Liebe Dudelidu,
was du schreibst kenne ich. Ich war genauso unrund was Bekanntschaften angeht. Wenn ein Mann mit mir nur flirtet, denke ich, er will mehr von mir. Ja, das liegt sehr stark in der Persönlichkeit verankert, da kommt man so schnell nicht heraus, wenn man nicht weiß, was mit einem nicht stimmt. Ich habe in den verg. Jahren sehr viel Fachbücher gelesen und bin irgendwann an den Punkt gekommen, wo ich verstanden habe, an was es liegt, dass ich gerne für mich unerreichbare Männer mir aussuche. Je mehr ich auf den Mann zugegangen bin, also den unerreichbaren, je mehr zog der sich von mir zurück. Da begann dann ein regelrechtes Tauziehen um die harte Nuss, die unerreichbare.
Der Mann, der an mir interessiert war, war wirklich total uninteressant für mich. Viel spannender und ausfüllender ist doch die Sehnsucht nach dem unerreichbaren Mann, je mehr man sich zu ihm hinneigt, desto mehr driftet dieser in die andere Richtung, weg von einem.
An was dieses Verhalten liegt, stand dann in dem letzten Buch, das ich gelesen hatte. Das Spiegel-Verhalten, wenn man sich ausgerechnet den falschen Mann aussucht und warum. Im Grunde genommen war ich gar nicht an dem unerreichbaren Mann interessiert, wenn er gesagt hätte, wir tun uns zusammen, wäre ich schreiend davon gerannt. Eben weil ich Angst davor hatte, mich fallen zu lassen. Innerlich.
Ich habe inzwischen gelernt, alleine mit mir selbst klar zu kommen. Die Angst vor der Zurückweisung ist verflogen, die Angst, alleine zu leben auch. Ich brauche keinen Mann um mich voll und ganz zu fühlen. Ich brauche auch keinen Mann, der mir meine Freizeit bunt macht. Wenn man mal an diesen Punkt kommt, wo man in sich ganz tief spürt, dass man sich selbst genug ist, braucht man keinen Halt mehr in Form einer Beziehung oder dieses Anlehnbedürfnis. Ich kann mich an mich selbst anlehnen und kann endlich mein Leben so genießen, dass es mich rundum ausfüllt und nährt.
Übrigens empfinde ich das in meiner Ehe auch so. Mein Mann ist viel geschäftlich unterwegs, frönt seinem Hobby und ich widme mich meinem Hobby und wir treffen uns dann in der Mitte, zum gemeinsamen Spaziergang oder nett Essen gehen etc. Wir sind in diesem Jahr 30 Jahre verheiratet und leben viel entspannter und harmonischer miteinander, seitdem ich aufgehört habe nach einem anderen besseren Mann zu suchen, Fakt ist, es gibt ihn nicht, den Traum-Mann, den Mann mit dem man keine Probleme hat oder Diskussionen um belanglose Themen. Jeder Mensch hat seine Macken und jeder Mensch ist nicht perfekt und jeder Mensch entwickelt sich im Laufe seines Lebens entweder so oder anders. Wozu hat man Angst, dass man alleine bleiben muss und keinen abkriegt, der einem die Welt rund macht ? Ist doch bei jedem irgendwas in der Kindheit schief gelaufen oder im Job oder in der Beziehung/Ehe und jeder hat Altlasten und/oder mit sich selbst Probleme. Warum hofft man dann auf einen Menschen, der einfach nur perfekt ist ? Den gibt's nicht, nicht mal im Traum. =)
Also Dudelidu, du brauchst keine Angst haben vor Zurückweisung. Wenn du dich selbst liebst, wird alles gut. Es ist schwer, sich selbst lieben zu können aber es ist die einfachste Sache der Welt, wenn man erstmal verstanden hat, wer man ist und wer man niemals sein kann. Das nennt man ein Individuum zu sein. Eine Persönlichkeit. Ein Original.
Alles Gute und lächel ruhig den ganzen Tag vor dich hin. So bekommst du keine Falten :]
starrily