Was Psychopathen von allen anderen unterscheidet, ist die erstaunenswerte Leichtigkeit, mit der sie lügen,
die Durchdrungenheit ihrer Irreführung und die Gefühlskälte, mit der sie sie ausführen.
Sie sind dafür berüchtigt, nicht die Fragen zu beantworten, die man ihnen stellt.
Sie werden irgendetwas anderes antworten, oder so, dass dass die direkte Fragestellung niemals behandelt wird.
Sie formulieren weiters ihre Ausführungen so, dass manche Stellen ihrer Geschichten schwer zu verstehen sind.
Verblüffend ist ihre häufige Verwendung von widersprüchlichen und logisch inkonsistenten Aussagen, die sich normalerweise ihrer Entdeckung entziehen.
So kommt es vor, daß sie lügen, weil die Wahrheit für sie aus seelischen Gründen nicht tragbar ist.
Oder sie lügen weil Sie versuchen in zwischenmenschlichen Interaktionen an die Macht zu kommen und diese Macht auch zu behalten
(besonders die Macht über die Gefühle des anderen).
Sie kennen auch meist die Kunst, unterschwellige Botschaften so zu senden,
daß extrem negative Gefühle im anderen ausgelöst werden. Dieser weiß manchmal gar nicht, wie ihm geschieht.
Meistens wird zusätzlich zur Lüge die Wahrheit zum Schaden der unschuldigen Person noch weiter verdreht.
Der Vorteil liegt auf diese Weise immer in den Händen von Lügnern.
Der Psychopath denkt nicht, dass er psychologische oder emotionale Probleme hat, und sieht keinen Grund, sein Verhalten für Standards zu ändern,
denen er nicht zustimmt.
Er ist durchaus zufrieden mit sich selbst und seiner inneren Landschaft.
Er findet nichts falsches in seiner Denk- oder Handlungsweise und sieht niemals mit Bedauern zurück oder mit Sorge nach vorn.
Er hält sich selbst für ein überlegenes Wesen in einer feindlichen Welt, in der die anderen nur Konkurrenz in der Suche nach Macht und Ressourcen sind.
Er fühlt, dass es der optimale Weg ist, zu manipulieren und andere zu täuschen, um zu bekommen, was er will.
Schöne, schmeichelnde Worte sind für ihn nur ein billiges ‚gesetzliches Zahlungsmittel‘.
Er kann sagen: „Ich werde für dich beten“ oder „Ich liebe dich“, nur um Eindruck zu erwecken.
Es bedeutet ihm wirklich nichts !
Was erhält der Psychopath wirklich von seinem Opfer?
Das ist leicht zu beantworten, wenn sie lügen und manipulieren, um mehr Geld oder materielle Güter oder Macht zu erlangen.
Doch in vielen Fällen, wie zum Beispiel in Beziehungen oder falschen Freundschaften, ist es sehr schwierig zu erkennen,
wonach der Psychopath aus ist.
Ohne spirituelle Spekulationen hier zu weit zu strapazieren — ein Problem, mit dem auch Cleckley konfrontiert war —
können wir feststellen, dass es der Psychopath offenbar genießt, wenn er sieht, wie Andere leiden.
So wie ein normaler Mensch sich daran erfreut, wenn sich andere Menschen freuen oder er Anderen ein Lächeln bereiten kann,
erfreut sich der Psychopath an genau dem Gegenteil.
Wir wissen zumindest Eines: Viele Menschen, die mit Psychopathen und Narzissmus zu tun hatten berichten,
dass sie sich danach „ausgelaugt“ und verwirrt fühlten.
Oft war dies mit einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes verbunden.
Ist das die Antwort auf die Frage, warum Psychopathen häufig ‚Liebesbeziehungen‘ und ‚Freundschaften‘ eingehen,
die keinen beobachtbaren materiellen Vorteil für sie zu haben scheinen?
Geht es in Wirklichkeit vielleicht darum, die ‚Energie‘ des Anderen zu konsumieren?
Wir kennen die Antwort auf diese Frage nicht.
Wir beobachten, wir theoretisieren, spekulieren und stellen Hypothesen auf.
Doch letztendlich kann nur das jeweilige Opfer bestimmen, was es bei einer solchen Dynamik verloren hat —
und das ist oft weit mehr als nur materielles Gut.
Auf eine gewisse Weise scheint es, dass Psychopathen Seelenfresser sind.
Die Hauptlektion, die ich gelernt habe, ist, dass die normalen Regeln des Anstandes nicht gültig sind.
Man hat es mit jemandem zu tun, der keine Empathie, kein Gewissen, kein Reue und keine Schuldgefühle hat…
Es ist eine gänzlich anderer Geisteshaltung.
Nichts ist jemals ihre Schuld. Sie sind niemals verantwortlich für irgendetwas.
Ein Psychopath ist ein Individuum, das die Welt in Schwarz und Weiß einteilt, Gut und Böse, und die Unterteilung ist sehr starr.
Die psychopathische Struktur wird um eine sehr einfache Struktur herum gebildet: „fühlt sich gut an, ist daher gut / fühlt sich schlecht an,
ist daher schlecht“.
Und obwohl diese Struktur sehr starr ist, heißt das nicht, dass sie rational oder stabil ist!
Dinge sind entweder gut oder schlecht, aber was gut oder schlecht ist, hängt von den unmittelbaren Umständen ab,
d.h., was der Psychopath im betreffenden Moment haben möchte.
Also, was ist die traurige Wahrheit im Umgang mit Psychopathen?
Entweder man vermeidet sie von vornherein, oder wenn man es zu spät herausgefunden hat oder etwas vermutet,
vermeidet man sie danach.
Gruß
Magnus