Tja, viel bessere Tips werde ich dir auch nicht geben können. Hier sind schon sehr, sehr gute gekommen. Vor allem von Angie, Lily und Rainbow.
Dein Gefühl (kaputtes Selbstwertgefühl, ständig im Kreise drehen, nichts verstehen) kann ich sehr gut nachvollziehen. So hab ich mich damals auch gefühlt.
Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass man durch diese Hölle gehen muss. Einfach auch um zu merken, dass man mit seinen Gedanken in Bezug auf diese Beziehung/Affäre noch einmal ganz von vorn anfangen muss. Das man viele angelernte Denkweise überdenken und neu definieren muss.
Fang z.B. an, dir mal zu überlegen, wie du früher über Geliebte gedacht hast. Ich könnte wetten, du hast da mit Sicherheit die (anerzogene) Meinung gehabt, dass das falsch ist. Aber ist es das wirklich? Hat es nicht auch gute Seiten? Ist an einer Geliebten wirklich alles schlecht? Oder erfüllt sie nicht doch einen Zweck? Hat eine "Aufgabe"?
Dein Selbstwertgefühl versuch ich mal gleich, ein bissel aufzubauen.
Überlege dir doch mal, wie es wäre, wenn es eine ganz normale Beziehung gewesen wäre. Er Single - du Single = gemeinsame Beziehung - dann der Schluss. Was wäre dann anders? Würdest du dich da genauso schlecht fühlen? Oder ist es nur, weil du jetzt "verloren" hast? Und wenn "verloren" wem gegenüber?
Du bist nicht besser oder schlechter als andere Frauen, nur weil du dich in einen verheirateten Mann verliebt hast. Irgendwann spielen einem die Hormone einen Streich.
Aber überlege dir auch mal, was dir die Affäre Gutes gebracht hat.
Ich konnte - zwar erst viele Monate später - sagen, dass mir die Affäre auch sehr, sehr viel gegeben hat. Ich habe sehr viele Dinge dazu gelernt, habe einen wunderbaren Menschen geliebt, habe auch gemerkt, dass ich zu so einer Art intensiver Liebe fähig bin, bin durch ihn an vielen Stellen auch über mich hinaus gegangen (einfach weil ich durch die Sicherheit, die er mir gab, mir mehr zugetraut habe), habe aber auch mich durch die ganze Sache besser kennen gelernt. So viel negatives, wie es bei mir gab, aber im Nachhinein kann ich doch sagen, dass ich für vieles dankbar bin.
Überleg mal, ob du auch so denken kannst. Ob du einen Ansatzpunkt findest, dem ganzen Schlechten doch etwas Positives abzugewinnen. Es würde deinem Selbstwertgefühl den ersten Schubs geben.
Und lass die Gedanken an ihn zu. Schimpf ruhig mal über ihn - und dann gesteh dir wieder ein, dass du ihn doch noch liebst. Irgendwann wirst du merken, dass diese Gedanken und Gefühle langsam zurückgehen. Aber verdrängen wird dich nicht weiterbringen. Lass die Gedanken zu - und lass sie weiter ziehen. Sie werden weniger werden. Irgendwann sagt dir dein Verstand, dass er das ganze Zeug nicht mehr hören will. Ungefähr so, wie wenn du es deiner besten Freundin erzählst und beim 50. Mal verdreht sie dann schon die Augen, weil sie es nicht mehr hören kann.
Versuch neue Gedanken zu finden. Denk in eine andere Richtung. Denk in einer anderen Dimension. Dann wird dieser Kreisel aufhören. Hinterfrag jede Behauptung, jede Feststellung, die dir durch den Kopf geht.
Und mach es schriftlich - handschriftlich. Schreibe deine Gedanken auf. Damit wirst du wesentlich besser zu Ruhe kommen, denn du kannst diese Gedanken loslassen. Der Kreisel entsteht auch, weil man Angst hat, die ganzen Gedanken zu verlieren, etwas zu vergessen. Hast du es schriftlich fixiert, sozusagen "abgelegt", wirst du dich nicht mehr so damit beschäftigen. Dafür ist dann Raum für neue Gedanken. Mögen sie auch zu dem selben Thema sein, aber das spielt keine Rolle. Das gehört zur Verarbeitung dazu.
Ich hab das damals auch gemacht. Und war erstaunt ... entsetzt ... fasziniert. Ich SAH meine Stimmungen. Ich sah am Schriftbild, wie sich meine Stimmung, mein Wohlfühlgefühl (wenn es damals denn überhaupt da war
) sich änderte. Hatte ich am Anfang noch ein sehr schlechtes und unleserliches Schriftbild (völlig untypisch für mich), wurde mit der Zeit die Schrift klarer. Ich fühlte mich wohler. Ich kam zur Ruhe. Ich merkte es auch in meinen Formulierungen, dass sie wieder strukturierter wurden, dass ich manches auch nach langer Zeit wieder besser nachvollziehen konnte.
Ja, auch das mehrmalige Durchlesen hilft. Zu einem späteren Zeitpunkt wirst du den Kopf schütteln, was du hast alles mit dir machen lassen. Du wirst sagen "Mein Gott!!! Das war ich doch gar nicht." Das wird dir helfen, wieder zu dir, zu deinem alten Ich zu finden.
Und lass ihn los. Hier gab es im Forum schon oft den Tipp, die alten Geschehnisse und alles was damit zu tun hat, in einen Karton zu verpacken und wegzuräumen/wegzuschmeißen. Mach es doch auch mit ihm. Verzeih ihm sein Verhalten. Schreib es auf. Und tu diesen Zettel in einen Karton zusammen mit anderen Dingen, die dich an ihn erinnern. Geschenke, Briefe, Telefonnummern etc. Oder schreib ihm einen Brief und steck ihn mit dort rein. Briefe bilden oft einen schönen Abschluss.
Mach dir auch mal Gedanken um ihn und um seine Ehe. Aber bitte mit Abstand. Versuche ihn so zu betrachten wie deinen Nachbarn, den du nicht weiter kennst. Hinterfrag viele Feststellungen von früher. Was war so liebenswert an ihm? Ist das wirklich eine liebenswerte Eigenschaft? Oder könnte dahinter nicht eine Schwäche stecken, die beim genaueren Hinsehen sich als unüberwindbare Hürde in einer Beziehung erweisen könnte?
Ich hab schon bei vielen Männern, die eine Affäre hatten oder nicht abgeneigt wären, festgestellt, dass das Menschen sind, die keine Verantwortung übernehmen können. "Immer die anderen sind schuld" - eine "geflügelte" Formulierung solcher Menschen. Wie siehst du das bei ihm?
Und seine Ehe... Überleg mal, was eine Ehe (allgemein gesehen) wirklich bedeutet. Wie eine Ehe funktioniert. Was eine Ehe ausmacht. Ich hab mir damals sehr viele Gedanken darum gemacht (die für mich neu waren, gebe ich zu) und konnte ihn letztendlich dadurch aber besser verstehen, warum er sich nicht getrennt hat. Konnte dadurch aber auch besser verstehen, warum er fremd gegangen ist.
Du siehst, es kommt also ausschließlich auf dein Denken an, was du verändern musst. Gib deinem Leben und deinem Denken eine andere Richtung und dann wird es Stück für Stück mit dir aufwärts gehen. Ich wünsch dir viel Glück! :schmatz:
Tja, ich hoffe, ich konnte dir noch ein bissel helfen. :schmatz: