Zu realistisch mit mir

Inkognito25

Neuer Benutzer
27. Sep. 2012
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Hallo Zusammen

Mich beschäftigt seit längerem ein Thema... Wie es der Titel schon sagt: "Bin ich zu realistisch mit mir ?!?"

Ich bin ein Mensch der sich sehr auf Tatsachen (wohl eher probiert...) verlässt. Bzw. analysiere ich so ziemlich alles um mich herum und habe eigtl. das Gefühl, dass mir das ziemlich gut liegt... Solange es jedenfalls nichts mit mir zu tun hat... Ich habe letzten Sommer meine Ausbildung beendet, sogar mit guten Noten, trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass das was gutes ist, bzw. kann kein Selbstwert daraus ziehen... Gibt noch zig andere Beispiele, es ist als wenn ich etwas gut machen kann, hat es für mich trotzdem keine Bedeutung, weil ich es ja geschafft habe... Und ich bin ein eher fauler Mensch (Das Beispiel mit der guten Noten an der Abschlussprüfungen: Ich habe dafür eigtl. nichts gelernt...). Und das macht es mir extrem schwer an meinem Selbstwert-Problem zu Arbeiten... Ich kann die Dinge die ich "vollbracht" habe, wie nicht real greiffen... Kennt ihr das?? Was kann man dagegen tun?

Vielen Dank und Grüsse

Inkognito2525

 
Hallo

Dein Denkfehler ist, dass du versuchst, Selbstwert aus persönlichen Erfolgen zu ziehen. Erfolge sind wichtig, um einen Sinn bzw. Motivation im Leben zu finden. Selbstwert hat aber nichts mit Erfolgen zu tun, sondern mit ein paar Erkenntnissen darüber, wer du bist und was es überhaupt bedeutet, wertvoll zu sein.

Und übrigens: Erfolge erzielst du nur dann, wenn du dir ein Ziel gesetzt hat, dessen Erreichen dich eine Gewisse Anstrengung (jeglicher Art) gekostet hat. Alles hat seinen Preis. ;-)

 
Hallo NicM

Vielen Dank für deinen Beitrag! Klingt sehr interessant und darüber muss ich mir sicherlich noch Gedanken machen!

Allerdings bin ich auch in einem Verein und trainiere sehr hart für die Prüfungen und habe dadurch gute Erfolge, allerdings habe ich auch da nur immer das Gefühl, dass es normal ist...

 
allerdings habe ich auch da nur immer das Gefühl, dass es normal ist...
Dann gibt es eigentlich nur zwei Erklärungen:

  • Du warst selten erfolglos. Gewissen Menschen wird vieles in den Schoss gelegt. Deshalb kannst du deinen Erfolgen kaum Wert beimessen.
  • Du setzt dir die Ziele nicht selber, sondern sie werden dir gesetzt. Und/oder: Es sind immer dieselben Ziele.


ABER: Dein Hauptproblem ist dein mangelnder Selbstwert, oder? Inwiefern beobachtest du das denn? Im Umgang mit Mitmenschen? Bist du oft traurig? Und warum?

 
Gute Schlussfolgerungen! Vielen Dank!

Es ist so, dass ich mich nicht so verhalte, wie ich das will, sondern mir mein analytischer Teil sagt, was jetzt zu tun ist... Es gibt viele Situationen in denen ich gerne anders reagieren möchte, es allerdings nicht als angemessen betrachte... Bsp.: Wenn mich jemand zur Weissglut treibt, dann würde ich nie schreien, sondern auf Tatsachen zurück greifen oder im schlimmsten Fall weggehen (also nicht einfach Weglaufen, sondern ein höffliches:" Ich geh kurz eine rauchen, damit ich mich abregen kann, reden wir in 5 oder 10 Minuten weiter."). Mein rationale Seite sagt mir, dass das genau so korrekt ist und ich es so machen muss, auch wenn ich selber das Gefühl habe, ich möchte ihn anschreien, um mal Dampf abzulassen, wenn er es verdient hat (ich rede hier nicht von geschäftlichen Bezügen, da finde ich wirklich, dass es das einzig richtige ist, sondern privat, wo ich eigtl. entscheiden sollte wer ich bin...).

