Will ich das?

ruben78

Neuer Benutzer
24. März 2009
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Hallo liebe Leidensgenossen,

habe mich in letzter Zeit ein Bisschen hier eingelesen und finde das Forum sehr gut, so dass ich auch meine Geischichte schildern und mir Eure Ratschläge anhören möchte.

Ich bin jetzt bald ein halbes Jahr mit meiner Freundin zusammen. Leider hat sie so etwas wie Bindungsangst, was am Anfang zu

einem ständigen hin und her führte. Kurz vor Weihnachten sind wir dann aber richtig zusammengekommen und es läuft seitdem auch deutlich besser.

Nur leider habe ich (fast) immer das Gefühl, dass ich mehr in die Beziehung investiere oder mehr davon erwarte. Für mich ist klar,

dass meine Freundin der Mittelpunkt meines Lebens ist, die wichtigste Person in ihm. Das heisst nicht, dass ich die ganze zeit

mit ihr verbringen will, ein Tag am Wochenende und 2,3 Abende in der Woche finde ich völig ausreichend (habe viele Hobbies und Freunde,

also auch gar nicht mehr Zeit)...

Nur leider kommt es regelmäßig alle 2-3 Wochen zum Knatsch, weil sie sich mir gegenüber rücksichtslos verhält, entweder

plötzlich gar keine Zeit mehr hat oder sie mich spüren lässt, dass ich sie im Moment nur nerve und sie nur Zeit mit mir

verbringt, damit ich nicht unglücklich bin. Wenn ich dann sauer werde, entschuldigt sie sich bei mir und bittet mich um mehr Zeit.

Sie liebt mich auf jeden Fall und will mit mir zusammen sein, aber sie hat (durch mich) auch häufig ein schlechtes Gewissen

und fühlt sich, kurz gesagt, eingeengt.

Ich für meinen Teil denke und empfinde immer mehr: Es gibt gewisse Standards, die ich von einer Beziehung erwarte, eben

dass man liebevoll miteinander umgeht, dass man Zeit miteinander verbringt, und gemeinsam gegen den Rest der Welt steht.

Das vermisse ich in meiner Beziehung und bin mir nicht sicher, ob es sich überhaupt lohnt zu warten?!

 
vielleicht mal ne woche oder 2 gar nichts zusammen unternehmen...ihr bisschen zeit lassen. früher oder später wird sie sich schon wieder melden.

mfg

 
Tja, wenn sie wirklich ein Bindungsängstler ist, dann musst Du Dir zuerst mal über eins klar werden - erwarten kannst Du nicht mehr als das was Du hast. Die Frage die sich viel mehr stellt - kannst Du das?

Das schlimmste für einen Bindungsängstler sind Erwartungen des Anderen. Darunter leiden sie am Meissten - die Angst ihre persönliche Freiheit zu verlieren. Sie sehen sich nach Nähe und können Nähe nicht ertragen.

Zuerst mal solltest Du Dir klar machen, dass Du nicht davon ausgehen kannst und darfst, dass sie sich ändert. Das wird nur passieren, wenn sie selbst so viel Leidensdruck verspürt, dass sie selbst bereit ist etwas zu ändern. Den Leidensdruck den sie jetzt hat, der geht aber von eurer Beziehung aus. Also wird sie keinesfalls was für die Beziehung ändern. Ich sag gar nicht, dass Du das verstehen musst - aber Du wirst alle Erwartungen aufgeben müssen, denn nur so kannst Du irgendwas ändern.

Ich selbst hab da so einige Erfahrungen gemacht und kann Dir durchaus den einen oder anderen Tip geben. Drumherum, dass Du nichts erwarten kannst und darfst, kommst Du aber nicht.

1. Lass sie kommen. Lass sie völlig los, steck nichts mehr in die Beziehung - leb einfach Dein Leben! Mach sie nicht mehr zum Mittelpunkt Deines Lebens. So schwer wie das fällt, nur so geht's. Wenn Du sie loslässt, wenn Du sie tatsächlich gehen lässt, dann wird sie kommen. Und wie! Bindungsängstler können Liebe geben, das ist unglaublich. Dafür muss man sie aber es wollen lassen.

2. Wenn sie etwas für Dich tut, von sich aus, sag ihr, dass Du ihr dankbar dafür bist, aber sie das nicht muss! Du kannst Dir nicht vorstellen, wie erleichternd dieser Satz für einen Bindungsängstler ist. Sag das immer wieder. Mach ihr begreiflich, dass von keiner ihrer Handlungen die sie für Dich oder für die Beziehung tut, eine Verpflichtung ausgeht das wieder zu tun. Davor haben Bindungsängstler Angst! Ich meine richtig Angst!

3. Versuch ihr vorsichtig verständlich zu machen, dass sie keine Hintertürchen mehr braucht (wenn sie ein Bindungsängstler ist, weisst Du was ich meine) und dass sie immer durch die Vordertür gehen darf, dass Du ihr erlaubst, immer zu gehen wenn der Druck für sie unerträglich wird.

4. Setz ihr niemals - niemals die Pistole auf die Brust! Dann bist Du sie los!

5. Lass Dich nicht unter Druck setzen, lass Dich nicht manipulieren. Akzeptiere ein Jein nicht, wenn Du ein Jein nicht akzeptieren willst. Ich weiss, das klingt, als stünde es im Widerspruch zum vierten Punkt - es steht aber nur auf den ersten Blick im Widerspruch. Wenn sie Dir ein Jein gibt, sollst Du auch kein Ja oder Nein verlangen. Damit wüdest Du sie zu einer Entscheidung zwingen und genau das darfst Du nicht. Akzeptiere schlicht das Jein nicht. Leg es als Nein aus und sag Dir - Na wer nicht will, der hat schon.

