Nichts

NicM

Erfahrener Benutzer
15. Okt. 2010
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Ich erwache. Es ist kalt. Kalt und dunkel. In der Ferne ein Licht. Vielleicht ist da jemand.

Ich stehe auf und gehe der Hoffnung entgegen. Das Eis unter den Füssen wird dünner, und so stehe ich plötzlich vor einem grossen See. Das Wasser leise und pechschwarz. Das Licht leuchtet hell am gegenüberliegenden Ufer. Es spiegelt sich in den leichten Unruhen der Wasseroberfläche. Für einmal wird es mir einfach gemacht: Ein Boot. Ich steige ein und nehme das Paddel zur Hand. Die Reise beginnt.

Ich paddle und paddle. Das Licht scheint nicht näher kommen zu wollen. Wie lässt sich das erklären? Ein Blick zurück, dahin, wo ich herkam. Die Wellen, die sich trichterförmig vom Zentrum des Hecks fortbewegen verhalten sich nicht unnatürlich. Mit ein paar Differentialgleichungen lässt es sich wohl erklären. Also ist doch alles bestens: Ich komme vorwärts. Nur das Licht kommt nicht näher. Ein Unbehagen macht sich bemerkbar. Ich paddle und paddle. Ist es ein Feuer? Oder ein Leuchtturm? Ich kann es nicht sagen, denn es ist unterdessen neblig geworden. Und noch kälter.

Ist das Wasser an dieser Stelle eigentlich tief? Bin ich noch immer mitten auf See? Ein Blick über den Bootsrand soll Gewissheit bringen. Aber da ist nichts zu machen. Zu dunkel ist es. Und überhaupt, wo ist mein Spiegelbild? Die nicht erklärbaren Beobachtungen häufen sich. Doch da... irgendwo tief unten scheint sich etwas zu tun. Jetzt sehe ich es: Zahlen. Weisse Zahlen, die sich langsam manifestieren. Sie schwimmen und formen sich. Was wollen sie mir sagen? Was zum Teufel geschieht hier? Ich blicke wieder auf. Wo ist das Licht? Da! Gott sei Dank.

Es geht weiter. Ich fange an, Stimmen zu hören. Menschen, die reden. Überall um mich herum. Doch ich sehe nichts, weit und breit nichts. Es fühlt sich an, als wäre ich inmitten einer Party. Die Gläser klirren. Der Nebel bewegt sich zum Rhythmus einer verzerrten Musik, deren tiefsten Töne zu mir vordringen. Und doch ist da nichts. Nur endlose Distanz um mich herum. Ich schreie, doch da ist kein Echo. Die Geräusche legen sich, die Musik aber bleibt. Jetzt spielt eine Violine. Scheinbar nur für mich. Langsam und melancholisch. Das Licht flackert. Nein! Es darf nicht ausgehen. Sonst bin ich verloren.

Ich greife zum Paddel und gebe Gas. Komm doch endlich näher! Diese Kälte ist unerträglich. Vielleicht wärmt die verzweifelte Bewegung des Ruderschlags. Endlich verschwindet der Nebel und die Sicht wird wieder klar. Der Sternenhimmel zeigt sich. Ich brauche eine Pause und lege mich auf den Rücken. Wenigstens einen Moment lang die Sterne geniessen. Doch das sind keine Sterne. Es sind Formeln. Der ganze Himmel ist voll von ihnen. Da, wo ich die Sternenbilder erwartete, sind jetzt Problemstellungen zu sehen. Sie erdrücken mich. Ich darf nicht rasten, ich muss weiter. Habe ich bereits den Verstand verloren?

Jemand ruft meinen Namen. Das Licht wird grösser und grösser. Als ob es mich in den Arm nehmen will. Die Stimme flüstert mir etwas ins Ohr. Plötzlich ist es warm. Angenehm warm. Und dann bin ich aufgewacht. Es ist kalt. Kalt und dunkel. Absolute Stille. Ein kleines Licht in der Ferne. Es flackert drohend. Mein Blick noch immer gen Himmel gerichtet. Keine Formeln mehr. Jetzt sind es lauter Nullen und Einsen.

Ich springe auf, nehme meine letzte Kraft zusammen und rudere um mein Leben. Ich kann nichts mehr glauben. Die Realität, die sich mir offenbart, verhält sich nicht nach den Regeln der Logik. Ein Wind weht mir frontal ins Gesicht. Als ob jemand mich von meinem Weg abhalten will. Eisig kalt und laut schreiend verpasst er mir eine Ohrfeige nach der anderen. Die Wellen türmen sich neben mir. Vor mir. Hinter mir. Riesige Funktionsgraphen, die nur darauf warten, von mir integriert zu werden. Würde mich das in Sicherheit bringen? Könnte ich meine Widersacher damit in die Flucht schlagen? Und dann reite ich selber auf einer Welle. Auf der grössten von allen. Ich fühle mich wie ein Punkt auf einer stetigen Funktion. Ich erklimme geradewegs die y-Achse. Mein Tempo ist furchterregend. Das Licht scheint unbeeindruckt still zu stehen.

Ich rase geradewegs in Richtung einer undefinierten Stelle. Muss wohl irgendwo bei x = 42 sein. So viele Meilen habe ich schon hinter mir. Und tatsächlich: Ich beginne zu fallen. Geradewegs nach unten. Das Wasser ebnet mir den Weg. Der rote Teppich runter in die Hölle wird vor meinen Füssen ausgerollt. Ich falle in Richtung negative Unendlichkeit. Ich fühle keine Angst. Keine Panik. Mein Herz schon lange still. Ich bin unsichtbar.

Ich sehe den Teufel. Er steht direkt vor mir. Und jetzt weiss ich, wie er aussieht: Da ist nichts. Es ist nicht mehr kalt. Es ist nicht mehr dunkel. Da sind keine Zahlen mehr. Und auch kein Licht mehr. Selbst ich bin nicht mehr. Ich war nie. Und jetzt sehe ich meine Unsichtbarkeit klarer als je zuvor. Und warum bin ich mir dem noch bewusst? Da sind noch einige Elektronen in meinem Gehirn, die sich bewegen. Viele davon. Sehr schnell sind sie. Ein Gehirn, schwebend im Nichts. Eine Raserei physikalischer Prozesse, die mich, mein Bewusstsein, formen. Und die mich in Illusion leben lassen. Eine gefühlslose Illusion.

Ein Blinder, ein Tauber und ein Stummer, dessen Herz rausgerissen wurde. Und dessen Gehirn versucht, es wieder herzustellen. Ein paar verrückte Elektronen im Kopf. Die letzte aller Erkenntnisse.

NicM

 
Offtopic:

ich wünsche Dir einen Anlegesteg für Dein Boot, damit Du etwas zur Ruhe kommst, eine wärmende Flamme in Deinem Herzen, Hoffnung und Zuversicht in Dich selbst und die Gewissheit das Du nicht tot bist, Du bist mehr als nur Elektronen und rationales Denken.

Du bist an einem Ort, an Dem Du Dich selbst kennenlernen kannst und Dich selbst leben lernen musst um Dich zu fühlen, ich wünsche Dir alles Liebe auf diesem Weg, Du kommst an dem Licht an, wenn die Zeit dafür reif ist.



Wölfin
 
Liebster NicM,

Ich habe so etwas poetisches und "Wunderschönes" selten bis fast noch nie gelesen oder gesehen.

