Wie soll ich es beginnen? Am besten in der Mitte...
Vor kurzem, ich bin jetzt endlich 55, konnte ich für mich endlich, nach langem Suchen, das Gefühl von Zuhause finden - es lag nicht etwa am Ort meines Elternhauses oder wo meine Partnerin wohnte oder meine Kinder. Nein, es ist mitten in mir drin! Ich habe es immer dabei.
Ich habe die letzten 45 Jahre danach gesucht, mal mehr, mal weniger. Ohne dieses "Zuhause" wusste ich nichts mit mir anzufangen, deshalb fiel es mir auch schwer, mich für einen Beruf zu entscheiden. Ich habe mehrere Ausbildungen, alle abgeschlossen, mit 42 Abitur nachgemacht und studiert. Doch nirgends fühlte ich dieses Gefühl, dass Ich es bin, der da gefragt ist. Nirgends kam ich wirklich an. Insofern habe ich sehr viele Berufe und Arbeitsstellen kennen gelernt und irgendwann kam der Punkt, dass die Suche danach sinnlos sei. Ich wurde ein Sozialfall.
Ich suchte dann meine Professur im Ehrenamt. Ich half, wo ich gebraucht wurde - nur halt immer, ohne bezahlt zu werden. Damit konnte ich Jahre verbringen. Es war mir sogar möglich länger bei einer Tätigkeit zu bleiben, konnte Konsequenz zeigen. Nur bezahlt werden, das war nicht. Und immer, wenn ich aus einem Hobby einen Beruf machen wollte, scheiterte ich gänzlich, verlor mich in Kleinigkeiten der Umsetzung und war dann nach der Rehabilitation von der Erschöpfung völlig vom Projekt entfernt. Bis ich irgendwann ein Neues begann... mit wieder gleichem Ausgang.
Ich bin heute immer noch nicht in der Lage, meine Existenz, wie die meisten Menschen, zu sichern, obwohl ich weiß, dass ich genügend Fähigkeiten dazu hätte. Das wurmt mich sehr! Zu sehen, wie ich mich einbringen kann, aber nur dort, wo es keine Bezahlung gibt. Für Leistungen nicht ausreichend entlohnt zu werden, empfinde ich als deprimierend. Andererseits sehe ich es als großes Geschenk an, zu Zeiten, wo die meisten Menschen einer Beschäftigung nachgehen, zu einem Therapeuten zu gehen, wo es dann nur um mich geht; nur darum, doch endlich die eigene Existenz zu bekommen.
Inzwischen habe ich in vielen Ansätzen resigniert. War ich vor einiger Zeit noch auf jeder Party zu finden, lockt mich, seit ich das Zuhause in mir gefunden habe, nichts mehr dorthin. Die Menschen, die ich früher dort kennenlernte, sind mir heute fremd geworden, da sie nach etwas suchen, was es so nicht gibt - außer in sich selbst. Ich kann mit diesen Menschen nichts wirkliches mehr anfangen. Leider stelle ich fest, dass es die Mehrzahl der Bevölkerung ist.
Insofern grenze ich mich derzeit selber aus.
Wenn ich Menschen auf der Strase begegne, bin ich zwar recht schnell im Smalltalk mit ihnen. Stelle aber fest, dass sie doch überrascht sind, dass man mit ihnen "einfach so" redet. Was mich wieder dazu verleitet, mich zurückzuziehen.
Früher war ich auf der Suche - nach meinem Zuhause, nach der Liebe meines Lebens, nach meiner Berufung oder einem sinnvollen Dasein. Ich fand es nie, doch war stets angetrieben von der Hoffnung. So war ich eigentlich immer ein aktiver Mensch.
Seit ich mein Zuhause gefunden habe, stockt all dies. Ich genieße die Einsamkeit und finde es nicht mehr schlimm, wie es gerade ist. Doch wenn ich es mit einem normalen Menschen vergleiche, muss ich erkennen, dass ich in einer Depression lebe.
Mehr noch: Kurz nachdem ich dieses Gefühl von Zuhause in mir fand, mich mir selbst dadurch noch mehr zuwenden konnte, kamen von außen Umstände auf mich zu, die mich weit von einem eigenorientierten Leben fort führten: Der Schlaganfall meines Vaters, meine Sorge um ihn (die sich nun bereits über 4 Monate erstreckt) und mich von meinem jungen Sohn (4) trennte, da er im Ausland lebt.
Ich bin also weder bei meinem Sohn, noch bei meiner eigenen Entwicklung, sondern ich bin, was allerdings selbstverständlich für mich ist, bei meinem Vater, der mich jetzt (noch) braucht.
Meine Mutter starb vor dreieinhalb Jahren. Mein Vater hat ihren Tod nicht wirklich verarbeitet, lebte anfangs weiterhin in ihren Sachen und zog später einfach in eine andere Etage seines Hauses. Ich bin nun seit Wochen damit beschäftigt, die Vergangenheit in Form von Sachen aus dem Haus zu schaffen und die Räume einer Vermietung zugänglich zu machen, da mein Vater nun in einem Pflegeheim lebt und das Geld benötigt. Er hat ein schickes neues Appartement mit ausgesuchten Möbeln, neuen Klamotten und Bedienung rund um die Uhr bekommen. So fällt ihm das Loslassen nun hoffentlich leichter.
Ich selbst versinke derzeit in der Renovierung und Vermietung des Hauses für meinen Vater, bekomme natürlich erstmal keinen Cent davon und darf auch noch alles buchführerisch haargenau dokumentieren. Ich darf Hilfskräfte einstellen und diese auch bezahlen, doch meine Eigenleistung darf (wieder Mal) nicht entlohnt werden. Das ist nun mal das Ehrenamt des Bevollmächtigten, sagte man mir. Wiedermal ist alles genauso, wie es immer war. Nur die Umstände sind diesmal so, dass ich sie nicht einfach verlassen kann. Sonst hätte ich es sicher bereits getan.
Denn ich erkenne, dass es mir nicht gut geht mit dieser "Verantwortung". Ich trage sie, weil mein Vater sich Zeit seines Lebens immer um mich mühte, obwohl ich selten einen Vater in ihm sah. Ich war lieber bei ausgesuchten Alternativeltern, die meinem Elternbild mehr entsprachen, im Internat oder in einer therapeutischen Einrichtung. Erst seit ich mich nach dem Tod meiner Mutter verstärkt um meinen Vater mühte, erkannte ich, was er mir alles möglich machte und wie sehr ich einen Vater in ihm hatte. Durch dieses Jahr holte ich mir den Vater in ihm zurück. Als er dann den Schlaganfall bekam, war es ein nahtloser Übergang, dass nun ich die Verantwortung übernahm.
Mir fehlt, dass ich mich spüre.
Ich hab was gefunden, was nicht viele finden, die auf der Suche danach sind. Entweder hatte man es von Zuhause bereits mitbekommen oder man ist auf der Suche danach - so kannte ich es bisher. All meine Partnerinnen waren Suchende. Seit ich bei mir angekommen bin, bin ich Single. Richtiger Single. Früher dauerte es eine Woche und eine neue Partnerin rauschte in mein Leben. Heute rauscht keine mehr rein. Und mir ist auch nicht danach. Ich will keine Beziehung eingehen, nur um ein wenig (oder viel) geliebt zu werden. Das ist nicht mehr nötig.
Dennoch fehlt mir Farbe. Buntheit. Fröhlichkeit und Lachen.
Wenn ich ein Foto meines Sohnes geschickt bekomme, sehe ich, dass er lacht. Er lacht meistens, ein fröhlicher Geist steckt in ihm - es ist ein Genuss!
Vor kurzem, ich bin jetzt endlich 55, konnte ich für mich endlich, nach langem Suchen, das Gefühl von Zuhause finden - es lag nicht etwa am Ort meines Elternhauses oder wo meine Partnerin wohnte oder meine Kinder. Nein, es ist mitten in mir drin! Ich habe es immer dabei.
Ich habe die letzten 45 Jahre danach gesucht, mal mehr, mal weniger. Ohne dieses "Zuhause" wusste ich nichts mit mir anzufangen, deshalb fiel es mir auch schwer, mich für einen Beruf zu entscheiden. Ich habe mehrere Ausbildungen, alle abgeschlossen, mit 42 Abitur nachgemacht und studiert. Doch nirgends fühlte ich dieses Gefühl, dass Ich es bin, der da gefragt ist. Nirgends kam ich wirklich an. Insofern habe ich sehr viele Berufe und Arbeitsstellen kennen gelernt und irgendwann kam der Punkt, dass die Suche danach sinnlos sei. Ich wurde ein Sozialfall.
Ich suchte dann meine Professur im Ehrenamt. Ich half, wo ich gebraucht wurde - nur halt immer, ohne bezahlt zu werden. Damit konnte ich Jahre verbringen. Es war mir sogar möglich länger bei einer Tätigkeit zu bleiben, konnte Konsequenz zeigen. Nur bezahlt werden, das war nicht. Und immer, wenn ich aus einem Hobby einen Beruf machen wollte, scheiterte ich gänzlich, verlor mich in Kleinigkeiten der Umsetzung und war dann nach der Rehabilitation von der Erschöpfung völlig vom Projekt entfernt. Bis ich irgendwann ein Neues begann... mit wieder gleichem Ausgang.
Ich bin heute immer noch nicht in der Lage, meine Existenz, wie die meisten Menschen, zu sichern, obwohl ich weiß, dass ich genügend Fähigkeiten dazu hätte. Das wurmt mich sehr! Zu sehen, wie ich mich einbringen kann, aber nur dort, wo es keine Bezahlung gibt. Für Leistungen nicht ausreichend entlohnt zu werden, empfinde ich als deprimierend. Andererseits sehe ich es als großes Geschenk an, zu Zeiten, wo die meisten Menschen einer Beschäftigung nachgehen, zu einem Therapeuten zu gehen, wo es dann nur um mich geht; nur darum, doch endlich die eigene Existenz zu bekommen.