Weiss nicht ob Du verstehst was ich meine. Bindungsängstler antworten eigentlich immer mit Jein. Egal ob es darum geht, wie ihr das Wochenende verbringt oder ob ihr euch trefft oder, oder, oder. Das Problem dabei ist, dass der Partner des Bindungsängstlers ein Ja raushört, weil er ein Ja hören will. Es ist aber ein Jein. Und das denkbar schlechteste ist, ein Ja rauszuhören. Dann lieber ein Nein raushören und sagen, ok, wenn Du Dich nicht entscheiden kannst oder willst, dann halt nicht, dann geh ich mit meinen Freunden weg. Immer wenn Du ein jein bekommst - akzeptiere es nicht - und mach was Anderes! Gib ihr das Gefühl - ich will mit Dir zusammen sein, aber ich brauch Dich nicht!

Das sind so im Groben die Dinge die ich Dir raten kann. Wichtig ist, dass Du echt so handeln kannst und nicht gespielt. Dafür musst Du alle Erwartungen sausen lassen. Alle!

 
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Vielen Dank Kaleu, das war ein wirklich erhellender Beitrag, wenn auch nicht wirklich positiv für mich, aber das Leben ist ja kein Ponyhof :)

Der springende Punkt ist: Ich glaube nicht, dass ich alle Erwartungen (oder eben Beziehungsstandards) sausen lassen kann. Ich habe einfach keinen Spaß an einer Beziehung, wenn ich nicht das Gefühl habe, dass ich auch der Fixpunkt (nicht Mittelpunkt) meiner Freundin bin. Das Gefühl, immer dankbar sein zu müssen, dass sie Zeit mit mir verbringen will, entspricht null meinem Charakter.

Ich hätte, denke ich, auch schon längst aufgegeben, allerdings kennt sie ihr Problem und gibt sich wirklich Mühe daran zu arbeiten, so dass es im Vergleich zum Anfang schon deutlich besser geworden ist. Trotzdem kracht es alle 2,3 Wochen immer wieder kräftig.

Wirklich verzwickt, wir lieben uns und irgendwann werd ich wohl einfach gehen und sie mich nicht aufhalten.

 
Also ich kenne Deine Freundin nicht, aber nur weil sie Bindungsangst hat, heisst das nicht, dass ihr Partner, also Du nicht so eine Art Mittelpunkt des Lebens wird. Wobei diese Sichtweise an sich ja schon recht einnehmend ist, will das gerade nicht kritisieren.

Genau davor hat Dein Mädel halt Angst, dass Du sie vereinnahmen willst. Ob sie Dich nicht aufhalten wird, das stell ich übrigens in Frage.

Verzwickt ist es allerdings nicht, nur muss man seine Einstellung völlig umkrempeln, dann kann auch diese Art Beziehung viel Spass machen, vielleicht noch mehr, als die üblichen beziehungen, weil immer eine Art Spannung aufrecht erhalten wird. Ist aber andererseits nicht jedermanns Sache und wenn Dir das nicht zusagt, dann ist das durchaus verständlich.

Mein Mädel hat auch Bindungsangst oder ich nenn's mal - Bindungsschwierigkeiten. Ich hab dadurch auch 'ne Menge über mich lernen können, aber so ganz ohne ist es nicht und es lässt sich nicht in der Beziehung auflösen, Du kannst Bindungsängstler nicht zwingen "in's kalte Wasser zu springen". Aber auch der Bindungsängstler leidet da drunter, ob Du es glaubst oder nicht. Bei uns führte es glücklicherweise dazu, dass wir jetzt gemeinsam ein Paartherapie machen. Seitdem hat sich schon viel verändert.

 
Nun ja, eine Einstellung komplett umzukrempeln ist ja nicht wirklich eine einfache Sache, die man mal so schnell hinkriegt... Und es bleibt die alte Frage, ob ich das überhaupt will und mir (momentan) nicht einfach eine ganz "normale" Beziehung wünsche ohne mir Gedanken darüber zu machen müssen, ob ein Anruf für sie einengend sein könnte.

Und das sie darunter leidet, davon bin ich überzeugt, wahrscheinlich sogar mehr als ich, weil sie sich und ihre "Schwierigkeiten" als Problem sieht und wahrnimmt. Nur kann ich ihr dabei wenig helfen.

Und eine Paartherapie finde ich prinzipiell keinen schlechten Ansatz, nur würde ich den Aufwand nur betreiben, wenn es um die Rettung einer Beziehung geht, die für beide eine Beziehung fürs Leben sein soll, also von beiden Seiten sehr viel Liebe mit dabei ist.

Was wird in dieser Paartherapie gemacht?

 
Na da werdet ihr auseinandergommen :D

Schau mal im Liebeskummerforum meinen Thread, "Wann erwartet man zu viel?"

Musst nicht alles lesen, am Anfang steht da jede Menge Mist drin, weil wir getrennt waren und dann wieder nicht und, und, und...

Die letzten 2 Seiten etwa, da geht's dann um die Paartherapie. Ob DU da viel mitnehmen kannst, weiss ich aber nicht, sowas ist sehr individuell.