Wie kann man mit Verletzungen abschließen?

Thetis

Benutzer
09. Juni 2010
64
0
0
51
Guten Abend,

ich lebe in einer Fernbeziehung mit einem um einige Jährchen jüngeren Mann. Um genau zu sein reden wir von über 10 Jahren. ;)

Nun ist es so, dass wir seit zwei Jahren mehr oder weniger zusammen sind. Das ist einfach so passiert und uns war eigentlich anfangs klar: Das darf nicht sein!

Wir haben uns beide dagegen gewehrt und erst mit der Zeit sind wir in diese wirklich enge, liebevolle Beziehung hinein gewachsen.

Nun habe ich ein Problem. Meine Ehe, die ich beendet habe (ich lebe in Trennung) war nicht gerade einfach, sie war von ziemlicher Gleichgültgkeit und Unzuverlässigkeit geprägt. Ich habe mich zudem damals entwurzeln lassen und in den Jahren hier am Ort hat mein Selbstbewußtsein gelitten. Ich habe zugenommen, ich neige dazu mir immer sehr schnell an allem die Schuld zu geben. Durch die letzten Jahre fühl ich mich immer noch recht schnell wertlos. Gerade wenn das passiert flüchte ich mich dann in einen gewissen Jähzorn, um mich zu schützen.

Mein Liebster ist ein manchmal recht sturer junger Mann, der auch mal hitzblitzig seine Scheuklappen anlegt. Das passt natürlich zu meinem immer wieder aufblitzenden Jähzorn, wie man sich denken kann. ;)

Jedenfalls: Er liebt mich, er hat immer mehr gelernt das auch zu zeigen und heute fühle ich mich bei ihm sehr geborgen. Alles in allem denken wir beide, das unsere Beziehung ziemlich gut da steht und wir uns - eine Garantie fürs ganze Leben gibt es nie, das ist uns beiden klar - hoffentlich noch auf viele schöne, gemeinsame Jahre freuen können.

Aber er ist halt um einiges jünger. Es gibt immer wieder Dinge, bei denen wir grundsätzlich anders denken und so spannend es auch ist wie wir unser Bewußtsein dadurch auch beide erweitern: Das kann zu ziemlichen Missverständnissen führen. Das meiste sind Kinkerlitzchen. (Meine Generation hat halt eine sms noch für was besonderes gehalten und seine nutzt die Dinger ja schon um der Banknachbarin Guten Morgen zu wünschen und wenns dann Frauen sind weil er als Musiker viel mit Musikkolleginen zu schaffen hat, dann ists für ihn normal und ich habs halt erstmal lernen müssen. Nur so als Beispiel. ;) )

Aber es gab ein oder zwei Dinge, die ich bis heut nicht verwunden habe und bei denen ich nicht weiß, WIE ich das machen soll.

Ich denke, es ist ein generelles Problem. Er selbst sagt er hat sich damals ziemlich arschig verhalten und es tut ihm wahnsinnig leid. Das ist die Wahrheit, ich hab da nicht den geringsten Zweifel.

Ich weiß auch, das wird nie mehr vorkommen und ich hab hier und da auch meinen Anteil getragen.

Aber es zermürbt mich weil ich immer noch oft drüber nachgrübel was ICH damals hätte besser machen können.

Wie nur lerne ich, diese Dinge - die mir weh getan haben - abzuschließen? Gibt es da Tipps oder Methoden, Entspannungstechniken oder Verarbeitungsmöglichkeiten?

Ich hoffe, ihr habt einen Rat für mich. :)

 
Liebe Thetis,

Aber es gab ein oder zwei Dinge, die ich bis heut nicht verwunden habe und bei denen ich nicht weiß, WIE ich das machen soll.
Was für Dinge sind das? Was bringt dich so zum Jähzorn?

Hast du da schon etwas gegen unternommen?

Hast du dir dazu schon Hilfe geholt?

Wie nur lerne ich, diese Dinge - die mir weh getan haben - abzuschließen? Gibt es da Tipps oder Methoden, Entspannungstechniken oder Verarbeitungsmöglichkeiten?
Da wird es schon etwas geben - aber eben keine pauschale Methode. Dazu müsstest du etwas mehr über die Dinge erzählen, die du abschließen möchtest.
Lieben Gruß,

pitsch

 
Hallo Pitsch,

ich versuche es zu erklären, allzu sehr ins Detail gehen behagt mir da aber nicht. Das aber gerne per PN.

Im Grunde war es so, das eine andere Frau ins Spiel kam. Er verguckte sich kurzfristig, allerdings sagte er mir dies sofort, wir gingen es gemeinsam an und haben das zusammen überstanden.

Er ist mit ihr noch einige Zeit befreundet gewesen und es kam zu der einen oder anderen eigentlich harmlosen Situation die mir, mit dem Wissen das er mal mehr für sie gefühlt hat, aber ziemlich weh taten. Dann ging er mit ihr zu einer Veranstaltung zu der ich eigentlich mit ihm sollte.

Das war der letzte vorfall, aber der sitzt besonders tief.

Ich bin leider nicht wirklich rational, wenn es auf dieses Thema kommt. Und das würde ich gerne ändern denn für meine Irrationalität gibt es außer den damals nicht beabsichtigten Verletzungen keinen Grund.