Inzwischen habe ich in vielen Ansätzen resigniert. War ich vor einiger Zeit noch auf jeder Party zu finden, lockt mich, seit ich das Zuhause in mir gefunden habe, nichts mehr dorthin. Die Menschen, die ich früher dort kennenlernte, sind mir heute fremd geworden, da sie nach etwas suchen, was es so nicht gibt - außer in sich selbst. Ich kann mit diesen Menschen nichts wirkliches mehr anfangen. Leider stelle ich fest, dass es die Mehrzahl der Bevölkerung ist.
Insofern grenze ich mich derzeit selber aus.
Wenn ich Menschen auf der Strase begegne, bin ich zwar recht schnell im Smalltalk mit ihnen. Stelle aber fest, dass sie doch überrascht sind, dass man mit ihnen "einfach so" redet. Was mich wieder dazu verleitet, mich zurückzuziehen.
Früher war ich auf der Suche - nach meinem Zuhause, nach der Liebe meines Lebens, nach meiner Berufung oder einem sinnvollen Dasein. Ich fand es nie, doch war stets angetrieben von der Hoffnung. So war ich eigentlich immer ein aktiver Mensch.
Seit ich mein Zuhause gefunden habe, stockt all dies. Ich genieße die Einsamkeit und finde es nicht mehr schlimm, wie es gerade ist. Doch wenn ich es mit einem normalen Menschen vergleiche, muss ich erkennen, dass ich in einer Depression lebe.
Mehr noch: Kurz nachdem ich dieses Gefühl von Zuhause in mir fand, mich mir selbst dadurch noch mehr zuwenden konnte, kamen von außen Umstände auf mich zu, die mich weit von einem eigenorientierten Leben fort führten: Der Schlaganfall meines Vaters, meine Sorge um ihn (die sich nun bereits über 4 Monate erstreckt) und mich von meinem jungen Sohn (4) trennte, da er im Ausland lebt.
Ich bin also weder bei meinem Sohn, noch bei meiner eigenen Entwicklung, sondern ich bin, was allerdings selbstverständlich für mich ist, bei meinem Vater, der mich jetzt (noch) braucht.
Meine Mutter starb vor dreieinhalb Jahren. Mein Vater hat ihren Tod nicht wirklich verarbeitet, lebte anfangs weiterhin in ihren Sachen und zog später einfach in eine andere Etage seines Hauses. Ich bin nun seit Wochen damit beschäftigt, die Vergangenheit in Form von Sachen aus dem Haus zu schaffen und die Räume einer Vermietung zugänglich zu machen, da mein Vater nun in einem Pflegeheim lebt und das Geld benötigt. Er hat ein schickes neues Appartement mit ausgesuchten Möbeln, neuen Klamotten und Bedienung rund um die Uhr bekommen. So fällt ihm das Loslassen nun hoffentlich leichter.
Ich selbst versinke derzeit in der Renovierung und Vermietung des Hauses für meinen Vater, bekomme natürlich erstmal keinen Cent davon und darf auch noch alles buchführerisch haargenau dokumentieren. Ich darf Hilfskräfte einstellen und diese auch bezahlen, doch meine Eigenleistung darf (wieder Mal) nicht entlohnt werden. Das ist nun mal das Ehrenamt des Bevollmächtigten, sagte man mir. Wiedermal ist alles genauso, wie es immer war. Nur die Umstände sind diesmal so, dass ich sie nicht einfach verlassen kann. Sonst hätte ich es sicher bereits getan.
Denn ich erkenne, dass es mir nicht gut geht mit dieser "Verantwortung". Ich trage sie, weil mein Vater sich Zeit seines Lebens immer um mich mühte, obwohl ich selten einen Vater in ihm sah. Ich war lieber bei ausgesuchten Alternativeltern, die meinem Elternbild mehr entsprachen, im Internat oder in einer therapeutischen Einrichtung. Erst seit ich mich nach dem Tod meiner Mutter verstärkt um meinen Vater mühte, erkannte ich, was er mir alles möglich machte und wie sehr ich einen Vater in ihm hatte. Durch dieses Jahr holte ich mir den Vater in ihm zurück. Als er dann den Schlaganfall bekam, war es ein nahtloser Übergang, dass nun ich die Verantwortung übernahm.
Mir fehlt, dass ich mich spüre.
Ich hab was gefunden, was nicht viele finden, die auf der Suche danach sind. Entweder hatte man es von Zuhause bereits mitbekommen oder man ist auf der Suche danach - so kannte ich es bisher. All meine Partnerinnen waren Suchende. Seit ich bei mir angekommen bin, bin ich Single. Richtiger Single. Früher dauerte es eine Woche und eine neue Partnerin rauschte in mein Leben. Heute rauscht keine mehr rein. Und mir ist auch nicht danach. Ich will keine Beziehung eingehen, nur um ein wenig (oder viel) geliebt zu werden. Das ist nicht mehr nötig.
Dennoch fehlt mir Farbe. Buntheit. Fröhlichkeit und Lachen.
Wenn ich ein Foto meines Sohnes geschickt bekomme, sehe ich, dass er lacht. Er lacht meistens, ein fröhlicher Geist steckt in ihm - es ist ein Genuss!