Pn folgt

Liebste Grüße

Rosenkatze

 
klingt alles sehr tragisch lieber nicM ;) du bist doch viel mehr als eine handvoll elektronen.

kopf hoch! :trost:

 
Woher weiss ich, dass ich bin? Was muss ich tun, um zu sein? Etwas erleben? Mit jemandem reden? Das mach ich ständig. Warum fühlt es sich dann leer an? Warum verliere ich an allem das Interesse? Warum möchte ich am liebsten den ganzen Tag nur schlafen und nicht aufwachen? Wieso liege ich morgens im Bett und sehe keinen Grund, aufzustehen, wenn ich nicht muss? Warum habe ich das Gefühl, ich müsse es jedem Recht machen? Warum habe ich das Gefühl, keine Fehler machen zu dürfen? Warum will ich perfekt sein, und nie Schwäche zeigen? Warum will ich alles kontrollieren? Warum will ich bei allem, was ich sage, einen tieferen Sinn hineinflechten? Warum muss alles irgendwie intelligent humorvoll oder todernst sein? Habe ich Angst, zu versagen? Habe ich Angst, verletzt zu werden? Habe ich Angst, das zu offenbaren, was hinter den emotionalen Mauern versteckt liegt? Das Nichts? Habe ich Angst, nicht mehr zu existieren, wenn ich mich entblösse? Was nur muss ich tun, um zu sein? Wie schaffe ich es, mich zu fühlen? Wie kann ich mich motivieren? Wie schaffe ich es, meine abstrakte Brille abzulegen? Wie kann ich jemals leben, wenn ich selbst das Leben und die Gefühle als logische Zusammenhänge von aussen sehe? Wie komme ich hinein? Warum bin ich nur immer aussen? Kämpft sich jemand zu mir vor? Und wenn ja, schlage ich alle in die Flucht? Oder verstecke ich mich? Warum ist mir alles gleichgültig? Warum kümmert es mich nicht mehr, was andere über mich denken? Weil überhaupt niemand etwas über mich denkt? Oder weil alles richtige und falsche Denken des anderen erklärt werden kann? Oder weil ich weiss, dass mein Verschwinden keinen Unterschied machen würde? Warum bin ich noch nie ausgerastet? Warum reflektiere und erkläre ich mich selbst ständig? Warum sehe ich mich selbst sogar als reines Programm? Warum wiege ich etwas, wenn ich auf die Waage stehe?

Ich will nur noch losrennen, geradeaus, immer weiter und weiter. Ich will mich auflösen. Mein Geist soll vernichtet werden. Ich will alles eigenhändig zerquetschen und zerstören. Ich möchte mit meinen Fäusten die ganzen Mauern kurz und klein schlagen, mir die Haut vom Leib reissen, mir die Organe rausreissen, ich will Schmerz spüren, und ich will meine Seele finden.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
ja, du hast angst zu leben. das wort fallen lassen sagt dir nichts?

je mehr worte du schreibst umso deutlicher wird, dass du auf jeden fall mehr ist als nur ein paar elektronen :]

 
Offtopic:

Hallo,
Ich möchte euch daran erinnern, dass ihr hier in einem Gedichte-Thread seid. Für die Diskussionen rund um den Kummer sind die anderen Unterforen gedacht.
Danke, pitsch

 
Wie schön, dass man einfach hierher kommen kann und mal wieder ein bisschen Gedanken-Müll abladen kann.

Was ist eigentlich, wenn man keinerlei Interesse verspürt? Weder an der Weltgeschichte, noch an aktuellen Geschehnissen, noch an den Meinungen anderer dazu? Interesse bestimmt die Motivation. Doch woher kommt das Interesse?

Liegt Interesse vor, möchte man etwas wissen, verstehen oder erfahren und spüren. Irgendwas wird dabei wohl befriedigt. Seien es reine körperliche Triebe, oder psychische Bedürfnisse wie Bestätigung oder Anerkennung. Hinter jedem Interesse steht ein solcher Antrieb.

Interessiere ich mich für nichts, lässt sich daraus schliessen, dass ich keine Bedürfnisse mehr habe... Moment, irgendwas stimmt doch hier nicht.

Das Bedürfnis, geliebt zu werden, hat jeder. Das ist ein Grundbedürfnis. Ich werde ja eigentlich geliebt. Ja, genau. Wenn ich mir das so überlege, sehe ich es. Von dem ein bisschen, von der ein bisschen. Sie alle lieben mich aufgrund eigener Bedürfnisse. Da ist nichts weiter dabei. Aber liebt irgendjemand davon MICH? Und wer bin ich?

Ich entdecke mich gerade selbst. Je mehr man in jeder Begegnung versucht, die Erwartungen des anderen, die man selbst denkt in ihm zu sehen, zu erfüllen, desto weniger ist man sich selbst. Wenn man auf sich selbst das rationale und erklärende Auge wirft, hat man bereits verloren. Das, was man selbst zu sagen hätte, verliert jegliche Bedeutung.

Da sind manchmal diese kleinen und grossen Gefühlsregungen tief drin. Bevor aber jemals etwas davon zum Vorschein kommt, habe ich es bereits eingeordnet, den Grund dafür gefunden (ob es nun stimmt oder nicht) und das Gefühl erstickt. Ich treibe zu viel Selbstreflexion. Ich weiss nicht, wer ich bin, weil ich alles, was ich mache und tue zu erklären versuche. Als ob ich mich selber programmieren würde.

Ich kann über Tabuthemen oder sonstige emotionale berührende Themen so sachlich und kalt reden, als ob es um einen Fernseher ginge. Für mich ist das normal, weil ich ja alles so betrachte. Ich kann nicht zu etwas sagen, dass ich es gut oder schlecht finde, ohne noch genau hinterher zu definieren, was gut oder schlecht in diesem Kontext bedeuten. Mit jedem weiteren Erklärungsversuch von dem, was ich selber fühle und sage, zerstöre ich das ICH mehr und mehr.

Ich bin vermutlich beziehungsunfähig. Ich kann (scheinbar) emotional sein, wenn ich weiss, wann es angebracht ist und warum. Ich könnte einer Frau in jedem Moment das geben, was sie wohl gerade will. Denke ich zumindest. Und das ist das Fatale. Weil ich nicht einfach so sein kann, wonach mir gerade ist, verliere ich jeglichen Charakter. Ich fühle mich leer und unsichtbar an, für mich selbst und für andere.

Das Tragische daran ist, dass ich diesen Gedanken nie wieder abstellen kann. Wenn, dann sage ich mir gar bewusst, dass ich jetzt gerade nur auf meine Gefühle höre. Wieder ein Schritt, den ich gar nicht tun sollte.

Und damit ist auch gleich die Frage nach dem Grund für das fehlende Interesse beantwortet. Ich hätte die Bedürfnisse schon. Aber weil ich sie auseinander nehme wie nichts anderes, und dann selbst erkenne, warum ich diese Bedürfnisse habe, eliminiere ich jegliches Leben, das daraus hätte entspringen können.

Die alles entscheidende Frage bleibt: Warum möchte ich denn alles hinterfragen? Um mich zu beschäftigen, nichts weiter. Möchte man nicht im Nichts ersticken (immerhin etwas, das ich noch möchte), muss man es mit etwas füllen. Und wenn man nichts anders hat und kennt, um es zu füllen? Dann macht man sich eben die Gedanken. Besser als nichts. Besser als DAS Nichts.

Der Sieg des Verstandes! Gratulation! Fantastische Leistung!

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
lieber nicM,

schön, mal wieder von dir zu lesen, ich hab mich grad eben gefragt, wie es dir geht :)

Was ist eigentlich, wenn man keinerlei Interesse verspürt? Weder an der Weltgeschichte, noch an aktuellen Geschehnissen, noch an den Meinungen anderer dazu? Interesse bestimmt die Motivation. Doch woher kommt das Interesse?
hm also wenn ich mal von mir ausgehe, ich habe das diesen urinstinktiv namens neugier. und so gerne ich auch manchmal analysiere (aber nur bei themen, die mich interessieren), ich weiß nicht, woher diese neugier kommt. aber sie ist da. sie schlummert in mir und wird jeden tag von irgendwas geweckt. mal mehr mal weniger.

ich habe wenig interesse an der weltgeschichte, diese grübelphase über die welt und das leben hatte ich schon in meiner jugendzeit, jetzt grübel ich nicht mehr, sondern strebe und lebe.

ich schalte das fernsehen kaum ein, wenn ich von erdbeben höre, dann von freunden oder sozialen netzwerken, zufällig also.

an der meinung anderer bin ich auch nicht immer interessiert, ich bilde mir meine eigene. es ist gut, andere ansichten zu hören, aber es ist doch viel wertvoller, selbst neue ansichten zu erleben und zu erfahren.

Interessiere ich mich für nichts, lässt sich daraus schliessen, dass ich keine Bedürfnisse mehr habe... Moment, irgendwas stimmt doch hier nicht.
du klingst wie meine großeltern :D denen sieht man ihren unwillen am leben ja schon an :rolleyes: aber die sind anfang 80, die dürfen das, du nicht =)

Das Bedürfnis, geliebt zu werden, hat jeder. Das ist ein Grundbedürfnis. Ich werde ja eigentlich geliebt. Ja, genau. Wenn ich mir das so überlege, sehe ich es. Von dem ein bisschen, von der ein bisschen. Sie alle lieben mich aufgrund eigener Bedürfnisse. Da ist nichts weiter dabei. Aber liebt irgendjemand davon MICH?
von dir? wirst du da auch geliebt?

ist es der sinn des lebens nach dem sinn des lebens zu forschen? ;)

Ich entdecke mich gerade selbst. Je mehr man in jeder Begegnung versucht, die Erwartungen des anderen, die man selbst denkt in ihm zu sehen, zu erfüllen, desto weniger ist man sich selbst.
ja, das nennt man aufopferung. stell doch mal deine erwartungen nur an dich und versuch sie zu erfüllen, finde ich sinnvoller.

Wenn man auf sich selbst das rationale und erklärende Auge wirft, hat man bereits verloren. Das, was man selbst zu sagen hätte, verliert jegliche Bedeutung.
sehe ich auch so, es hilft sicher, sich selbst und die ursachen für das eigene handeln und denken zu erforschen. aber nur bis zu einem gewissen grad. danach ist bei mir stop. tja und diese grenze scheint es bei dir wohl nicht zu geben.

ich finde gerade, die ganzen kleinen geheimnisse im dasein machen alles so spannend, dass, wenn ich sie aufzulösen drohe, ich mich ganz schnell bewusst abwende. sozusagen erhalte ich mir mein eigenes glück, denn ich weiß was mich glücklich macht und bin da konsequent: neugier stillen ja, aber nur bis zu einem gewissen punkt.

Da sind manchmal diese kleinen und grossen Gefühlsregungen tief drin. Bevor aber jemals etwas davon zum Vorschein kommt, habe ich es bereits eingeordnet, den Grund dafür gefunden (ob es nun stimmt oder nicht) und das Gefühl erstickt. Ich treibe zu viel Selbstreflexion. Ich weiss nicht, wer ich bin, weil ich alles, was ich mache und tue zu erklären versuche. Als ob ich mich selber programmieren würde.
das kann ich sehr gut nachvollziehen, mir geht es so mit meiner empathie. ich verletze mich ja schon fast selbst, wenn ich dir nachrichten sehe, wieder beispiel erdbeben. ich kann die ganzen emotionen der menschen nachfühlen und ich muss schnell wieder ausschalten sonst heule ich los, weil diese emotionen über mich hereinbrechen. ich kann nicht anders. also sage ich mir stopp, fernseher aus, ich kümmer mich um mein leben.

wenn sich jemand freut, freue ich mich mit, als hätte ich selbst den sieg errungen, ich bin furchtbar stolz und würde am liebsten laut jubeln. ich muss mich zwingen, dass zu unterdrücken, und nur meine freude zu spüren, nur ich zu sein.

wenn ich jemanden gegenüber agiere oder reagiere, lese ich in millisekunden alles ab: körpersprache, art des tones, usw. ich versuche alles zu reflektieren und mir sogar zu überlegen, was der andere jetzt wohl denkt. ich sollte detektiv werden :D

jeder hat eigenschaften, die laster aber auch vorteile sind.

mein freund hat ein megagesdächtnis, jeder beneidet ihn dafür. ich nicht, ich weiß, wie sehr es ihn oft quält, wenn das hirn, der hauptcomputer dauerhaft auf hochtouren läuft ohne dass es den knopf zum abschalten gibt.

wie ich mit meiner empathie.

du scheinst machtlos zu sein, über dich selbst. das denke ich nicht. ich weiß nicht, wie du das dilemma lösen kannst. aber ich denke, wenn du sagst, du kannst dich selbst programmieren, dann tu es doch. baue und mache dich zu dem, der du bist. bau die ganzen gefühle und emotionen ein, du weißt dann ja woher alles kommt, du brauchst es nicht wieder zu hinterfragen. du kannst den knopf beliebig an und ab stellen. ich sehe darin so einen großen vorteil für dich anstatt einem laster.

Ich kann über Tabuthemen oder sonstige emotionale berührende Themen so sachlich und kalt reden, als ob es um einen Fernseher ginge. Für mich ist das normal, weil ich ja alles so betrachte. Ich kann nicht zu etwas sagen, dass ich es gut oder schlecht finde, ohne noch genau hinterher zu definieren, was gut oder schlecht in diesem Kontext bedeuten. Mit jedem weiteren Erklärungsversuch von dem, was ich selber fühle und sage, zerstöre ich das ICH mehr und mehr.
es ist ein zwang und du musst lernen dir innerlich stop zu sagen. ich bin mit der psyche fachlich überhaupt nicht bewandt, deshalb würde ich dies an deiner stelle mit einer fachperson besprechen. vielleicht hat er ja einen lösungsansatz oder sagt dir, wie du dich selbst 'programmieren' kannst.

Ich bin vermutlich beziehungsunfähig. Ich kann (scheinbar) emotional sein, wenn ich weiss, wann es angebracht ist und warum. Ich könnte einer Frau in jedem Moment das geben, was sie wohl gerade will. Denke ich zumindest. Und das ist das Fatale. Weil ich nicht einfach so sein kann, wonach mir gerade ist, verliere ich jeglichen Charakter. Ich fühle mich leer und unsichtbar an, für mich selbst und für andere.
ich kann dir das so gut nachfühlen, auch wenn ich nie in einer solchen situation war. ich fühle mich voll vom leben. das heißt nicht, dass es mir supergut geht oder ich absolut glücklich bin. sondern, egal wo ich gerade im leben stehe, ich weiß, da ist noch mehr. und ich will es nicht als wissen auffressen, sondern es am eigenen leib erleben. da sieht man es mal wieder: auch das ganze wissen der welt macht nicht glücklich. da ist also der höchste berg der welt so und so hoch. na und? macht es ihn deswegen langweiliger? nein, ich kann ihn immernoch erklettern und selbst feststellen, wie hoch er ist, wie es sich anfühlt, wie stark der wind bläst, ob ich höhenangst bekomme, ob ich es überlebe. das war jetzt nur ein bildliches beispiel, bitte besteig morgen nicht den höchsten berg der welt okay? :D

Das Tragische daran ist, dass ich diesen Gedanken nie wieder abstellen kann. Wenn, dann sage ich mir gar bewusst, dass ich jetzt gerade nur auf meine Gefühle höre. Wieder ein Schritt, den ich gar nicht tun sollte.
wie gesagt, profi. wenn du es selbst nicht abstellen kannst, ist das ganz schön schwer zu erlernen.

Und damit ist auch gleich die Frage nach dem Grund für das fehlende Interesse beantwortet. Ich hätte die Bedürfnisse schon. Aber weil ich sie auseinander nehme wie nichts anderes, und dann selbst erkenne, warum ich diese Bedürfnisse habe, eliminiere ich jegliches Leben, das daraus hätte entspringen können.
hm, wie am anfang erwähnt, ich weiß nicht, ob die stillung der bedürfnisse wirklich was mit interesse zu tun hat. dann dürfte meine neugier ja nie aufkommen. tut sie aber trotzdem automatisch.

Die alles entscheidende Frage bleibt: Warum möchte ich denn alles hinterfragen?
siehst du, da haben wir es. die frage nach dem sinn des leben scheint in deinem falle die frage nach dem sinn des lebens ;)

Um mich zu beschäftigen, nichts weiter. Möchte man nicht im Nichts ersticken (immerhin etwas, das ich noch möchte), muss man es mit etwas füllen. Und wenn man nichts anders hat und kennt, um es zu füllen? Dann macht man sich eben die Gedanken. Besser als nichts. Besser als DAS Nichts.
du meinst also dein einziger sinn im leben ist es GEGEN das NICHTS anzukämpfen? wie wäre es denn mal stattdessen damit FÜR das LEBEN zu kämpfen?

erster schritt also hilfe holen. wenn nicht hier, dann woanders.

Der Sieg des Verstandes! Gratulation! Fantastische Leistung!
deutlicher hättest du die enttäuschung über dich selbst nicht fomulieren können :trost:

es noch nicht so weit, um aufzugeben, vergiss nicht, in deinem alter hast du noch nicht das recht dazu :D so!

also aufi jetzt!!! du weißt ja, wie die lage aussieht, und wenn du damit nicht zufrieden bist, dann änder sie! hopp, aktiv werden!! :schmatz:

ps. ich unterstreiche hiermit, dass ich hier dir nur vermutungen anstelle, bin ja kein therapeut. also nicht das mir wieder irgendwelche ferndiagnosen unterstellt werden ;) ich gebe meine meinung kund und habe nicht die wahrheit oder das recht gepachtet, sondern gebe nur meine eindrücke, gedanken und ideen wieder. (disclaimer ende ;) )

 
Hallo liebste heartflower!

Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich kann nicht auf alles eingehen, aber einige Dinge habe ich mir rausgepickt.

ich weiß nicht, woher diese neugier kommt. aber sie ist da.
Der nicht definierbare Ort, wo alles entspringt? :) Eine Quelle, die einfach fliesst. Was löst dieses - ich nenne es mal so - Sprudeln denn aus? Ich denke, es sind deine Zufriedenheit mit dir selbst und die Liebe, die dir gegeben wird. Ein Motor für alles!

unwillen am leben
Hm... Ich will aber leben! :( Nur habe ich so viele Blockaden, die das verhindern, und die ich schlicht und einfach nicht ablegen kann. Wie riesige Ketten, die mich einengen und zurück halten.

von dir? wirst du da auch geliebt?
Mein Selbstvertrauen ist gross. Ich traue mir sehr viel zu. Eben alles, was ich mit Verstand kontrollieren kann. Damit bin ich erfolgreich. Mein Selbstwert hingegen ist sehr gering. Ich halte mich für wertlos. Ich liebe meine Fähigkeiten, da ich in sie Vertrauen habe. Mich selber aber liebe ich nicht, da ich mich selbst als leblosen Schatten betrachte. Der Punkt ist, dass ich das auch empfinde, wenn ich mit anderen Menschen etwas unternehme. Es fühlt sich so an, als ob ich mitten drin wäre, und dennoch komplett abwesend. Das liegt daran, dass ich nur immer Gespräche führe, sachlich und allgemein. Selbst dann, wenn es um persönliche Dinge geht. Ich empfinde keine körperliche Nähe und erachte mich selbst als uninteressant (auch, weil ich für mich erklärbar bin). Ich kann kaum von Erlebnissen berichten. Nicht, weil ich nichts erlebe, sondern weil ich das Erlebte nicht wahrnehme bzw. fühle, und dementsprechend keinen Wert zuschreibe. Deshalb erinnere ich mich auch nicht an schöne Ereignisse, weil sie für mich nicht schön waren. Es ist erstaunlich, wie andere Menschen fröhlich über irgendwelche Ereignisse berichten können, die ich selbst schon längst vergessen oder gar nicht registriert hätte.

du kannst den knopf beliebig an und ab stellen.
Nein, ich habe keinen Knopf, um meine Gedanken abzustellen. Leider. :( Gerade das geht nicht. Wie gesagt, ich muss damit die emotionale Leere und Stille füllen. Hätte ich ein stabiles Fundament, ein emotionales Fundament, könnte ich es mir leisten, auf die Fragerei zu verzichten. Ich bin nicht auf der Suche nach Faktenwissen. Mich interessieren keine Fakten, die reines Produkt unserer Definitionen sind und die keine tiefere Einsicht erlauben. Ich will mich selbst verstehen, und alles, was negative Gefühle in mir hervorruft (genau wie das mit dem Liebeskummer auch der Fall war). Dadurch möchte ich mir Halt und Sicherheit geben.

und ich will es nicht als wissen auffressen, sondern es am eigenen leib erleben.
Ja, genau darum geht es. Der eigene Leib. Es ist, als ob ich nur im Verstand lebe. Mein Körper ist wie ein lästiges Anhängsel, das ich mit mir rumschleppe. Aber genau darum geht es. Nur, was wir anfassen und spüren können, hat echte emotionale Substanz.

Es ist nicht so, dass ich meinen Körper optisch ablehne, überhaupt nicht sogar. Ich habe nur keinen Bezug dazu. Die Gefühle breiten sich in ihm nicht aus, sondern werden vom Verstand evakuiert.

Ich denke, trotz allem zu wissen, was ich brauche. Ich brauche jemanden, dem ich vollstes Vertrauen schenken kann. Der mir Verständnis entgegenbringt, mir körperliche Wärme gibt und dem ich mich selbst vollständig hingeben kann. Bei dem ich nicht das Gefühl habe, ich müsse seinen Erwartungen jederzeit entsprechen, damit er mich wenigstens ein bisschen liebt. Jemanden, dem ich von meinen Problemen emotional und offen berichten kann, und der sie ernst nimmt. Damit das möglich ist, muss mich jemand "hintenrum" kennen lernen können. Hier im Forum z.B. kann ich mich emotional besser öffnen, weil ich alles ohne Rücksicht auf "Verlust" von der Seele schreiben kann. Lernt mich jemand also zuerst von innen kennen, kann ich zu dieser Person mehr Vertrauen aufbauen. Ich mache zur Zeit eine solche Erfahrung, da ich jemanden übers Internet kennen gelernt habe. Sowas gibt mir Hoffnung. Über ein Textmedium ist es möglich, den Körper komplett zu umgehen und direkt von Geist zu Geist zu kommunizieren. Die einzige "Chance" für mich.

wie gesagt, profi. wenn du es selbst nicht abstellen kannst, ist das ganz schön schwer zu erlernen.
Ich habe diese Möglichkeit, mir von einem "Profi" helfen zu lassen, stets verdrängt. Vielleicht sollte ich das mal in Betracht ziehen, tatsächlich. Alleine von mir aus kann ich nichts ändern, auch wenn das viele behaupten mögen. Ginge alles von alleine, wären wir kein soziales Geschöpf. Aber ich kann gewisse Steine ins Rollen bringen...

Dein Disclaimer hat mich ja noch richtig zum Lachen gebracht!! Der war gut! :)

Danke auch für den Einblick in deine eigene Gefühls- und Gedankenwelt.

Lieber Gruss

NicM

 
lieber mNic,

das freut mich, dass ich dich zum lachen bringen konnte =)

je mehr du schreibst, desto mehr verstehe ich dich und das gibt mir viel mehr als nur zu denken, du fühlst dich wie ein haufen elektronen (ich weiß immer noch nicht was das ist, fand chemie und physik in der schule ätzend :p ).

Der nicht definierbare Ort, wo alles entspringt? :) Eine Quelle, die einfach fliesst. Was löst dieses - ich nenne es mal so - Sprudeln denn aus? Ich denke, es sind deine Zufriedenheit mit dir selbst und die Liebe, die dir gegeben wird. Ein Motor für alles!
hm da kannst du recht haben, das wird es wohl sein. ich sage jetzt einfach mal ja :]

Hm... Ich will aber leben! :(
das ist schon mal eine gute vorraussetzung und der erste schritt. du hast das ziel also vor augen, jetzt heißt es also möglichkeiten zu finden, wie du es erreichen kannst und dann heißt es, diese möglichen pfade zu begehen!

Nur habe ich so viele Blockaden, die das verhindern, und die ich schlicht und einfach nicht ablegen kann. Wie riesige Ketten, die mich einengen und zurück halten.
wie gesagt, schau da gern bei nem profi rein, der kann dir ganz sicher gezielt helfen.

