Depression trifft Minderwertigkeitskomplex

angel1980

Benutzer
15. März 2010
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Hallo zusammen,

kennt vielleicht jemand dieses Thema?

Ein Partner der depressiv ist bzw. unter einem Burnout leidet? Sich zurückzieht und keine Zeit und scheinbar kein Interesse mehr an euch hat? Im nächsten Moment bekräftigt, dass ihr das Wichtigste auf der Welt für ihn seid?

Mit anderen Leuten lacht und scherzt, auf ein Bier wohin geht. Aber für euch nur noch wenig bis gar keine Zeit und genauso viel Wärme und Nähe übrig hat?

Und das alles nach einer Zeit in der Harmonie Programm war....und Vertrauen, Einigkeit ohne Worte und Gemeinsamkeit herrschten - und eben immer jemand da war der einen in den Arm nimmt...

Hinzu kommt, dass ich nach außen die kühle karriereorientierte Frau bin, die sich überall durchsetzt... er hatte zu Anfang sogar vor dieser Seite etwas Angst.

Unter der Oberfläche lauert aber ein von Komplexen geschütteltes und mit sich selbst unzufriedenes ich, dass jetzt nicht mehr weiß, was es tun soll. Einfach nur noch Angst hat den Partner zu verlieren...

Gehe immer wieder auf ihn zu, manchmal freut er sich, ein anderes Mal böse, das nächste Mal gleichgültig...Der Typ, der auf den Tisch haut bin ich nicht. Eher jemand der dankbar annimmt und nicht fordert.

Wird das jemals wieder, wenn es ihm besser geht? Es gab schon von ihm die Aussage, dass alles wieder wird wie vorher.

Einerseits verliere ich die Geduld, andererseits möchte ich ohne in nicht sein. Sonst hätte ich ihn ja schon lang sitzen lassen...

Allerdings mag ich weder ohne ihn, noch überhaupt noch....

Kennt ihr das?

 
hallo angel1980,

dazu erst mal die naheliegende Frage: geht Dein Partner in Therapie bzw. versucht der Erkrankung entgegen zu wirken (Sport! z.B.)? Denn wie soll es ihm besser gehen, ohne Abhilfe zu schaffen? Finde in Deinem Post nichts, was darauf hinweisen würde.

Ich denke, dieser Aspekt ist wesentlich, um auch die kritische Beziehungsphase wieder in den Griff zu kriegen.

Beste Grüsse

EswareinmaldieLiebe

 
Depression und Burn-out (Erschöpfungsdepression) sind jedenfalls zwei verschiedene Diagnosen. Wo genau der Unterschied ist, kann ich auch nicht genau sagen, doch beides erfordert auf jeden Fall viel Zeit, da man durch zu hohe Erwartungen/Druck nur schnell eine Verschlechterung der Befindlichkeit bzw. Rückschlag in Kauf nimmt. Dass Du natürlich jetzt die Geduld verlierst ist verständlich, denn bei dem Erkrankten ticken die Uhren anders als bei Dir. Schon die kleinste Stresssituation (Behördengang, Prüfung usw.) kann zu fatalen Zuständen führen, die ein Aussenstehender nicht nachvollziehen kann. Gerne heisst es dann von Seiten der Freunde/Familie, derjenige "solle sich nicht so anstellen", was wiederum noch mehr Druck aufbaut. Aber das weisst Du wahrscheinlich alles.

Depression geht nicht einfach so weg, wie eine Erkältung, sie bleibt meistens (wie beim Entzug von Zigaretten/Drogen) eine ständige Bedrohung oder stille Belastung, auch wenn Sie nicht mehr ausbricht. Es hilft nur eins: er muss aktiv bleiben (bei der Behandlung), notfalls mit neuem Therapeuten, klare Strukturen (gerade im Alltag!) schaffen, die von aussen (also von Dir) auch mit unterstützt werden. Ich kann nachvollziehen, dass Dir das evtl. als zu viel erscheint, denn die Aufgabe, die Du Dir da vornimmst, ist gewaltig. Daher musst Du für Dich klären: wie sehr liebst Du ihn? so dass Du bereit bist, dass bis zum Ende (der Genesung) mit ihm durchzustehen...

Alles Gute wünsche ich Euch dafür

EswareinmaldieLiebe

 
Das Hauptproblem ist, dass er mich da komplett ausschließt und ich nicht helfen soll/kann, es aber möchte...und ich liebe ihn über alles, aber weiss nicht wie ich es werten soll, dass er mit anderen Bier trinkt und für mich zu - was auch immer - ist...

 
Er versucht, sich Rückzugsmöglichkeiten , also Entspannung, zu verschaffen. Ihm muss aber auch klar sein, dass er die bei Dir auch haben kann, oder? Hast Du ihm das schon mal so ausdrücklich angeboten? weiss er das, dass Du (ohne Erwartungshaltung) ihm auch bei einfachen Alltagsfreizeitvergnügen Geselle sein kannst? Anscheinend spielt da bei ihm auch unbewusst so etwas mit, dass er glaubt, dass er bei Dir nicht so sein kann, wie er ist…vielleicht. Typisches Rollenverhalten in Beziehung kann erschwerend sein unter Umständen. Ist natürlich doof, dass er Dich da ausschliesst. Schürt ja auch Ängste bei Dir. 

 
Genau mein Thema - hab Angst ihn zu verlieren und nicht die Kraft mir ständig einzureden dass er mich liebt

Ich habe nur noch selbstzweifel und bin auch daneben

 
liebe angel

das ist eine schwierige situation. vielleicht hilft es dir ein wenig, wenn ich dir das aus der anderen sicht beschreibe. mit den kumpels ein bier zu trinken ist für ihn weniger stressig. d.h. da kann er eine maske aufsetzen und so tun als wäre sein leben normal. da kann er lachen und für einen kurzen moment vergessen, dass in ihm drin alles zerbrochen ist und er keine ahnung hat, ob das jemals wieder gut kommt. 

mit dir kann er das nicht. du siehst in ihn hinein und das wird als bedrohung empfunden. da kannst du ihm noch so versichern, dass du ihm helfen willst. da er dich liebt und du ihm wichtig bist hast du viel zu viel macht ihn möglicherweise zu zerstören. und die angst vor der totalen zerstörung ist riesig. sie ist nicht real aber für ihn ist sie das. da reicht schon der kleinste blick oder eine handbewegung. es wird alles als angriff oder möglicher todesstoss empfunden. da kannst du nichts fordern, nichts erwarten, nichts erbitten. seine realität, seine existenz, seine zuversicht- all das ist weg. 

gleichzeitig spürt er deine erwartungen und möchte ihnen gerecht werden. da dies jedoch wieder ein stressfaktor ist, werden seine ängste noch grösser. das mag für dich unlogisch klingen, für ihn ist es aber die wahrheit, die er so empfindet. 

manches mal wird er sich bemühen um dir gerecht zu werden. das ist jedoch ein unglaublicher kraftakt. dass seine stimmung dann in wut, frustration oder lethargie umkippt hat weniger mit dir zu tun, viel mehr ist es sein inneres gefühl des versagens. 

der ausweg aus dieser situation ist ein jahrelanger prozess mit unzähligen rückfällen. ich bin seit bald fünf jahren in diesem prozess und hatte freitag grad wieder einen rückfall.

für dich als partner ist die situation natürlich auch untragbar. denn du willst helfen und er kann es aus oben genannten gründen nicht zulassen. dazu kommt noch deine eigene problematik mit den minderwertigkeitsgefühlen. wenn du seine bestätigung brauchst um dich besser zu fühlen so wird das nicht funktionieren. er kann dir keine bestätigung geben. nicht jetzt und auch für ganz lange zeit nicht. 

ich kann dir sagen ein leben mit einem depressiven partner ist kein zuckerschlecken. ich würde nicht mit mir leben wollen. die realitätsverluste werden immer wieder kommen. die schlimmen gedanken, die zusammenbrüche, die ausweglosigkeit und mit ihr die zerstörungswut. 

wenn du diesen partner behalten möchtest kann ich dir sagen, was mir geholfen hätte. ruhe. fordere nichts, lass ihm alle freiheiten. sag ihm, dass du da bist wenn er dich braucht und dich ansonsten zurück hältst. höre zu ohne zu werten oder lösungen zu suchen. erzähle nichts von deinen problemen. belaste ihn in keiner art und weise. finde bestätigung in etwas anderem. kein druck, keine erwartungen, keine forderungen und vor allem keine ultimaten.

was du auch bedenken musst ist die veränderung, die er während des prozesses durchmachen wird. er wird sein leben aufarbeiten und die musterverhalten, die ihn in diese situation gebracht haben korrigieren. es kann sein, dass er ein komplett anderer mensch wird dadurch. viele beziehungen gehen deswegen auseinander. meist von der depressiven person ausgehend, weil der partner eine grosse gefahr darstellt in die schadhaften muster zurück zu fallen.

es ist kein leichter weg. überlege dir gut ob du bereit bist diese last auf dich zu nehmen. lege gedanken wie 'ich lasse ihn im stich' o.ä. bei seite. bei dieser frage geht es nur um dich. 

alles liebe

anne

 
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Reaktionen: Red77 und Minusch
Vielen lieben Dank Anne!

Genauso versuchen wir das schon zu tun, aber manchmal fehlt er mir so arg, dass ich zu ihm hinfahre oder doch von mir aus Anrufe

Auf diese harten Phasen hatte er mich von Anfang an hingewiesen, und so sehr wie ich ihn liebe und er mich packen wir das auch, aber manchmal bin ich eben fix und fertig.

Wir waren bislang so ein enges gut eingespieltes Paar und der Weg so rosig.

Dann hat er mir in den Ferien viel über die Auslöser erzählt und nach den Ferien hatte er monatelang Dauerstress...

So wurde das dann immer schlimmer und er nimmt Medikamente.

Es hatte immer geholfen - beiden - wenn wir uns nur festhalten, aber auch das ist manchmal zu viel.

Dann sitze ich das ganze Wochenende da und warte, dass er mich sehn mag.

Klingt blöd, aber verstehst du das? Wenn jemand es wert ist zu warten, aber die Sorgen irgendwann überwiegen und du die Vorsätze vergisst...

Vielen Dank nochmals, dass du mich bestätigt hast!!!

LG

 
Und wenn er dich nun nicht mehr liebt? Was könntest du da ändern? Was wäre das schlimme daran?

Er behandelt dich je jetzt wie Luft, das ist nicht gerade das, was man unter grosser Liebe und Partnerschaft versteht.

Vielleicht solltest du dich auch damit auseinandersetzen, dass nur du ihn liebst, er dich aber vielleicht nicht?

Das ist unangenehmen, weil alle schönen Träume futsch sind, aber es ist wohl das, was dann eben übrig bleibt.

Und mit Glück ist es dann doch nicht so...

 
ich verstehe ganz genau was du meinst. auch dass diese zweifel kommen und die unsicherheiten, wenn vom partner einfach kein feedback kommt. das würde jeden an seine grenze bringen.

darf ich fragen, ob er noch in die therapie geht? das ist nämlich wichtig. auch wenn die akute phase vorbei ist, braucht es da eine kontinuität. 

bis die musterverhalten geändert sind braucht es viel zeit. es braucht auch eine neutrale person, der man die alltäglichen erlebnisse erzählt um sich immer wieder bewusst zu machen wo sich alte gewohnheiten einschleichen. denn sobald der alltag wieder etwas einkehrt wird man faul.

ich habe auch medikamente und bin sehr froh darüber. aber das reden hilft mir um die gedanken zu sortieren.

deine frustwellen werden immer wieder kommen und du wirst dich melden oder vorbei gehen. mach dir da auch keine vorwürfe! es ist schwer, nicht nur für ihn. deshalb schau gut zu dir! such dir aktivitäten raus mit denen du flexibel bist damit das gefühl etwas weniger wird, du würdest zu hause sitzen und auf ein zeichen von ihm warten. 

etwas wo du aber, wenn du es dann möchtest, auch spontan weg gehen kannst und zu ihm fahren.

hast du ein hobby? kann auch etwas sein was du früher mal gemacht hast. hauptsache es macht dir freude! und ja, auch wenn es ihm momentan schwer fällt freude zu empfinden, so musst du kein schlechtes gewissen haben schöne dinge zu erleben. ich hätte niemals gewollt, dass sich jemand meinetwegen schlecht fühlt- im gegenteil!

versuche mal kleine schrittchen weg von ihm zu machen. dann kann er auch wieder auf dich zukommen wenn er so weit ist.

lg anne

 
@tonton

ohne ihn hat alles keinen sinn, weil er das beste ist, was mir je passierte

@anne

du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich über deine antworten bin!!!! da wir beide die Tendenz zum Workaholic haben, werde ich auch mal auf meine alten Hilfsmittel wie basteln zurückgreifen ;-)

zum lesen bin ich zu unruhig, kann mich zu wenig konzentrieren....schön, dass es dich gibt!

 
liebe angel

Danke für die schönen worte! :) das ist mein aufsteller heute! ich bin auch workaholic... basteln ist toll! ich hab vor kurzem wieder angefangen zu nähen. jetzt habe ich neue vorhänge und sofakissen.

zum lesen hab ich auch gerade keine musse, obwohl ich eigentlich wieder mal mein lieblingsbuch hervorkramen könnte.

hab einen schönen abend! 

lg anne

 
Danke Anne! Geht mir genauso!

Bin wieder allein, weil ich grad erst heimkam...

Reagierst du eigentlich auch mit Anfälligkeit für Viren, Bakterien,....?

LG

 
Wenn er das beste ist, was du hast, dann verstehe ich nicht ganz, warum du hier überhaupt schreibst. Es gibt ja keine Probleme, und wenn ich sie anspreche, dass es dich Probleme geben könnte, weist du das gleich weit weg.

So bleibt alles, wie es ist, und dann darfst du dich aber auch nicht beklagen.

Natürlich ist es bequemer, sich alles schön zu reden, und wenn dann im Forum auch noch jemand salbungsvolle und hoffnungsgeladene Worte spricht, ist die Welt gleich wieder in den Fugen - oder?

 
@tonton

Ich glaube einfach du verstehst die Situation verkehrt, wohingegen Anne mir wirklich aus ihrer Erfahrung raus berichtet und damit hilft.

Wenn er nicht das Wichtigste überhaupt wäre, würde ich den Affentanz ja nicht mitmachen, dann würd ich sagen "es ist aus"

Da ich aber wissen möchte wie es ihm geht und wie ich mich gegenüber jemandem mit diesen Problemen so verhalte, dass es ihm besser geht.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du die Unterhaltung deshalb wegen mangelndem Wissen verlässt.

Herzliche Grüße

 
An deiner Stelle würde ich mich auf mich selbst besinnen. Mach etwas was dir Spaß macht. Helfen kannst du ihm nicht. Helfen kann ihm sein Therapeut und in erster Linie er selbst.

Ich würde mich auch fragen wie jemand das Beste sein kann, was dir passiert ist, wenn er es dir so schwer macht? Er macht es sicherlich nicht absichtlich, aber du solltest dich bei all dem nicht vergessen.

Ist es denn ein Mensch wert, dass du deine Probleme nach hinten schiebst? "Liebst" du ihn vielleicht gerade deshalb so sehr, weil du dich vor deinen Problemen verstecken willst, in dem du dich darum sorgst wie du es ihm recht machen kannst?

 
Hallo Crying Soul,

du hast recht das klingt für außenstehende vielleicht bescheuert...

Er hat aber bevor wir zusammenkamen das alles erzählt und hingewiesen, dass es so kommen kann...leider nicht im detail, weswegen ich hier um Hilfe suchte.

Hätte nie gedacht, dass ich jemanden mal so lieben und mit ihm leiden könnte und hab deshalb damals nur brav genickt...

Es kamen dann auch viele schöne Monate in denen er alles für mich tat und für mich da war.

An diesen Erinnerungen halte ich mich fest und es geht wohl auch langsam wieder aufwärts...

Er hatte diese Probleme, die sich wohl wie eine Depression auswirken aber nicht erblich sind schon einige Jahre. Und dann kommen halt diese Schübe.

Bin zuversichtlich bald wieder meinen

Mann zurückzubekommen und bis dahin gilt das Eheversprechen schon mal vorab: in guten wie in schlechten Zeiten...

Meine eigenen Themen versuche ich mit Freunden zu besprechen, aber da ich eigentlich sehr zäh bin.

Bis auf gestern haben wir uns die Woche auch jeden Tag gesehen...

 
@tonton

was wären wir denn in schwierigen situationen ohne hoffnung? deine herangehensweise in einem gespräch mag eine andere sein als meine, dennoch stelle ich im grunde ähnliche fragen wie du. ich mache das jedoch selten mit provokation sondern mit mitgefühl. es ist mir auch wichtig nur auf themen zu antworten, in welchen ich ähnliche oder gleiche erfahrungen gemacht habe. 

was depression und burnout angeht habe ich leider sehr viel erfahrung, deshalb auch die ausführlichen erklärungen. 

zu sagen 'er liebt sie einfach nicht' ist mit dem hintergrundwissen der depression etwas einfach, nicht? 

wenn du meine posts liest sind da klare fragestellungen. wenn angel nicht darauf eingehen möchte, so ist das ihre entscheidung. das kann mit verdrängung zu tun haben oder einfach damit, dass sie noch nicht bereit ist sich diese fragen zu stellen. es geht mir hier nicht ums insistieren und eine antwort auf meine fragen zu erzwingen. 

für mich sind diese wenigen posts mit angel ein aufsteller gewesen. weil es mir half mich wieder meiner eigenen situation bewusst zu werden und meine gedanken etwas zu sortieren. 

@ angel

schön, dass es aufwärts geht! :)

 
Hi Anne,

was habe ich nicht beantwortet? War gewiss keine Absicht, vielleicht sogar ein Kopfnicken, bzw. auch meine Loyalität ihm gegenüber, nicht alles hier frei lesbar zu posten...

LG!