Crying Souls Gedichtestübchen

RUMMS

Manche wollen in Särgen, mit Samt ausgeschlagen

diesen letzten Weg unter die Erde wagen,

mancher will sogar, dass man ihn vorher verbrennt.

Ich empfinde das alles als zu dekadent,

selbst als Toter würde mir das nicht recht passen -

ich bitte Euch daher, mich sprengen zu lassen.

Wenn’s also Zeit ist, ins Jenseits zu zieh’n

dann salbt mich mit viel Nitroglyzerin.

Wenn dann wer sagt "Der hat ’nen Knall gehabt",

sag ich: "Drum soll es knallen, wenn Ihr mich begrabt.

Wenn’s gelingt werde ich feiner Sprühnebel sein,

so leg’ ich mich dann auf den Leichenstein,

auch aufs Gras, auf die Zweige als feiner Hauch

- und auf Euch, die Ihr um mich trauert, auch".

Alex Dreppec

Der Typ hats einfach drauf :)

 
Liebeskummerproblemkarikatur

Mein Leben ist so qualvoll und mies,

die Anderen sind zu mir einfach fies.

Glück hab ich noch nicht entdeckt,

doch ich bin mir sicher, ich bin perfekt.

Doch vor kurzem, ich konnt´s kaum glauben,

da sprang der perfekte Mann in meine Augen.

Er ist vergeben, doch trägt er mich auf Händen.

Ich hoffe das Blatt wird sich bald für mich wenden.

Er sagt mir immer wieder "Es dauert nicht mehr lange."

Bin befriedigt, doch ist er weg wird mir Angst & Bange.

Ich weiß nicht mehr weiter und bin total verstört,

da er mir nur zu 50 Prozent gehört.

Ich hab meine Hände in Unschuld gewaschen,

will doch nur an verbotenem naschen.

Ich habe langsam nun die Schnauze voll,

und frage meine Freundinnen was ich machen soll.

Meine Freundinnen ernenne ich zum Richter

Wir sind uns einig "Männer sind Arschgesichter"

Die Rosinen werden von ihnen ständig rausgepickt,

sodass er mal die und mal jene fickt.

Ich will ihn dazu bringen, dass er mich wirklich liebt,

er soll mir zeigen, dass es für ihn keine andere gibt.

Ich werde nicht von meinem Standpunkt weichen,

dass ist sicher, dafür geh ich über Leichen.

Jetzt drehe ich mich schon seit Jahren im Kreis,

bin an nem Punkt an dem ich nicht mehr weiter weiß.

Ich hoffe nun hier, den endgültigen Beweis zu finden,

Männer sind nur da um uns Frauen zu schinden.

Meine Meinung will ich endgültig bestätigt wissen,

Leute mit anderer Meinung sollen sich verpissen.

Ich freue mich, dass ihr das habt gelesen

und hoffe meine Problem ist bald eins gewesen.

Crying Soul

Ich will damit niemanden auf den Schlipps treten. Mir war einfach nur danach mal die solche Probleme aus nem anderen Blickwinkel zu betrachten.

 
Danke :)

Ich musste das los werden sonst hätte ich nur noch den :mauer: :mauer: :mauer: :mauer: :mauer: hier gemacht. Da war mir die Gedichtlösung doch angenehmer :D

 
Xlles xndere xls unwichtig

Obwohl meine Schreibmxschine noch ein xltes Modell ist, funktioniert sie immer noch sehr gut –

xbgesehen dxvon, dxss ein Buchstxbe kxputt ist. Mxn sollte meinen, dxss, wenn xlle xnderen

Buchstxben gut funktionieren, ein einziger Buchstxbe nicht besonders ins Gewicht fällt.

Doch es sieht so xus, xls ob ein kxputter Buchstxbe xusreicht, um den gesxmten Eindruck

zu verderben. Vielleicht sxgst du zu dir selbst: „Ich bin nur ein einziger Mensch. Niemxnd merkt,

wenn ich nicht mein Xllerbestes gebe. Wxs ich mxche, spielt eigentlich keine Rolle.“ Xber du

mxchst einen großen Unterschied, denn du bist ein Teil von etwas Größerem. Die Welt wird

nie besser, wenn wir nicht xlle zusxmmen unser Bestes tun, um die Welt zu verbessern.

Dxrum:

Wenn du das nächste Mxl glxubst, dxss du keinerlei Bedeutung hxst, dxnn denke xn die xlte Schreibmxschine.

