Zurückschauend vorwärtsgehen - so fühle ich mich

Grisu73

New member
31. Mai 2014
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Hallo

Ich bin schon einige Zeit angemeldet in diesem Forum - bis anhin meist als Leser eurer Beiträge.

Heute möchte ich etwas von mir erzählen:

Meine Freundin und ich haben uns im Mai nach achtjähriger Beziehung getrennt. Für mich als Verlassener ein sehr schmerzhaftes Erlebnis - zumal ein anderer Mann der Auslöser, aber nicht der Grund der Trennung war.

Unsere Beziehung war wohl nicht immer nur einfach und schön - welche Beziehung ist das schon, aber trotzdem hatte ich all die Jahre das Gefühl, dass die Basis, dass die Art und Weise wie wir beide miteinander umgegangen sind gestimmt hat. Manchmal wurde unausgesprochenes verstanden, vieles was wir gemeinsam anpackten ging Hand in Hand und gelang, wir haben uns in vielen Dingen unterstützt und was ich besonders schätzte, war der Umstand, dass wir beide aufeinander zu- und eingehen konnten. Leider habe ich mich zu sehr darauf verlassen, dass das ausreicht und dabei nicht wahrhaben wollen, dass eine Beziehung es manchmal auch erfordert über seinen eigenen Schatten zu springen und solche Themen angepackt werden müssen, die einem schwer fallen um eine Beziehung in all ihren Facetten zu pflegen.

Heute fühle ich mich schlecht. Obschon ich weiss, dass andere Zeiten kommen und das Leben noch soviel bereit hält schaue ich zurück und frage mich, weshalb ich während unserer Gemeinsamen Zeit nicht die Einsicht hatte, mehr zu geben und mehr zu kämpfen.

Vor ein paar Tagen haben wir uns zum ersten mal nach unserer Trennung wieder getroffen. Die Räumung unserer gemeinsamen Whg. steht Ende Monat an. Beide gaben sich im gegenseitigen Umgang Mühe - das war spürbar schön und für mich im Nachhinein auch schwer. Ich habe mich in der Folge nochmals bei ihr gemeldet - nicht aufdringlich und penetrant - das bin nicht ich, aber ich musste ihr noch einmal sagen, wie traurig ich darüber bin, sie und unser früheres Leben verloren zu haben. Meine Worte kamen bei ihr an und ich glaube sie empfindet und denkt zeitweise das gleiche. Aber da ist auch der neue Mann und damit verbunden, die unausgesprochene Hoffnung auf besseres - da fällt der Schritt zurück zu Altem schwer und wenn dazu kommt, dass die Gefühle fehlen, fehlt auch der Grund.

Ich bin traurig darüber, meine Partnerin verloren zu haben. Ich bin wütend darüber, nicht gemerkt zu haben, wie wichtig sie und unser gemeinsames Leben mir ist. Ich vermisse die Kleinigkeiten, die sie zu dem machen wer sie ist und uns zu denen gemacht haben die wir waren.

Ich glaube daran, dass der Mensch aus seinen Fehlern lernen kann und ich freue mich auf den Tag an welchem ich ihr und Ihrem neuen Leben aufrichtig alles Glück auf Erden wünschen kann...

 
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Hallo Grisu 73, 

es tut mir Leid, dass eure Beziehung zu Ende gegangen ist. Wie lange liegen die Ereignisse denn zurück?

Am Anfang kommt die Trauer und die kannst du ruhig erstmal zulassen. Bin in dem Thema nun auch kein Spezialist, aber es kann beruhigend sein die Gefühle zu akzeptieren. Und auch zu akzeptieren, dass man Fehler gemacht hat und, dass das Leben wie auch immer weiter geht. Dir selbst Dinge vorzuwerfen wird dich gerade nicht weiter bringen. 

Tu dir Gutes und finde für dich selbst heraus, was du möchtest. 

