Du wirst darüber hinwegkommen. Ich habe gestern mit meinem Ex (Heroinabh. während unserer Bez.) gechattet und ich kann Dir sagen, daß ich mich ernsthaft fragte, wie ich jemals mit diesem Mann zusammen sein konnte. Er ist ein fürchterlich liebenswerter Mensch und geht nun ins 5 drogenfreie Jahr, wovor ich Respekt habe. Trotzdem merke ich heute, wie unterschiedlich das Niveau ist und mir wurde bewußt, daß ich in der Zeit so viele Probleme mit mir selbst hatte, ja noch mehr als jetzt (ja, das gibt es
), daß ich ihn selbst zur Ablenkung gebraucht habe. Heute kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, mein Leben mit Gedanken zu verschwenden, die im Grunde genommen ER sich machen muß und nicht ich. Wir leben nur einmal, davon gehe ich jetzt aus und dieses Leben sollte man auskosten und lieben und genießen. Ich arbeite auf der Onkologie und kann nur sagen, wie schnell das Leben einen einholen kann. In die Co-Abhängigkeit kommt man ganz schnell rein; es ist wie ein Strudel. Ich habe mir damals am Frühstückstisch, nachdem er sein Zeugs gespritzt hat, mir schon Gedanken gemacht, wie er für die Abendration an Heroin kommt. ICH habe mir Gedanken gemacht. Gott sein habe ich das lange nicht mitgemacht...und ihn rausgeworfen. Ich hatte die gleichen GEdanken wie Du: Liebt er mich noch oder hat er mich überhaupt geliebt oder seine Sucht hat gesiegt und ich war ihm nicht wichtig genug! DAS ist echter Bullshit, weil es so einfach nicht stimmt! Der Mensch ist bequem und sucht nach der bequemsten Lösung und wenn Drogen oder Alk erstmal Beruhigung von den eigenen Gefühlen schafft, greift man danach und nicht nach der schmerzvollen und unbequemen Auseinandersetzung, die ja noch Mut voraussetzt! Da denkt doch ein Drogenabhängiger, der kurz vorm Entzug steht oder ein Alki, der vergessen kann, nicht an die große Liebe. Es geht um Schmerz. Stelle Dir vor, Du hast Migräne, dann würdest Du an Schmerzmedikation denken und nicht an Deinen Freund. Erst wenn die Migräne weg ist, kannst Du Dich auf Deinen Allerliebsten wieder einlassen! Vorher mußt Du erstmal dafür sorgen, daß die Schmerzen weggehen! Er hat einen langen WEg vor sich. Ich selbst habe eine Essstörung und obgleich ich keine körperliche Abhängigkeit verspüre, denke ich ans Fressen und glaube mir, ich habe fürs Fressen zu Hause ganz alleine, bis zum Schlechtwerden, Verabredungen gecancelt! Menschen, die mir lieb und teuer sind.
Er liebt mich nicht, oder ich bin ihm nicht wichtig, ist völliger Unsinn, wenn es um einen Suchtkranken geht. Denke immer an die Migräne oder an schlimmsten Verbrennungen, die erstmal gelindert sein müssen, bevor man sich wieder auf die Allerliebsten konzentriert oder aufs eigentliche Leben.
Aber er muß erstmal erkennen, daß ER Hilfe annimmt!
Ich hatte früher eine schlimme Essstörung. Hat man mich gefragt, warum, habe ich geantwortet: Probleme habe ich keine und das meinte ich auch Ernst! Meine Minderwertigkeitsgefühle, meine schlimmen sozialen Kontakte, bei denen ich mir alles gefallen gelassen haben war für mich soooooo normal. Warum? Weil ich nix anderes kannte! Ich kannte nicht das Paradies - wie soll man dann wissen, daß die Hölle Hölle ist. Sie ist normal! Möglicherweise ergeht es Deinem Freund ähnlich! Er muß erstmal erkennen, daß da der Schuh drückt...
...ach ja, und viell. Du auch? Wieso fühlst Du Dich so hingezogen zu ihm? Nur weil er am Anfang so fürchterlich nett ist oder Du ihn als Projektionsfläche mißbrauchst? Suche Dir einen Mann, der nett zu Dir ist und lasse nix anderes in Deinem Leben mehr zu. Das nennt man Wertschätzung (sich selbst gegenüber).
In einigen Monaten wirst Du Dich ekeln vor diesem Mann, glaube mir...auch wenn es hart klingt, Du wirst erkennen, daß dieser keinen Pfifferling es Wert es, sich so viele Gedanken zu machen und sich an Energie berauben zu lassen!
Gehe jetzt durch diesen Schmerz - heule Dein Kissen voll...aber halte Dir vor Augen, daß Du ein besseres Leben willst als mit einem Mann, der Alkoholiker ist.
wy.
P.S. kleiner Nachtrag:
Glücklicher bin ich nun eher nicht
das würde ich jetzt auch nicht erwarten und das solltest Du auch nicht. Nur weil man Erkenntnisse gesammelt hat (Kopfarbeit so nenne ich das mal) heißt es noch lange nicht, daß das Gefühl gleich mitkommt. Ich meine, daß man durch die Erkenntnis neue Wege einschlagen kann, wenn man dies will und durch diese neue Wege bessere Erfahrungen machen kann und somit das "Glücklichsein" dann auch kommt. Ich bin heute glücklich darüber, daß mich Drogenabhängige langweilen und nicht mehr meine Aufmerksamkeit und Anziehung auslösen. In der Zeit kann ich schöne Dinge machen, die mich zufriedenstellen, die ich mir schon immer gewünscht habe. Trotzdem bin ich auch noch oft unglücklich wobei ich denke, es geht auch nicht immer darum, immer nur überglücklich zusein, sondern darum, innere stark zu sein, in dem man weiß, was man will oder nicht will. Du wirst möglicherweise auch noch lange brauchen um "glücklich" zu sein....schaffst Du