Du bist xlles xndere xls unwichtig – Du bist fxntxstisch!“

Quelle :

Kristina Reftel - Ich hab nach dir gewonnen

 
Die moderne Frau





Ich bin eine Frau, die aus Fehlern besteht,



eine Frau, die nichts von der Wirtschaft versteht,



ich kann nicht kochen und nicht flicken,



ich kann nicht nähen und nicht stricken.



Doch eins ist es was ich sehr gut kann,



das schätzt an mir auch jeder Mann,



und darin werde ich vielleicht



von keiner andren Frau erreicht.



Ich kann es von vorne und von hinten,



ich kann es langsam und geschwind,



ich kann es seitlich und am Rücken;



ich kenne darin jeden Brauch,



am Bauch kann ich es natürlich auch.



Ich fing damit schon zeitig an,



gelernt hat es mir ein netter Mann,



der noch sehr jung war und recht kräftig,



das zeigt sich damit ziemlich heftig



Am Anfang war mir oft recht bange,



denn ich misstraute seiner Stange,



ich hörte alle Engel singen;



der Sprung wollt mir nicht recht gelingen.



Doch mit der Zeit kommt die Routine,



so dass ich heut schon Geld verdiene,



und wie gesagt, ich werd vielleicht



von keiner anderen Frau erreicht.



Ich lieb es morgens, es ist gut,



man ist da so schön ausgeruht;



auch finde ich, dass es sehr schön ist,



wenn die Sonn im Untergehen ist.



Ich mach es im Dunkeln und bei Licht,



auch Sturm und Regen fürcht ich nicht;



und wenn mich mal die Laune packt,



dann leist ich es mir ganz splitternackt.



Sie werden es vielleicht nicht glauben,



ich bin ein Feind der Gummihauben;



nur für Natur hab ich Interesse,



mein Element, das ist die Nässe.



Doch liebe Leute nicht erschreckt,



hier ist kein Doppelsinn versteckt;



ich sprach vom Guten - nicht vom Schlimmen,



denn was ich kann ist



SCHWIMMEN






Die Aufklärungsstunde


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Der Lehrer versucht anhand von Bildern,



den Kindern die Natur zu schildern.



Er spricht von Tier- und Pflanzenwelt.



Als zum Schluss die Glocke schellt,



da sagt er zu den kleinen Wichten,



sie sollen morgen ihm berichten,



wie überhaupt der Mensch entsteht.



Das kleine Volk steht auf und geht



und bringt bei der Gelegenheit



die Eltern in Verlegenheit.






Auch Fritzchen ist nach Haus' gekommen,



er hat sich Vater vorgenommen



und ihm die Frage gestellt:



"Wie kommt der Mensch auf diese Welt?"



Dem Vater wird schon bang und bänger,



sein Gesicht wird immer länger.



Doch dann besinnt er sich und lacht:



"Der Mensch, der ist aus Lehm gemacht."






"Au!" denkt Klein-Fritzchen, "das ist famos",



da hol' ich schnell mir einen Kloß



von nebenan von Töpfer Schmidt,



den nehm' ich dann zur Schule mit.



Ich nehm' nicht so 'nen ganz großen



und steck ihn einfach in die Hosen.



Und als dann nun am nächsten Tage



der Lehrer stellt seine Frage,



erhielt er Antwort auch sogleich:



"Der Mensch kommt aus dem Storchenreich".






Nur Fritzchen sitzt ganz still und stumm



und kramt in seiner Hose rum.



Und plötzlich ruft er: "Quatsch mit Soße,



ich hab' das Ding in meiner Hose,



womit die Schöpfung vor sich geht



und wo dann draus der Mensch entsteht.



Von wegen Storch, so seht ihr aus,



wenn ihr's nicht glaubt, ich hol' ihn raus".



Da sagt der Lehrer ganz beflissen:



"Lass ihn nur drin, du scheint's zu wissen."






Quelle : Da keine Links erwünscht sind, nicht benennbar









:D :D :D

 
1000mal berührt,

Ich liebe Dich, ich liebe Dich,

1000 mal am Tag.

Sag? mir nicht, was gestern war.

Zeig? mir heute, was ich noch nicht sah ...

Ich begehre Dich, ich verehre Dich,

1000 mal am Tag.

Was uns verbindet, verkennt die Welt.

Es ist die Macht, die unser Liebesfeuer entfacht ...

Benutze mich und verführe mich,

1000 mal in der Nacht.

Was ich brauche, das gibst Du mir.

Die Ekstase, fordert nur nach Dir ...

 
[h=1]Kauf dir lieber einen Hund[/h]Jüngling in den reifen Jahren, willst du nehmen eine Frau,

denke stets an die Gefahren, überleg es dir genau!