Mein Selbstvertrauen ist gross. Ich traue mir sehr viel zu. Eben alles, was ich mit Verstand kontrollieren kann. Damit bin ich erfolgreich. Mein Selbstwert hingegen ist sehr gering. Ich halte mich für wertlos. Ich liebe meine Fähigkeiten, da ich in sie Vertrauen habe. Mich selber aber liebe ich nicht, da ich mich selbst als leblosen Schatten betrachte. Der Punkt ist, dass ich das auch empfinde, wenn ich mit anderen Menschen etwas unternehme. Es fühlt sich so an, als ob ich mitten drin wäre, und dennoch komplett abwesend. Das liegt daran, dass ich nur immer Gespräche führe, sachlich und allgemein. Selbst dann, wenn es um persönliche Dinge geht. Ich empfinde keine körperliche Nähe und erachte mich selbst als uninteressant (auch, weil ich für mich erklärbar bin). Ich kann kaum von Erlebnissen berichten. Nicht, weil ich nichts erlebe, sondern weil ich das Erlebte nicht wahrnehme bzw. fühle, und dementsprechend keinen Wert zuschreibe. Deshalb erinnere ich mich auch nicht an schöne Ereignisse, weil sie für mich nicht schön waren. Es ist erstaunlich, wie andere Menschen fröhlich über irgendwelche Ereignisse berichten können, die ich selbst schon längst vergessen oder gar nicht registriert hätte.
da haben wir es also. keine selbstliebe. klar, deinem verstand kannst du trauen. du siehst ihn gleichzeitig als deine größte stärke und deine größte schwäche.

den rest finde ich schön ausgedrückt und ich würde das wirklich einem profi so erklären (also deinen ganzen letzten post), denn ich finde dazu keine lösungsanätze, einfach weil ich kein therapeut bin ;)

gut, jetzt habe ich das mit den fakten/dem wissen besser verstanden. du bist also immer nur auf ursachenforschung ausgerichtet, nicht unbedingt auf die ansammlung von wissen. also denke ich dass ich mit dem spruch 'der sinn des leben ist die suche nach dem sinn des lebens' wirklich nicht so daneben lag.

jetzt verstehe ich auch wie das mit dem interesse zusammenhängend gemeint ist.

du hechelst sozusagen den fragen der welt hinterher, alles was du tust und denkst wird automatisch, zwangsmäßig hinterfragt und erforscht. dein verstand übernimmt das zepter und lässt dem gefühl, dem erleben des momentes keinen raum.

Ich denke, trotz allem zu wissen, was ich brauche.
anstatt zu denken, du brauchst jemanden, der dich erfüllt, der dir all dies schenkst was du willst hier ein anderer ansatz: finde erst heraus, wie du dich selbst erfüllst, mit professioneller hilfe wenn nötig.

erst wenn du diese selbstliebe hast, kannst du sie teilen und jemanden, der seine fülle mit dir teilen will, schenken.

Ich habe diese Möglichkeit, mir von einem "Profi" helfen zu lassen, stets verdrängt. Vielleicht sollte ich das mal in Betracht ziehen, tatsächlich. Alleine von mir aus kann ich nichts ändern, auch wenn das viele behaupten mögen. Ginge alles von alleine, wären wir kein soziales Geschöpf. Aber ich kann gewisse Steine ins Rollen bringen...
man muss nicht alles alleine schaffen :) sich hilfe zu holen ist der erste und größte schritt zur selbsthilfe, ich möchte dich in dieser hinsicht nur bestärken und ermutigen.

alles liebe :)

ps.

Jeder sollte mehr essen als ein paar Elektronen! :D LOL
du kleiner schlawiner :D da hab ich eben mal ein wort vergessen :rolleyes: außerdem war mein 'ist' mit nur einem s :tongue:

 
Liebster NicM, und liebste Heartflower!

Vielen Dank euch Beiden für die wunderbaren Anregungen!!!

ich gehe mal Schritt für Schritt vor, sonst geht das Chaos mit mir einher. ;)

Aber liebt irgendjemand davon MICH? Und wer bin ich?
:) ..NicM, solange Du noch nicht für Dich bestimmen kannst, WER oder WAS Du bist, kannst Du nicht "sehen", dass Dich Wesen genau so lieben, wie Du BIST!

Ich sage Dir, JA. Es gibt die Wesen auf dieser Welt, die Dich lieben. SO wie es Dein inneres Wesen ist!!

Das, Was Du siehst, ist Folgendes:

Ich fühle mich leer und unsichtbar an, für mich selbst und für andere.
Und es hat sehr viel Damit zu tun, womit Du Dich zur Zeit (bewusst/unterbewusst) beschäftigst! Womit Du Deinen Bewustseinsinhalt füllst!

Also:

Die alles entscheidende Frage bleibt: Warum möchte ich denn alles hinterfragen? Um mich zu beschäftigen, nichts weiter. Möchte man nicht im Nichts ersticken (immerhin etwas, das ich noch möchte), muss man es mit etwas füllen. Und wenn man nichts anders hat und kennt, um es zu füllen? Dann macht man sich eben die Gedanken. Besser als nichts. Besser als DAS Nichts.
Hiermit, nicht wahr? Dem "Nichts". Entschuldige, vielleicht habe ich Dich mit diesem Thema zu lange "alleine gelassen", doch ich muss mir Selbst noch um Einiges klar werden. (Mehr folgt per Mail)

Wenn man sich dem "Nichts" annähert, liebster NicM, wird man immer mehr zu Diesem. Es ist das "Auge", womit Du die Welt betrachtest, welches ausmacht, was Du BIST- was Du siehst!!

Ich entdecke mich gerade selbst. Je mehr man in jeder Begegnung versucht, die Erwartungen des anderen, die man selbst denkt in ihm zu sehen, zu erfüllen, desto weniger ist man sich selbst. Wenn man auf sich selbst das rationale und erklärende Auge wirft, hat man bereits verloren. Das, was man selbst zu sagen hätte, verliert jegliche Bedeutung.
Du reflektierst Dich Selbst. SO- wie Du Dich betrachtest!

Und wie betrachtest Du Dich?

Mit einem rationalen und erklärenden Auge...??!! Nun, lieber NicM, dann sag mir, ob ein Solches rationales Auge denn auch überhaupt ein "Ganzes" Wesen erfassen kann, so wie es ist? Stellt sich da nicht die Frage, ob ein "Wesen" an sich- ein "rationales" ist? Sind Emotionen rational?

Bist Du, wie ein jedes Wesen- "Emotion"- oder "Elektrone"??? (Vielleicht sogar Beides!!?)

Entscheide!

Um ein Zitat von der lieben Heartflower aufzugreifen:

da ist also der höchste berg der welt so und so hoch. na und? macht es ihn deswegen langweiliger? nein, ich kann ihn immernoch erklettern und selbst feststellen, wie hoch er ist, wie es sich anfühlt, wie stark der wind bläst, ob ich höhenangst bekomme, ob ich es überlebe.
kann eine Mögliche Antwort sein, nicht wahr?

Das Tragische daran ist, dass ich diesen Gedanken nie wieder abstellen kann. Wenn, dann sage ich mir gar bewusst, dass ich jetzt gerade nur auf meine Gefühle höre. Wieder ein Schritt, den ich gar nicht tun sollte.
Du hälst Dich in einem "Entweder- Oder" gefangen. Entweder Gefühl- oder Rationalität/Verstand. Funktioniert denn das eine- ohne das Andere? Wie ist "der Mensch" gestrickt? Kann er auf eines der Beiden verzichten??

es ist ein zwang und du musst lernen dir innerlich stop zu sagen.

baue und mache dich zu dem, der du bist.
Du hast für Dich einen wunderbaren Weg gefunden, liebste Heartflower, um die Balance zu halten. Zwischen dem Einen und Anderen!! vielen Dank auch von mir für Deinen sehr interessanten Seeleneinblick!! ;)

Doch möglicherweise ist es nicht die Art, wie Du, lieber NicM, damit umgehen sollst/kannst.

