Wie soll es weitergehen?

dannycologne

Neuer Benutzer
05. Apr. 2010
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Hallo,

vor einigen Monaten lernte ich ein Mädel kennen, wobei ich von Anfang an von ihr erfuhr, dass sie Agoraphobie hat ... also eine angst- und Panikstörung, was eine psychische Erkrankung ist. Sie lebt seit Kindsalter damit, erfolgreich therapiert wird das ganze seit über einem Jahr ... dort wurde nun wohl "generalisierte Angst" diagnostiziert. Teils hat sie auch depressive Phasen und permanent Krankheitsangst. Insgesamt hat sie sogar Angst, ihre Familie zu besuchen.

Schon sehr früh haben wir beide eine Beziehung begonnen und ich habe immer versucht, sie zu unterstützen. D.h. zu loben, wenn Sachen geklappt hatten, die früher nicht möglich waren oder sie auch (ohne Druck) zu ermutigen, wenn sie wieder nen rückschlag hatte. Das verlief bisher alles ganz gut – wenn auch immer wie auf ner Achterbahn. Rauf und runter. Zuletzt hatte ich das Gefühl, dass wir beide, aber vor allem sie selber das immer besser in den Griff bekommt. Angstfrei sicherlich nie, aber die angstfreie Zeit wurde länger ... je nachdem, wieviel Stress sie hatte oder ob irgendwelche Termine anstanden.

Vor guten drei Wochen kam sie dann zu mir und sagte, sie wäre unsicher, ob das eine Beziehung wäre, wo man sich vorstellen kann "miteinander alt zu werden" ... sie wüsste gar nicht, was sie wolle und wäre total durcheinander. Es hätte nix mit mir zu tun, das Problem wäre nur bei ihr. Da hat mich selber wie ein Schlag getroffen, da wir eine tolle Zeit miteinander hatten und es sehr vertraut war. Sie fühlte sich laut eigener Aussage auch total wohl bei mir ... und nun sollte sich das geändert haben. Wir vereinbahrten, uns einen Monat nicht zu sehen ... damit jeder sieht, was man an den anderen "vermisst" (oder im krassesten Fall nicht). Wir telefonierten in der letzte Zeit ausschließlich. Ich habe den Kontakt auch nur darauf beschränkt (bis auf ganz wenige Mails), damit sie erkennt, was unsere Beziehung auch schönes hatte.

Nun hat sie sich in ihrer Krankheitsangst und Panik in den letzten Tagen so tief reingesteigert, dass sie (wie sie sagt) genauso kraftlos und kaputt wäre, wie vor der Therapie. Es schlägt direkt auf den Körper (Magen, Kraftlosigkeit, Übelkeit, Schwindel) ... als hätte sie einen Marathon hinter sich. Ein Grund, weshalb sie gerade wieder nicht arbeitet, vor der Therapie soll sie wohl mal drei Montate nicht arbeiten gegangen sein. Sie hat so große Panikattacken, dass sie niemanden sehen will – auch mein angebot, dass ich kurz nach ihr sehen möchte, hat sie abgeblockt ... und steigert sich in den Gedanken "Dass das alles nix gebracht hat". Ich muss sie förmlich zwingen, mit ihrer Therapeutin zu telefonieren ... denn dann müsse sie ja vielleicht in die Praxis fahren. und hierzu fehle die Energie. Außerdem habe sie permanent Panikattacken ... sie hätte Angst, verrückt zu werden und dann in eine Anstalt zu müssen.

Ich weiß im Moment nicht so recht, was ich machen soll. Meine Hilfe nimmt nicht an (auch wenn ich nur seelisch unterstützen kann, Hilfe kann nur die Therapie geben), sie grübelt und grübelt und grübelt ... am liebsten würde ich sie ins auto verfrachten und jeden Tag nun zu der Praxis fahren. Ich hatte immer das Gefühl, ihr viel Kraft geben zu können ... und das hat auch immer irgendwie geklappt. Aber gerade fühle ich mich etwas überfordert und weiß nicht, was ich tun soll.

Da sandere Problem ist, dass schon bald dieser unerträgliche Monat um ist, wo wir die "Beziehungspause" einlegen. Ich habe mich bereits über Wochen gequält, diese Zeit durchzuhalten ... diese Ungewissheit macht mich fertig. In der letzten Zeit werde ich zwar wieder mit Kosenamen etc. angesprochen, was einiges erahnen lässt ... aber Gewissheit habe ich nicht. Wenn ich andeutungen mache, wird das abgeblockt mit den Worten "Ich weiß, dass es dir gerade schlecht geht". Ich möchte gerne nächste Woche klären, ob unsere Beziehung nun weitergeht ... und nun gab es diesen Rückschlag bei ihr.