Hüte dich vor Liebesgaben, hüte dich vor schwacher Stund’,

willst du leben ohne Plage, kauf dir lieber einen Hund.

So ein Hund gehört dir immer, weil er dich als Herrn erkennt,

bei ’ner Frau geschieht das nimmer, denn Gehorsam ist ihr fremd.

Mitgift hat er freilich keine, aber eins weißt du genau:

So ein Hund wird immer treu sein. Weißt du das bei deiner Frau?

So ein Hund weint keine Tränen, niemals braucht er Aspirin,

abends hat er nie Migräne und braucht nie was anzuzieh’n.

Willst du mal ’ne Reise machen, kannst du ruhig den Wauwau

deinem Freund in Pflege geben. Tu das mal mit deiner Frau!

Willst du wie in frühern Tagen abends auf ’nen Bummel geh’n,

mußt du erst dein Frauchen fragen: "Bitte, bitte", mußt du fleh’n.

Deinen Hund den kannst du schließen ein in seinen Hundebau,

dann kannst du die Nacht genießen. Versuch das mal mit deiner Frau!

Gehst du mit ihr auf der Straße bleibt sie plötzlich stille steh’n.

"Lieber Mann, mich drückt die Blase. Halt die Tasche, ich muß geh’n."

Deinem Hund genügt ein Bäumchen, denn er nimmt’s nicht so genau.

Er hebt einfach hoch das Beinchen. Verlang’ das mal von deiner Frau!

Und mit den Kindern hast du Plage. Jedes Jahr kommt eines an.

Trotzdem mußt du ohne Frage jede Nacht von neuem ran.

Ohne daß du ihn brauchst lieben bringt dir Junge dein Wauwau,

gleich auf einmal 6 bis 7. Verlang’ das mal von deiner Frau!

Drum ihr Männer, laßt euch sagen: laßt die Hände von ’ner Frau!

Denn in ihren späten Tagen wird sie häßlich, alt und grau!

Wird dein Hund dir mal zuwider, dann verkaufst du den Wauwau,

und kaufst dir einen Neuen wieder. – Verkauf mal so ’ne alte Frau!

Herrlich .... :D

 
Die Zeit heilt alle Wunden




Man sagt die Zeit heile alle Wunden.

Dem stimme ich nicht zu.

Die Wunden bleiben.

Mit der Zeit schützt die Seele den gesunden Verstand und bedeckt ihn mit Narbengewebe.

Der Schmerz lässt nach aber er verschwindet nie.

(Rose Kennedy)





Nacht im Stadtpark





Ein schmales Mädchen ist sehr liebevoll

zu einem Leutnant, der verloren stöhnt.

Ein Korpsstudent mokiert sich, frech, verwöhnt,

und eine schiefe Schnepfe kreischt wie toll.

Ein Refrendar bemüht sich ohne Glück

um eine Kellnerin, die Geld begehrt.

Ein Abgeblitzter macht im Dunkel kehrt,

und eine Nutte schwebt zerzaust zurück.

Zwei Unbestimmte prügeln einen Herrn.

Mit Uniformen zankt ein Zivilist.

Ein Jüngling merkt, dass er betrogen ist

und zwei Verschmolzne haben schnell sich gern.

Ein starker Bolzen und ein Musketier

sind ganz in eine graue Bank verwebt.

Ein Gent an einem Ladenfräulein klebt,

ein greiser Onkel schnuppert geil und stier.

Ein Weib mit bloßem Kopf wird sehr gemein,

ein Louis lauert steif und rührt sich nicht.

Ein Frechdachs leuchtet jeder ins Gesicht,

und ein Kommis umfasst ein weiches Bein.

Es raschelt in den Sträuchern ungewiss

und etwas tappt auf einen steifen Hut.

Die Bäche liegen still wie schwarzes Blut,

und die Bäume fallen aus der Finsternis.

Ein Johlen rollt die Straße hin und stirbt,

ein Wurf ins Wasser, irgendwo, ganz dumpf,

ein Mauerwerk wächst wie ein Riesenrumpf,

ein unbekanntes Tier erwacht und zirpt.

Zwei Männer flüstern einen finstern Plan,

ein welkes Wesen wehrt sich hoffnungslos,

ein Schüler hat ein Bahnerweib im Schoß,

im Teich zieht schwer ein ruheloser Schwan.

Und Sterne stolpern in die tiefe Nacht,

und Obdachlose liegen wie erstarrt,

und bleiern hängt der Mond, und hohl und hart

glotzt breit ein Turm, verstockt und ungeschlacht.

(Max Herrmann-Neiße)

 
Diesmal kein Gedicht, aber eine, wie ich finde, sehr schöne Parabel.

