Wieviel Diskussion hält eine Beziehung aus?

Marlit

Neuer Benutzer
20. Juli 2008
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Liebe Forumsmitglieder,

ich habe mich heute hier angemeldet, um euch um einen Rat zu bitten, weil ich mich momentan ziemlich verzweifelt und hilflos fühle. Am besten fange ich vorne an: Mein Freund und ich sind seit fast drei Jahren zusammen, mit einer kurzen Unterbrechung, vielen Streitereien und dennoch auch sehr schönen und intensiven Momenten, die es uns möglich gemacht haben, noch mal zueinander zu finden.



Wir sind beide 21 Jahre alt, führen studienortbedingt seit Oktober letzten Jahres eine Fernbeziehung und sehen uns ca. alle drei Wochen und in den Semesterferien, was für mich ziemlich schwierig ist, weil ich sehr an ihm hänge und mir seine Nähe fehlt.

Dadurch habe ich mich wohl auch innerlich etwas „blockiert“ und mich nicht auf meinen neuen Wohnort, mein Studienfach und die Menschen hier eingelassen. Letztendlich habe ich doch beschlossen, es durchzuziehen, allerdings vorher ziemlich lange über einen Wechsel nachgedacht, um näher bei ihm sein zu können.

Er war von dieser Idee nicht sehr begeistert und hatte anscheinend Angst, dass ich ihm die Schuld geben würde, wenn ich trotz Veränderung auch nicht zufrieden wäre.

Wir haben in dieser Zeit besonders viel gestritten und ich habe mich wenig unterstützt gefühlt.



Mittlerweile ist er in einer ähnlichen Situation wie ich zuvor: Sein Studium macht ihm wenig Spaß und er besucht selten die Vorlesungen, möchte sich nicht so richtig festlegen, ob er weitermacht oder etwas anderes beginnt und lebt dadurch mehr oder weniger in den Tag hinein. Um ihm zu helfen, habe ich das Thema wiederholt angesprochen, bin jedoch auf eine Mauer gestoßen, da er nicht darüber reden wollte und ich ihn damit nur genervt habe, weil es ja die Harmonie unserer Beziehung gefährden würde.

Genau dort liegt unser Hauptproblem: Er ist der Meinung, ich solle doch bitte nicht ständig diese ewigen Grundsatzdiskussionen führen, sondern mich mal zurückhalten und ihn einfach machen lassen, weil es ja seine Probleme seien und nicht meine.

Mich verletzt und belastet dies allerdings, da ich finde, dass man sich in einer Beziehung unterstützen und auch unangenehme Themen besprechen können sollte. Zur Zeit fühle ich mich ausgeschlossen aus seinem Leben, zum einen, weil wir uns sowieso nicht oft sehen, zum anderen, weil diese Streitpunkte ständig auf uns lasten.



Es ist nicht so, dass ich es nicht schon versucht hätte, ihn damit in Ruhe zu lassen, über einen recht langen Zeitraum sogar. Doch gebracht hat es nichts, er ist immer noch auf der Stelle getreten, und es gab auch keine Anzeichen dafür, dass er sich ernsthaft damit auseinandersetzt.

Gestern ist ein simples Telefonat wieder ausgeartet, und er hat den Wunsch geäußert, bis Donnerstag eine Kontaktsperre einzulegen.



Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich noch machen soll. Wenn zwei Personen so unterschiedlich mit ihren Problemen umgehen, der eine will/braucht MEHR Unterstützung, und der andere eben genau das Gegenteil, nämlich gar keine: Lassen sich solche Auffassungen überhaupt unter einen Hut bringen?

Ich bin mehr als bereit, Kompromisse einzugehen, aber immer nur heile Welt spielen, das kann und möchte ich nicht. Habt ihr vielleicht einen Rat für mich?



Vielen Dank fürs Lesen. Ganz liebe Grüße, Marlit

 
Ich kann das gut nachvollziehen, wenn man versucht mit dem Partner zu reden, daraus Diskussionen enstehen oder sogar Streit.

