Wie weiter?

Appletini

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03. Juli 2014
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Hallo zusammen

Ich stecke echt in einer doofen Situation und weiss nicht, wie weiter. Vielleicht eine kurze Zusammenfassung:

Ich (22) und mein Freund (25) sind seit gut 5 1/2 Jahren ein Paar und wohnen seit 1 1/2 Jahren zusammen. Es ist für beide die erste Wohnung ausserhalb von Hotel Mama. Wir haben beide eine Ausbildung abgeschlossen und arbeiten 100%. Aber seit wir zusammen wohnen ist auf eine ganze komische Art und Weise der Wurm drin. Wir streiten nicht öfter. Es ist jeder mit seinem eigenen Leben irgendwie unzufrieden oder keiner kann dem anderen dabei helfen, dieses Problem zu lösen. Keiner findet heraus, wo er im Leben hin will, was seine Ziele sind und gemeinsam schaffen wir es auch nicht. Es gibt 1000 Dinge, die sich jeder für sich selber vorstellen könnte zu machen und nichts davon wird wirklich angepackt. Ich kann nur für mich sprechen, aber vieles packe ich nicht an um das Zusammenleben und die Beziehung nicht in Gefahr zu bringen. Beide werden immer unzufriedener, das geht soweit, dass ich mich bei ihm manchmal frage, ob er das Schöne am Leben überhaupt noch sieht.. Immer ist alles schlecht und der ganze Frust frisst ihn förmlich auf. Die Energie, die er darauf verschwendet, sich über alltägliche Kleinigkeiten wie z. B. die vielen Leute am Bahnhof aufzuregen, ist grenzenlos...

Jedenfalls, letzten Donnerstag bin ich mit einer Freundin weggefahren und kaum sass ich in diesem Flugzeug, kam mir ein Gedanke: - Ich glaube, wir stehen uns gegenseitig im Weg. Vielleicht würde es uns ohne einander besser gehen? - Ich war richtig schockiert ob diesem Gedanken und konnte das ganze Wochenende nur noch darüber nachdenken. Am Sonntag, als ich nach Hause kam, habe ich ihm unter Tränen meine Zweifel erläutert. Gross etwas gesagt hat er nicht, ausser, dass er sich das vor längerer Zeit auch schon überlegt hat, aber eher nicht denkt, dass es so ist. Und dass er mich liebt. Ich liebe sein glückliches und unbeschwertes Ich und wünsche mir das zurück. Ich wünsche ihm, dass er etwas findet, das ihn erfüllt.

Ich schlafe seit Montag bei meiner Mutter auf dem Sofa. Irgendwie geht es mir besser und schlechter zugleich. Er ist mein bester Freund, wir haben so viel gemeinsam und sind so weit gekommen. Können wir nicht zu uns selbst finden und trotzdem zusammen sein? Vielleicht in getrennten Wohnungen mit mehr Freiraum und "Einsamkeit"? Hat jemand schon so etwas erlebt? Erfahrungen?

 
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Ihr seid zu nah aufeinander. Das Problem ist, dass man sich an irgendeiner Stelle etwas anderes von einer Partnerschaft erhofft hat und nun die Gewissheit hat, dass der Wunsch und die Wirklichkeit nicht deckungsgleich sind.

Du schreibst, er ist dein bester Freund....das klingt nicht nach sexueller Anziehungskraft...ist hier das Problem? Fehlt der Reiz? Das Abenteuer? Der Sex selbst?

 
Herztlich willkommen, Appletini

Du kennst die Antwort auf deine Fragen schon selbst:

