Original von braindead@sorgenleser: Deine Antwort hört sich beim ersten Durchlesen heftig an - ist aber dafür sehr wahr!!! Was mich zu meiner Kollegin hinzieht ist in erster Linie weniger die sexuelle Schwingung (obwohl die durchaus vorhanden ist!!!) sondern vielmehr die Tatsache, eine Person gefunden zu haben, die mich versteht und die ich verstehe. Wir "ticken" wohltuen ähnlich! Bei meiner jetzigen Lebensgefährtin habe ich dieses Gefühl in dieser Ausprägung noch nie gehabt. Das ist es wohl auch, was mich verwirrt. Alles was ich von meiner Kollegin bisher erfahren hab schreit danach, noch mehr zu erfahren. Und diese Woche wurde mir klar, dass wir beide mit dem Feuer spielen (das Feuer brannte meistens in emails und wenn wir uns trafen sprachen die Augen)...
ok braindead.
damit meine antwort nicht ganz so aus dem kontext gerissen erscheint gebe ich mal etwas grundsätzliches zum thema liebe von mir, nur so zum nachdenken. eventuell gibt dir das schon ein paar denkanstöße um den FÜR DICH richtigen weg zu finden.
wir alle reden über liebe und beziehungen und glauben das alles und jeder in der lage ist zu lieben, sofern sich nur das richtige objekt findet. also das die liebe ein objekt ist, in jedem vorhanden und immer verfügbar. das problem dabei ist das diese einstellung so etwas wie nächstenliebe praktisch ausschließt und man sich fragen muss ob das denn wirklich der weisheit letzter schluss ist . . . ich halte diese einstellung jedenfalls für falsch, ich glaube das lieben eine fähigkeit ist und man diese wie jede fähigkeit erlernen muss. es ist leider nicht von der hand zu weisen das menschen die selbst keine oder nur sehr wenig liebe erfahren haben auch nicht in der lage sind liebe zu geben oder zu lieben. wobei ich mal unter "lieben" liebe geben verstehe. weiterhin glauben viele das es bei dem problem der liebe in erster linie darum geht selbst geliebt zu werden und nicht darum "zu lieben" also zu geben. wir beurteilen unsere beziehungen wie ein geschäft nach kosten nutzen und bemerken nicht das es im grunde nichts anderes ist, als das wir unsere gesellschaftlichen strukturen auch dann anwenden wenn es sich um das thema liebe dreht. nun gut was anderes haben wir ja auch nicht gelernt, in unserer gesellschaft geht es nun mal nur um konsumieren, geschäfte machen und sich einen vorteil verschaffen. und genau da liegt das problem, das system welches wir uns geschaffen haben fördert kein mitgefühl und keine liebe sondern einen erweiterten egoismus. wir kaufen und konsumieren und handeln auf dem markt der liebe mit unseren positiven eigenschaften in der hoffnung den für uns besten tauschpartner zu finden bei dem wir dann für unsere "positiven" eigenschaften ein akzeptables paket der von uns gewünschten moralvorstellungen, körperlichen attribute und gesinnung, kurzum wieder all das was wir selbst als "positive eigenschaft" definieren bekommen. ist das denn liebe ?
das ist nicht mehr als ein geschäft und wenn man sich den begriff beziehung mal genauer ansieht geht es ja auch um eine art geschäft. dann kommen noch die ganzen in der heutigen zeit populären floskeln wie "lieben heisst geben und nehmen" und der ganze kram welcher wiederum nur überdeutlich zeigt das wir nicht lieben sondern geschäfte treiben. es geht immer um kosten nutzen und wenn diese gleichung nicht mehr stimmt wird die beziehung beendet alles fein säuberlich aufgeteilt und sozusagen das geschäft rückgängig gemacht.