Wenn man versucht, eigentlich nur gutes für den Partner und die Beziehung zu bewirken, und dieser dann genervt ist und seine Ruhe will.

Wenn persönliche Probleme sich auf die Beziehung und bishin zum Abschotten vor dem Partner führen.

Ich bin auch der Meinung das man ausnahmslos über alles reden sollte, leider ist das bei vielen Beziehungen nicht der Fall, und oft Auslöser für Beziehungsprobleme. Aber diejenigen, die immer reden und alles versuchen, die sind dabei dann verletzt.

Und man, bzw. du schluckst dabei immer wieder alles runter, und bist nicht glücklich damit.

Hast du ihm das gesagt, wie es dir dabei geht?

Mein Vorschlag wäre, ihm genau das, was du hier geschrieben hast, ihm zu sagen. Wie es dir geht, dass du aber auch nicht die Harmonie der Beziehung zerstören willst, usw.

Wenn du das noch nicht getan hast.

Es bringt ja nichts, wenn du leidest, und er ist schon genervt. Rede mit ihm, und wenn er dann nicht einlenkt, dann würde ich mich zurück ziehen und warten bis er sich meldet.

Wäre mein Vorschlag. Einfach wird das auch nicht, hab das Gefühl so wie du es schilderst, dass er bestimmt dann seine Ruhe haben möchte.

 
Lieber Ageman,

vielen Dank für deine Antwort! Es klingt so, als ob du in etwa das Gleich durchmachst/ durchgemacht hast, hat dein Partner sich denn irgendwann darauf eingelassen, und wie ist es ausgegangen?

Du liegst auch richtig mit deiner Vermutung, ich habe ihm bereits alles gesagt, was ich geschrieben habe, doppelt und dreifach, und je mehr ich rede, desto genervter wird er.

Ich bin ständig kurz davor, ihm eine Sms zu schreiben, ihn anzurufen, um vielleicht einfach wieder Harmonie herstellen zu können, indem ich das Thema umgehe und mich somit quasi "geschlagen gebe", allerdings weiß ich auch, dass das nichts bringt und wir bald wieder vor dem gleichen Problem stehen würden.

Außerdem habe ich auch große Angst, dass er unsere Beziehung bereits aufgegeben hat und mich vor lauter Genervtheit am liebsten garnicht mehr sehen möchte. Und dann Schluss macht.

Glaubst du, man kann seinen Partner trotzdem lieben und ihn allein wegen des Streitthemas meiden? Das heißt, wenn er genervt ist, gibt es dann trotzdem die Chance, dass sich das nicht komplett auf mich bezieht sondern eher auf die Diskussionen, die zwangsläufig mit mir ins Rollen gebracht werden?

Ganz liebe Grüße,

Marlit

 
hallo marlit,

wenn ich mir deinen beitrag so durchlese und das thema eurer diskussion dann frag ich mich schon, und bitte fasse das nicht böse auf, ob du eigentlich seine freundin oder vielleicht doch seine mutter bist.

er ist erst 21, noch extrem jung, er hat sich für eine studienrichtung entschieden, die ihm jetzt doch nicht gefällt, er ist in einer phase wo er sich neu orientieren muss, demotiviert ist und nicht genau weiß was er will. es gibt sehr viele in diesem alter die sich mal eine auszeit vom studium gönnen bis sie wieder einen freien kopf haben und wirklich wissen was sie wollen.

wahrscheinlich hat er auch seine eltern im rücken die ihn auch drängen im studium weiter zu machen.

und dann kommst du ins spiel, die frau die er liebt und von der er sich verständnis erhofft. mit der er vielleicht wenn er mit dir spricht oder dich sieht einfach abschalten möchte und die zeit gemeinsam mit dir geniessen möchte...und was tust du? auch du nervst ihn mit diesem thema in dem du es ständig besprechen möchtest, nicht locker lässt, von ihm entscheidungen und taten erwartest.

wenn du von mir einen rat willst, dann lass ihn mit diesem thema für eine zeit in ruhe, denn ansonsten wirst du ihn immer weiter von dir weg treiben! ihr seid zwar in einer partnerschaft und ich geb dir vollkommen recht, wenn du sagst, dass man in einer beziehung dinge gemeinsam besprechen und lösen soll, aber in diesem fall ist es wirklich SEINE sache. ER muss wieder ein neues ziel und einen neuen weg finden und das geht bestimmt nicht schneller wenn du ihn dazu drängst!

lg, alissa

 
Liebe Alissa,

vielen Dank für deine Worte!!