Edit: Ja es nagt sehr an meinem Selbstvertrauen, da ich nicht so reagieren kann wie ich will...

 
Du unterscheidest hier zwei Dinge: Das, was du willst UND das, was dein "analytischer Teil" dir sagt.

In Tat und Wahrheit gibt es aber keine solche Unterscheidung. Du bist bereits DU. Und du bist ein konstant analytisch denkender Mensch. Und das ist per se keineswegs schlecht. Schlecht ist es nur, wenn du dich gezwungen fühlst, stets kühl und überlegt zu handeln.

Was ist es denn, was du willst, wenn man dich zur Weissglut bringt? Schreien oder Weglaufen? Warum schreist du nicht einfach? Eventuell weil du weisst, dass es "falsch" wäre?

Ich sage stets: Intelligente Menschen sind in der Lage, rationaler zu denken und zu agieren. Das heisst aber nicht, dass sie auch nicht mal die Entscheidung treffen können, emotional zu sein. Es liegt in deiner Hand. ;-)

 
NicM bringt es gut auf den Punkt. ;)

Lass meine Mail erstmal beiseite, denn es geht ja für dich anscheinend erstmal nur darum, herauszufinden "hey was ist da los"... und sich hier verschiedene Meinungen dazu anzuhören reicht erstmal ;)

 
Schön geschrieben. Ich stimme NicM zu, (bis auf den Teil dass man das "ist" was man denkt... Gedanken "hat" man, man "ist" sie aber nicht ...)

Interessante Unterhatung finde ich. ich habe mich schon beinahe immer gefragt, warum Jemand den ich seit der Grundschule kenne, sich immer so reserviert/"korrekt" verhält, wenn ich das Gefühl habe dass er was ganz anderes empfindet. Vielleicht eine Täuschung, oder dieser Mensch ist Dir in dem Sinne ähnlich lieber Inkognito.

ist es nicht sogar rational sinnvoll, sich eine direkte Erfahrung von dem abzuholen, was man bisher nicht kennt? Dann kann man doch im nachhinein auch viel objektiver darüber nachdenken...? :rolleyes: ;)

 
Ich kenne das sehr ähnlich von mir. Hatte bis vor wenigen Jahren eine Art Verhaltenskatalog, der "perfekt" war. Pragmatisch, rücksichtsvoll, fair, für alle Beteiligten das Beste.

"Wenn sich doch nur alle so verhalten würden".

Bei mir ging es soweit, dass ich nur rational, aber im Innern ganz ehrlich nicht, Verständnis für andere hatte, die sich "falsch" verhielten.

Dafür Verständnis zu haben, gehörte natürlich auch zu meinem Katalog. Habe es mir damals also nicht eingestanden.

Habe allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass das Vernünftige oft nicht das Richtige ist.

zB eine Studie:

Kinder werden für ein paar Stunden von ihren Müttern getrennt. Die Kinder beschäftigen sich erst selbst mit Spielen, dann fangen sie an, sich verlassne zu fühlen.

Wenn die Mutter zurück kommt, sind sie erstmal trotzig/verletzt und wenden sich von der Mutter ab. Wehren sich gegen Nähe.

Gebildete Frauen respektieren das häufiger und lassen dem Kind die Freiheit, wieder von sich aus zu kommen.

Weniger vernünftige Frauen zwingen das Kind, sich umarmen zu lassen, auch wenn es sich wehrt.

Die Kinder erster Gruppe entwickeln meist emotionale Probleme.

Aber auch an eigenen Erfahrungen habe ich das erleben dürfen.

zB wenn jemand hochemotional mit mir diskutiert und ich, egal wie betroffen oder verletzt ich bin, sachlich bleibe:

der andere kann sich dadurch auch abgewertet fühlen. Sich noch weniger verstanden fühlen.

Ich weiß nicht, ob das bei Dir ist, wie es bei mir damals war: Ich verglich sogar meine Gefühle mit meinem Katalog,

bevor ich entschied, sie richtig zuzulassen. "Unfaire", "kindische" Gefühle bekämpfte ich in mir sehr schnell mit Ratio.

Bei mir persönlich stand dahinter, dass es sehr wichtig für mein Selbstbild war, ein "korrekter Mensch" zu sein.

Das war meine Reaktion auf u.a. sehr frühe Verletzungen in der Familie, etc. Ich hatte sozusagen die Wahl, genauso zu werden

oder daraus zu lernen. Auch: Verständnis zu haben oder zu hassen. Die Vernüftige zu sein oder das Risiko der Eskalation einzugehen.

Und: ein guter Mensch zu sein war für mich auch meine gefühlte innere Daseinsberechtigung. Der Schutzschild schlechthin, um mit

Vorwürfen umgehen zu können. Der Katalog war die Stütze für mich als extrem schnell selbst-in-frage-stellende, vor mir erklären zu können, warum ich etwas gemacht habe.

Und zum Glück zumindest rational mir sagen zu können: nein, nein, Du bist okay, Du hast ja nach Deinem Katalog gehandelt. Du musst Dich nicht schämen und hassen.

Was auch immer bei Dir dahinter steht: ich kann Dir raten, als ersten Schritt mal alle Emotionen UND Gedanken voll zuzulassen.

Und zwar (ganz wichtig!) OHNE sie zu bewerten.

Egal, wie kindisch, unlogisch, unfair Du sie rational bewerten WÜRDEST.

Das ist dann totale Selbstehrlichkeit.

Danach handeln musst Du dann trotzdem nicht. Das steht Dir frei.

Das kam bei mir dann im zweiten Schritt. Dadurch, dass ich erfuhr, wie "falsch" auch mein Gefühlsapparat funktionierte,

und mich trotzdem nicht dafür verurteilte (bringt ja nix, denn so BIN ich nunmal, ob mir das passt oder nicht. Und egal, wie sehr

ich mich nach meinem Katalog richte, mein Inneres verdränge ich dadurch nur, es wird nicht besser. Nur eine maske. Vor mir und den anderen),

wurde ich insgesamt toleranter, empathischer und kritikfähiger. Nicht im Kopf, sondern WIRKLICH. Ohne mich unbewusst dazu zu zwingen. Und sah den Sinn in unlogischen Dingen, etc.

Fand unvernünftiges Verhalten auch bei anderen nicht mehr so schlimm. Sah, dass es gerade auch Gutes für alle bringen kann.

Meine Erfahrungen mit unvernünftigem Verhalten sind unlogischerweise bisher gut.

Und ich kann jetzt bewusst entscheiden, nach was ich gehen will.

Nur bei Angst herrscht noch Chaos, da tue ich am liebsten gar nichts.

Mein Katalog, so logisch perfekt schlüssig und diskussionsunangreifbar er auch war, war in vielen Punkten falsch/unmenschlich.

Das sehe ich jetzt erst.

 
Ich weiss so genau wie du dich fühlst! Mit geht / ging es ähnlich. Ich musste auch über die letzten Jahre lernen, meine Erfolge zu sehen un anzuerkennen. Bei mir lag das Problem vor allen darin, dass ich den "Erfolg" z.b. den Lehrabschluss, nicht als Erfolg angesehen habe, sondern genau als Ziel erreicht. Ich habe ja schliesslich von mir erwartet, dass ich das Ziel erreiche, also ist es kein erfolg sondern einfach ein "Bestehen"! Dazu kam dann auch noch, dass ich meine Erfolge/Ziele nur mit denjenigen gemessen habe die das gleiche oder noch mehr erreicht haben! Was halt dazu geführt hat, dass ich mich immer sehr weit unten eingestuft habe!