Arthur Schopenhauer - Die Stachelschweine

Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich en einem kalten Winterrage recht nah zusammen, um sich durch die gegenseitige Wärme vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln, welches sie dann wieder von einander entfernte. Wann nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel, so daß sie zwischen beiden Leiden hin und her geworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.




So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: keep your distance! - Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden.

Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.

Quelle: Projekt Gutenberg (genauer: Arthur Schopenhauer - Parerga und Paralipomena)

 
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Heinz Körner - Ein Märchen




Heinz Körner

Ein Märchen

Es war einmal ein Gärtner. Eines Tages nahm er seine Frau bei der Hand und sagte:

"Komm, Frau, wir wollen einen Baum pflanzen." Die Frau antwortete: "Wenn du

meinst, mein lieber Mann, dann wollen wir einen Baum pflanzen." Sie gingen in den

Garten und pflanzten einen Baum.

Es dauerte nicht lange, da konnte man das erste Grün zart aus der Erde sprießen

sehen. Der Baum, der eigentlich noch kein richtiger Baum war, erblickte zum ersten

Mal die Sonne. Er fühlte die Wärme ihrer Strahlen auf seinen Blättchen und streckte

sich ihnen hoch entgegen. Er begrüßte sie auf seine Weise, ließ sich glücklich

bescheinen und fand es wunderschön, auf der Welt zu sein und zu wachsen.

"Schau", sagte der Gärtner zu seiner Frau, "ist er nicht niedlich, unser Baum?" Und

seine Frau antwortete: "Ja, lieber Mann, wie du schon sagtest: Ein schöner Baum!"

Der Baum begann größer und höher zu wachsen und reckte sich immer weiter der

Sonne entgegen. Er fühlte den Wind und spürte den Regen, genoß die warme und

feste Erde um seine Wurzeln und war glücklich. Und jedes Mal, wenn der Gärtner

und seine Frau nach ihm sahen, ihn mit Wasser tränkten und ihn einen schönen

Baum nannten, fühlte er sich wohl. Denn da war jemand, der ihn mochte, ihn hegte,

pflegte und beschützte. Er wurde lieb gehabt und war nicht allein auf der Welt. So

wuchs er zufrieden vor sich hin und wollte nichts weiter als leben und wachsen, Wind

und Regen spüren, Erde und Sonne fühlen, lieb gehabt werden und andere

liebhaben.

Eines Tages merkte der Baum, daß es besonders schön war, ein wenig nach links zu

wachsen, denn von dort schien die Sonne mehr auf seine Blätter. Also wuchs er jetzt

ein wenig nach links. "Schau", sagte der Gärtner zu seiner Frau, "unser Baum

wächst schief. Seit wann dürfen Bäume denn schief wachsen, und dazu noch in

unserem Garten? Ausgerechnet unser Baum! Gott hat die Bäume nicht erschaffen,

damit sie schief wachsen, nicht wahr, Frau?" Seine Frau gab ihm natürlich recht. "Du

bist eine kluge und gottesfürchtige Frau", meinte daraufhin der Gärtner "Hol also

unsere Schere, denn wir wollen unseren Baum gerade schneiden."

Der Baum weinte. Die Menschen, die ihn bisher so lieb gepflegt hatten, denen er

vertraute, schnitten ihm die Äste ab, die der Sonne am nächsten waren. Er konnte

nicht sprechen und deshalb nicht fragen. Er konnte nicht begreifen. Aber sie sagten

ja, daß sie ihn lieb hätten und es gut mit ihm meinten. Und sie sagten, daß ein

richtiger Baum gerade wachsen müsse. Und Gott es nicht gern sähe, wenn er schief

wachse. Also mußte es wohl stimmen. Er wuchs nicht mehr der Sonne entgegen.

"Ist er nicht brav, unser Baum?" fragte der Gärtner seine Frau. "Sicher, lieber Mann",

antwortete sie, "du hast wie immer recht. Unser Baum ist ein braver Baum."

Der Baum begann zu verstehen. Wenn er machte, was ihm Spaß und Freude

bereitete, dann war er anscheinend ein böser Baum. Er war nur lieb und brav, wenner tat, was der Gärtner und seine Frau von ihm erwarteten. Also wuchs er jetzt

strebsam in die Höhe und gab darauf acht, nicht mehr schief zu wachsen.

"Sieh dir das an", sagte der Gärtner eines Tages zu seiner Frau, "unser Baum

wächst unverschämt schnell in die Höhe. Gehört sich das für einen rechten Baum?"

