Zweifel und Gefühlsschwankungen "normal"?

Yaara

Neuer Benutzer
22. Dez. 2008
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Hallo,

ich habe vor 2 Wochen einen Mann kennengelernt, mit dem ich mich auf Anhieb extrem gut verstanden habe und zu dem ich mich immer mehr hingezogen fühlte. Auf beiden Seiten war ganz schnell großes Vertrauen da und wir haben ziemlich schnell über sehr persönliche Dinge gesprochen. Wir haben nach dem ersten Treffen fast täglich stundenlang telefoniert, ich muss(te) ständig an ihn denken und ihm ging es wohl genauso.

Jedenfalls war ich am Wochenende bei ihm und wir sind auch - obwohl ich das nun wirklich nicht vorhatte - intim geworden. Es war insgesamt sehr schön, ich hatte auch sämtliche Anzeichen von Verliebtheit (Herzklopfen etc.). Trotzdem wollte ich am nächsten Mittag relativ dringend nach Hause zurück, während er mich ständig wieder aufs Sofa zog und mit mir kuscheln wollte. Diese plötzliche starke Nähe war fast ein bisschen viel für mich, ich hatte das Gefühl, mich davon "erholen" bzw. mal wieder zur Ruhe kommen zu müssen und wollte allein sein. Ich bin dann auch gegangen, war im ersten Moment froh und erleichtert, hab aber noch auf der Heimfahrt angefangen, ihn schrecklich zu vermissen.

Das hat mich kurzfristig bereits ein wenig verunsichert, andererseits war ich mir meiner Verliebtheit ziemlich sicher, da ich gestern und vorgestern wirklich fast ununterbrochen an ihn denken musste, mich permanent in Tagträumen verloren habe, die ich auch recht kribbelnd fand, etc..

Aber heute...ist es irgendwie anders. Ich denke nicht so oft an ihn und stelle mir auch nicht ständig vor, wie wir uns küssen etc. Stattdessen nagen Zweifel an mir, ob das mit uns wirklich so gut passt. Ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen, aber im Bett haben wir nicht gerade 100%ig harmoniert, das hatte ich mir anders vorgestellt...er ist mir manchmal auch fast ein bisschen zu "weich"; ich wünsche mir zwar einen empfindsamen Mann, aber er könnte in bestimmten Situationen ruhig "männlicher" sein.

Und jetzt frage ich mich halt, inwiefern solche Gefühlsschwankungen und Zweifel gerade zu Beginn einer Partnerschaft normal sind? Kennt ihr sowas? Mich verunsichert das total, es quält mich geradezu. Ich frage mich, ob ich nicht ein bisschen überzogene Erwartungen habe. Gerade im sexuellen Bereich muss man sich ja auch erst mal aneinander herantasten, die Eigenheiten und Wünsche des anderen kennen- und vielleicht auch lieben lernen, da kann man nicht erwarten, dass es gleich beim ersten Mal wahnsinnig toll ist. Bei meinem letzten Partner war der Sex zu Beginn auch eher mäßig...ich hab es allerdings auch schon anders erlebt, deswegen verunsichert mich das schon ein bisschen. Außerdem haben mich bestimmte Dinge geradezu gestört!

Und nu? Sollte ich das Thema vorsichtig ansprechen oder einfach abwarten, wie es sich weiter entwickelt? Wir sind schließlich erst noch dabei, uns kennenzulernen. Ich muss auch dazu sagen, dass ich eine psychische Erkrankung habe und starke (Selbst-)Zweifel und Stimmungsschwankungen für mich (leider) ziemlich normal sind. Bisher hatte ich in allen Partnerschaften gerade zu Beginn diese quälenden Zweifel und immer wieder mal Phasen, in denen ich nichts - wirklich nichts - für den anderen fühlen konnte. Ich hab das bisher immer auf meine Erkrankung geschoben, aber vielleicht war es bisher einfach nie der Richtige? Wie ist das denn bei euch Normalos, kennt ihr sowas auch?