Jedenfalls, letzten Donnerstag bin ich mit einer Freundin weggefahren und kaum sass ich in diesem Flugzeug, kam mir ein Gedanke: - Ich glaube, wir stehen uns gegenseitig im Weg. Vielleicht würde es uns ohne einander besser gehen? - Ich war richtig schockiert ob diesem Gedanken und konnte das ganze Wochenende nur noch darüber nachdenken. Am Sonntag, als ich nach Hause kam, habe ich ihm unter Tränen meine Zweifel erläutert. Gross etwas gesagt hat er nicht, ausser, dass er sich das vor längerer Zeit auch schon überlegt hat, aber eher nicht denkt, dass es so ist. Und dass er mich liebt. Ich liebe sein glückliches und unbeschwertes Ich und wünsche mir das zurück. Ich wünsche ihm, dass er etwas findet, das ihn erfüllt.
Diese Gewissheit ist hart, ich weiss. Zu wissen, dass man sich gegenseitig bei der individuellen Entwicklung hindert. Dass man sich im Weg steht. Dass man sich vielleicht auseinandergelebt hat. Dass trotz grosser Zuneigung, Respekt und Liebe zueinander nichts mehr da ist, an das man sich klammern kann. Das Gefühl des Stillstands.

Ihr seid damals in einem Alter zusammen gekommen, in welchem das "Weichen stellen" für die Zukunft gerade erst beginnt. Die folgenden Jahre bis etwa Mitte Zwanzig sind wohl die prägendsten wenn es darum geht, das Fundament für den persönlichen Werdegang zu bauen. In dieser Zeit ist es extrem wichtig seinen persönlichen Interessen freien Lauf zu lassen und sich nicht einzuengen. Das geht durchaus auch in einer Partnerschaft. Allerdings habt ihr euch vermutlich so sehr auf den jeweiligen anderen fixiert, dass für beide vieles auf der Strecke geblieben ist. Diese innere Unzufriedenheit kenne ich nur zu gut. Hatte damals zwischen 17 und 23 auch eine Freundin, mit der es genau so geendet hat. Wir kamen in der Beziehung einfach nicht weiter, haben uns gegenseitig eher blockiert als sonst was. Wir haben uns dann getrennt, obwohl wir uns irgendwie noch sehr liebten. Aber das war das einzig Richtige. Heute sind wir beide froh darüber.

Ihr seid zu nah aufeinander. Das Problem ist, dass man sich an irgendeiner Stelle etwas anderes von einer Partnerschaft erhofft hat und nun die Gewissheit hat, dass der Wunsch und die Wirklichkeit nicht deckungsgleich sind.

Du schreibst, er ist dein bester Freund....das klingt nicht nach sexueller Anziehungskraft...ist hier das Problem? Fehlt der Reiz? Das Abenteuer? Der Sex selbst?
Ich denke nicht, dass die Erwartungen an die Partnerschaft nicht erfüllt wurden. Eher sind die beiden in einem Trott gelandet, der niemandem mehr gut tut. Die Beziehung hat sich totgelaufen, wie es so viele in diesem Alter und nach dieser Dauer tun.

 
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Herztlich willkommen, Appletini

Diese Gewissheit ist hart, ich weiss. Zu wissen, dass man sich gegenseitig bei der individuellen Entwicklung hindert. Dass man sich im Weg steht. Dass man sich vielleicht auseinandergelebt hat. Dass trotz grosser Zuneigung, Respekt und Liebe zueinander nichts mehr da ist, an das man sich klammern kann. Das Gefühl des Stillstands.
Danke für deine Antwort. Es hat mir geholfen, zu hören, dass es auch anderen so geht oder so ergangen ist. Der Stillstand kam ziemlich rasch nach dem Zusammenzug.. Wir wissen wahrscheinlich beide, dass es vorbei ist. Aber es tut unheimlich weh, ist schwer auszusprechen und macht irgendwie Angst. Vor allem vor dem Alleine sein habe ich Angst.

 
Danke für deine Antwort. Es hat mir geholfen, zu hören, dass es auch anderen so geht oder so ergangen ist. Der Stillstand kam ziemlich rasch nach dem Zusammenzug.. Wir wissen wahrscheinlich beide, dass es vorbei ist. Aber es tut unheimlich weh, ist schwer auszusprechen und macht irgendwie Angst. Vor allem vor dem Alleine sein habe ich Angst.
Bei uns kam auch nicht ganz 2 Jahre nach dem Zusammenzug das Aus. Also ganz ähnlich wie bei dir.