Ich finde es wichtig, dass man eine Beziehung nicht aus Angst vor Eisamkeit oder Veränderung beginnen oder wieder aufnehmen sollte. Zuneigung sollte hier die treibende Kraft sein. Was trifft bei dir eher zu?

Gruß Felix 

 
Hallo Cyanit

Vielen Dank für deinen Beitrag...

Es hat mir gut getan, meine Gedanken in diesem Forum zu platzieren.

Ich denke wie du, dass Angst vor der Zukunft nicht als treibende Kraft dienen sollte - obschon dies besonders zu Beginn einer Trennung auch vorkommen kann.

Gerne hätte ich im Nachhinein versucht mich bewusster den Problemen zu stellen - aber diese Chance bleibt mir verwehrt, was ihr im Grunde nicht zu verübeln ist.

So bleibt mir die Hoffnung, aus meinen Fehlern gelernt zu haben und es beim nächsten mal anders zu machen.

Gruss

 
Hallo

Ich habe nun seit gut vier Monaten nichts mehr gehört von meiner Ex - Freundin. Seit die gemeinsame Whg. geräumt ist, halten beide eisern an der Kontaktspeere fest - was nicht immer leicht, aber sicher gut ist...

Es gibt Tage da vermisse ich sie noch immer und wünschte mir Vergangenes herbei. Diese Tage werden aber weniger.

Wütend war ich, im besten Fall auf mich - doch ich glaube auch hier wendet sich das Blatt allmählich und ich sehe auch Gutes in all dem Leid, welches eine solche Trennung mit sich bringt.

Die Frage nach dem Warum lastet nicht mehr täglich auf mir. Ich erkenne, dass jede Erfahrung im Leben, mich zu dem macht, der ich im Augenblick bin. Ich würde heute nicht mehr oder weniger für meine Ex Freundin und unsere Beziehung tun und ich würde heute die Dinge nicht anders sehen, wenn diese Trennung nicht gewesen wäre. Die gemachten Erfahrungen verändern mich positiv - und dafür bin ich dankbar

Ich wünsche euch allen einen schönen Abend...

 
Hallo ihr da draussen

Der Jahrestag unserer Trennung rückt allmählich näher - ironischerweise fing das Ganze damals vor acht ( mittlerweile bald 9 ) Jahren in etwa zur gleichen Zeit an...

Ich glaube in den vergangenen Monaten viel über mich gelernt zu haben. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich daran denke wie es wohl wäre heute mit ihr dieses oder jenes zu besprechen - nach all der Zeit und nachdem das Umdenken stattgefunden hat. Dann wird mir bewusst, dass ich noch immer einen kleinen Funken Hoffnung in mir trage. Hoffnung darauf, dass wir uns irgendwo zufällig begegnen, uns in die Augen schauen und alles wieder so ist wie früher - nur beide um die gemachten Erfahrungen reicher.

Ich spüre, wie schwer es mir nach wie vor fällt, diesen Gedanken endgültig los zu lassen - vielleicht fehlt es mir einfach am nötigen Mut oder einem wahren Grund - und dass alles sowieso anders kommt als man sich das ausdenkt weiss ich ja eigentlich auch ;-)

Ich weiss, dass ich mich umdrehen, nach vorne schauen und weitergehn muss um mich ganz von ihr zu lösen - aber ein bisschen Zeit will ich mir dafür noch geben.

Ich wünsche euch eine gute Nacht

 
Hallo Grisu.

Ich finde, Du gehst sehr gut damit - und mit Dir - um. Du beobachtest Dich, fühlst nach und jeder Schritt näher zu Dir wird Dich wieder ein Stück weiter weg von ihr bringen und dem, was Ihr miteinander geteilt habt. Irgendwann wirst Du auch den letzten Rest nicht mehr festhalten und kannst ihn bewahren als eine - schöne - Erinnerung. Noch aber ist die Lücke, die sie hinterlassen hat, nicht wieder gefüllt. Du stehst noch auf der Schwelle, hast Neuland vor Dir und scheust Dich, die Tür hinter Dir zu schließen. Ich weiß nicht... ich glaube, manchmal ist es einfach der Gedanke an die 'Endgültigkeit', der uns zögern lässt, den letzten Schritt zu tun. 