Ich muss dazu sagen, dass ich momentan auf der Arbeit ziemlichen Stress habe. Das könnte auch ein Grund für die plötzliche Abkühlung der Gefühle sein, vielleicht bin ich einfach zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Wir haben gestern auch nur ganz kurz miteinander telefoniert, weil er auf einem Kongreß ist und deshalb ebenfalls wenig Zeit hat.

Würde mir sehr weiterhelfen, wenn ihr mir eure Meinung dazu schreibt bzw. erzählt, wie es bei euch ist, wenn ihr frisch verliebt seid.

Yaara

 
Liebe Yaara,

Persönlich würde ich es bereits nach solchen anfänglichen Gefühlen/Zweifeln beenden...

Entweder es funkt gewaltig- besinnungslos oder gar nicht...

Jedesmal wenn ich solche Gefühle hatte wie du jetzt, hab ich versucht eine Freundschaft draus werden zu lassen... Das hat auch meistens prima geklappt.

Da du dir allerdings einräumst, dass es aufgrund dies&jenem so gekommen ist bzw schon immer war, kann es doch mit etwas Geduld was werden.

Auf einen Versuch mehr kommts doch nicht drauf an.

Lg

 
Hallo La Mare,

vielen Dank für deine Antwort. Ich war gestern echt fix und fertig wegen diesen Zweifeln und bin schließlich zu dem gleichen Schluss gekommen wie du - dass es dann vielleicht besser ist, sich zu trennen. Ob das allerdings jetzt noch eine Freundschaft werden kann, wage ich zu bezweifeln, er ist ja total verliebt in mich.

Tja, und heute habe ich wieder starke Gefühle für ihn und keine/kaum Zweifel, vermisse ihn etc. Was soll ich davon nur halten?

Ich möchte ihn auf jeden Fall noch mal treffen, vielleicht werde ich mir dann über meine Gefühle klarer. Meinst du, es ist eine gute Idee, meine Zweifel anzusprechen? Ich möchte ihn schließlich nicht verletzen.

LG

Yaara

 
hallo yaara,

wenn du dich in seiner nähe unwohl fühlst, dann rate ich dir die beziehung zu ihm nicht weiter zu vertiefen und auf deine intuition zu vertrauen. falls du aber einfach bloss weg wolltest von ihm, weil du zeit für dich haben wolltest ist das doch ganz ok. das braucht jeder mensch. man muss ja nicht immer aufeinander hocken. auf jedenfall fände ich es gut, wenn du es ansprichst beim nächsten treffen. aber sei etwas einfühlsam und wähle deine worte gut. klar wird ihn das verletzen, aber ihm was vorzugaukeln wäre unfair. vorallem weil du nicht weisst, ob du doch mehr für ihn empfindest, solltest du versuchen rauszufinden was du wirklich willst bevor du etwas festes mit ihm anfängst. und da ihr noch in der "kennenlernphase" seid, ist da nix verwerfliches dran, wenn du erst mal rausfinden willst wie du zu ihm stehst. sei einfach ehrlich und offen, dann ist das voll in ordnung. und solange du fair bleibst und ihm nichts vorspielst, wird er dich auch verstehen.

lg ginaluna

 
Mir ist aufgefallen,dass du "es" bereits jetzt schon "Beziehung" nennst. Klar stehst du mit ihm in einer zwischenmenschlichen Beziehung, doch kann es nach so kurzer Zeit noch keine Beziehung in dem Sinne sein... Nicht umsonst beschnuppert ihr euch erst ;) Vielleicht klärst du eben dies erstmal in einem Gespräch. Vielen geht es doch genauso: von heut auf morgen führt man keine Partnerschaft, das muss sich entwickeln. Manchmal sogar über Monate! So würdest du dich von deinem Druck lösen und kannst genießen :)

 
Hallo,

ich fühle mich in seiner Nähe nicht unwohl, im Gegenteil. Ich musste bloß erst mal diese plötzliche Nähe verkraften, das ging ja alles total rasant. Zu viel Nähe kann mir schon mal zu viel werden, macht mir manchmal sogar Angst. Das hängt wohl mit meiner Lebensgeschichte zusammen. Ich brauche sehr lange, um einem Menschen 100%ig zu vertrauen und erst dann kann ich so viel Nähe genießen.