Ich kann deine Sorge gut verstehen, schliesslich hast du dein ganzes Erwachsenenleben mit deinem Freund verbracht. Aber alleine sein, das wirst du nicht. Im Gegenteil, du wirst dich neu entdecken, die Welt in einem neuen Licht sehen und wunderbare Erfahrungen machen. Das wird dir gut tun. Du bist noch jung, hast deine beste Zeit noch vor dir und es kann nicht sein dass du diese Jahre an eine Beziehung verschenkst, die längst tot ist, dich nicht glücklich macht (deinen Partner auch nicht) und dich dabei hindert, die (anderen) schönen Seiten des Lebens kennen zu lernen.

Schlussendlich spreche ich nur aus meinen eigenen Erfahrungen. Und ich war ein paar Wochen nach der Trennung so glücklich wie seit Jahren nicht mehr. Und das hatte nichts mit anderen Frauen zu tun oder dergleichen;) Ich fühlte mich einfach befreit, konnte wieder atmen, mich selbst sein und entdeckte mich irgendwie neu.

Es wird sicher viele Tränen geben. Zu recht, ihr habt eine lange Zeit gemeinsam verbracht. Kennt euch in- und auswendig. Das wird erstmal hart. Aber im Endeffekt wird beiden damit geholfen sein.

Alles Gute!

 
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Reaktionen: Elvis
Mir ging es genauso, ich war genau wie du fast 6 Jahre mit meiner Freundin zusammen. Und genau wie bobby waren wir beide erleichtert als wir uns klar wurden, dass wir so nicht weitermachen konnten.

Ich denke auch, dass du nicht alleine sein wirst, obwohl es bei mir seit einem Jahr so ist. Aber du bist juenger und eine Frau, da ist Einsamkeit seltener. 

 
Ich schliesse mich den Anderen nicht an.

Dieser Mann könnte der Mann von deinen Kindern sein. Ebenfalls der Mann, mit dem du bis zu deinem Lebensende zusammen bist. Schmeiss nicht einfach über 5 Jahre aus dem Fenster.

Ganz einfach - geht in die Therapie. In der Schweiz gibt es solche Paartherapien (soweit ich weiss) kostenlos.

Weitere Tipps:

Sag ihm ab und zu, was du an ihm toll findest (wöchentlich!)

Nehmt das Auto, fährt auf ein Schloss (oder ein anderer Ort) rauf, nehmt Picknick mit, und macht euch eine schöne Zeit. 

 
Ich stimme aelgelxian zu, man sollte sich nicht trennen, bevor man nicht versucht hat, das Problem zu finden und evtl. zu loesen....

Aber man sollte nicht aus Angst vor dem Alleinesein an etwas festhalten, was man eigentlich nicht mehr als Liebe bezeichnet (siehe "bester Freund").

Das hat meine Freundin bei mir gemacht und ich habe immer gedacht, sie liebt mich noch, dabei hatte sie nur unbegruendete Angst vor der Einsamkeit danach.

Das hat mir ziemlichen Schaden zugefuegt und war auch fuer sie ein unertraeglicher Zustand. Je frueher man das erkennt, desto besser.

Eine Paartherapie koennte da wirklich helfen!

Dieser Mann könnte der Mann von deinen Kindern sein.
Ein anderer Mann könnte das auch sein...

Ebenfalls der Mann, mit dem du bis zu deinem Lebensende zusammen bist.
Das ist vielleicht genau der Gedanke, der das Problem ausloest!

Schmeiss nicht einfach über 5 Jahre aus dem Fenster.
Die 5 Jahre kann einem keiner nehmen. Aber ein paar weitere Jahre aus dem Fenster schmeissen (wie ich es getan habe), obwohl man ungluecklich ist, nur um sich an den Strohhalm des "vielleicht wirds ja wieder wie es einmal war" zu klammern? Das muss man sich wirklich gut ueberlegen....Ich habe nicht auf solche Ratschlaege gehoert...das war ein Fehler...

ABER: es eilt nicht, eine Paartherapie kannst du ja ausprobieren und generell kommt es auf ein paar Wochen nicht an, in denen du mehr Gewissheit finden kannst (wenn dus nicht eigentlich schon spuerst).

Alles Gute!

 
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Eine Paartherapie koennte da wirklich helfen!
Naja, die beiden haben ja keine interpersonellen Differenzen, streiten nicht, stören sich nicht ab den Macken des anderen.

Kann ein/e Paartherapeut/in ein erloschenes Feuer neu entfachen? Keine Ahnung.

Und wenn ja, dann ist das Problem wohl nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.

Ansonsten kann ich dir, Elvis, zustimmen.

 
Hi Bobby, ich glaube ja auch nicht wirklich, dass etwas anderes dabei herauskommen wird als das, was wir vermuten. Aber was, wenn doch? Und selbst wenn es um ein paar Wochen aufgeschoben wird....dann weiss sie definitiv, dass es nicht an interpersonellen Differenzen liegt.

 
Ja, das stimmt, Elvis, es müssen beide wollen. Ich finde einfach, sie sollten es in einer Therapie versuchen, mit einem offenen Ausgang (entweder sie bleiben zusammen, oder sie trenne sich, was sich aus der Therapie heraus ergibt).

 
Ich stimme Bobby zu! Eine Paartherapie ist eher dazu zwischen den Partnern zu schlichten wenn Sie Konflikte haben. Aber sicher nicht um beide wachzurütteln wieder Ihre Liebe neu zu entdecken, wenn beide doch diese nicht mehr empfinden.

Lg ina
Wer definiert, dass eine Paartherapie nur für Konflikte zuständig ist?

Eine Paartherapie ist eine Therapie, um einer Beziehung zwischen zwei Menschen zu helfen, damit diese wieder glücklich zusammen leben können. Laut ihrer Beschreibung, hat er richtige Probleme im Leben. Diese Probleme kann man durch eine Therapie lösen. 

Und wenn die Probleme weg sind, könnten sie wieder glücklich miteinander leben.

Ich finde das die beste Option. Anstatt eine 5 jährige Beziehung zu beendet, ohne einen professionellen Rettungsversuch. 

 
Eine Paartherapie ist eher dazu zwischen den Partnern zu schlichten wenn Sie Konflikte haben. Aber sicher nicht um beide wachzurütteln wieder Ihre Liebe neu zu entdecken, wenn beide doch diese nicht mehr empfinden.
Wusste gar nicht, dass Paartherapien mittlerweile als sowas Heiliges angesehen werden, dass man bereitwillig die Beziehung opfert bevor man eine Paartherapie vielleicht nicht so verwendet wie sie vielleicht gedacht sein könnte. Bevor ich mit den Fingern esse, verhunger ich lieber macht natürlich viel Sinn. Tot - aber mit Stil!

Eine Paartherapie ist vor allem dafür wenn ich zu zweit es nicht hinkriege mit der Beziehung und völlig andere Ideen brauche. Scheint ja wohl hier voll und ganz der Fall zu sein.

Bis man Jemanden braucht, der Konflikte schlichten muss, sollte man vielleicht doch nicht warten. Der Mann nennt sich nämlich nicht Therapeut sondern Familienrichter.

 
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Hallo zusammen

Danke für die vielen Antworten. Wir haben uns vor knapp 2 Monaten getrennt, den entscheidenden Schritt habe ich gemacht. Es war unglaublich schwer.. Das ist es jetzt auch noch, aber ich merke doch deutliche Fortschritte und positive Veränderungen bei mir. Ich habe oft Angst, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich vermisse ihn auch oft und es ist echt schwer alleine zu sein. Manchmal fühle ich mich wie ein kleines Reh, das gerade erst auf die Welt gekommen ist. Ich habe mir höchstpersönlich den Boden unter den Füssen weggerissen und trotzdem sehe ich die Zukunft positiver denn je. Es ist komisch.. Ich habe oft ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber, weil es mir eigentlich "besser" geht als vorher.

Es ist meine erste "richtige" Trennung. Kann mir jemand mal ein bisschen berichten, wie er oder sie sich danach gefühlt hat?