Hallo Liebeskummerleidende und Tröster
Ich hab vorhin etwas gegooglet zum Thema Liebeskummer, über deren Phasen und Arten. Danach leide ich unter der Art Liebeskummer, wo noch alles beängstigend offen ist.
Ich hab meinen Freund im Internet kennengelernt, ungefähr ein halbes Jahr posten wir im gleichen Forum. Seit Ende Juni mailen und chatten wir miteinander. In diesem Monat haben wir uns nun getroffen und auch miteinander geschlafen. Er ist wirklich genau so, wie ich es erwartet habe, etwas Besonderes.
Jetzt hab ich Sehnsucht nach ihm, doch leben wir 7.5 Stunden Zugfahrt voneinander entfernt. Ausserdem ist die Beziehung komplizierter als erwartet. Ich dachte, ich könnte ihn um den kleinen Finger wickeln und dann wäre alles beruhigend einfach und nur noch schön.
Er hat mir vor zwei Tagen in einer Mail gestanden, dass er irgendwie Sehnsucht nach mir hat, doch gerade das will er nicht, er fürchtet um seine Unabhängigkeit. Also setzt er die Vorteile des Alleinseins dagegen. Ich fragte ihn, wie er gegen die Sehnsucht ankämpfe. Er lasse es egal sein. Immerhin hat er irgendwie Sehnsucht, die ihm egal werden muss, aber wie egal lässt er sie werden?
Ich bin ja auch für eine Beziehung, wo niemand vereinnahmt wird. Und nach dem, was ich hier im Forum so alles gelesen habe, ist es vielleicht ganz gut, dass mein Freund nicht unter der Sehnsucht leidet oder sie egal werden lassen kann.
Auf der anderen Seite werde ich von meiner Familie (Mutter, Schwester, Neffe) derart eindeutig und überschwänglich geliebt, dass mich diese vorsichtige Liebe durcheinanderwirft. Ich achte auf jedes Wort, das ich sage, damit es mir nicht als Klammern und Abhängigkeit ausgelegt wird. Ich will ihn nicht verlieren.
Es ist alles offen, alles immer nur Gegenwart, die Zukunft ein grosses Fragezeichen. Er ist so verdammt unabhängig. Er braucht niemanden. Er ist hochintelligent und sein autistisches Wesen hat etwas Poetisches. Es ist ein Wunder, dass er sich überhaupt mit mir eingelassen hat. Immerhin nannte er mich das einzig Feste in seinem Leben und den Menschen, dem er am meisten vertraut. Und er hat ja auch immer noch Interesse an mir. Ehrlich ist er, das muss ich ihm lassen, er hat mir von Anfang an gesagt, dass er keine Regeln will. Ich eigentlich auch nicht, ich will nur geliebt werden. Aber eben, gerade das macht ihm wohl Angst. Es ist fast so, als müsste ich Zugang zu einem autistischen Kind finden, das bereits erstaunliches Vertrauen zu mir gefasst hat, aber doch in seiner eigenen Welt haften bleibt. Ob er überhaupt beziehungsfähig ist? Ich bin die Erste für ihn und er auch für mich, wobei wir uns beide Zeit gelassen haben, also weit über 20 sind. Ich hatte bisher keine Beziehung, weil ich das Kind meiner Schwester aufziehen musste und so mein Leben verschob. Ich traf auch niemanden, bei dem ich sofort dieses Intimvertrauen hatte, wie ich es nun bei meinem Freund verspüre.
Die Beziehung ist ja noch sehr frisch und die Vorsicht meines Freundes verständlich. Doch weshalb leide ich so unter dieser Sehnsucht und Ungewissheit? Es ist, als würde ich mitten ins Meer schwimmen ohne Aussicht auf ein Ufer, alles so beängstigend offen und unverbindlich. Dabei liebe ich ihn doch schon längst. Ich versuche, ebenfalls unabhängig zu werden, mir meine eigene Welt aufzubauen, nicht derart grosse Sehnsucht nach ihm zu haben, ist sonst nicht meine Art, so sehnsüchtig zu sein, aber es hat mich voll erwischt und jetzt leide ich.
Estelle
Ich hab vorhin etwas gegooglet zum Thema Liebeskummer, über deren Phasen und Arten. Danach leide ich unter der Art Liebeskummer, wo noch alles beängstigend offen ist.
Ich hab meinen Freund im Internet kennengelernt, ungefähr ein halbes Jahr posten wir im gleichen Forum. Seit Ende Juni mailen und chatten wir miteinander. In diesem Monat haben wir uns nun getroffen und auch miteinander geschlafen. Er ist wirklich genau so, wie ich es erwartet habe, etwas Besonderes.
Jetzt hab ich Sehnsucht nach ihm, doch leben wir 7.5 Stunden Zugfahrt voneinander entfernt. Ausserdem ist die Beziehung komplizierter als erwartet. Ich dachte, ich könnte ihn um den kleinen Finger wickeln und dann wäre alles beruhigend einfach und nur noch schön.
Er hat mir vor zwei Tagen in einer Mail gestanden, dass er irgendwie Sehnsucht nach mir hat, doch gerade das will er nicht, er fürchtet um seine Unabhängigkeit. Also setzt er die Vorteile des Alleinseins dagegen. Ich fragte ihn, wie er gegen die Sehnsucht ankämpfe. Er lasse es egal sein. Immerhin hat er irgendwie Sehnsucht, die ihm egal werden muss, aber wie egal lässt er sie werden?
Ich bin ja auch für eine Beziehung, wo niemand vereinnahmt wird. Und nach dem, was ich hier im Forum so alles gelesen habe, ist es vielleicht ganz gut, dass mein Freund nicht unter der Sehnsucht leidet oder sie egal werden lassen kann.
Auf der anderen Seite werde ich von meiner Familie (Mutter, Schwester, Neffe) derart eindeutig und überschwänglich geliebt, dass mich diese vorsichtige Liebe durcheinanderwirft. Ich achte auf jedes Wort, das ich sage, damit es mir nicht als Klammern und Abhängigkeit ausgelegt wird. Ich will ihn nicht verlieren.
Es ist alles offen, alles immer nur Gegenwart, die Zukunft ein grosses Fragezeichen. Er ist so verdammt unabhängig. Er braucht niemanden. Er ist hochintelligent und sein autistisches Wesen hat etwas Poetisches. Es ist ein Wunder, dass er sich überhaupt mit mir eingelassen hat. Immerhin nannte er mich das einzig Feste in seinem Leben und den Menschen, dem er am meisten vertraut. Und er hat ja auch immer noch Interesse an mir. Ehrlich ist er, das muss ich ihm lassen, er hat mir von Anfang an gesagt, dass er keine Regeln will. Ich eigentlich auch nicht, ich will nur geliebt werden. Aber eben, gerade das macht ihm wohl Angst. Es ist fast so, als müsste ich Zugang zu einem autistischen Kind finden, das bereits erstaunliches Vertrauen zu mir gefasst hat, aber doch in seiner eigenen Welt haften bleibt. Ob er überhaupt beziehungsfähig ist? Ich bin die Erste für ihn und er auch für mich, wobei wir uns beide Zeit gelassen haben, also weit über 20 sind. Ich hatte bisher keine Beziehung, weil ich das Kind meiner Schwester aufziehen musste und so mein Leben verschob. Ich traf auch niemanden, bei dem ich sofort dieses Intimvertrauen hatte, wie ich es nun bei meinem Freund verspüre.
Die Beziehung ist ja noch sehr frisch und die Vorsicht meines Freundes verständlich. Doch weshalb leide ich so unter dieser Sehnsucht und Ungewissheit? Es ist, als würde ich mitten ins Meer schwimmen ohne Aussicht auf ein Ufer, alles so beängstigend offen und unverbindlich. Dabei liebe ich ihn doch schon längst. Ich versuche, ebenfalls unabhängig zu werden, mir meine eigene Welt aufzubauen, nicht derart grosse Sehnsucht nach ihm zu haben, ist sonst nicht meine Art, so sehnsüchtig zu sein, aber es hat mich voll erwischt und jetzt leide ich.
Estelle