25 Jahre älter und vergeben - und doch eine Zukunft?

Ob es dich beruhigt vielleicht auch nicht, aber du findest vielleicht etwas was dir Klarheit schenkt und dir hilft einen Ausweg zu finden.

Grussi

 
Nachdem wir jetzt drei Wochen lang null Kontakt hatten, habe ich diese Woche meine alten Kollegen in der Firma besucht. Ihn hätte ich fast komplett verpasst, weil er früher als sonst Feierabend gemacht hat wegen eines Termins. Ich hatte erstmal ausführlich mit allen anderen gequatscht und gerade noch rechtzeitig gemerkt, dass er weg war, um ihn noch abzupassen. Wir hatten kaum eine halbe Minute Zeit unter vier Augen, also mal wieder kein Platz für große Erklärungen.

Weil ich schon damit gerechnet hatte, dass wir wieder nicht reden können, hatte ich ihm vorher einen längeren Brief geschrieben, den ich ihm - eine inzwischen erprobte Methode - beim obligatorischen Händeschütteln übergeben habe. Darin stand als Einleitung, dass ich ihm alles lieber persönlich gesagt hätte, wozu ich ja leider keine Möglichkeit habe; dass ich weiß, dass es ihm zurzeit schlecht geht und alles nicht so einfach ist, aber dass er es mir momentan auch nicht leicht macht. Und dass ich ganz froh bin, jetzt etwas Abstand zu ihm zu haben, auch wenn er mir wahnsinnig fehlt.

Dass ich in den vier Monaten, seit das mit uns läuft, ziemlich darunter gelitten habe, dass er eine Freundin hat; dass er mir oft Dinge versprochen hat, ohne sie jemals zu tun; dass ich immer Angst hatte, dass er mich anlügt und doch nur eine kleine Affäre nebenbei will.

Dass ich nicht weiß, was er sich für sein Leben wünscht, falls er es überhaupt selber weiß, aber ich wünsche mir einen Neuanfang mit ihm, eine richtige Beziehung, es langsam angehen lassen, aber ohne eine dritte Person im Hintergrund. Ganz oder gar nicht. Dass das jetzige Warten und Hoffen schwer zu ertragen ist.

Dass ich niemandem in der Firma was von uns erzählen werde und er sich deswegen keine Sorgen machen soll; dass ich ihn nicht darum bitten werde, seine Freundin zu verlassen, weil er das selbst wissen muss, aber dass ich ihn um eine Entscheidung bitte. Dass, falls er keine richtige Beziehung mit mir will, er wenigstens so fair sein soll, mir das jetzt zu sagen, anstatt mich ewig hinzuhalten.

Und dass falls er mich nicht verlieren will, er sich von seiner Freundin trennen und seine Sachen regeln soll. Dass das zwar leichter gesagt als getan ist, aber er schon einen Weg finden wird, wenn er sein Leben denn wirklich neu ordnen will. Und dass mein Weg garantiert nicht so aussehen wird, dass ich in einem halben Jahr noch auf ihn warte, weil ich dann nämlich lieber allein bin als ewig die zweite Wahl zu sein.

So. War das schlau? Was würdet ihr denken, wenn ihr das so gesagt (geschrieben) bekommt? Ich mach mir grade bisschen Sorgen, dass das zu verbittert klingen könnte und übertrieben, weil er selbst momentan wahrscheinlich viel größere Probleme hat als ich. Aber andererseits: Er hat verdammt noch mal gewusst, worauf er sich einlässt, da muss er jetzt auch ertragen können, sich anzuhören, dass er mir damit wehtut. Ich zwinge ihn ja zu nichts, ich sage ihm nur, dass ich das nicht ewig mitmachen werde.

Das Schlimmste ist das Gefühl, an einem Punkt stehen zu bleiben und nicht weitergehen zu können, weder in die eine noch in die andere Richtung. Ich hab ja nicht mal die Möglichkeit, mich mit ihm auszusprechen, und er scheint sich gerade auch nicht viel Mühe zu geben, das zu ändern. Keine Ahnung, ob er fleißig dabei ist, seine Sachen zu regeln, oder die Sache nur aussitzt, bis ich entnervt aufgebe. Er meinte, ich solle nächste Woche nochmal vorbeikommen bei der Arbeit, da hätte er Zeit, in Ruhe zu reden. Na ja, abwarten...

