehr von ihr.
Irgendwann wurde mir bewusst, was auf dem Spiel stand. Ich schrieb ihr, denn mittlerweile hatte ich auch den Grund erfahren, sie war schwanger. Erst noch distanziert, aber dann immer verzweifelter. Das hatte ich nicht gewollt. Niemals hatte ich unsere Freundschaft aufs Spiel setzen wollen. Anfangs fühlte ich mich offen gestanden noch vollkommen oben auf. Ich dachte, sie wird sich schon melden, ich werde ihr fehlen.
Dann kapierte ich langsam, das sie dass nie tun würde, eher würde diese Freundschaft kaputt gehen. Ich geriet in Panik und erklärte meine Reaktion in einem langen Brief, der liebevoller nicht hätte sein können.
Ich hatte mir immer so gewünscht, dass sie schwanger werden würde und ich dieses Abenteuer mit ihr würde teilen dürfen. Obwohl damals absolut nichts in dieser Richtung geplant war, schrieb ich ein Buch für sie, dass ihr die Schwangerschaft schöner machen sollte, als es meine war. Ich schrieb darin über meine Schwangerschaft und wie wunderschön es sei, sein Kind im Arm zu halten. Natürlich hat sie davon letztendlich nie etwas erfahren, dass es dieses Buch gibt.
Es kam nie etwas zurück, auch nach dem Brief nicht. Dass machte mich vollends hilflos, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, wie sie so eine Omage an unsere Freundschaft unberührt lassen konnte.
Einmal rief ich sie an. Nur um ihr zu sagen, dass ich ihr alles Gute wünsche, von Herzen und nicht böse sei, wegen nichts. Sie fragte wie es mir gehe, aber da es mir schlecht ging, wollte ich sie damit nicht belasten. Ich sagte dass ich wirklich nur für sie angerufen hätte, um ihr eine Freude zu machen. Nachdem das Telefonat beendet war, etwa nach einer Minute, brach ich in Tränen aus.
Nach einige Tagen schrieb ich ihr, es ginge mir schlecht, ich wolle sie damit nicht belasten, aber ich hätte niemanden sonst, mit dem ich so reden könne, wie mit ihr und wie sehr sie mir fehle. Ob sie mich besuchen möge. Ich habe nie Antwort erhalten.
Mittlerweile habe ich einige Krisen durchgestanden, auch ohne sie. Mein Freund hatte mich betrogen, ich war in einer Klinik, weil ich nicht mehr essen konnte und meine Erkrankung immer schlimmer wurde. Und ich weiß, dass sie davon weiß, über unsere gemeinsamen Freunde.
Und meine anfängliche Wut, wandelte sich in Enttäuschung, nun ist nur noch eine leise Traurigkeit da. Sie fehlt mir so!!!
Zugleich habe ich mittlerweile erkannt, dass sie nicht der Mensch war, für den sie sich ausgegeben hat. Sie gab sich immer so stark und unabhängig und grenzenlos ehrlich. Selbstbewusst. Nichts davon stimmt. Aber ich liebe sie trotzdem. Genau so, wie sie ist.
Was kann ich noch tun und vor allem, was habe ich falsch gemacht???