Was ich dir aus meiner Erfahrung raten kann ist, nimm dir einen Moment Zeit und sieh dir deinen Erfolg nochmals genauer an. Ja evt. hast du es von dir erwartet und genau das erreicht, heisst aber noch lange nicht dass das kein Erfolg ist. Falls du auch vergleiche anstellen solltest, vergleiche dich mit ALLEN. und nicht nur mit denen die evt. noch mehr erreicht haben!

 
Hallo Zusammen

Zuerst möchte ich euren Inputs danken!

Ich nehme mir jetzt Mal die Zeit und gebe Mal wieder meinen Senf dazu ^^

Also:

@NicM: Die Unterscheidung die ich hier mache, ist sehr schwer zu erklären... Allerdings ist es in der Tat so, dass ich in meinem Kopf zum Teil so eine Art "Diskussionen" habe zwischen meiner emotionalen und rationalen Seite... Das ist ziemlich schwierig zu erklären. Natürlich bin ich die zwei Sachen zusammen und es gibt nicht wirklich eine Diskussion, der Übergang ist immer sehr fliesend, allerdings kann ich es nicht anders ausdrücken, als mit dem Wort Diskussion.

@Rosenkatze: Es kommt immer drauf an auf was man aus ist. Ich bin bzgl. neun Erfahrungen eher vorsichtig, da ich bisher vor allem negative Erfahrungen mit neuem gemacht habe, allerdings kommt es darauf an, was das Neue ist...

@Krux: Bzgl. dem Satz:"Wenn sich doch nur alle so verhalten würden" --> Ich höre öfters, dass es mehr Menschen wie mich geben sollte für eine bessere Welt... Naja den Glauben teil ich grundsätzlich nicht, ausser von ein paar wenigen Personen, welche aber auch gute Freunde von mir sind.

Der Verhaltenskatalog kommt meinem Verhalten ähnlich und hatte auch schon Erlebnisse, dass sich Leute nicht ernstgenommen gefühlt haben dadurch...

Bzgl. dem hinnehmen der Gefühle, dass mach ich grundsätzlich so, wie ich schon an NicM geschrieben habe, gibt es ähnlich wie eine "Diskussion" zwischen rationaler und emotionaler Seite, da nehme ich alles auf und in mir drin lebe ich meine Gefühle schon aus, nur halt nicht das was ich präsentiere... Wenn sich jemand nicht so verhaltet wie ich, dann nehme ich das meistens hin und denke, dass ich das verdient habe (das mit dem verdient nicht immer, aber ich toleriere grundsätzlich so ziemlich jedes Verhalten)...

@Sadly: Die Ähnlichkeit ist wirklich hoch, nur vergleiche ich mich weniger, sondern sehe meinen Erfolg wie ohne Gefühle und habe dadurch eigtl. nichts was mich wirklich hoch zieht.

Ich weis nur nicht wie ich die Sache angehen soll... Ich hab das Gefühl, als ob das nicht mehr kompensierbar wäre (bzw. dass ich das verändern kann...)

 
Kinder werden für ein paar Stunden von ihren Müttern getrennt. Die Kinder beschäftigen sich erst selbst mit Spielen, dann fangen sie an, sich verlassne zu fühlen.Wenn die Mutter zurück kommt, sind sie erstmal trotzig/verletzt und wenden sich von der Mutter ab. Wehren sich gegen Nähe.

Gebildete Frauen respektieren das häufiger und lassen dem Kind die Freiheit, wieder von sich aus zu kommen.

Weniger vernünftige Frauen zwingen das Kind, sich umarmen zu lassen, auch wenn es sich wehrt.

Die Kinder erster Gruppe entwickeln meist emotionale Probleme.
Mir fiel hier nur grade auf-- muss es hier nicht- die kinder in der zweiten gruppe-heißen?

B.