 
Ich find den Brief nicht gut, ich finde ihn voller Vorwürfe und Forderungen. Besonders skurril ist das mit dem "ich werde dich nicht bitten, deine Freundin zu verlassen" im Zusammenhang mit "Wenn du mich nicht verlieren willst, dann verlass deien Freundin und zwar noch im nächsten halben Jahr."

Du bist offensichtlich verwirrt und weißt nicht, was du willst (ihm Raum geben oder die Pistole auf die Brust setzen) und genauso kommt der Brief rüber.

Vermutlich hat er nicht den Abstand, hätte er den würde er da einmal herzlich drüber zu lachen, aber ich denke auch so auf jeden Fall nicht, dass du darauf eine anständige Antwort bekommen wirst, weil du keine vernünftige Frage gestellt hast. Plus dass du ja selber nicht mal richtig Stellung bezogen hast.

Das alles klingt wie ein Wischiwaschi-Tara zwischen dem, was du wirklich denkst und fühlst und dem, von dem du glaubst, dass du es schreiben solltest/er es lesen wollen könnte.

Sorry, dass ich da nichts anderes sagen kann, aber echt: dicker Daumen runter für diesen Brief. Meiner Meinung nach hättest du dir den gerade mal sparen können oder besser vorher noch mit jemand anderem absprechen, da dir's da echt an Abstand, Objektivität und Durchblick fehlt.

 
Danke für die Antwort. Du hast ja recht, ich bin verwirrt und ich hab im Moment keine Objektivität. Es macht mich fertig, dass ich nicht mit ihm über die Sache reden kann oder Antworten von ihm bekommen kann. Ich will einfach wissen, wie es weitergeht. Ich will einerseits eine Entscheidung, bin aber andererseits noch nicht so weit, das Ganze von mir selbst aus zu beenden, weil ich immer noch Hoffnung habe.

Besonders skurril ist das mit dem "ich werde dich nicht bitten, deine Freundin zu verlassen" im Zusammenhang mit "Wenn du mich nicht verlieren willst, dann verlass deien Freundin und zwar noch im nächsten halben Jahr."
Ist jetzt schwer zu beschreiben, aber ich meinte das so, dass ich ihn nicht anbetteln will und es akzeptiere, wenn er bei ihr bleibt. Aber dann werde ich halt nicht mehr da sein. Ist das jetzt schon Erpressung oder nur logische Konsequenz?

Ich habe Angst, dass er mich nur hinhält oder sich nicht traut, mit mir Schluss zu machen, um es einfach bequem im Sande verlaufen zu lassen. Und ich hatte gehofft, falls das der Fall ist, würde ihn der Brief dazu bringen, mir dass wenigstens endlich zu sagen, damit ich mit der Sache abschließen und wieder nach vorne schauen kann. Aber ich habe mich wohl ungeschickt ausgedrückt dabei.

Irgendwie will ich ihm schon die Pistole auf die Brust setzen, schrecke aber wegen seines Nervenzusammenbruchs vor allzu endgültigen Aussagen zurück. Blöd, ich weiß. Einerseits habe ich ein schlechtes Gewissen, fühle mich wie eine ungeduldige Egoistin (und habe nebenbei die Befürchtung, dass es kontraproduktiv ist), wenn ich jetzt bei all seinen Problemen noch ankomme und Forderungen stelle, andererseits will ich ihm schon klarmachen, dass ich nicht ewig auf ihn warten werde, weil ich das eben nicht auf die Dauer mitmachen will. Eine Zwickmühle. Ich weiß wirklich nicht, was ich will. Oder besser gesagt schon, aber nicht wie ich es erreichen soll.

Ach, ich weiß auch nicht. Keine Ahnung, was ich machen soll. Hoffentlich habe ich das jetzt nicht komplett ruiniert mit dem Brief. Aber wahrscheinlich kommt darauf von ihm sowieso bloß wieder die Aussage, dass gerade alles schwierig ist. Und ich stehe am gleichen Punkt wie vor dem Brief. Wahrscheinlich hätte ich ihn mir wirklich sparen können. Weiß aber auch nicht, was ich stattdessen hätte schreiben können. Am besten erstmal gar nichts mehr... :mauer:

 
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Es tut mir sehr Leid, Briseis, deine Situation ist echt nicht einfach.

Ich kann dich insofern beruhigen, dass ich nicht denke, dass du jetzt alles kaputt gemacht hast. Ich denke einfach, der Brief war vergebliche Liebesmüh.