Ich denke, dass es schwierig sein wird für Dich, ein "Stop" anzuwenden oder gelten zu lassen- für Dich Selbst, denn damit ist deine innere Suche, Deine Frage - nicht gesättigt, oder?

Du suchst nach DER Wahrheit.

Lerne das Eine- mit dem Anderen zu verknüpfen- und ganzheitlich an Deine Suche zu gehen- und Du wirst Antworten erhalten!!!

Lerne ein "Sowohl- als Auch". Gefühl muss nicht getrennt sein, von Wissen, von Wahrheit. Vielleicht ist es Beides aufeinmal!?

Ist es wichtig, oder relevant, zu wissen, dass bei einem Kuss der chemischen Stoff Oxytocin freigesetzt wird, im Durchschnitt ca. 60 Kalorien verbraucht werden und dabei etliche Bakterienkulturen ausgetauscht werden? Zugegeben, es kann vielleicht nicht schaden, dies zu wissen- doch es ist für die Liebenden wahrscheinlich eher unerheblich.

Wissen zerstört Gefühl nicht! Nur, weil Du etwas in Erfahrung gebracht hast, es "begriffen" hast, heißt es nicht, wie Heartflower auch sagt, dass Du es auch "verstanden"- gelebt- gefühlt hast! Das sind zwei Welten. Sie schließen sich aber gegenseitig auch nicht aus.

Nur habe ich so viele Blockaden, die das verhindern,
Wer hat die nicht? Dann überlege Dir, was kann Dir schon im schlimmsten Fall passieren? Lauf nackt durch die Gassen, und es wird sich wahrscheinlich der Mund über Dich zerrissen. Kümmert Dich das? Sie alle leben auch in Ihrer eigenen "kleinen" Welt- und sehen nicht weiter, als bis zu ihren eigenen errichteten Wänden. "Jeder hat ein Brett vor dem Kopf, der Unterschied besteht nur in dem Abstand" (Unbekannt).

So ist es.

Erweitere DEINEN Horizont, und Du wirst sehen, dass selbst, wenn das Schlimmste eintrifft, es nicht s schlimm ist, wie Du es Dir erdacht hast! Sprenge Deine Mauern, löse die Blockaden- Schritt für Schritt! Du hast jeden tag die Chance dazu!

Fordere "dein Schicksal" (als Anhänger des Determinismus, wie Du sagst;)) heraus! Folgeeiner Unendlichkeit- statt einem Nichts!!!

Du wirst sehen, wie weit Dein Horizont reichen kann.

Was hast Du zu verlieren? "Nichts"?? :D ;)

Liebste Grüße

Deine Rosenkatze

 
Guten Abend ihr Lieben

Danke, dass ihr euch immer um mich und meine Theorien kümmert! :)

du bist also immer nur auf ursachenforschung ausgerichtet, nicht unbedingt auf die ansammlung von wissen.
Ganz genau. Ich suche vor allem nach den Ursachen für mein Denken, mein Handeln und mein Fühlen. Ich suche nach Erklärungsmodellen für zentrale Fragen wie:

  • Was ist das Bewusstsein?
  • Wie viel und was genau können wir von uns selbst verstehen?
  • Wie genau sind diverse Gefühle definiert und woher könnten sie kommen?
  • Ist jeder bewusste Gedanke eine Folge eines unterbewussten Signals?

Die Fragen gehen also in Richtung Psychologie und Philosophie. Ich bemerke, dass ich für diverse Dinge stets präzise und eindeutige Definitionen finden will, um überhaupt erst davon reden zu können.

Eigentlich ist es sogar erschreckend, wie wenig ich mich für Wissen aus diversen anderen Gebieten des Lebens interessiere. Schlussendlich interessiert mich nur, was mir irgendwie einen besseren Einblick in die Tiefen meiner Selbst gewährt.

Gefühl muss nicht getrennt sein, von Wissen, von Wahrheit. Vielleicht ist es Beides aufeinmal!?
Ich bin leider der Meinung, dass sich alle Gefühle auf komplett rationale Weise erklären lassen können. Und ich versuche das auch andauernd, teilweise mit Erfolg. Insofern hast du recht, ich trenne das Gefühl nicht von anderen Dingen. Ich argumentiere gleich über sie, wie ich über trockene Mathematik argumentiere.

Du hälst Dich in einem "Entweder- Oder" gefangen. Entweder Gefühl- oder Rationalität/Verstand.
Um diese Trennung geht es genau. Gefühle zu erfahren und sie zu leben, ohne sie im selben Moment zu hinterfragen, das kann ich nicht. Hearflower hat das auf den Punkt gebracht:

alles was du tust und denkst wird automatisch, zwangsmäßig hinterfragt und erforscht. dein verstand übernimmt das zepter und lässt dem gefühl, dem erleben des momentes keinen raum.
Es kann sein, dass ich die Hoffnung zu stark auf eine äussere Instanz lege. Kann ich die Selbstliebe dadurch erhöhen, dass andere mich lieben und ich das auch wahrnehme und spüre, oder kann ich es nur durch das Ändern meiner eigenen Wahrnehmung erreichen?

anstatt zu denken, du brauchst jemanden, der dich erfüllt, der dir all dies schenkst was du willst hier ein anderer ansatz: finde erst heraus, wie du dich selbst erfüllst,
Hm... Wie soll ich meine Wahrnehmung denn so ändern, dass ich mein Wesen als wertvoll betrachten kann? Viele hier im Forum argumentieren so, dass man ganz alleine dafür verantwortlich ist, ob man glücklich ist oder nicht. Ich bin dieser Haltung gegenüber sehr skeptisch. Vor allem, wenn sie von Menschen erwähnt wird, die selbst gerade in einer glücklichen Beziehung stecken oder einen viel grösseren Selbstwert haben. Ich weiss auch gar nicht, ob mich eine Beziehung wirklich glücklich machen könnte. Oder ob ich durch meine Wahrnehmung gar nichts davon haben kann? Keine Ahnung.

Erweitere DEINEN Horizont
Ich befürchte, dass ich gerade damit bereits zu weit gegangen bin. :) Ich kann nichts mehr mit dem Verstand bewirken, das diesen Horizont noch mehr erweitert. Es muss das Erleben sein - das Erklimmen des Berges mit Körper und Seele - das mir gar einen ganz anderen Horizont überhaupt erst eröffnet. Für mich ist es so, dass ich mich selbst am Fusse des Berges stehen lasse, und nur meinen Schatten kurz einmal rauf und wieder runter fliegen lasse. Wie ich das ändern kann, weiss ich nicht. Ich brauche einen Bergsteiger, der mich begleitet.

@Rosenkatze: Kannst du mir noch weitere konkrete Beispiele nennen, die vielleicht eher umsetzbar sind? ;) Würde mich interessieren, was du mir da empfehlen könntest!

Lieber Gruss

NicM

 
wenn du etwas nicht weißt, finde es heraus, nicht durch grübeln sondern durch erleben. dann fang eine beziehung an, suche dir den menschen, der dich auf den rücken pakt und den mount everest mit dir besteigt. der dir das fühlen beibringt.

wie sieht's mit der profi-hilfe aus? oder willst du es doch allein schaffen? :)

wobei, wenn du dich schon so für psychologie interessierst würde ich gerade zu solch einem typen gehen. würde mich doch urst interessieren, was der so für gedanken hat. dann kann er dir ja gleich seine meinung zu deinen letzten fragen sagen =)

- das bewusstsein ist das bewusste gefühl zu sein. das ich-bin. (soweit meine 'theorie :D )

- wieviel können wir uns selbst verstehen: so sehr wie wir uns verstehen wollen, unendlich.