Ihr seht, das Problem bei uns ist ziemlich facettenreich ... ich weiß gerade nicht mehr weiter. Ich hatte mit meiner Hausärztin mal darüber gesprochen, da ich mich auch irgendwie abgewiesen fühle (wenn sie alleine in ihren 4 Wänden sein möchte) ... sie sagte, ich solle mich total da raushalten (nicht nach der Krankheit googeln, keine Ratschläge ...), denn sonst wäre das das Ende der Beziehung. Ich würde irgendwann "uninteressant" werden. Ich hatte das zeitweise auch so gehandhabt und gar nicht darauf reagiert auf Fragen wie "sehe ich krank aus?" ... und dann kann der Vorwurf von ihr "ich fühle mich alleine gelassen von dir". Es ist also eine unglaubliche Gradwanderung für mich.

Was ist der richtige Weg nun? Ich liebe sie, würde gerne mein Leben mit ihr verbringen (trotz Handicap) ... aber ihre Krankheit und ihr Verhalten macht das alles so schwierig. Ich brauche Gewissheit und ich muss wissen, was ich nun unternehmen soll ... untätig zugucken (wie meine Ärztin es sagte) ist nicht mein Ding. Was kann ich tun?

 
ich finde es toll wie du zu ihr stehst ...stelle mir das wahnsinnig schwierig vor

einen tipp habe ich nicht für dich, da ich mich mit diesem krankheitsbild gar nicht auskenne ...vllt redest du mal mit ihrem therapeuten ...der wird dir wohl am ehesten sagen können wie du dich jetzt verhalten solltest

 
Ich habe genau das selbe. Ich habe fast ein ganzes Jahr das Haus nicht verlassen, weil ich an einer Agoraphobie leide und ich habe eine generalisierte Angststörung, was bedeutet, dass ich ständig in mich hinein horche, was in meinem Körper passiert und wenn irgendwas anders ist, Schmerzen, erhöhter Herzschlag etc bricht Panik aus.

Ich habe diese Krankheit seit 10 Jahren und bin seit einem Jahr in Therapie. Davor war ich auch schon in Behandlung.

Ich weiß genau, wie Deine Freundin sich fühlt, denn ich habe ALLES durch. Die Phasen voller Erfolge, in denen man immer mehr schafft und alle in Staunen versetzt, sowie die ganz schlechten, in denen ich nur im Bett gelegen habe und mich nicht mehr getraut habe aufzustehen und sterben wollte.

Wenn Du möchtest kannst Du mir per PN Fragen stellen. Dir jetzt allgemein irgendwas zu erzählen wäre zuviel.

 
Ich hab so eine "Phase" in sehr ähnlicher weise hinter mir und bewundere dich dafür das du es schaffst mit ihr zusammenzubleiben. Bei /mit mir hätte es damals niemanden aushalten können.

Wenn ich heute daran zurückdenke sehe ich das als Phase wo ich mich selbst noch nicht kannte und auch viele fehlentscheidungen getroffen hab.

Wenn du kannst, lass sie machen. Sie kann da nur alleine wieder rauskommen. Du kannst sie da nicht rausziehen. Sie muß selber erkennen was los ist (und eigentlich ist der schritt zu erkennen und einzugestehen was man hat schon mal die hälfte der arbeit).

Wenn sie das schafft sich da rauszukämpfen wird das eine längerer zeit dauern in der sie sich verändern wird und in der es auch immer mal wieder rückfälle geben wird. Die sollte man nicht zu ernst sehen und ihr nicht gleich wieder raten zum psych zu gehen.

Das kann auch kontraproduktiv sein da sie ihren fortschritt dann nicht sieht.

Wenn du die beziehung weiterführen willst (mach dir keine vorwürfe wenn du das nichtmehr kannst) solltest du warten und sie nicht drauf ansprechen bis sie wieder in besserer verfassung ist. Wenn sie sich jetzt entscheidet wird sie sowieso danach zweifeln ob das richtig war egal was sie entscheidet bzw. lässt die Angst entscheiden was einfacher ist.

Viel erfolg