Aber Du scheinst doch beständig vorwärts zu kommen. Also kannst - und solltest - Du Dir natürlich auch die Zeit geben, die es halt braucht. Und es braucht normalerweise immer etwas mehr davon, wenn man noch kein konkretes Ziel vor Augen hat, auf das man zumarschieren könnte.

Ich wünsche Dir alles Gute!

Wenn du etwas loslässt, bist du etwas glücklicher. 
Wenn du viel loslässt, bist du viel glücklicher. 
Wenn du ganz loslässt, bist du frei.

(Ajahn Chah)

 
Hallo Zelda

Danke für deine Antwort...

Ich schwelge gerne in der Erinnerung und habe im allgemeinen ein wenig die Tendenz an Vergangenem fest zu halten. Dennoch spüre ich natürlich und das unterstreicht der Spruch am Ende deines Textes ganz gut, dass ich dadurch nicht ganz frei bin. Wie erwähnt möchte ich mir noch etwas Zeit dafür geben, um endgültig loszulassen - gleichzeitig freue ich mich aber auf den Tag, an dem ich dafür bereit bin.

Liebe Grüsse

 
Nehme das Gute und Lehrreiche aus der Vergangenheit mit und nehme es als Geschenk für die Zukunft. Ich finde es rührend wie du über deine Beziehung schreibst, und wie reflektiert.

 
Hallo jasminn

danke...

Die Trennung und die Zeit danach waren begleitet von intensiven Gefühlszuständen. Mittlerweile bin ich in ruhigere Gewässer gelangt - loslassen ist nicht mehr unvorstellbar.

Ich habe in den letzten Monaten viel nachgedacht, über Gefühle geredet und reflektiert - Dinge, die ich während unserer Beziehung vernachlässigte und die doch so wichtig sind.

Ich glaube den Wert einer Beziehung heute anders zu schätzen.

Mit etwas Glück werden mich die guten Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit und die lehrreichen Erfahrungen der Trennung auch im späteren Leben begleiten.

Ich wünsche dir einen schönen Abend

 
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Reaktionen: Manana
Ein freundliches Hallo an euch alle

Genau ein Jahr ist es her, seit ich diesen Thread eröffnet habe...

Die Sehnsucht nach meiner Ex ist ( fast ) vollständig verschwunden. Vereinzelt kommt es vor, dass ich von ihr träume. Oft empfinde ich danach das Gefühl verraten worden zu sein ( zumal es in diesen wirklich selten auftretenden Träumen darum geht von ihr auf irgend eine Art zurückgewiesen zu werden ). Ich glaube dass dieses Gefühl massgeblich an meinem Schmerz beteiligt gewesen ist, mir aber mittlerweile auch hilft die Sicht auf die Dinge in einem etwas anderen Licht zu sehen.

Vor kurzem hat es sich ergeben, dass wir uns beim einkaufen über den Weg gelaufen sind. Bei einem Kaffee im Anschluss haben wir geredet. Darüber wie es uns seit der Trennung ergangen ist, was wir gerade machen und was in naher Zukunft so alles ansteht. Wieder einmal habe ich dabei festgestellt, wie sehr sich mein Leben seit der Trennung doch verändert hat. Ich lebe in einer Wohnung in der ich mich rundum wohl fühle in einer wunderschönen Stadt. Ich beginne in Kürze ein Studium und habe ( wieder ) gelernt Beziehungen zu Freunden und Familie wertzuschätzen.

Mittlerweile kann ich aus dem Ende unserer Beziehung viel Positives ziehen und das hilft mir unglaublich dabei hin und wieder zurück zu schauen und doch vorwärts zu gehen...

Ich wünsche euch allen einen schönen Nationalfeiertag