- wie genau sind gefühle definiert: so genau, wie wir sie selbst definieren. ob sie über- oder unterdefiniert werden, können wir auch selbst versuchen festzustellen, wird aber meistens von den anderen bewertet.

ich frage mich (wenn überhaupt) eher sachen wie:

ist jeder gedanke sinnvoll für mich? was bringt er mir?

wie könnte man diesen gedanken noch sehen/verstehen?

usw.

das meinte rosenkatze vielleicht mit ihrer unendlichkeit, denn es gibt unendlich viele blickwinkel und perspektiven/'wahrheiten'.

wenn du also eine antwort für eine frage gefunden hast, dann versuche noch mind. 3 antworten zur gleichen frage zu finden. du siehst, es macht das leben nie langweilig.

eindeutige definitionen helfen dir da nur bedingt. eben weil sich nicht alles definieren lässt bzw. nicht alles nur eine seite hat.

ich weiß wovon ich rede, perfektionismus legt menschen lahm, ich hatte/habe es teilweise auch stark ausgeprägt.

aber mit dem ändern meiner fragen, die deinen obigen ähnlich waren zu solchen fragen wie ich sie mir jetzt stelle, hat sich auch meine zufriedenheit geändert.

 
Hallo heartflower

Hast recht. Ich sollte es ausprobieren. Nur hört sich das so an, als ob eine Beziehung einfach mal so schnell ausprobiert werden kann. :) Vermutlich kann es das sogar. Ich suche mir einfach mal eine nette Dame aus, die mir sympathisch ist und die ich attraktiv und sexuell anziehend finde, lasse ein wenig meinen Charme spielen, gehe in die Offensive, verabrede mich, und so weiter und so fort. Das Kommunikations-Schema in unserer Kultur ist ja bekannt. Es kommt nur auf meinen Willen an.

Bis jetzt war ich der Meinung, dass die Verliebtheit eine notwendige Bedingung für eine Beziehung ist (was ja impliziert, dass sie gegenseitig sein sollte). Da ich kein vergleichbares Gefühl kenne, welches mich so stark nach körperlicher und geistiger Nähe sehnen lässt, fand ich diese Einstellung stets gerechtfertigt. Zweimal so richtig verliebt gewesen zu sein und gleichzeitig so richtig im Regen stehen gelassen worden zu sein, lässt mich stark an dieser Einstellung und am Gefühl selbst zweifeln. Und unterdessen habe ich mich sogar davon befreien können. Denke ich zumindest.

Was die Fragen betrifft, so kann ich nur sagen: Ich möchte auch so schnell zufrieden sein damit, liebe heartflower. ;) Ich stelle solche Fragen nicht, weil mich die Antworten tatsächlich im Leben weiter bringen (und deshalb könnte man sie wirklich als "falsch" bezeichnen). Beim Versuch, sie zu beantworten, merke ich stets, dass ich nur noch mehr Folgefragen stellen müsste. Es sind Fragen, die vermutlich nicht beantwortet werden können, nicht mal von der Front der Wissenschaft (die Antwort gibt es aber dennoch, theoretisch). Fühlt man sich wertlos oder wird man verletzt, so stelle ich mir Fragen dieser Art, weil ich mich dadurch erklären kann und die negativen Gefühle, die mich begleiten, beseitigen kann. Deshalb raste ich nie aus, deshalb wirke ich stets gefasst. Das hinterlässt jedoch Leere.

Klar, alles was wir definieren und alles, was wir logisch schlussfolgern, beruht auf Beobachtungen und Annahmen. Da diese nie vollständig und erst recht nie fehlerfrei sind, gibt es überhaupt sowas wie Meinungen und Ansichten. Was das Leben schliesslich interessant macht, ist die Tatsache, dass wir von Mechanismen (z.B. Gefühlen) gesteuert werden, die wir nicht erklären und zumindest im Moment nicht vorhersehen können. Ich glaube, Einstein sagte mal (frei zitiert):

Man sollte die Verwendung von Glühbirnen jedem verbieten, der nicht versteht, wie sie funktionieren.
(Das wäre dann übertragen: Ich darf mich selbst nicht "verwenden", wenn ich mich nicht verstehe.)

Menschen funktionieren im Prinzip ganz einfach, wenn man nicht den Anspruch hat, sich selbst komplett verstehen zu müssen. Man nehme etwas Liebe, etwas gutes Zureden, ein paar Komplimente, man befriedige seine Triebe, man habe Erfolg, erreiche seine Ziele, gehorche seinen Gefühlen, und so weiter. Genau, anstatt mir irgendwelche Fragen zu stellen, deren Antworten mich im Grunde nicht weiterbringen können, sollte ich einfach versuchen, konkreter zu werden. Einfacher und menschlicher. Eben: Treiben lassen, statt zu schwimmen. Ist weniger anstrengend. :)

Lieber Gruss

NicM

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Lieber NicM,

ich hab noch überlegt, was Dir vielleicht dabei helfan kann, "den Berg zu erklimmen" .... wobei ich die Idee mit "den Gassen" eigentlich schon ganz gut fand! :D :rolleyes:

Du sagst ja, dass Dein Verstand die Kontrolle einfach nicht ebgeben kann, nicht wahr? Ich rate Dir zu meditieren, über einen Gegenstand, eine Melodie (vorzugsweise), eine Kerze... irgendetwas das Dich anspricht. Etwas "Einfaches".

Du wirst schnell sehen können, dass es nicht "einfach" ist. ... denn ich für meine Begriffe verstehe unter einer "Meditation", sich in Etwas hineinfühlen können, etwas laufen lassen oder auf sich wirken lassen. Das Schwierige dabei ist, die Dinge die da in Dein Bewusstsen gelangen nicht zu bewerten.

Also: "programmiere" Dich darauf, Dich beispielsweise eine viertel Stunde am Tag (so, wie Du magst) in eine rein beobachtende und wahrnehmende Position zu versetzen, und jegliche Bewertungsversuche oder Erklärungsversuche für die Zeit NACH dieser Meditation zu verlegen. Du "sammelst" bloß die Eindrücke- das bloße "Aufnehmen" ist hier entscheidend.

Wie es Dir am Besten gelingt, erfährst Du durch ein paar Versuche, am Anfang ist es immer etwas mühsam. Das ist normal. Aber wenn Dir der Kopf raucht, und Du nachher noch weniger "klar" und für Dich "geordnet" bist als zuvor- Dann hast Du irgendwas falsch gemacht! ;) Also, Gedult mitbringen!

Es sollte gelingen, da seine eigenen Vorlieben bei zu entdecken, wie oder wann man das anstellt. Hast Du erstmal Deinen Weg dafür gefunden, wirst Du so ziemlich sicher eine Möglichkeit haben, die Dinge auch mehr zu genießen, zu leben, anstatt Sie immer nur logisch und rational begreifen zu müssen!

Ich fahre dafür beispielsweise (wie Du ja weißt) gerne durch die Gegend, oder "spaziere" dabei im Wald. Alleine kann ich so wunderbar "abschalten" und den Dingen Ihren Lauf lassen. (Das ist jetzt nicht die eigentlich Auffassung von Meditation, aber es ist meine Methode, mit manhen Dinen besser umzugehen und klarzukommen) Es ist ein wichtiges Element in meinem Leben geworden.

Finde heraus, falls Dich diese Möglichkeit interessiert, wie Du es am Besten anstellst! ;-) Ich kann Dir da, wenn Du magst gerne noch mehr zu erzählen.

Oder geh raus und schau der Natur zu, lausche. Entscheide Dich im Zweifelsfall ganz bewusst dafür, NICHT auf Deinen hüschen Kopf zu hören. Wenn trotzdem Gedanken und Erklärungsversuche auftreten, dann entscheide Dich bewusst dafür, diese "abzulehnen". Also, wenns bei Dir Oben "Rappelt" und die Elektronen und Prozentzahlen und Winkelberechnungen anfangen, Ihre Gesetze vorzuführen, dann sage Dir ganz bewusst: "NEIN. Jetzt nicht!" - auch wenn Du es als eine Gewissheit betrachtest.

Denn, dass Deine Gedanken kommen und gehen, dagegen kannst Du nicht sehr viel machen- dafür gibt es ein zu großes "Unter-Bewusstsein"- um das steuern zu können. Aber, Du kannst jegliche Erklärungsversuche bewusst ablehnen! Sie bewusst nicht beachten! Und das nur als eine Art "Übung"....

Du wirst erstaunt sein, was sich alles außerhalb des Zuständigkeitsbereiches des lieben Verstandes abspielen kann!