 
Hallo Inkognito

Ich finde es ein spezielles Problem, wenn einem die eigenen Erfolge zwar bewusst sind, sich darüber aber nicht freuen kann. Es ist schwierig, dir hier was konkret zu raten. Eine Möglichkeit wäre ja, dass du deine Erfolge in irgendeiner Form ritualisierst. Zum Beispiel hättest du nach deinem Abschluss mit einem guten Freund feiern gehen können oder dich mit irgendetwas belohnen. So kannst du etwas Positives mit dem Erfolg verbinden.

Helfen könnte eventuell auch, wenn du mit jemanden, der dich sehr gut kennt, mal eine Art Spiel spielen würdest, und du dir von diesem Menschen deine Erfolge beschreiben lässt. Eventuell auch, wie er dich als Persönlichkeit wahrnimmt, was du zum Beispiel für gute Eigenschaften hast. Und da sind sicher viele vorhanden.

Und nimm einfach nichts als selbstverständlich hin, was du erreichst. Man darf für alles dankbar sein und sich darüber freuen. Deine Erwartungen an dich selbst sind wahrscheinlich sehr hoch. So ist es für dich wahrscheinlich selbstverständlich, dass du den Schulabschluss geschafft hast. Dadurch ist das dann auch kein Erfolg, sondern halt einfach selbstverständlich. Wenn du kannst, würde ich an deiner Erwartungshaltung dir gegenüber arbeiten, damit für dich nicht immer alles selbstverständlich ist.

Natürlich ist es schwierig, das zu ändern. Aber das kriegst du sicher hin. Den ersten Schritt hast du ja schon gemacht, in dem du dich hier gemeldet hast und das «Problem» beschrieben hast. Du musst nur wagen, auch die weiteren Schritte zu gehen, und dabei vielleicht auch mal über deinen Schatten springen und Dinge tun, die dir anfangs vielleicht komisch vorkommen (wie zum Beispiel dich von einem Freund aktiv loben lassen). Aber solche Dinge können helfen.

Wünsche dir viel Glück dabei!

 
Mir fiel hier nur grade auf-- muss es hier nicht- die kinder in der zweiten gruppe-heißen?
Eben gerade nicht. Dann wäre das ja ein schlechtes Beispiel. Der "unvernünftige Impuls" das Kind trotzdem zu umarmen ist das, was dem Kind gut tut.
 
Der "unvernünftige Impuls" das Kind trotzdem zu umarmen ist das, was dem Kind gut tut.
Und was genau willst du mit dieser Studie sagen? Für mich gibt es da nur eine einzige Aussage: Die "gebildete" Reaktion ist eben doch nicht "gebildet". Wenn du dann die "richtige" Reaktion sowohl als die gebildete als auch als die intuitive betrachtest, geht das System wieder wunderbar auf. Ein Beweis dafür, dass man sich mit Bildung bzw. "rationalem" Handeln irren kann, aber auch daraus lernen kann um es danach besser zu machen. Und ausserdem: Der emotionale Impuls ist ist längst nicht immer der "bessere".

 
War die Frage jetzt rhetorisch? Falls nicht: Es sollte genau so ein Beispiel sein, bei dem die natürliche emotionale Reaktion besser ist als die vermeintliche Lehre. Klar kann man auch das Ergebnis nun in seine Überlegungen miteinbeziehen und dann rational danach handeln. Ob es dazu dann wieder Ausnahmen gibt, die der natürliche Impuls berücksichtigen würde, aber der momentane Stand der Wissenschaft noch nicht erfasst hat, steht wieder in den Sternen. Ich meine, dass vieles Zwischenmenschliches manchmal besser funktioniert, wenn es authentischer bleibt. Natürlich in einem gewissen Rahmen. Dass es sich lohnt, es auszuprobieren. Und wer hat behauptet, dass der emotionale Impuls immer der Bessere ist?