Das, was ich ansonsten lese, lässt mich leider glauben, dass du genau eine der Frauen bist, die so etwas sehr wohl unendlich mitmachen, weil du immer wieder eine Entschuldigung für sein Verhalten finden wirst.

Was ich dir an dieser Stelle nur raten kann, ist dir zu überlegen, was du willst, wie du es erreichst und zu welchem Preis.

 
Ich finde den Brief eigentlich nicht schlimm .. und auch nicht so vorwurfsvoll, Du sagst einfach, worauf es Dir ankommt. Du hast ihn ja auch für Dich geschrieben, um Dir einiges von der Seele zu schreiben, und an ihn, weil Du eine klare Aussage haben möchtest. "Es ist momentan alles so schwierig" ist ja keine klare Ansage.

Soll er doch ruhig wissen, wie es Dir geht und dass Du Bedingungen stellst.

Die beiden Aussagen sind jetzt auch kein Widerspruch, finde ich. Du bittest ihn nicht, seine Freundin zu verlassen, das muss er selbst entscheiden, aber wenn er es nicht tut, bist Du irgendwann weg.

Allerhöchstens ein bisschen ungeschickt formuliert und leicht seifenoperlastig. Aber das passiert ;) - who's perfect und solche Briefe formuliert frau (zum Glück!!!) nicht jeden Tag.

Wo ich mit Roya übereinstimme: guck, dass Du nicht ewig in der Warteschleife bleibst und dass dies der letzte Brief dieser Art bleibt.

Wende Dich Deinem Leben zu, dass ja nun auch ohne ihn noch existiert.

Alles Gute.

 
leicht seifenoperlastig
Du hast es erfasst, ich hab da eine gewisse Vorliebe fürs Dramatische. ;) Wobei ich's lieber nur in Filmen hätte und nicht im eigenen Leben...

Na ja, mit dem Treffen letzte Woche hat es wieder nicht geklappt. Dieses Mal nicht seine Schuld. Ich hatte mich mit einem anderen Kollegen, mit dem ich noch Kontakt habe, abgesprochen, dass ich sie abends in der Firma besuchen wollte. Der offizielle Empfang, wo ich mich als Besucherin hätte anmelden müssen, hatte schon geschlossen, aber der Kollege dachte, er könnte mich so reinlassen. War aber doch verboten, ich musste wieder gehen. Hab dann noch gefragt, ob ich den Tag drauf früher kommen sollte, aber der Kollege meinte, an dem Tag wäre in der Firma wieder der Teufel los, da hätten sie eh keine Zeit, sich mit mir zu unterhalten.

Ich werde da jetzt die nächsten Wochen erstmal nicht mehr hingehen. Kann da ja nicht ständig auftauchen, und außerdem wäre ER eigentlich an der Reihe, sich zu melden. Er hat meine Telefonnummer, Adresse, E-Mail-Adresse. Ich habe nichts. An meinem letzten Arbeitstag hatte er extra nochmal nach meiner Handynummer gefragt. Ich hatte mich schon beim Aufschreiben gefragt, ob er sie denn jemals benutzen wird.

In einem anderen Geliebten-Thread stand:

Wenn er wirklich Respekt vor dir und deinen Gefühlen hätte, dann würde er sich erst wieder melden, wenn er die Beziehung beendet hat.
Ich würde ja gerne glauben, dass er sich nicht meldet, weil er erst seine eigene Baustelle aufgeräumt haben will. Kann man alles positiv sehen, dass er mich aus der ganzen Sache so weit wie möglich raushält und mir die Details erspart. Und es ist ja gut, dass er mir nicht mehr als unbedingt nötig über seine Beziehung oder seine Freundin erzählt und nie über sie gelästert hat. Ich befürchte halt nur, dass nicht aus diesen Gründen Funkstille herrscht, sondern weil er nicht genügend Interesse an mir hat und zu feige ist, mir das zu sagen.

Tja, so schnell werde ich das wohl nicht erfahren. Wenigstens ist durch den Brief aus meiner Sicht alles gesagt, auch wenn ich's besser hätte formulieren können. Heißt also abwarten und mich um mein eigenes Leben kümmern. So sehr mir die Funkstille zu schaffen macht, auf eine Weise macht sie es mir ja auch leichter: Wenn wir uns regelmäßig treffen könnten, würde ich ständig zwischen Überglücklich und Sterbenselend hin und her schwanken. So hab' ich zwar auch meine Hoch- und Tiefpunkte, aber längst nicht so ausgeprägt, und auch wenn ich ihn lieber an meiner Seite hätte, ich komme auch immer besser alleine klar.