Und ich denke, es ist Zeit das hinter uns zu lassen.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Liebe Thetis,

ich halte also fest, dass dein Selbstwertgefühl gesteigert werden sollte und du gerne dein Vertrauen in ihn wieder stärken würdest. Richtig?

Da gibt es viele Angebote und Wege. Deinen zu finden, kann auch mal dazuführen, dass du einen Umweg machst.

Was dein Selbstwertgefühl betrifft so vermute ich, dass du noch "eine Rechnung offen hast" mit deiner Kindheit. "Stell dich nicht so an" ist in etwa "was nicht tötet, härtet ab". Es sind Aussagen, die beim erwachsen werden uns anspornen sollen nicht in allem einen Weltuntergang zu sehen. Denn für Kinder ist anfangs alles Überlebensnotwendigkeit was sie von ihren Eltern wollen. Es ist tatsächlich Überlebenskampf und Angst. Erwachsene reagieren darauf mit solchen Sprüchen, weil sie wissen, dass ein Loch im Hemd kein Kampf um Leben und Tod ist. Das kommt im Heranwachsen seltsam rüber. Man fühlt sich unverstanden, nicht ernst genommen. Dabei soll es uns eigentlich nur in unserer Wahrnehmung weiter entwickeln. Je älter wir werden desto mehr Sachen stürmen auf uns ein und es gibt welche, die wichtig sind und andere. Wie lernen wir aber sie selbständig einzustufen? Nur indem wir uns selbst Gedanken darum machen.

Man kann das üben, dass diese Sprüche einen nicht in die Kindheit zurückversetzen.

Das Vertrauen in ihn...

warum hat er mit ihr Kontakt? Weiß er, dass du auf sie eifersüchtig bist? Was sagt er dazu? Kennst du sie persönlich? Oder nur von Fotos?

Ansonsten denk mal darüber nach weshalb er dir von ihr erzählt? Ich hätte Probleme, wenn er damit aufhören würde. Dann würde ich mir große Sorgen machen und mich fragen was er mir verheimlicht. Mir wäre es also viel lieber, wenn er alles was mit ihr zu tun hat, mir auch erzählt.

Und mit wem ist er doch gleich zusammen? Mit dir oder mit ihr?

Liebe Grüße,

pitsch

 
Hallo Pitsch,

"noch eine Rechnung offen, mit meiner Kindheit". Das ist eine interessante Aussage, aber da klingt ne Saite in mir, wenn ich mir das so überlege. Ich glaub, darüber muß ich mal nachdenken.

Mein Verhältnis zu meinen Eltern ist eh recht ambivalent. Ich hab hier darüber schon mal geschrieben.

Vielleicht sollte ich mir mal ein Heft kaufen und einfach mal alles aufschreiben, was mir zu dem Thema so einfällt. Dass ich meine Eltern hier jetzt wieder mit reingebracht habe, das kam auch eher im Tippen aber es ist was dran. :)

Ich vertraue ihm. Das seltsame ist, dass ich ihm wirklich volles Vertrauen entgegen bringe. Er ist zu mir gekommen, damals. Er war völlig ehrlich und was danach schief gegangen ist, das war einfach dumm aber keine böse Absicht und so was würde heute nie mehr passieren. Ich glaub, ich hab eher kein Vertrauen in mich bzw. darin, dass ich das alles wert bin.

Und er hat zu ihr derzeit keinen Kontakt. Das ist mit der Zeit eingeschlafen und er meinte die Tage zu mir er habe auch nicht vor das zu ändern solange wir das nicht gemeinsam abgeschlossen haben, was damals alles passierte.

Sollte sie sich einmal melden, dann muß er mir das auch garnicht erzählen aber ich würde es wissen wollen wenn er zu ihr fährt. Oder sie zu ihm. Das würde er mir auch sofort sagen.

Dein letzter Satz... der könnte von ihm sein. ;)

 
Liebe Thetis,

wenn du über deine Kindheit nachdenken möchtest, dann möchte ich dir ein paar Anstöße mitgeben.

Stell dir mal ein Säugling vor. Es ist ein Mensch, kann aber eigentlich noch nichts und ist noch vollkommen abhängig, dass andere Lebewesen es am Leben erhalten. Das erst was sie lernen ist häufig, dass sie sich über die Stimme bemerkbar machen. Mit der Zeit wird ein Schreien daraus. Und sie sind solange glücklich und zufrieden wie sie keinen Hunger und keinen Durst haben. Wobei sie das nicht einmal bewusst feststellen können, sondern instinktiv etwas brauchen.

Nahrung ist lebenswichtig. Also ist auch der Schrei ein Ruf nach "ich will überleben".

Die Kinder werden größer... aber alles was sie wollen ist anfangs ein Kampf ums Überleben. Als Erwachsener weiß ich, dass man auch überlebt, wenn ***xy nicht oder nicht sofort da ist oder passiert. Kinder lernen es erst. ;)

Ich wünsche dir angenehme Gedanken zum einschlafen,

pitsch

 
Lieber Pitsch,

ich danke dir. Du hast mir viel Futter zum Nachdenken gegeben. :)