Auf der anderen Seite wollte ich das ja auch, hab selber seine Nähe gesucht, fühle mich zu ihm hingezogen. Was mich halt total verunsichert, ist, dass er offensichtlich andere sexuelle Vorlieben hat als ich. Das sind zwar im Prinzip keine abartigen Sachen, aber in mir hat es sehr unangenehme Erinnerungen geweckt und totale Abwehr ausgelöst. Da kann er ja eigentlich gar nichts für? So gut kennen wir uns schließlich noch nicht, als dass ich ihm alles aus meinem Leben erzählt hätte...Er war schon geschockt genug darüber, als ich ihm erzählt habe, dass ich schon des öfteren in der Psychiatrie war und Psychopharmaka nehme.

LG

Yaara

 
Ich brauche sehr lange, um einem Menschen 100%ig zu vertrauen und erst dann kann ich so viel Nähe genießen
Ich bin auch so. Aber dann SAG es ihm. Wenn er es nicht akzeptiert, ist er der Falsche. Und es gibt tatsächlich Männer, die so was verstehen können. Allerdings selten...

Du musst ihm auch nicht genau sagen, warum das bei dir so ist. Ich geb ehrlich zu, dass ich Angst vor zu viel Nähe habe. Auf die Frage nach dem Warum sage ich dann meistens, dass es nicht begründen möchte und das es eben ein Teil von mir ist, den jeder akzeptieren muss. Tja, und da trennt sich die Spreu vom Weizen...

 
Hallo Tylli,

ja, du hast recht. Ich bin schon wieder total zerrissen innerlich. Nach dem "Anfall" von Gefühllosigkeit am Mittwoch war gestern und auch heute alles ok, eindeutige Verliebtheitssymptome, Kribbeln im Bauch, wenn ich an ihn denke. Wir wollen uns morgen treffen und ich konnte es kaum erwarten - bis eben.

Ich möchte ihn zwar immer noch gerne sehen morgen, hab aber andererseits Angst davor, dass es mir vielleicht wieder zuviel wird und ich es aber nicht sagen kann :( . Verstehst du, was ich meine? Gerade in solchen Situationen bin ich dann wie gelähmt, absolut handlungsunfähig - bis es mir dermaßen zuviel wird, dass ich irgendwann evtl. aggressiv werde und die Leute vor den Kopf stoße. So war es letztes Mal auch, ich hab ihn plötzlich richtig angefahren und er guckte mich erschrocken an.

Es ist wohl besser, wenn ich es ihm schon im Vorfeld am Telefon sage. Hoffentlich kriegt er es nicht in den falschen Hals. Ich möchte ihn ja auch nicht komplett abschrecken, ich habe ihm ja schon einige Sachen erzählt, wegen denen er ziemlich geschockt war, dabei waren die schlimmsten Sachen noch nicht mal dabei :( . Er hat gesagt, dass es ihm ein bisschen Angst macht, weil er schlecht einschätzen kann, ob und wie er damit umgehen kann. Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen, diesmal so wenig wie möglich von meinen Schwierigkeiten preiszugeben, weil ich auch nicht möchte, dass sie so viel Raum einnehmen und Bedeutung erlangen und dadurch vielleicht alles andere ersticken. Und stelle jetzt fest, dass das verdammt schwierig ist, weil dann manches Verhalten falsch interpretiert wird und mir dieses Verheimlichen und Vertuschen auch einiges abverlangt.

LG

Yaara

 
Ja, ich weiß, was du meinst. Und ich weiß auch, dass du dir sehr viel Mühe gibst bzw. geben willst. Ich denke, diese "Anfälle" sind einfach die Angst, dass dir jemand zu nahe kommen könnte.