 
War die Frage jetzt rhetorisch? Falls nicht: Es sollte genau so ein Beispiel sein, bei dem die natürliche emotionale Reaktion besser ist als die vermeintliche Lehre. Klar kann man auch das Ergebnis nun in seine Überlegungen miteinbeziehen und dann rational danach handeln. Ob es dazu dann wieder Ausnahmen gibt, die der natürliche Impuls berücksichtigen würde, aber der momentane Stand der Wissenschaft noch nicht erfasst hat, steht wieder in den Sternen. Ich meine, dass vieles Zwischenmenschliches manchmal besser funktioniert, wenn es authentischer bleibt. Natürlich in einem gewissen Rahmen. Dass es sich lohnt, es auszuprobieren. Und wer hat behauptet, dass der emotionale Impuls immer der Bessere ist?
Ich bin generell ein wenig vorsichtig, aus solchen Studien Schlussfolgerungen abzuleiten. Ich weiss zwar nichts zur Methodik dieser Studie. Aber die Kausalität "Gebildete Mütter, die dem Kind Zeit geben, von sich aus auf sie zuzukommen" und "diese Kinder entwickeln dann meist emotionale Probleme" scheint mir schon sehr gewagt. Wer sagt denn, dass nicht andere Gründe dahinter stecken, dass diese Kinder dann mehr emotionale Probleme erhalten? Aber solche Studien sind halt immer so ne Sache ;-)

Noch kurz was zum emotionalen Impuls: Der Mensch ist ein emotionales Wesen, insofern ist es immer gut, wenn man seinen Emotionen Raum lässt. Und Emotionen sind sehr oft die Entscheidungsgrundlage für Menschen. Sehr oft wird sehr spontan aus einem Gefühl bzw. aus Erfahrung heraus entschieden und danach einfach noch rational begründet, weshalb man einen Entscheid so und nicht anders getroffen hat. Der Bauch kommt sehr oft vor dem Kopf ;-) Dieser Entscheidungsprozess ist den meisten aber gar nicht bewusst bzw. nicht bekannt.

 
@Krux:

Danke für die Antwort. Ich wollte eigentlich nur eine Interpretation deinerseits hören bzw. das ganze Beispiel relativieren. Viele denken, dass rationales Handeln im Kontrast zum emotionalen Handeln steht, oder bezeichnen es gar als gegenteilig. Und oft wird behauptet, dass die Emotionalität stets besser ist. Aber du scheinst diesbezüglich auch eine etwas differenziertere Ansicht zu haben.

Und wer hat behauptet, dass der emotionale Impuls immer der Bessere ist?
Niemand. Ich habe die Aussage nur da platziert, um allfällige Denkfehler bereits im Voraus aus dem Weg zu räumen. ;-)

Sehr oft wird sehr spontan aus einem Gefühl bzw. aus Erfahrung heraus entschieden und danach einfach noch rational begründet, weshalb man einen Entscheid so und nicht anders getroffen hat. Der Bauch kommt sehr oft vor dem Kopf ;-)
Tatsächlich kann es auch genauso oft umgekehrt sein: Dass der Verstand die Weichen stellt, nach denen dann der Bauch ein Gefühl entwickelt. Das ist eine der zentralen Fragen in der Philosophie: Ist der Verstand der Rattenschwanz, der den Gefühlen stets hinterherwedelt, oder ist es umgekehrt, oder beides. Ich tendiere zu "beides". Die verschiedenen Schichten unseres Gehirn betreiben bidirektionale Kommunikation und somit gibt es keine klare Abfolge.