Erstmal vorweg, mir ist gerade ein Fehler aufgefallen, er ist 23, und ich 21, irgendwie war ich wohl ziemlich in Gedanken, als ich den ersten Post verfasst habe...

Du hast schon Recht, mit dem, was du sagst. Dass er wohl lieber die Zeit mit mir genießen möchte, weil er von anderer Seite aus schon zu einer Entscheidung gedrängt wird, als ewige Diskussionen zu führen.

Ich kann das auch sehr gut verstehen, als ich zwei Monate zuvor in derselben Situation war, wollte ich auch nicht ständig mit meinen Eltern darüber sprechen.

Von Seiten meines Freundes aus hätte ich mir allerdings mehr erhofft. Dass er sich mal von selbst erkundigt, wie es mir damit geht und was ich warum machen möchte. Auch wenn er nicht dafür verantwortlich sein wollte, dass ich (hauptsächlich) wegen ihm in ein anderes Bundesland ziehe und dann womöglich dort auch nicht glücklich wäre. Was soweit auch nachvollziehbar ist.

Aber von ihm kam garnichts. Dabei habe ich mir so gewünscht, dass er versucht, mich zu unterstützen, indem er das Problem mit mir zusammen durchsteht. Habe ich das Thema angesprochen, hat man eigentlich recht deutlich gemerkt, dass er nicht darüber reden wollte.

So sind wir eben beide verschieden. Ich wollte es quasi "besser machen" als er und ihm beistehen, indem ich mit ihm rede, er wiederum bevorzugt den anderen Weg und macht solche Dinge lieber mit sich aus.

Weißt du, ich kann das ja alles nachvollziehen, wirklich! Nur warum muss ich diejenige sein, die sozusagen nachgibt? Ich meine, als ich in derselben Situation war, war ich nicht glücklich über sein Schweigen. Jetzt macht er das durch und ich bin wieder nicht glücklich. Würde ich das akzeptieren, wie er allgemein Probleme handhabt, ginge es ihm zwar blendend, aber mir nicht.

Es ist auch nicht so, dass ich nicht damit leben könnte, wenn er sich zurückzieht, um seine Sachen mit sich auszumachen. Aber dann erhoffe ich mir im Gegenzug wenigstens Unterstützung, wenn es um mich geht, weil ich das Gefühl habe, die Hilfe zu brauchen, und dann hätten wir ja einen Kompromiss geschlossen, verstehst du?

Aber es geht auch nicht nur um dieses eine Thema Zukunft. Diese "Lösungsstrategie" wendet er dauernd an, wenn es unangenehm wird. Und ich bin das genaue Gegenteil und muss alles ansprechen, was ihn natürlich wiederum nervt. Aber mich, was das betrifft, total ändern kann ich mich diesbezüglich einfach nicht.

Irgendwie fehlt mir da die Sicherheit oder der Halt in der Beziehung. Und was das Thema "es ist allein seine Entscheidung" angeht: Wenn er mir irgendwann ohne Vorwarnung an den Kopf knallt, dass er vielleicht gerne ein Jahr ins Ausland würde (was ich gut verstehen kann), betreffen die Folgen dieser Entscheidung ja trotzdem auch mich.

Und wenn man das dann weiß, und er so sprunghaft ist, dann kann ich mich einfach nicht mehr sicher fühlen, sondern eher übergangen.

Entschuldige, ist etwas lang geworden..

Glaubst du, es gibt eine Möglichkeit, da noch zu einer Lösung zu kommen?

Liebe Grüße,

Marlit