Liebste Grüße

Rosenkatze

 
Hallo Rosenkatze

Ich denke, du sprichst es direkt an. Ich muss lernen, Dinge aufzunehmen, ohne sie gleich in ein bestehendes Schema zwängen zu wollen, bzw. ein neues Schema dafür konstruieren zu wollen. Und genauso, wie ich einfach nur aufnehmen sollte, sollte ich auch abgeben - emittieren: Also das, was in erster Linie als Impuls in mein Bewusstsein tritt, möglichst unmodifiziert weitergeben, z.B. an den Körper oder direkt an die Umwelt.

Ich werde versuchen, deinem Ratschlag zu folgen: Die Rezeptoren öffnen und einfach nur empfangen. Das Mehl direkt in die Schüssel kippen, und nicht erst sieben.

Ich sollte tatsächlich einfach mal raus, und in Richtung Nirgendwo spazieren. Ohne Ziel und ohne Sinn. ;-)

Also, wenns bei Dir Oben "Rappelt" und die Elektronen und Prozentzahlen und Winkelberechnungen anfangen, Ihre Gesetze vorzuführen, dann sage Dir ganz bewusst: "NEIN. Jetzt nicht!"
Wie schön du das beschrieben hast... ;-)

Vielen Dank!!

LG

NicM

 
Ich habe dieses Thema mit Nichts begonnen. Jetzt ist dieses Nichts kleiner geworden. Es ist nicht weg, aber es schwindet. Es wird von Substanziellem ersetzt. Und dieses Substanzielle ist nichts anderes als das Leben.

Meine Kindheit war schön. Dort war ich glücklich und motiviert. Ich hatte Interessen, Hobbies und sogar grosse Visionen und Ziele. Das änderte sich mit der Pubertät. Ich liess nur selten emotionale Nähe zu. Ich zeigte mein Inneres kaum. Dennoch verliebte ich mich. Dieses Gefühl war der Wahnsinn. Doch es war stets komplett einseitig. Das liess mich an der Welt zweifeln. Ich schottete mich noch mehr ab, schwörte mir, niemals wieder irgendwas oder irgendwen zu nahe an mein Herz heran zu lassen. Ich analysierte kalt das Liebesleben anderer Menschen und schaute abschätzig auf sie alle herab. Ich war sarkastisch und verbittert. Nur fühlte ich mich selbst nie verantwortlich dafür. Das war der Fehler.

Ich arbeitete nach der Schule ein Jahr lang, trug Verantwortung und stellte mit meinem Tun andere Menschen (Mitarbeiter und Kunden) zufrieden. Das war ein tolles Gefühl. Jedoch habe ich auch da mein Leben verschlossen, einsam und passiv gelebt. Selten konnte ich mich selbst motivieren. Immer waren es die Erwartungen anderer, die mich angetrieben haben.

Meine grösste Vision war das Aufdecken der Magie der Informatik. Ein faszinierendes Gebiet, welches von aussen unerklärlich und magisch auf mich wirkte. Das Studium gewährte mir unzählige spannende Einblicke in diese Welt. Eine Welt, die die reale Welt einfach und erklärbar modelliert. Eine Welt der reinen Information und der reinen Logik. Keine Emotionen, nichts Schwammiges, sondern nur kühle klare Wahrheit. Daran halte ich jetzt noch fest: Das ist meine Welt. Das Problem jedoch war, dass es meine einzige Welt war.

In dem Moment, als für mich viele Zusammenhänge plötzlich klar waren, schwand die Magie dahin. Ich sah, worauf das Ganze hinausläuft. Mit diesem letzten Standbein fiel mein ganzes Fundament. Ich verlor schleichend die Motivation an allem und lebte in purer Gleichgültigkeit.

Mein ganzes Selbstbewusstein zerbröckelte, ich fühlte mich wertlos und total ungeformt. Nicht individuell, nur ein Schatten und ein Geist, der nicht für sich selbst lebt. Auf einmal wollte ich so sein wie andere. Ich beneidete Menschen, die sich an einem Fussballspiel erfreuen können. Die aufschreien können und Spass haben dabei. Ich beneidete Menschen, die einen Tag lang shoppen gehen können, dabei nur konsumieren, und sich danach einzigartig und individuell fühlen. Ich beneidete Menschen, die bei einem Kartenspiel Ehrgeiz entwickeln und gewinnen wollen. Und ich beneidete alle diese Pärchen da draussen, die sich umarmen und küssen. Und das schaute alles so unglaublich einfach aus.

Stunde um Stunde versuchte ich, mich zu erklären. Warum ich so bin, wie ich bin, und wie ich mich ändern könnte. Ich nagte am Sinn des Lebens, und biss mir die Zähne dabei aus. Ich fing an, meine Gedanken in Beiträgen aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Ich wollte mich ausdrücken! Und ich wollte, dass man mir endlich mal zuhört! Langsam sah ich, wer ich bin. Ich gab mir ein Gesicht und einen Namen. Ich fing an, mal von mir zu erzählen. Ich hörte auf, die anderen mit meinen Fragen zu lenken und auszusaugen. Ich stelle mich mal selbst in den Mittelpunkt. Ich nahm mir, was ich wollte, und ich sagte meine Meinung, obwohl das jemandem nicht passen könnte. Es fühlt sich alles viel greifbarer und echter an.

Nun habe ich eine Frau kennen gelernt, die mich so schätzt, wie ich bin. Jemand, der mich verstehen will - und es auch kann. Jemand, der mir zeigt, dass ich ein Mensch bin. Viele hier mögen behaupten, dass man erst selbst aus seinem Gefängnis rauskommen muss, um attraktiv zu sein. Ich bin nun mitten in diesem Prozess, und ich weiss, wie es weitergehen muss. Aber ich werde unterstützt dabei. Jemandem Vertrauen schenken zu können tut gut. Zuneigung zu geben und selbst zu spüren tut auf der körperlichen und seelischen Ebene gut. Es steigert das Selbstwertgefühl und es motiviert. Von Selbstzweifel geplagt zu sein macht es nicht einfach. Aber diese schwinden mit der Zeit, denn man erhält ein Echo - ein Feedback, mit welchem man das Selbstbild erweitern und verbessern kann. Alleine kommt man vielleicht auch dahin, aber es ist ein viel längerer Weg.

Mein Schlüssel zum Ausbruch aus der Einsamkeit, des Hasses und der Gleichgültigkeit ist, bei sich selbst anzufangen. Und nur da. Man muss damit beginnen, konkrete Dinge zu tun. Man muss kleine Erfolge erleben und geniessen können. Man muss seine Probleme erkennen und ehrlich zu sich selbst sein. Und dann muss man sein Leben in die eigene Hand nehmen, und nicht die gnadenlose und bösartige Welt für die eigene Unzufriedenheit verantwortlich machen. Oft ist man nicht das Opfer, sondern sein eigener Henker. Eigene Defizite erkennen, sich diese eingestehen und etwas dagegen tun ist die einzige Möglichkeit, Fortschritte zu erzielen. Man kann - und soll - Hilfe beanspruchen. Das gehört auch dazu! Sobald man merkt, dass die Welt sonniger und das Leben spürbarer wird, kommen neue oder bekannte Menschen in das eigene Leben und wirken plötzlich positiv darauf ein. Weil man es eben ausstrahlt und auch empfangen will.

Ich bin noch nicht am Ziel. Aber ich habe ein Ziel, und ich weiss, auf welchem Weg ich mich dahin begeben muss. Ich muss nun das Leben erlernen, Schritt für Schritt. Der Vergangenheit und den verpassten Chancen nachzutrauern ändert nichts. Nur Einsicht und ein Blick nach vorne helfen! Besser spät als nie. Und das beste daran ist, dass ich an meinem Charakter nichts ändern muss, während ich das tue. Ich muss ihn nur entfalten und ins Leben integrieren. Die kühle rationale Welt ist noch immer mein Zuhause und meine Berufung. Aber jetzt wird es Teil meines Lebens, und nicht ein Ersatz dafür.