Seine Frau antwortete: "Aber nein, lieber Mann, das gehört sich natürlich nicht. Gott

will, daß Bäume langsam und in Ruhe wachsen. Und auch unser Nachbar meint, daß

Bäume bescheiden sein müßten, ihrer wachse auch schön langsam." Der Gärtner

lobte seine Frau und sagte, daß sie etwas von Bäumen verstehe. Und dann schickte

er sie die Schere holen, um dem Baum die Äste zu stutzen.

Sehr lange weinte der Baum in dieser Nacht. Warum schnitt man ihm einfach die

Äste ab, die dem Gärtner und seiner Frau nicht gefielen? Und wer war dieser Gott,

der angeblich gegen alles war, was Spaß machte?

Schau her, Frau", sagte der Gärtner, "wir können stolz sein auf unseren Baum." Und

seine Frau gab ihm wie immer recht.

Der Baum wurde trotzig. Nun gut, wenn nicht in die Höhe, dann eben in die Breite.

Sie würden ja schon sehen, wohin sie damit kommen. Schließlich wollte er nur

wachsen, Sonne, Wind und Erde fühlen, Freude haben und Freude bereiten. In

seinem Innern spürte er ganz genau, daß es richtig war, zu wachsen. Also wuchs er

jetzt in die Breite.

"Das ist doch nicht zu fassen." Der Gärtner holte empört die Schere und sagte zu

seiner Frau: "Stell dir vor, unser Baum wächst einfach in die Breite. Das könnte ihm

so passen. Das scheint ihm ja geradezu Spaß zu machen. So etwas können wir auf

keinen Fall dulden!" Und seine Frau pflichtete ihm bei: "Das können wir nicht

zulassen. Dann müssen wir ihn eben wieder zurecht stutzen."

Der Baum konnte nicht mehr weinen, er hatte keine Tränen mehr. Er hörte auf zu

wachsen. Ihm machte das Leben keine rechte Freude mehr. Immerhin, er schien nun

dem Gärtner und seiner Frau zu gefallen. Wenn auch alles keine rechte Freude mehr

bereitete, so wurde er wenigstens lieb gehabt. So dachte der Baum.

Viele Jahre später kam ein kleines Mädchen mit seinem Vater am Baum vorbei. Er

war inzwischen erwachsen geworden, der Gärtner und seine Frau waren stolz auf

ihn. Er war ein rechter und anständiger Baum geworden. Das kleine Mädchen blieb

vor ihm stehen. "Papa, findest du nicht auch, daß der Baum hier ein bißchen traurig

aussieht?" fragte es. "Ich weiß nicht", sagte der Vater. "Als ich so klein war wie du,

konnte ich auch sehen, ob ein Baum fröhlich oder traurig ist. Aber heute sehe ich das

nicht mehr."

"Der Baum sieht wirklich ganz traurig aus." Das kleine Mädchen sah den Baum

mitfühlend an. "Den hat bestimmt niemand richtig lieb. Schau mal, wie ordentlich der

gewachsen ist. Ich glaube, der wollte mal ganz anders wachsen, durfte aber nicht.

Und deshalb ist er jetzt traurig." "Vielleicht", antwortete der Vater versonnen. "Aber

wer kann schon wachsen wie er will?""Warum denn nicht?" fragte das Mädchen. "Wenn jemand den Baum wirklich lieb hat,

kann er ihn auch wachsen lassen, wie er selber will. Oder nicht? Er tut doch

niemandem etwas zuleide."

Erstaunt und schließlich erschrocken blickte der Vater sein Kind an. Dann sagte er:

"Weißt du, keiner darf so wachsen wie er will, weil sonst die anderen merken würden,

daß auch sie nicht so gewachsen sind, wie sie eigentlich mal wollten."

"Das verstehe ich nicht, Papa!"

"Sicher, Kind, das kannst du noch nicht verstehen. Auch du bist vielleicht nicht immer

so gewachsen, wie du gerne wolltest. Auch du durftest nicht." "Aber warum denn

nicht, Papa? Du hast mich doch lieb und Mama hat mich auch lieb, nicht wahr?"

Der Vater sah sie eine Weile nachdenklich an. "Ja", sagte er dann, "sicher haben wir

dich lieb."

Sie gingen langsam weiter und das kleine Mädchen dachte noch lange über dieses

Gespräch und den traurigen Baum nach. der Baum hatte den beiden aufmerksam

zugehört, und auch er dachte lange nach. Er blickte ihnen noch hinterher, als er sie

eigentlich schon lange nicht mehr sehen konnte. Dann begriff der Baum. Und er

begann hemmungslos zu weinen.