Erklär ihm, dass du dir in Zukunft viel Mühe geben wirst, etwas offener zu sein. Sag ihm, dass du trotz aller Angst versuchen willst, ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihm aufzubauen, er aber ein bisschen Geduld braucht. Wenn er dich wirklich liebt, wird er das verstehen und auch die Geduld aufbringen.

Ist aber sehr schwer. Weil du oft genug auch als "lieblos" hingestellt wirst. (Kenn ich... :D ) Die Männer begreifen dann nicht, dass es schon ein "Liebesbeweis" ist, wenn du dich ihnen in manchen Situationen etwas weiter öffnest.

 
Liebe Yaara

Wahrscheinlich gibt es tausend Arten von Verliebtsein, die man nicht gegeneinander vergleichen kann. Und am Anfang einer Beziehung kann man ja noch gar nicht wissen, ob man wirklich sozusagen lebenslang zusammenbleiben wird. Deine Zweifel könnten zum Teil auch mit deiner persönlichen Art zusammenhängen, dass du vielleicht dazu neigst, die Dinge genau zu analysieren und ein grosses Sicherheitsbedürfnis hast.

So gesehen würde ich dir raten, deine Zweifel jetzt nicht einfach so vor ihm auszuschütten, sondern zu versuchen, mit einem gewissen Grad an Unsicherheit erst mal zu leben. Einfach in dem Mass, in dem du dir selber im Unklaren bist. Anders sehe ich es bei den Punkten, wo du ganz klar erkannt hast, dass sie dich stören:

Außerdem haben mich bestimmte Dinge geradezu gestört!
Das würde ich ihm sagen, und zwar so schnell wie möglich - sonst wird die Sache immer komplizierter. Auch dass du solch totale Nähe nicht gewöhnt bist und erst mal etwas mehr Abstand brauchst, kannst du ihm ohne weiteres sagen.

 
Huhu ihrs,

wir haben gestern abend über 3 Stunden telefoniert :p und ich habe ihm vorsichtig versucht zu erklären, warum ich plötzlich so dringend nach Hause wollte und auch die sexuellen Aspekte, die mich gestört haben (die ich dann übrigens gar nicht mehr so schlimm fand, es war vielleicht einfach noch nicht der passende Zeitpunkt dafür...)

Es war echt ein Super-Gespräch, ich hatte das Gefühl, verstanden zu werden und er hat mir auch wiederum von einigen Schwierigkeiten seinerseits erzählt (er meinte so: "Das wird sich schon noch zeigen, wer hier der größere Psycho ist. Ich bin mir nicht sicher, ob du das bist!" ;) ).

Er kommt heute nachmittag zu mir und ich freu mich total auf ihn, hab jetzt keine Angst mehr, bin ganz entspannt. Ich glaub, ich hab da einen ganz tollen Fang gemacht :verliebt: .

Deine Zweifel könnten zum Teil auch mit deiner persönlichen Art zusammenhängen, dass du vielleicht dazu neigst, die Dinge genau zu analysieren und ein grosses Sicherheitsbedürfnis hast.
Das hast du sehr gut erkannt, genau so ist es!

So gesehen würde ich dir raten, deine Zweifel jetzt nicht einfach so vor ihm auszuschütten, sondern zu versuchen, mit einem gewissen Grad an Unsicherheit erst mal zu leben.
Ja, genau das muss ich nämlich lernen :] . Ich wälz meine Unsicherheit immer gerne auf andere ab, lasse andere wichtige Entscheidungen fällen, vergewissere mich bei anderen, ob etwas richtig oder falsch ist. Ich werde daran arbeiten.

Vielen Dank für die hilfreichen Tipps und Ratschläge!

LG

Yaara

 
:super: Bingo!! :party:

Klasse Yaara!!! Ich wünsch dir viel Glück! :schmatz: Und verlier nicht den Mut! Das wird schon!!! :super: