Wenn das mal alles so einfach wäre.
Meine unerreichte Jugendliebe liegt nun 34 Jahre zurück. Sie war gar nicht so unerreichbar. Dummerweise ist die Suche nach diesem Mädel im vollen Lauf ohne eine Entscheidung geendet. Damit ist die Geschichte im Kopf offen geblieben. Bis heute.
Mittlerweile bin ich längst verheiratet, habe zwei erwachsene Söhne, meine Frau kennt auch die Geschichte mit diesem Mädchen. Manchmal piesackt sie mich sogar vorsätzlich mit dieser Geschichte. Ich kann schon verstehen, dass sie gern den alleinigen Platz in meinem Herzen haben moechte. Kann ich leider nicht bieten, vielleicht sorgt ja gerade der krampfhafte Versuch, diese alte Geschichte zu vergessen, dafür, daß ich sie eben nicht vergessen kann.
So wohnt meine alte Jugendliebe halt weiter im Kopf, meldet sich ab und zu, das tut dann ein wenig weh, im Grunde ist es aber erträglich.
Es ist schon richtig, dieses Mädchen haust dort in ihrer idealen Gestalt, unangetastet von allen Ärgernissen des Alltags. Und das Alltagsleben läuft halt nicht immer rund.
Das war sicher die tiefere Basis, einmal einen Kontaktversuch zu unternehmen. Der Anlaß war trivialer, das Erscheinen eines Filmes auf DVD, den ich seinerzeit mit dem Mädel angesehen hatte und gleichzeitig die Einladung zu einemStudienjahrestreffen.
Jedenfalls habe ich einen zaghaften Kontaktversuch gestartet ...
und das war der augenblickliche Einstieg in die Hölle.
Ca. 2 Stunden später bekam ich eine eher heftige Antwort. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet, weil ich diese Jugendliebe doch sehr schlecht behandelt hatte, nachdem sie durch einen anderen Mann in unerreichbare Ferne entschwunden war.
Es war erstaunlich. Es war möglich, mit dieser heute natürlich ebenso alten Frau, wie ich es bin , ziemlich schnell recht persönliche Details auszutauschen. Dahinter steckte jetzt gar nicht die Idee, eventuell beide heute bestehende Ehen zu riskieren. Es steckte eigentlich zunächst gar keine Idee dahinter. Wir waren beide neugierig, wie es uns in der Zwischenzeit ergangen war. Das tat ungeheuer weh, weil das natürlich eine Erinnerung war "Du hast sie soo knapp verfehlt ...", machte aber gleichzeitig regelrecht süchtig.
Dazu kam dann noch das Wissen, dass es meiner Jugendliebe nicht so wirklich gut geht, daher vermutlich auch die sehr schnelle Reaktion auf meinen Kontaktversuch.
Ja, momentan bin ich halt regelrecht süchtig auf die emails, obwohl jede einzelne davon wieder schmerzt, auch solche mit belanglosem Inhalt. Freilich herrscht zur Zeit Funkstille, wobei ich die Ursache dafür nicht kenne. Vielleicht war ja die Belastung durch diese Schreiberei zu groß für mein unerreichtes Wesen zusätzlich zu ihren sonstigen Problemen und sie hat den Austausch kommentarlos abgebrochen, wer weiß?
Auch eine Lösung, die aber natürlich mal wieder alles offen läßt.