lieber dumm
ich kann dir nur aufzeigen, wie ich vielleicht vorgehen würde. ob das dann für dich eine praktikable lösung ist, kannst nur du beurteilen. möglichkeiten gibt es mehrere. ich kenne eure beziehung nicht. drei punkte sollten für dich in der nächsten zeit ins zentrum rücken, sofern du wirklich etwas verändern willst. 1. überleg dir, was du willst 2. klare kommunikation 3. konsequenz im handeln.
als aller erstes solltest du dir überlegen (eine liste kann helfen), welche punkte für dich a) unerträglich sind, welche B) tolerierbar/kompromisse sind und was du c) schön findest an der beziehung. überleg dir, wo du in der beziehung hin möchtest. wo siehst du euch in 6 monaten, in 1 jahr, in 5 jahren ?
2. wenn du weisst, was du willst, kommunizier das klar deiner frau. als äusserst wichtiger punkt erachte ich dabei auch, dass du hoffnung für die beziehung siehst. dass dein wille da ist, einer verbesserung der ehe zuliebe veränderungen vorzunehmen. sag das initial deiner frau. dann weiss sie, dass nährboden für die beziehung besteht, dass nicht alles zerstört ist und dass hoffnung besteht. das ist psychologisch wertvoll - auch für den weiterverlauf des gespräches.
sag ihr, was dich stört. bring konkrete beispiele. nenn die probleme beim namen. übe dich in klarer kommunikation. dafür musst du vielleicht erst an dir arbeiten. mir stellen sich die nackenhaare auf, wenn ich lese, dass du deine frau um erlaubnis fragst, ob du pizza essen dürftest, weil sie sich vor ehec fürchtet. auch wenn man als leser hier immer nur die sicht von einer seite bekommt und dies auch nur ausschnittsweise, so vermute ich anhand des geschriebenen rein subjektiv, dass es bei euch noch ganz andere baustellen gibt...
wie auch immer. wenn du rückgrat entwickelt hast, dann übe wie gesagt klare kommunikation. bring beispiele. sag ihr, was für dich nicht mehr tragbar ist und was du für dich gedenkst zu tun. sprich in der ich form. keine anschuldigungen.
1. sag ihr zum beispiel, dass es für dich unerträglich ist, wenn du zum händewaschen zitiert wirst. sag ihr, dass du dich persönlich eingeschränkt und bevormundet fühlst, wenn du ihre hygienevorschriften aufgezwungen bekommst. sie kann das für sich gerne so beibehalten, aber für dich ist es nicht mehr tragbar, du weisst selber, wann händewaschen nötig ist. konsequenz : du wirst künftig darauf verzichten, ihre nach persönlichen massstäben gestellten forderungen ohne zu hinterfragen auszuführen und wenn sie sich davon angeekelt fühlt, dann lass sie. dann isst sie halt deinen toast nicht, was solls ? nicht dein problem.
mach ihr klar, dass du für sie da bist, dass du sie gerne in den arm nimmst, aber hüte dich davor, ihr entgegen zu kommen, wenn sie zum beispiel vom toast angewidert ist, weil du die hände nicht desinfiziert hast, sie dann aber trotzdem in deinen armen einschlafen will, weil die angst vor dem alleinsein in der nacht offenbar grösser ist als der ekel beim toast-anfassen.
sag ihr, dass du arbeitstätig bist und für dich die weckerei in der nacht belastend ist. du musst am morgen fit und munter sein. konsequenz : du wirst sie künftig nicht mehr begleiten und wenn sie dies nicht respektiert und dich wachhalten will, dann wirst du im gästebett übernachten. wenn sie dann freunde und entfernte verwandte mobilisiert, die ihr das händchen halten, dann lass dich mal überraschen, wie lange die leute das mitmachen. alles hat seine grenzen. und wenn sie nicht schlafen will.... bitte. schaut sie halt tv oder liest was. auch das : nicht dein problem.
sag ihr, dass du dich von ihrer ehec-phobie nicht davon abhalten wirst, die dinge zu essen, die du essen willst. (schon gewusst, der erreger wurde in sprossen nachgewiesen. nicht in gurken oder tomaten. dies nur nebenbei). wenn sie sich in ihrer panik selber im weg stehen will : nicht dein problem.
es ist eigentlich egal, was für beispiele du bringen wirst. du musst für dich entscheiden, was dir am wichtigsten ist. daher die obengenannte prioritätenliste. konzentrier dich auf das für dich unerträgliche, die 'kompromisspunkte' auch noch anzusprechen, wäre overload. ansonsten machst du dich zum hampelmann. und hampelmännern gegenüber verliert man den respekt. gegenseitiger, liebevoller respekt ist wohl das wichtigste in einer beziehung. den hat sie vor dir nicht. sie zitiert dich herum wie einen hund (entschuldige) und du lässt es mit dir machen. das kann funktionieren. tut es aber bei euch wohl nicht, sonst würdest du nicht hier schreiben. also überleg dir, was du willst und steh dafür ein. zudem scheint sie kaum vertrauen darauf und in dich zu haben, dass du von dir aus dinge gut und richtig machst. sie kontrolliert dich und auch das lässt du mit dir machen. einmal rückgrat für den herrn, bitte ! :super:
bezüglich der konsequenzen musst du hart bleiben. zieh das durch, was du kommuniziert hast. wobei wir bei punkt drei wären. zauberwort konsequenz.
wenn sie dich weckt und wachhalten will : du schläfst bis auf weiteres im gästezimmer.
wenn sie sich angeekelt fühlt vom toast, weil du ihn angefasst hast : macht sie sich halt selber frühstück oder isst nichts.
wenn sie einen einbrechercheck verlangt : sie wendet sich vertrauensvoll an die örtliche polizeidienststelle oder kann sich eine alarmanlage leisten.
eine fehlplanung/angststörung/waschzwang von ihrer seite heisst nicht, dass du deswegen in hektik ausbrechen musst. das ist IHR ding. aber du musst dich nicht mitreissen lassen. sonst bist du selber schuld. sie wird merken, dass sie auch etwas ändern muss, wenn sie weiter in deinen armen einschlafen will. da kannst du deine bereitschaft anmerken, dass du sie unterstützt und ihr euch zum beispiel zusammen in eine beratung begeben könntet. zeig ihr, dass sie nicht alleine ist, dass aber gewisse dinge für dich so nicht mehr tragbar sind. und versuche, positiv zu schliessen. sag ihr, was du schön findest an der beziehung. sag ihr, wo du zusammen mit ihr hinmöchtest. in 6 monaten, 1 jahr oder 5 jahren. gib ihr hoffnung, gib ihr stabilität. du kannst dabei dennoch dir treu bleiben. das eine schliesst das andere nicht aus. und es ist notwendig, um die beziehung zu heilen.
noch zwei sachen, dann schliesse ich den roman hier. pass auf, dass du nicht in eine ablehnende trotzhaltung verfällst. für dich wird die situation des gesunden widersprechens und abgrenzens neu sein. pass auf, dass du nicht pauschal alles ablehnst, was sie tut oder sagt. und zeig ihr immer wieder, dass du mit deinem - auch für sie neuen verhalten - nicht gegen sie arbeitest oder die beziehung in frage stellst, sondern dass du dich selber schützt und positive veränderungen für euch beide wünschst. du kannst ihr - und das mit sicherheit viel besser - eine stütze sein, wenn du mit positivem beispiel voran gehst und ihr zwar unterstützung, respekt und liebe gibst, dabei aber auch deine grenzen wahrst - und vom gehorchenden hund zum ehemann und partner wirst. das klingt jetzt vielleicht hart, dafür wird der heilungsprozess lange dauern. beides nicht sehr toll. aber es lohnt sich.
als letzten punkt : die kleine lässt du aussen vor und bist ihr einfach ein guter vater. sie kann nichts für euren schlamassel und hat eltern verdient, die sie lieben und für sie da sind. hüte dich davor, die kleinkriege und neurosen aus eurer beziehung auf den schultern der kleinen auszutragen. wenn dir deine frau die kleine entziehen will, erinnere dich daran, dass du als vater nicht nur pflichten, sondern auch rechte hast. da weiter darauf einzugehen, würde wohl den rahmen hier sprengen. und es wäre verfrüht. sei deiner tochter einfach ein liebender vater, sei für sie da und lass sie glücklich sein. das hat sie verdient.