 
Allerdings ist es in der Tat so, dass ich in meinem Kopf zum Teil so eine Art "Diskussionen" habe zwischen meiner emotionalen und rationalen Seite... Das ist ziemlich schwierig zu erklären. Natürlich bin ich die zwei Sachen zusammen und es gibt nicht wirklich eine Diskussion, der Übergang ist immer sehr fliesend, allerdings kann ich es nicht anders ausdrücken, als mit dem Wort Diskussion.
Du sagst oder siehst selber: Du bist Beides, - das heisst, dass DU als Ganzes nicht eines der beiden weglassen kannst, um ganz zu sein. - Du versuchst wiederrum, genau das zutun (Diskussion).
@Rosenkatze: Es kommt immer drauf an auf was man aus ist. Ich bin bzgl. neun Erfahrungen eher vorsichtig, da ich bisher vor allem negative Erfahrungen mit neuem gemacht habe, allerdings kommt es darauf an, was das Neue ist...
Vorsicht! Diese Aussage - man ist immer auf etwas aus - wo kommt die her? kommt die nicht auch von deiner "rationalen" Seite, die Du ja von der emotionalen (wenn auch nicht gänzlich) getrennt hast/getrennt erlebst? Und pass auf NicM, ich glaub ich komm Dir langsam näher... auch die (angenommen es gäbe eine absolut getrennte) emotionale Seite ist immer auf etwas aus- also absichtsvoll (- oder "rücksichts"-voll?). Sind aber beides Richtungen, die Dir nicht unbedingt sehr zugewandt sind, weil sie nur in der Trennung von sich, existieren. Ich darf den Beitrag mal etwas strapazieren und etwas zitieren: "Der Körper erhebt seinen Anspruch auf Gleichberechtigung, ja er übt eine Faszination aus wie die Seele. Ist man noch gefangen von der alten Idee des Gegensatzes von Geist und Materie, so bedeutet dieser Zustand eine Zerspaltung, ja einen unerträglichen Widerspruch. Kann man sich dagegen mit dem Mysterium aussöhnen, dass die Seele das innerlich angeschaute Leben des Körpersund der Körper das äußerlich offenbarte Leben der Seele ist, daß die beiden nicht zwei, sondern eins sind, so versteht man auch, wie das Streben nach Überwindung der heutigen Bewußtseinsstufe durch das Unbewußte zum Körper und umgekehrt, wie der Glaube an den Körper nur eine Philosophie zuläßt, die den Körper nicht zugunsten eines reinen Geistes negiert." - (C.G. Jung, Seelenprobleme der Gegenwart, G. W. Bd. 10, S. 434f.) Findet eine Trennung statt (eine Diskussion), ist keine der beiden Seiten "richtiger",kann es nicht sein. Im Gegenteil führt gerade die Spaltung auf eine "traumatische Spur" -(aus dem Buch "Die Wunde der Ungeliebten" von Peter Schellenbaum). Jede Absicht wird so überspitzt gesagt zur Vertiefung deiner inneren Wunde, deiner inneren Zerissenheit. Nur das "Absichtslose" - das weder das eine noch das andere ist, nichtmal die Absicht, absichtslos zu sein - führt Dich da raus und zu dem Ganzen, dass Du selbst bist. Wenn Du laufend schlechte Erfahrungen mit dem Neuen gemacht hast, hast Du keine Erfahrungen mit dem Neuen gemacht. Du hast stets "erwartet", "beabsichtigt" und folglich darauf ist Dir immer Altes und Bekanntes wiederfahren anstatt Neues- schlechte Erfahrung. Falls Dich sowas interessiert, das genannte Buch kann ein Anstoss sein und ist nebenbei eher zum "Verschlingen" anstatt zum Lesen. ;)

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Mir kommt die Diskussion gerade etwas am TE vorbei vor. Falls das zu kompliziert war, nochmal ganz einfach formuliert: FALLS hinter der Unfähigkeit, AUCH MAL gegen die Ratio zu handeln, die Angst steht, dann ja bewusst etwas falsch zu machen: Nicht immer ist richtig, was der Verstand vorgibt. Manchmal kann der unvernüftig wirkende Impuls sogar besser sein. Ganz einfach. Nicht mehr, nicht weniger. Ein Grund weniger, sich starr dem vernünftigen Weg verschrieben zu fühlen. Ich denke, der TE hatte das auch schon richtig verstanden, vll ja mal wieder back to topic.