Bin auch dabei, mir einen Nebenjob woanders zu suchen. Die Versuchung ist zwar da, mich in der alten Firma zu bewerben und ihn dann wenigstens ein, zwei Mal pro Woche zu sehen - aber wenn ich daran denke, wie schlecht es mir in den lezten zwei Arbeitswochen dort ging, als ich ihn immer gesehen habe und doch nicht mal in Ruhe mit ihm reden konnte, geschweige denn ihn berühren... das will ich nicht wieder haben. Außerdem wäre da wirklich die Gefahr, dass es sich ewig hinzieht. So werde ich hoffentlich irgendwann genug haben, wenn er sich nach Monaten immer noch nicht gemeldet hat.

 
Der Vollständigkeit halber jetzt noch mal ein kleines Update, wie es mit der Geschichte weitergegangen ist:

Er hat sich nicht mehr gemeldet und ich glaube auch nicht, dass er das jemals tun wird. Da ich auch die Nase voll davon hatte, ihm nachzulaufen, und nicht mehr bei der Firma vorbeigegangen bin, haben wir also keinen weiteren Kontakt mehr gehabt. Von anderen ehemaligen Kollegen weiß ich, dass er ganz normal zur Arbeit kommt, auch wenn's ihm offenbar immer noch nicht besonders gut geht.

Ich finde es zwar schade, dass es nie die Gelegenheit für ein kurzes abschließendes Gespräch gab, aber inzwischen bin ich über ihn hinweg und vermisse ihn auch nicht mehr. Was zugegebenermaßen auch daran liegt, dass ich einen anderen Mann kennen gelernt habe...

Ich hatte vor gut zwei Monaten beschlossen, mir nach all dem Mist einen unverbindlichen Flirt (wichtigste Voraussetzung: dieses Mal nur einen Single-Mann!) zu suchen, um mich abzulenken und weil ich dachte, ich könnte meine Single-Zeit nutzen, um mich etwas auszutoben. Mir war zwar bewusst, dass ich dabei vom Regen in die Traufe kommen könnte, aber andererseits: Liebeskummer hatte ich ja ohnehin schon, also im Grunde nichts zu verlieren.

Ich lernte also einen neuen Mann kennen und war mir von Anfang an mit ihm einig, dass keiner von uns auf der Suche nach einer festen Beziehung ist. Aber es kam, wie es kommen musste: Nach unzähligen E-Mails, stundenlangen Telefonaten und schließlich einigen tollen gemeinsam verbrachten Tagen habe ich mich doch in ihn verliebt. Während er zwar durchaus irgendwie Gefühle für mich hat, sich aber nach einigen gescheiterten Beziehungen zurzeit eigentlich nicht wieder auf eine feste (Fern-)Beziehung mit allen damit verbundenen Problemen und Verantwortungen einlassen möchte.

Dementsprechend geht es mir momentan zwar wieder nicht gerade blendend, aber dennoch wesentlich besser als während der Geliebten-Geschichte. Dieses Mal ist es wenigstens ein ungebundener, wirklich netter Kerl, der mir nie etwas versprochen hat, das er nicht halten kann. Ich denke auch nicht, dass ich mich jemals wieder auf einen vergebenen Mann einlassen würde. Dafür war es jetzt auch ein viel zu schönes Gefühl, diesen Mann jederzeit anrufen zu können, weil er alleine zu Hause ist und nicht mit einer anderen Frau, oder ihn einfach auf offener Straße küssen zu können und vor niemandem, der ihn kennt, verheimlicht zu werden.

Na ja, ich weiß noch nicht recht, wie es mit diesem Mann jetzt weitergeht - ob er es sich anders überlegt, wir den Kontakt abbrechen oder ich meine Gefühle auf eine freundschaftliche Ebene hinüberretten kann. Aber langsam hab ich ja auch Übung darin, mir Männer aus dem Kopf schlagen zu müssen. Nächstes Mal dann am besten nur noch, ohne einen anderen kennen zu lernen, der mir neue Probleme macht... ;-)

 
...Hört sich doch ganz gut an,...zumindest hast Du doch den Absprung geschafft. :klatsch:

Du findest schon noch den "Richtigen" für Dich, wenn nicht jetzt, dann später.

P.S. Du bist auf jedenfall weiter als ich !!!!

Alles Gute für Dich

 
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