um aber auf den anfang zurückzukommen, wenn liebe also mal angenommen eine fähigkeit ist und man diese erlernen kann, warum wird dann darauf so gut wie keine energie verwendet. wir alle ackern uns ab und schenken unsere energie diesem und jenen leblosen dingen immer gewiss ohne fleiss kein preis. bei dem thema liebe allerdings ist das nicht so, jeder hat früher oder später probleme mit dem lieben und trotzdem wird so gut wie keine energie verwendet sich damit mal etwas näher zu beschäftigen. das ist wie mit dem malen eines bildes, nicht das motiv entscheidet ob ich ein gutes bild male sondern die fähigkeit die ich mir durch viel zeit erarbeitet habe gibt den ausschlag für meine erfolg. da ich selbst male und zeichne weiss ich wovon ich spreche, und das ich das so gut kann liegt nicht an einem talent sondern an viel zeit die ich in meiner jugend damit verbracht habe.
ich denke der begriff liebe trifft in unserer gesellschaft nur noch auf sehr wenige beziehungen und menschen zu. am ehesten auf die liebe die eine mutter ihrem kind gibt, dabei geht es nicht darum etwas zu bekommen. das kind schreit, macht dreck und ist auch sonst gerade in frühen jahren kaum in der lage ein adequate gegenleistung für die selbst gegebene liebe zu erbringen. und trotzdem liebt die mutter ihr kind, ohne erwartungen, ohne eine gegenleistung zu bekommen, einfach so. völlig selbstlos und ohne hintergedanken . . . meistens jedenfalls.
den jenigen die keine mutter sind, wie alle männer, kann man das noch am ehesten mit der liebe zu einem haustier näher bringen. auch dabei geht es nicht darum etwas zu bekommen, das tier egal welches ist kaum in der lage uns das zu geben was wir von einem menschen erwarten und trotzdem können wir es lieben, pflegen und sorgen uns um sein wohlergehen.
man hört oft so sachen wie "ich hab immer nur gegeben, jetzt kann ich nicht mehr" wir schenken unsere liebe und empfinden das als verlust, und das ist wiederrum nichts anderes als das was unsere gesellschaft uns von frühester kindheit an einredet. wir sind bereit unsere liebe zu geben unter dem vorbehalt etwas dafür zu bekommen . . . "wenn du mich nicht liebst, liebe ich dich auch nicht" völlig krank eigentlich.
früher wurde liebe ganz anderst defieniert und bevor sheakspeare mit romeo und julia eine revolution in dem verständniss der liebe eingeleitet hat war alles ganz anderst. heute ist die "romantische liebe" das was wir für erstrebenswert halten, früher wurde zweckdienlich geheiratet in dem glauben die liebe würde sich schon einstellen und dem war auch so.
wer in der lage ist zu lieben, der kann alle menschen lieben und der versteht auch das wort nächstenliebe. lieben heisst etwas so zu lassen wie es ist, es in freiheit zu lassen. wenn ich blumen liebe dann gehe ich nicht zum gärtner und hole mir schnittblumen denen ich dann beim sterben genüsslich auf dem heimischen wohnzimmertisch zusehe, sondern ich gehe in die natur und erfreue mich an der lebendigen blume ohn sie zu zerstören und zu verkonsumieren. wollen, besitzen, ändern, das sind alles begriffe die nichts mit liebe zu tun haben.
insgesamt sollte man das ganze thema nicht so losgelöst von allem diskutieren da es das nicht ist. alles was uns umgibt spielt eine rolle und übt einen einfluss auf unser verständniss von den dingen aus. wenn man sich dessen bewusst ist wird einem sehr schnell klar das unser verständniss von liebe auch nur in unserer gesellschaft funktioniert, wonaderst ist es anderst. und das nicht weil die menschn dort dümmer sind sondern weil dort andere einflüsse und moralvorstellungen herrschen. wir sind nicht mehr als ein spiegel dessen was uns umgibt und wenn wir das begreifen können wir eventuell etwas mehr sein . . .